Spiegel vom 21.01.02 - "Der künstliche Kindersegen"

Unsere Hauptkategorie. Hier wird über alles rund um den Kinderwunsch diskutiert. :-)
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Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo zusammen,

also erstmal Iris, solltest Du den Artikel noch nicht haben, dann scanne ich ihn "mal eben" und sende ihn Dir... Gib mir bitte ggf. kurz Info...

Ich hab den Artikel sehr aufmerksam gelesen und speziell beim Lesen der ersten Absätze kam auch mir die Galle hoch. Ich hab mich dennoch bis zum Ende durchgekämpft und auch ich bin geneigt, einen Leserbrief zu verfassen. Allerdings muß ich dazu ersteinmal die ganze Sache ein bisschen durchdenken. Hier einige (noch ungeordnete) Gedanken zu dem Artikel:

1. Zitiert werden Freimut Leidenberger (Gründer der ersten IVF-Praxis) und Michael Thaele (Vorsitzender des Bundesverbandes Reproduktionsmedizinischer Zentren Deutschland) mit dem Tenor "IVF ist heute Alltag" und man muß in Deutschland nicht mehr hinter vorgehaltener Hand über dieses vermeidliche Tabu-Thema reden. Hierbei wird eindeutig auf das steigende Alter der Erstgebärenden verwiesen. Leider bleibt in diesem Artikel - wie auch in allen anderen bisherigen Berichterstattungen - das gesamtgesellschaftliche Problem aussen vor. Immerhin wird hier - wenn auch nur ganz am Rande - die Überlegung angestellt, daß die durchschnittliche deutsche Frau ja heute quasi zum Beruf gezwungen wird, wenn ein durchschnittlicher Lebensstandard gehalten werden soll.

2. Reproduktionsmedizin ist ein heiss umkämpftes Gebiet - nur die grossen Überleben, viele Paare wandern ins Ausland ab. Auch hier versucht der Artikel - wenn auch nur wieder am Rande - die Gründe für ein Abwandern zu erwähnen: Die Erfolgschancen sind im Ausland (auch aufgrund der achso verteufelten PID) einfach höher als in Deutschland.

Und das führt unmittelbar zum Problem Nr. 3: Häufig geht die Psyche der Patientinnen aufgrund des Erfolgsdrucks der Praxen einfach unter. Auch aufgrund dieses Erfolgsdrucks werden - leider - in vielen Praxen drei Eizellen transferiert in der Hoffnung, das wenigstens eine übrig bleiben werde und nicht mit der Besorgnis, daß Drillinge ein ernstes gesundheitliches Problem darstellen.

In diesem kompletten Artikel (der uns immerhin mal als Patientinnen und nicht als Erzeugerinnen von Eizellen sieht) ergeben sich mir folgende Fragen (die der Artikel selbstverständlich nicht beantworten kann)

1. Haben wir nicht immernoch ein generelles gesellschaftliches Problem, wenn Frau heute quasi genötigt wird, sich zunächst einen vernünftigen Lebenstandard zu erarbeiten und dann erst ein Kind für sich und das Kind "befriedigt" großziehen zu können? Warum gibt es so wenig Kinderbetreuungsmöglichkeiten und wenn es sie gibt, sind sie fast unbezahlbar, was unmittelbar wieder zum Thema Berufstätigkeit führt.

2. Läuft in unserem Gesundheitswesen nicht etwas verkehrt, wenn die Erfolgsquoten einzig und allein an der Baby-take-home-rate festgemacht werden?

3. Warum versucht man nicht endlich, die leidige Diskussion der PID aus dem scheinheiligen Wirkungsbereich der Eugenik in ein neutrales Licht zu rücken und vorurteilsfrei aufzuklären und zu diskutieren? (Gedanke: Sind die Kirchen noch immer so mächtig?)

Eins fällt mir an dem Artikel allerdings auf: In erster Linie werden Frauen als "Schuldige" dargestellt, daß die Männer heute auch fast mit einer hohen Unfruchtbarkeitsrate zu fast 50 % an der Problematik der Repro-Medizin beteiligt sind, bleibt nahezu unerwähnt.

Tenor ist für mich: Der Artikel versucht in meinen Augen schon, die verschiedenen Themenbereiche/Problematiken herauszuarbeiten, daß mir dabei ein ums andere Mal der Tonfall nicht gefällt, ist etwas andere. Nichts desto trotz werden noch viele solcher Artikel geschrieben werden müssen, bis sowohl bei den Verantwortlichen in der Politik, als auch in der breiten Bevölkerung eine ungefähre Vorstellung über die Zusammenhänge beim Thema "Reproduktionsmedizin" herrschen wird.

Ui, das ist ja jetzt doch recht lang geworden. Mal sehen, vielleicht schaffe ich das, heute nachmittag daraus mal einen Leserbrief zu formulieren...

So long
Anke

Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Bevor ich mich an deinen Absatz mache *ggg* - schicke ihn mir bitte. Ich habe ihn noch nicht...

Melde mich später

Iris.Romeikat@Wolfsburg.de - wie gehabt *ggg*
Lieber Gruß
Iris





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Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Iris,

ist unterwegs - ich hoffe, das mail kommt an...

