Freie Wahl oder gesellschaftlicher Druck?

Unsere Hauptkategorie. Hier wird über alles rund um den Kinderwunsch diskutiert. :-)
Antworten

Habt ihr euch aus wirklich freien Stücken - ohne Druck von außen - für Familiengründung mittels Reproduktionsmedizin entschieden?

1. Ja, wirklich frei.
215
94%
2. Nur bedingt frei.
3
1%
3. Ich weiß es nicht.
2
1%
4. Wir haben uns leicht unter Druck gesetzt gefühlt.
1
0%
5. Wir haben uns deutlich unter Druck gesetzt gefühlt.
7
3%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 228

rebella67
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Beitrag von rebella67 »

SternchenMama hat geschrieben:Was ich sagen wollte: Für Paare früher wie heute ist es gleich schlimm, keine Kinder zu haben, wenn sie welche wollen. Aber heute kommen eben andere Aspekte dazu, die von der Umwelt kommen: Heute kann doch jeder Kinder kriegen und wenn nicht, dann hast du dich nicht ordentlich bemüht und bist selbst Schuld. Also entsteht Druck. Entweder du kannst dem standhalten, weil du genug Selbstbewusstsein hast und sagen kannst "Ich bin eben nicht Schuld" oder du gehst den Weg weiter und beugst dich diesem Druck. Da glaube ich, dass es das Umfeld heutzutage eben aufgrund des medizinischen Forschungsstands schwerer macht als früher. Oder eben auf andere Weise?
Liebe SternchenMama,

dann lass dich erstmal in den Arm nehmen. Ich hoffe, ihr könnt bald einigermaßen mit dieser Situation umgehen.

Genau das, was du oben schreibst, habe ich ja eingangs - mit anderen Worten - zitiert. Ist es euch also so gegangen, ja? Haben sie zu euch gesagt, bemüht euch mal richtig drum, ihr seid ja sonst selber schuld? Oder kam das eher indirekt? - Und jetzt nach der Fehlgeburt - hättet ihr euch ohne eventuelle Anmerkungen aus dem Umfeld, dass ihr es doch noch mal versuchen könnt, leichter für den Abschied entscheiden können? Wie hat sich das geäußert?

Sorry, wenn ich zu persönlich frage. Verletzen will ich natürlich nicht. Mich interessiert das nur, wie sich das konkret äußert. Weil ich mir das so schwer vorstellen kann.
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebes Katharinchen,

schön, dass du noch zwei weitere Gründe für Druck nennst:

(1) den gesellschaftlichen Druck, Kinder zu einem bestimmten Zeitpunkt und in begrenzter Anzahl zu bekommen

(2) die Möglichkeit der wirksamen Verhütung seit den 60-er Jahren
Liebe Grüße, Rebella
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Macchiata
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Beitrag von Macchiata »

Hmm, ich weiss nicht, ob Folgendes zum Thema passt:

also wir haben uns gegen künstliche Befruchtung entschieden und wollten relativ schnell adoptieren. Das Jugendamt aber legte uns nahe, doch zunächst alle medizinischen Möglichkeiten auszuschöpfen :o

Zum Glück konnten wir die Sachbearbeiter überzeugen, dass das nicht unser Weg war.....Wir haben uns diesem "Druck" nicht gebeugt, aber eigentlich ist es Bedingung, dass zunächst medizinisch alles probiert werden sollte, bevor das JA dann davon ausgehen kann, dass man ernsthaft adoptieren möchte.




Ich habe beruflich viel mit älteren Menschen zu tun, und es sind natürlich einige dabei, die kinderlos geblieben waren, weil es eben noch keine medizinische Hilfe gab früher.

Was ich feststelle ist, dass diese eigentlich gut damit klarkommen, kinderlos zu sein. Vielleicht, weil es a) früher eben keine Möglichkeiten gab, nachzuhelfen und/ oder b) die Zeiten des KiWu-es schon Jahrzente zurückliegen...
Viele liebe Grüsse von Macc!!!


.....und der Kaffeefamilie:

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Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Macchiata,

hast du mit den älteren kinderlosen Menschen darüber gesprochen, wie sie damals damit klar gekommen sind und wie sie heute damit klar kommen? Waren die Gespräche tiefgründiger? Ich meine, man lässt ja nicht sofort jemanden von außen in das tiefste Innere blicken. Da sagt man dann eben so, jaja, ist schon gut so. Und dann entsteht dieser flüchtige Eindruck. Mich würden mal Studien dazu interessieren. ...

