Allenfalls 50% des Artikels finde ich akzeptabel.. der Rest ist unzulässig klischeehaft und vereinfacht, aber sicher keine besondere Ausnahme,
der übliche Mainstream..ohne besondere eigene Denke..
[...]
Was leistet die moderne Reproduktionsmedizin?
Zu den Techniken der ART zählen die intrauterine Insemination (IUI), die In-vitro-Fertilisation (IVF) und die
intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Deren Anzahl hat sich in Deutschland innerhalb von sechs
Jahren mehr als verdreifacht, 2003 wurden bereits über 100.000 IVF- bzw. ICSI-Behandlungszyklen (inkl. Kryotransfers) durchgeführt [14], was allerdings auch auf das Anfang 2004 in Kraft getretene Gesundheitsmodernisierungsgesetz und die damit verknüpften Einschränkungen
der Kassenleistungen zurückzuführen ist. Mit ca. 60.000 Zyklen im Jahr 2004 liegt aber immer noch eine Verdoppelung innerhalb von sieben Jahren vor [15]. Dabei wurde jede zehnte IVF-Behandlung ohne Vorliegen irgendeiner medizinischen Indikation bei Frau oder Mann vorgenommen.
Betrug die Zahl der behandelten Frauen im Jahr 1998 noch ca. 30.000, waren es fünf Jahre später
mehr als doppelt so viele [14], 2004 dann ca. 40.000 [15].
Entgegen diesen rasanten Trends ist die entscheidende Zahl der Reproduktionsmedizin, die Lebendgeburtenrate (oder „baby-take-home-rate“), über die Jahre gleich geblieben. Sie liegt pro initiiertem IVF- bzw. ICSIZyklus im Bundesdurchschnitt bei ca. 14 % [16] (Streubreite über die einzelnen ART-Zentren: ca. 8–20 %), da es in jedem 6. begonnenen Behandlungszyklus nicht zum Embryotransfer kommt [16]. Das bedeutet, daß nach drei abgeschlossenen Behandlungszyklen durchschnittlich ca. 60 % der Paare kinderlos bleiben (nach vier Zyklen ca. 50 %).
In der Allgemeinbevölkerung wird die Geburtenrate nach ART pro Zyklus im Schnitt dagegen
auf über 40 % geschätzt [17].
Worauf ist die Differenz zu den von vielen Fertilitätszentren genannten Schwangerschaftsraten von 20–25 %
pro Behandlungszyklus zurückzuführen?
In erster Linie sind dafür Fehlgeburtenraten von 20–25 % der Schwangerschaften
zu nennen [15].
[...]
Quelle: Tewes Wischmann : „Unerfüllter Kinderwunsch - Stereotype und Fakten“
J. Reproduktionsmed. Endokrinol., 2006; 3 (4), 220-225
( im Volltext auch die Quellenhinweise für die genannten Erfolgsraten in den eckige Klammern)
Volltext unter:
http://www.kup.at/kup/pdf/6019.pdf
Felker-artikel: „
Will ich Kinder?" Während Frauen sich die Frage mit Anfang oder Mitte 20 noch längst nicht endgültig beantworten müssen, wird sie ab Mitte 30 immer drängender. Und immer häufiger entscheiden sich Paare erst in dieser Lebensphase für das Elterndasein.
Da hat sie zhalen-trendmäßig Recht siehe hier:
http://www.bpb.de/wissen/8QIORZ,,0,Durc ... Ctter.html
Die Ursachen sind jedoch hier oft andere als die anklingenden Klischees im Artikel:
über lange Ausbildungszeiten, Lebenszeitverbrauch für berufliche Absicherung wird sich keiner streiten. Abi mit 20, Praktika, Bewerbungen Studium, Anstellungssuche,..oft weitere Praktika, befristete Jobs..oft noch erneute Partnersuche dann sind viele > 30 und hinzu kommt nicht selten, man muss den männlichen Partner fürs Kindbekommenwollen oft erst überzeugen oder draufbringen.
Und dass sich Männer im Lebenslauf viel häufiger gegen Kinder entscheiden, oder nicht genug Geld verdienen, "nicht genommen" werden,..mangels finanzieller Absicherungsfähigkeit . ( aktuelle Studie belegt das ) lässt sie weg..von wegen (einmütige) Paarentscheidung..
Jedoch ist dieser Felker_Satz fast völliger Nonsens:
Noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts wäre eine solche Entscheidung für eine Frau undenkbar gewesen. Kinder waren unerlässlich für die Alterssicherung. Ohne existierende Rentenversicherung konnte der Lebensabend meist nur durch die Unterstützung der erwachsenen Kinder finanziert werden. Je mehr Nachwuchs ein Elternpaar hatte, desto größer war die Chance, im Alter gut versorgt zu sein.
Was für eine Entscheidung ?
Es gab weder Wissen noch die Möglichkeit zu sicherer Verhütung, Planung..wer kein Kind wollte, konnte verzweifelt zur Engelmacherin (Lebensgefahr/ Strafgefahr) gehen.
Frauen starben an Kindbettfieber, Erschöpfung, es gab sehr hohe Kindersterblichkeit, daher auch sehr viele Familien mit Stiefgeschwistern, Stiefmüttern, Stiefeltern..und natürlich auch damals gab es schon alte Väter, weil das eben schon immer biologisch ging.Wie alt war denn Faust der schon alles studiert hatte und sein ärmstes Gretchen ?