Liebe Grüße
Anke
Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Bin schon am Laden.. Danke dir.. Dann werde ich mal meiner Lieblingsbeschäftigung nachkommen.. Mal schauen, was da so drin steht...
Lieber Gruß
Iris





Kleine
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Beitrag von Kleine »

Hallo,

sehe ich ähnlich (wie Claudia?) - ich glaube, gerade wir sollten vorsichtig mit Vorverurteilungen sein. Die Storry aus England kenne ich nicht, aber es wird solche oder änhnliche Fälle schon geben.

Aus persönlicher Sicht: Ich würde viel dafür tun, um überhaupt ein eigenes KInd zu bekommen - wahrscheinlich würde ich noch viel mehr dafür machen/ertragen/aushalten, um ein bereits existierendes eigenes KInd zu retten. Ich kann mir vorstellen, dass diese Eltern bereits genug "Kritik" anhören lassen mussten. Geht es uns nicht auch so??

Ich habe schon so manche REaktionen auf die Künstliche Befruchtung erhalten - nicht alle sehr nett! ICh gerate dann schnell in eine Verteidigungshaltung. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich ähnlich kritisch reagieren, wenn ich nicht selbst in der Lage wäre.

Und deshalb: Der Spiegel-Artikel ist (zumindest im zweiten Teil) nicht ganz aus der Luft gegriffen. Besonders den Teil, wo es um die Mehrlingsreduktion ging hat, mich sehr nachdenklich gemacht. Bis gestern wollte ich bei unserer nächsten ICSI Behandlung unbedingt 3 Eizellen wiederbekommen. (und auch ich hätte mich anschließend im Fall einer Drillinsgeburt erst mit dem eigentliche Problem -vielleicht Behinderungen - auseinandergesetzt...

Vielleicht gibt es ein den Praxen zu wenig "psychologische Begleitung" ??

Eure Andrea-Magdalena

<font size=-1>[ Diese Nachricht wurde ge&auml;ndert von: Kleine am 2002-01-22 13:47 ]</font>
Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Habe den Artikel veröffentlichen - Danke Anke für die Mithilfe:

Den kompletten Artikel (bitte entschuldigt eventuelle Rechtschreibfehler) findet Ihr hier:

http://www.klein-putz.de/phpBB/viewtopi ... &forum=2&0

Liebe Grüße
Iris

Muss mir erstmal Gedanken machen, zwischendurch kam ganz gut die Wut hoch!
Manuela
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Beitrag von Manuela »

Hallo,

hab mir also auch den Spiegel mal gekauft und alles durchgelesen.

Ich bin ein wenig zwiespältig. Einerseits finde ich, dass sie auf jeden Fall total recht haben, die Sache mit dem Alter. Auch die Argumente des Her Kentenich, der da sagt, sie Chance den Paren zu helfen liegt auh in der Behandlung, damit umzugehen, wenn IVF nicht klappt und evtl. Altnerativmöglichkeiten zu überlegen.

Ich bin gerne hier im Forum, merke aber auch an mir selbst, so wie beschrieben, dass man förmlichnach positiven Nachrichten geiert und sich dann wieder sagt, na siehst Du, es klappt auch nach dem 5 6 oder 7. mal. Das ist die Ausnahme, über überhaupt ist es die Ausnahme schwanger zu werden mit IVF, das darf man nicht vergessen. Ich finde es schön, hier nette Leute zu treffen.
Der Bericht ist realistisch, so ist es, die Fertility Zentren boumen und es ist wie mit dem heiraten oder Kinder kriegen, man kann sehr viel Geld damit machen.
Wenn ein Arzt sagt hören sie auf, es hat keinen Sinn, dann suchen wir vrzweifelt nach anderen Ärzten die genau das sagen was wir hören wollen, nämlich, da gibt es Möglichkeiten, die können wir noch probieren. Ich wollte das auch hören, weiss aber, das ich meinen letzten Versuch im Sommer starten werde und mich dann von allem verabschiede und wieder mein bzw. unser Leben leben werde.

Wir haben auch jetzt viel Gemeinsamkeiten, die sind leider bei manchen auf der Strecke geblieben und genau das ist es was ich meine, wir machen uns damit kaputt, regelrechte Selbstzerstörung und Zerstörung der Beziehung, das dürfen wir nicht zulassen. Auch wenn kein Kind kommt, so lieben wir doch einander oder???

Naja, jedenfalls fan ich den Artikel sehr gut und auch durchaus nachvollziehbar. Bitte nehmt mir meine offene Art nicht übel
viele Grüße Manuela

Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Wollen wir denn nun einen Leserbrief schreiben oder nicht..

Also brennen tut es mir schon unter den Nägeln.. Aber irgendwie fehlt mir noch die zündende Idee... Vor allem glaube ich, ich würde zu emotional daran gehen.. :???:
Sanne
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Beitrag von Sanne »

wie gesagt glaube ich nicht, dass EIN leserbrief, den dann alle kopieren und abschicken, was bringt, sondern jedeR muss sich selber hinsetzen und seine/ihre eigenen gedanken formulieren. ein leserbrief ist doch keine nerv-aktion, wie im gesundheitsministerium, damit macht ihr es euch zu einfach :wink:

liebe grüsse von Sanne
Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Hallo Sanne,

ich meinte auch nicht einen gemeinschaftlichen Brief. Dass das nix bringt, ist schon klar. Aber wenn hier welche eingestellt werden, kann man sich vielleicht noch die eine oder andere Idee holen....

Liebe Grüße
Iris
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