Sind wir Kinderwünschis die Bösen?????

Alle Fragen und Probleme, die man doch lieber anonym diskutieren möchte.
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hi rebella,

danke! :knuddel: ha, du wirst die zicke in mir noch kennenlernen!!! *g* *g*
ja, den eindruck hatte ich auch, dass die interviews da eher eine ausrede sind, dass man halt mit jemandem betroffenen geredet hat. wobei das mit der pränataldiagnostik vielleicht was nicht geplantes war. aber eigentlich hätte sie nur ein bischen im internet surfen müssen und hätte sich dann auch ein paar ausdenken können. wer weiss, wie viele journalisten das in scheinbar "authentischen" berichten so machen.
missbraucht würde ich mich fühlen, wenn mein name drin stünde und das ganze mir persönlich zugeordnet werden könnte. es waren ja recht unverfängliche themen.

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

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atonne
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Beitrag von atonne »

Hallo, ihr Lieben,

auch wenn das wieder keiner liest, der es lesen sollte, aber auch die tolle Gesundheitsreform wird dazu führen, dass Eltern immer älter werden, denn ich z.B. hätte mir mit 25 gar keine ICSI unter den jetzigen Umständen leisten können, weil ich noch studiert habe. Unter 25 erst recht nicht, denn wer in dem Alter kann denn die Selbstzahlerkosten aufbringen? Erst wenn man beruflich und damit finanziell gut darsteht, ist das erschwinglich.

Das betrifft natürlich nur Paare, die Probleme beim SS-werden haben, aber das werden ja eher mehr als weniger.

Viele Grüße, Atonne

P.S. Ich bin zwar schon 35, wäre aber auch mit 20 oder 25 von meinem Mann nicht SS geworden.

TESE im Februar 2005 (D) und August 2009 (D) und PESA (TR) im Juli 2012 erfolgreich
-- 1. Praxis (D)
2 ICSIs April/Mai 2005 und Juli 2005, 1 Kryo Dezember 2005, TF von insgesamt 4 Embryos - NEGATIV
-- 2. Praxis (D)
4 ICSIs Juli 2006, März 2007, September 2007 und November 2007, TF von insgesamt 8 Embryos - NEGATIV
-- 3. Praxis (D)
3 ICSIs Oktober 2008, März 2009 und September 2009, 1 ICSI ohne TF Juli 2009, 1 Kryo ohne TF Juli 2009, TF von insgesamt 7 Embryos - 1x biochemische SS, sonst NEGATIV
-- 4. Praxis (Ö)
2 ICSIs April/Mai 2010 und November 2010, 1 ICSI ohne TF Februar 2011, 3 vor PU abgebrochene ICSIs März 2010, September 2010 und August 2011, TF von insgesamt 3 Embryos - 1x biochemische SS, sonst NEGATIV
-- 5. Praxis (D)
4 ICSIs Dezember 2011, Februar 2012, April/Mai 2012 und Juli 2013, 1 vor PU abgebrochene ICSI April 2012, TF von ingesamt 5 Embryo - 2x biochemische SS, sonst NEGATIV
-- 6. und letzte Praxis (TR)
- 2 ICSIs Juli 2012 und Mai 2013, 1 ICSI ohne TF Dezember 2012, 2 vor PU abgebrochene ICSIs November 2012 und April 2013, TF von insgesamt 4 Embryos - 1x biochemische SS, sonst NEGATIV


Wir stellen uns auf einen langen Atem ein...

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Mit dem besten Hund der Welt für immer im Herzen - Du hast uns in schweren Zeiten begleitet und fehlst uns auf Schritt und Tritt :cry:!
Finderin

Beitrag von Finderin »