Man zeugte sicher nicht bewusst für die Alterssicherung anstatt Rente,.und in diesen unsicheren Zeiten mit hoher Kindersterblichkeit, Infektionskrankheiten..Industrialisierung, Landflucht, viele wanderten auch damals aus, es gab Kriege, ist das kein sehr überzeugendes Argument..
Man durfte nicht mal einfach so heiraten ( Katholik-Protestant, gesellschaftlich unpassende Paarungen..) man musste etwas (finanziell, Mitgift, gutes Einkommen, Beruf, Anstellung vorweisen..usw. So konnte ein Knecht, Hilfsarbeiter auch lebenslang kinderloser Tagelöhner bleiben, oft erbte auch nur der 1. Sohn, der zur Absicherung wichtig war, die anderen hatten Pech..Mädchen durften ja oft nur kurz zur Schule, oder es war nur Geld für die Ausbildung eines Sohnes da..Schulgeld, Unigebühren...mein Opa ( * 1910) musste als junger Mann kilometerweit ( bei jedem Wetter !) mit dem Fahrrad ( war auch Luxus)zur etwas besseren Berufsausbildung fahren, seine Schwestern brauchten erst gar keine besondere weiterführende Schulbildung,da zu teuer.... wie viele Frauen blieben wegen Krieg kinderlos, viele Männer kehrten nie mehr Heim aus den Kriegen..Wirtschaftkrisen..alles viel zu simpel Fr. Felker !
Hier klingt etwas anderes an, es soll auch bei Fr. Felker ein
demographischer Moralismus durch die Hintertür verbreitet werden, abgesichert mit einem kitschigen Scheinbezug auf die guten alten Zeiten, Lebensregelprinzipien ..unter Bezugnahme auf die wunderbaren alten Großfamilien, schöner Mythos..wie alt wurden die Leute durchschnittlich früher ?
Genau dies hat diesen Pfarrer hier elektrisiert und er proklamiert im Leserbrief dann seine lächerlichen göttlich-natürlich-biologischen Regeln die sehr hype sind momentan,
anhand derer man die ganzen "unmoralischen“ gesellschaftlichen Fortschritte, auch der für Frauen welche doch aber unseren gesellschaftlichen Untergang ( z.B am Donner-Schirrmacher-Pass) bedeuten,.. attackieren kann.
der arme kinderlose alleinstehende Antoine am Donnerpaß hat ja dafür seine Hand ins Feuer gelegt
die verzweifelten Familien hatten ihn dann leider
zum Fressen gern..und liessen es eben geschehen..da half das Überlebenspronzip "Kinder sorgen für die Alten" sicher nicht..
Dieser (hämische) Moralismus wird von Leuten wie Sinn, Birg, Borchert und anderen kirchlichen Sozialethikern verbreitet, neuerdings auch noch auf Gefühls-bis Dummie-level von der Sozial-Lifestyle-Filosofin Frau Herman..
Disee Botschaft findet sich heute überall:
Kinderlosigkeit ist fast immer egoistisch ( der Neid-Spruch mit den egoistischen, weltreisenden, nur das Leben geniessenden Yuppiepärchen kommt dabei immer vor )
Bei Nell-Breuning-Schüler, dem christlichen Sozialethiker Borchert sind Kinderlose durchweg parasitär,
der Demograph und Meinungsführer Birg fordert in seinem Buch-Pamphlet sogar eine sittliche Ächtung Kinderloser wegen Rente, Aussterben der Deutschen usw..bezieht sich dabei auf Jonas „ Prinzip Hoffnung“, jeder sei zur Fortpflanzung verpflichtet
Wirtschaftsvordenker Sinn lässt die Moral lieber mal weg und plädiert nüchtern rechentechnisch ganz einfach für Ausschluß Kinderloser aus den Rentenversicherungssystemen..wegen seiner Gerechtigkeit.
Christine Grefe schreibt schon 2004 ( Nr.20) in der Zeit:
Zunehmend werden Kinderlose in Talk-Shows und Kommentaren als Asoziale dargestellt, die »weder ihr Geld noch ihre Zeit und Kraft mit anderen teilen«; die der Gesellschaft, wie der Buchautor Herwig Birg allen Ernstes schreibt, lebenslang beweisen müssen, dass ihr Handeln »dennoch mit den Geboten der Sittlichkeit übereinstimmt«.
Aufgrund dieser totalitären Vereinnahmungsmoral über die Fortpflanzungspflicht liest man schon dies gegenüber Herwirg Birg von Albrecht Müller ( Faz-Debatte, Demographie)
"
Wenn ich heute einen Verein gründen wollte, dann als kinderreicher Vater den „Verein der Kinderlosen“, um richtig aufzuräumen mit denen, die unentwegt über Kinderlose herfallen."
Quelle:
http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE6496 ... ntent.html
mein Lieblingskommentar dazu aus dem Blog der Freunde der offenen Gesellschaft ( Liberal)
Nur durch umgehende Wiedereinführung des Mutterkreuzes lässt sich die heinsohnsche Finis Germaniae vielleicht noch vermeiden.
Heinsohn ist ein Historiker der sich über das Überhandnehmen einer Kriegslust gesellschaftlich überzähliger junger Männer ohne LebensPerspektive ewige historische Regel sieht..
und gleichzeitig sind wir ja alle vorm Aussterben bedroht..Finis Germanie..