Allenfalls 50% des Artikels finde ich akzeptabel.. der Rest ist unzulässig klischeehaft und vereinfacht, aber sicher keine besondere Ausnahme,
der übliche Mainstream..ohne besondere eigene Denke..
[...]
Was leistet die moderne Reproduktionsmedizin?
Zu den Techniken der ART zählen die intrauterine Insemination (IUI), die In-vitro-Fertilisation (IVF) und die
intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Deren Anzahl hat sich in Deutschland innerhalb von sechs
Jahren mehr als verdreifacht, 2003 wurden bereits über 100.000 IVF- bzw. ICSI-Behandlungszyklen (inkl. Kryotransfers) durchgeführt [14], was allerdings auch auf das Anfang 2004 in Kraft getretene Gesundheitsmodernisierungsgesetz und die damit verknüpften Einschränkungen
der Kassenleistungen zurückzuführen ist. Mit ca. 60.000 Zyklen im Jahr 2004 liegt aber immer noch eine Verdoppelung innerhalb von sieben Jahren vor [15]. Dabei wurde jede zehnte IVF-Behandlung ohne Vorliegen irgendeiner medizinischen Indikation bei Frau oder Mann vorgenommen.
Betrug die Zahl der behandelten Frauen im Jahr 1998 noch ca. 30.000, waren es fünf Jahre später
mehr als doppelt so viele [14], 2004 dann ca. 40.000 [15].
Entgegen diesen rasanten Trends ist die entscheidende Zahl der Reproduktionsmedizin, die Lebendgeburtenrate (oder „baby-take-home-rate“), über die Jahre gleich geblieben. Sie liegt pro initiiertem IVF- bzw. ICSIZyklus im Bundesdurchschnitt bei ca. 14 % [16] (Streubreite über die einzelnen ART-Zentren: ca. 8–20 %), da es in jedem 6. begonnenen Behandlungszyklus nicht zum Embryotransfer kommt [16]. Das bedeutet, daß nach drei abgeschlossenen Behandlungszyklen durchschnittlich ca. 60 % der Paare kinderlos bleiben (nach vier Zyklen ca. 50 %).
In der Allgemeinbevölkerung wird die Geburtenrate nach ART pro Zyklus im Schnitt dagegen
auf über 40 % geschätzt [17].
Worauf ist die Differenz zu den von vielen Fertilitätszentren genannten Schwangerschaftsraten von 20–25 %
pro Behandlungszyklus zurückzuführen?
In erster Linie sind dafür Fehlgeburtenraten von 20–25 % der Schwangerschaften
zu nennen [15].
[...]
Quelle: Tewes Wischmann : „Unerfüllter Kinderwunsch - Stereotype und Fakten“
J. Reproduktionsmed. Endokrinol., 2006; 3 (4), 220-225
( im Volltext auch die Quellenhinweise für die genannten Erfolgsraten in den eckige Klammern)

Volltext unter: http://www.kup.at/kup/pdf/6019.pdf

Felker-artikel: „
Will ich Kinder?" Während Frauen sich die Frage mit Anfang oder Mitte 20 noch längst nicht endgültig beantworten müssen, wird sie ab Mitte 30 immer drängender. Und immer häufiger entscheiden sich Paare erst in dieser Lebensphase für das Elterndasein.
Da hat sie zhalen-trendmäßig Recht siehe hier: http://www.bpb.de/wissen/8QIORZ,,0,Durc ... Ctter.html

Die Ursachen sind jedoch hier oft andere als die anklingenden Klischees im Artikel:

über lange Ausbildungszeiten, Lebenszeitverbrauch für berufliche Absicherung wird sich keiner streiten. Abi mit 20, Praktika, Bewerbungen Studium, Anstellungssuche,..oft weitere Praktika, befristete Jobs..oft noch erneute Partnersuche dann sind viele > 30 und hinzu kommt nicht selten, man muss den männlichen Partner fürs Kindbekommenwollen oft erst überzeugen oder draufbringen.
Und dass sich Männer im Lebenslauf viel häufiger gegen Kinder entscheiden, oder nicht genug Geld verdienen, "nicht genommen" werden,..mangels finanzieller Absicherungsfähigkeit . ( aktuelle Studie belegt das ) lässt sie weg..von wegen (einmütige) Paarentscheidung..

Jedoch ist dieser Felker_Satz fast völliger Nonsens:
Noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts wäre eine solche Entscheidung für eine Frau undenkbar gewesen. Kinder waren unerlässlich für die Alterssicherung. Ohne existierende Rentenversicherung konnte der Lebensabend meist nur durch die Unterstützung der erwachsenen Kinder finanziert werden. Je mehr Nachwuchs ein Elternpaar hatte, desto größer war die Chance, im Alter gut versorgt zu sein.
Was für eine Entscheidung ?
Es gab weder Wissen noch die Möglichkeit zu sicherer Verhütung, Planung..wer kein Kind wollte, konnte verzweifelt zur Engelmacherin (Lebensgefahr/ Strafgefahr) gehen.

Frauen starben an Kindbettfieber, Erschöpfung, es gab sehr hohe Kindersterblichkeit, daher auch sehr viele Familien mit Stiefgeschwistern, Stiefmüttern, Stiefeltern..und natürlich auch damals gab es schon alte Väter, weil das eben schon immer biologisch ging.Wie alt war denn Faust der schon alles studiert hatte und sein ärmstes Gretchen ? :)

Man zeugte sicher nicht bewusst für die Alterssicherung anstatt Rente,.und in diesen unsicheren Zeiten mit hoher Kindersterblichkeit, Infektionskrankheiten..Industrialisierung, Landflucht, viele wanderten auch damals aus, es gab Kriege, ist das kein sehr überzeugendes Argument..

Man durfte nicht mal einfach so heiraten ( Katholik-Protestant, gesellschaftlich unpassende Paarungen..) man musste etwas (finanziell, Mitgift, gutes Einkommen, Beruf, Anstellung vorweisen..usw. So konnte ein Knecht, Hilfsarbeiter auch lebenslang kinderloser Tagelöhner bleiben, oft erbte auch nur der 1. Sohn, der zur Absicherung wichtig war, die anderen hatten Pech..Mädchen durften ja oft nur kurz zur Schule, oder es war nur Geld für die Ausbildung eines Sohnes da..Schulgeld, Unigebühren...mein Opa ( * 1910) musste als junger Mann kilometerweit ( bei jedem Wetter !) mit dem Fahrrad ( war auch Luxus)zur etwas besseren Berufsausbildung fahren, seine Schwestern brauchten erst gar keine besondere weiterführende Schulbildung,da zu teuer.... wie viele Frauen blieben wegen Krieg kinderlos, viele Männer kehrten nie mehr Heim aus den Kriegen..Wirtschaftkrisen..alles viel zu simpel Fr. Felker !

Hier klingt etwas anderes an, es soll auch bei Fr. Felker ein demographischer Moralismus durch die Hintertür verbreitet werden, abgesichert mit einem kitschigen Scheinbezug auf die guten alten Zeiten, Lebensregelprinzipien ..unter Bezugnahme auf die wunderbaren alten Großfamilien, schöner Mythos..wie alt wurden die Leute durchschnittlich früher ?

Genau dies hat diesen Pfarrer hier elektrisiert und er proklamiert im Leserbrief dann seine lächerlichen göttlich-natürlich-biologischen Regeln die sehr hype sind momentan,
anhand derer man die ganzen "unmoralischen“ gesellschaftlichen Fortschritte, auch der für Frauen welche doch aber unseren gesellschaftlichen Untergang ( z.B am Donner-Schirrmacher-Pass) bedeuten,.. attackieren kann.
der arme kinderlose alleinstehende Antoine am Donnerpaß hat ja dafür seine Hand ins Feuer gelegt
die verzweifelten Familien hatten ihn dann leider zum Fressen gern..und liessen es eben geschehen..da half das Überlebenspronzip "Kinder sorgen für die Alten" sicher nicht..


Dieser (hämische) Moralismus wird von Leuten wie Sinn, Birg, Borchert und anderen kirchlichen Sozialethikern verbreitet, neuerdings auch noch auf Gefühls-bis Dummie-level von der Sozial-Lifestyle-Filosofin Frau Herman..

Disee Botschaft findet sich heute überall:
Kinderlosigkeit ist fast immer egoistisch ( der Neid-Spruch mit den egoistischen, weltreisenden, nur das Leben geniessenden Yuppiepärchen kommt dabei immer vor )

Bei Nell-Breuning-Schüler, dem christlichen Sozialethiker Borchert sind Kinderlose durchweg parasitär,
der Demograph und Meinungsführer Birg fordert in seinem Buch-Pamphlet sogar eine sittliche Ächtung Kinderloser wegen Rente, Aussterben der Deutschen usw..bezieht sich dabei auf Jonas „ Prinzip Hoffnung“, jeder sei zur Fortpflanzung verpflichtet

Wirtschaftsvordenker Sinn lässt die Moral lieber mal weg und plädiert nüchtern rechentechnisch ganz einfach für Ausschluß Kinderloser aus den Rentenversicherungssystemen..wegen seiner Gerechtigkeit.

Christine Grefe schreibt schon 2004 ( Nr.20) in der Zeit:
Zunehmend werden Kinderlose in Talk-Shows und Kommentaren als Asoziale dargestellt, die »weder ihr Geld noch ihre Zeit und Kraft mit anderen teilen«; die der Gesellschaft, wie der Buchautor Herwig Birg allen Ernstes schreibt, lebenslang beweisen müssen, dass ihr Handeln »dennoch mit den Geboten der Sittlichkeit übereinstimmt«.
Aufgrund dieser totalitären Vereinnahmungsmoral über die Fortpflanzungspflicht liest man schon dies gegenüber Herwirg Birg von Albrecht Müller ( Faz-Debatte, Demographie)
" Wenn ich heute einen Verein gründen wollte, dann als kinderreicher Vater den „Verein der Kinderlosen“, um richtig aufzuräumen mit denen, die unentwegt über Kinderlose herfallen."
Quelle: http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE6496 ... ntent.html

mein Lieblingskommentar dazu aus dem Blog der Freunde der offenen Gesellschaft ( Liberal)

Nur durch umgehende Wiedereinführung des Mutterkreuzes lässt sich die heinsohnsche Finis Germaniae vielleicht noch vermeiden.

Heinsohn ist ein Historiker der sich über das Überhandnehmen einer Kriegslust gesellschaftlich überzähliger junger Männer ohne LebensPerspektive ewige historische Regel sieht..

und gleichzeitig sind wir ja alle vorm Aussterben bedroht..Finis Germanie.. :)
Finderin

Beitrag von Finderin »

Hier meine Kürzere Antwortversuch,

was Fr. Felker aussagen will.

Kinderwünschis sind nicht die Bösen,

sondern sie sind einerseits bemitleidenswerte bis unterstützungswürdige Opfer gesellschaftlicher Entwicklungen
aber ebenso oft Opfer eigener hedonistischer ( erst mal Spass haben )Überzeugungen, die aber falsch sind, wie man an dann an deren ungewollten Kiwu-Schicksal ablesbar ist.

Dies hat dann traurige aber auch durch Unwissen ( Alter macht unfruchtbar) selbstverursachte Folgen für die Kiwünschis selbst sowie für unser Gesellschaftsystem, zu wenige Junge sorgen für viele langlebige Alte.

Wer zu spät Kinder zeugen will, den bestraft ( nicht selten) das Leben
und folgt leider nicht dem " früheren" Gesellschaftsvertragsprinzip zwischen den Generationen(Alt und Jung..)

Es ist also hier gar kein Plädoyer für IVF wie der Pfarrer meint , sondern für gesellschaftliche und eigene Vernunft und Verantwortung.
Das Mitleid mit den Kiwünschis, der oft erfolglosen IVF,.. ist hier nur ein weiteres Unterpfand für die Notwendigkeit für ein Umzudenken in unseren Gesellschaft.

Ich sehe jedoch die eigene Fortpflanzung sowie das eigene Schicksal lieber getrennt von gesellschaftlichen Forderung, wie die Mehrzahl aller Menschen, vermute ich.

Es ist sehr wichtig über das zunehmende Altersrisiko frü weibl. Unfruchtbarkeit ab >30 > 35 aufzuklären - aber bitte separat !
Finderin

Beitrag von Finderin »

noch 2 Belege, Quellen zur Untermauerung meinen Behauptungen:

Mythos Großfamilie : http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Ffamilie

der renommierte Wissenschaftautor Jared Diamond zum Überlebensprinzip der Familien am Donnerpass und zu Antoines Schicksal ( wie Schirrmacher bezieht er sich dabei auf die Forschung seinen Freund Grayson) im Jahr 1992, lang vor Schirrmacher:

https://discover.com/issues/mar-92/feat ... roughthe4/
Such opportunities soon arose. On Christmas Eve, as a 23-year-old man named Antoine, a bachelor, slept in a heavy stupor, he stretched out his arm such that his hand fell into the fire. A companion pulled it out at once. When it fell in a second time, however, no one intervened--they simply let it burn. Antoine died, then Franklin Graves, then Patrick Dolan, then Lemuel Murphy. The others cut off and roasted flesh from the corpses, restrained only by the rule that no one would partake of his or her own relative’s body. When the corpses were consumed, the survivors began eating old shoes.
bisher hat kein einziger Journalist Interesse, dies Schirrmacher zu entgegnen..Kannibalismus aus purer Verzweiflung ist sicher kein ewiges Lebensprinzip sondern tragisch und grausam !

auf so was bauen dann unsere so intellektuellen oder christlichen.. Lebensprinzipien-Vordenker..

Grusel :x :o :help:
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo gast,
von wegen (einmütige) Paarentscheidung..
da tust du frau felker m.a. unrecht, denn sie berichtet doch lediglich über einen einzelfall (vielleicht weiss ich am besten, wie einmütig in unserem fall die paarentscheidung war :P :P :P ). es handelt sich um keine wissenschaftliche abhandlung, die flächendeckend sämtliche ursachen für gewollte oder ungewollte kinderlosigkeit aufdecken will.

Jedoch ist dieser Felker_Satz fast völliger Nonsens:
Zitat:
Noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts wäre eine solche Entscheidung für eine Frau undenkbar gewesen. Kinder waren unerlässlich für die Alterssicherung. Ohne existierende Rentenversicherung konnte der Lebensabend meist nur durch die Unterstützung der erwachsenen Kinder finanziert werden. Je mehr Nachwuchs ein Elternpaar hatte, desto größer war die Chance, im Alter gut versorgt zu sein.


Was für eine Entscheidung ?
Es gab weder Wissen noch die Möglichkeit zu sicherer Verhütung, Planung..wer kein Kind wollte, konnte verzweifelt zur Engelmacherin (Lebensgefahr/ Strafgefahr) gehen.
ich denke wohl, dass sie mit dieser aussage recht hat. du hast insofern recht, dass es sehr schwer war, sich aktiv GEGEN ein kind zu entscheiden. dennoch hatten kinderlose früher sicher zu allen uns bekannten anderen problemen (sofern sie ungewollt kinderlos waren) noch zusätzlich das problem der altersversorgung. was sie heute - zumindest bei uns - nicht mehr haben.

die stigmatisierung gewollt kinderloser finde ich allerdings auch ziemlich erschreckend - und am erschreckendsten fand ich, dass dergleichen mir oft von ELTERN vorgetragen wurde. ich mag das herumpsychologisieren ja nicht, aber da drängt sich mir doch die frage auf, wie glücklich solche leute mit ihrem nachwuchs wohl sind. :o arme kinder?
jedenfalls könnte ich keiner gewollt kinderlosen person einen solchen hass entgegenbringen, denke mittlerweile ehr, dass sie (in meinen subjektiven augen) was verpassen.

gruß

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

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Finderin

Beitrag von Finderin »

Einzelfallerwähnung war das schon, aber laut Fr. Felker verallgemeinerbar, da klischee-typisch und somit als repräsentativ dargelegt:
Und immer häufiger entscheiden sich Paare erst in dieser Lebensphase für das Elterndasein.
Doch heute, mit Mitte 40, sind die beiden Berliner glückliche Eltern eines zweijährigen Sohnes. Sie gehören zu der wachsenden Gruppe der späten Eltern.

Zur historischen Realität alter Menschen und angeblich typischer kinderreicher Großfamilien hier schön beschrieben mehr dazu ansonsten unter "soziale Frage" damals haben die Kirchen den gleichen Müll erzählt darüber was alles gottgewollt sei, für die Menschen..
Altenversorgung im gesellschaftlichen Wandel

Die gegenwärtige gesellschaftliche Situation alter Menschen ist das Ergebnis einer langen historischen Entwicklung. Seit dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein war Alter gleichbedeutend mit Armut. Es gab relativ wenige alte und sehr alte Menschen. Die Versorgung in der Großfamilie war nur für eine bestimmte Gruppe dieser alten Menschen gewährleistet, da viele ihre Angehörigen durch Krankheit oder Tod verloren hatten.
Als Reaktion auf das Elend vieler alter Menschen, bildeten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts karitative Organisationen. Die Gründung der Wohlfahrtsverbände und der Aufbau der Sozialversicherungen ab 1883..
Quelle: http://www.geroweb.de/krankenpflege/ges ... flege.html

siehe auch hier ..http://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Frage
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Veronique
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Beitrag von Veronique »

Hi Mondschaf -

echt mutig, dass du zur journalistischen Berichterstattung beigetragen hast *ggggg*- schade, dass so einiges verzerrt wurde.
Aber die Qualität des Regional-Journalismus, der vielen kleinen "Blättchen" ist leider nicht immer sehr berauschend - richtig erhellende Beiträge findet man eher in überregionalen Medien....

Finderin, die Diskussionen um die ungünstige demographische Entwicklung und die "gewollte Kinderlosigkeit" kommen für die "Ungewollten" furchtbar schlecht, weil sie letzteren wie blanker Hohn erscheinen. Die Untergruppe der "Ungewollten" - wie auch immer sich diese Ungewolltheit ergeben hat - findet bei den Diskussionen immer noch viel zu wenig Beachtung, leider.
Ich finde, gesellschaftliche Entwicklungen hin oder her, in letzter Instanz ist man immer noch selber verantwortlich für viele Elemente seines Lebens. Man kann natürlich eine Opfer-Haltung einnehmen ("die Gesellschaft wollte es nicht anders: ich habe die fruchtbarsten Jahre meines Lebens damit verbraten, für meine Ausbildung zu sorgen, zu arbeiten, den idealen Erzeuger / die ideale Paarkonstellation zu suchen, um ein Kind zu zeugen" etc.pp) - aber sie bringt einen auch nicht gerade weiter, um den Schmerz der womöglich endgültigen Kinderlosigkeit zu verarbeiten...

GGLG Vero
LOUIS ARTHUR ist da! *14.05.04

Bild
Finderin

Beitrag von Finderin »

Hi Veronique,

diese Opferhaltungskulutr , die so sehr unserem Zeiteist entspricht, lehne ich völlig ab.
Egal ob man sich selbst zum Opfer erklärt ( alles auf die Umstände, die anderen.. schiebt) oder von irgendwelchen Leuten gegen seinen Willen dazu gemacht werden soll ( Kirchen, Eva Herman, Frauen als Opfer des Feminismus haha..)

Stichwort Viktimisierung !

Ich schreibe entsprechend, dass ich (meine)individuelle Entscheidungen und (mein) individuelles Schicksal lieber getrennt sehe.

Wer sich selbst als ohnmächtiger Spielball definiert, hat damit ebenso seine Freiheits und Selbstbestimmungsrechte verspielt.

Es ging hier ja um die typischen Biographien und Beweggründe bei der Familienplanung / Nichtplanung welche Fr. Felker sehr klischeehaft verkürzte,..woraus hier sicher keine Opferhaltung von mir abgeleitet werden sollte, allenfalls gesellschaftliche Phänomene der letzten Jahrzehnte.

Aufklärung über die Biologie ist aber schon sehr wichtig um wirklich teilweise die Möglichkeit zu haben, freier über seinen Kiwu entscheiden zu können, jenseits von Schicksal oder Zufall..dem jeder immer ausgesetzt ist.

Den Schmerz über eine ungewollte vorübergehende oder endgültige Kinderlosigkeit muss sicher jeder für sich allein verarbeiten, sich dabei zu sehr von irgendwelchen öffentlichen Ansichten beeinflussen zu lassen sehe ich als völligen Irrweg !

Mich stört nur sehr dieser, wie ich das nenne, dieser neue " demographische Moralismus" der als Fortpflanzungverpflichtungen zunehmend in der Öffentlichkeit moralisch-totalitär daherkommt.

Hinzu gesellen sich die Kirchen und Repromedkritiker, die das Thema zusätzlich ausbeuten für ihre fragwürdigen natürlich-göttlichen Lebensprinzipdogmen, als vermeintlichen Beweis gesellschaftlicher Fehlentwicklungen,
Leitprinzip ist immer the worst case, der Dammbruch usw..der Untergang.
Die ach so besorgten Mahner sind aber doch eigentlich wie mittelalterliche an-den-Pranger-Steller diesich politisch aufspielen und nicht etwa werturteilen sondern nur aburteilen.

Ich beobachte jedoch weiter interessiert diese Bioethikdebatte, morgen Vormittag werden sich Parteien im Bundestag ( live bei Phoenix) darüber streiten, wer ethisch beraten darf.
Die alten Bundestags Berater waren kirchlich-konservative Lebenschützer und sehr viele Reprokult-Mitglieder-Damen.

Ich sehe ich mich selbst nicht als Opfer dieser einseitigen Entscheidercliquen , aber ich verurteile die m.E nach unangemessene Beschneidung der reproduktiven Rechte, die auch zur Beschneidung der Chancen vieler Kiwu-Paare führt, was man aber selten genau individuell bestimmen kann.
Der Rückgang der Geburtenraten, die Zunahme des IVF-Tourismus ist eindeutig !
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