Zum Thema Jugendamt: Kann es sein, dass das Jugendamt mit dieser Voraussetzung einfach nur sicher gehen will, dass das genetisch eigene Kind nicht mehr so eine große Rolle spielt? Dass es denen also nicht unbedingt darum geht, Leute in die Reproduktionsmedizin zu drängen? Oder dass sie damit ihre eigene Situation etwas entschärfen wollen, weil sie ja nur für 13 potentielle Eltern ein Kind haben? - Ist aber in jedem Fall ein interessantes Stichwort. Wer sich mit der Frage noch näher beschäftigen will, sollte mal die Jugendämter interviewen. :-)
Liebe Grüße, Rebella
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SternchenMama
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Beitrag von SternchenMama »

So, da will ich doch nochmal antworten :-)

Ich habe mich bei Macchiata wiedergefunden. Wir haben uns vor über einem Jahr - nach der 3. FG - schon für die Adoption beworben. Absichtlich nicht beim JA, sondern einer freien Stelle, weil sie toleranter sein sollen. Da wurde uns auch gesagt, wir sollen es erstmal noch selbst versuchen. Und JA, mir hat das Druck gemacht!!! Damals wusste ich noch nicht, dass unser JA offener ist und dachte, das war's dann. Ne Alternative gibt's auch nicht, also MÜSSEN wir es selbst versuchen. Sonst wird es kein Kind geben.

Rebella, zu deinen Fragen: Ja, ich habe mir solche Sachen anhören dürfen, aus der eigenen Familie. Gerade von meiner Schwester. Als ich mit meiner Mutter über Adoption sprach (nach der 4. FG) und sie es mitbekam. Sie sagte damals "Wir sind ja noch längst nicht "irgendwer". Die xy hatte auch soundsoviele FGen und ist jetzt im 4. Monat und da geht jetzt auch alles gut." Es kann nicht akzeptiert werden, dass jemand in der eigenen Familie keine Kinder kriegen kann. Und leider ist es eben auch schwer, wenn man schwanger werden kann. Denn dass Frauen gar nicht erst schwanger werden, das kennt man. Aber dass Frauen leicht schwanger werden, aber kein Kind austragen können, das weiß man nicht. Das kann es doch nicht geben. Wer schwanger wird, der kann auch Kinder kriegen.
Ich wollte schon früh aufgeben. Aber sah mich den Anfeindungen gegenüber, dass ich das ja nicht tun kann. Schließlich bin ich ja noch jung (wer jung ist, kann Kinder kriegen!), muss es nur oft genug probieren,..... Ich hätte das Selbstbewusstsein gehabt, mich dagegen zu stellen. Mein Mann nicht..... Ich glaube, jetzt macht er sich Vorwürfe, dass er nicht schon letzten Sommer zu der Entscheidung stehen konnte, aufzuhören. Stattdessen hat er mich noch monatelang gequält, mit Medikamenten, Infusionen, Untersuchungen,.... obwohl ich eigentlich nicht mehr wollte. Ich sehe eher, dass es nötig war, damit er nun auch vom KiWu Abschied nehmen konnte.

Ach, noch was zum Jugendamt: Es gibt tatsächlich Fälle, wo Eltern ihr Adoptivkind wieder abgegeben haben, weil sie dann doch nen leibliches Kind erwarteten!!!! Ein bisschen kann man die also schon verstehen.....
2012-2014: 6 Fehlgeburten (5.-7. Woche)
Diagnostiziert: hyperfertility, erhöhte NK-Zellen (im Blut 30%, uterin 12%); er erhöhte DNA-Fragmentierung (zuletzt 65%)

2016: Die 1. ICSI mit IMSI, 20mg Predni, Clexane 20, Antihistaminikum und Progesteron (alles bis etwa 12. SSW) hat uns unseren großen kleinen Schatz gebracht

2017-2018: 4 Fehlgeburten (je ca 8. SSW), teils mit Medikamenten, 1 ICSI
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo in die runde,

interessanter thread!!!
Ich habe nämlich bemerkt, dass ich in der Zeit, in der ich in diesem Forum bin, viel offener geworden bin für die Sachen, die für mich eigentlich ausgeschlossen waren (und das nicht ohne Grund). Einfach "weil es ja alle machen".
diese beobachtung fand ich interessant. weil es auch uns so ging, dass wir offener wurden.
ganz am anfang dachten wir, wir versuchen es und wenn es nicht klappt ist es so. dann waren wir bei stimulierten zyklen und dann plötzlich bei der ivf.

bei mir war das definitiv kein gruppendruck. mir ist die entscheidung für die ivf schwer gefallen, weil die vorstellung der ivf für mich befremdlich war. ich hatte ehrlich gesagt auch überhaupt keine ahnung davon und wusste gar überhaupt nicht, dass das gängige medizinische praxis ist.
jetzt könnt ihr mich für völlig doof halten, aber es war so, weil mich das thema nie interessiert hat.

dass sich die grenzen verschoben haben, würde ich bei uns nicht mit gruppendruck begründen.

sondern

1. haben wir uns während des prozesses informiert, was vorher nicht der fall war
2. haben wir unsere anfänglich sehr engen grenzen im nachhinein unter zu optimistischen voraussetzungen getroffen. wir haben am anfang geglaubt, dass sich die frage für uns ohnehin nicht ernsthaft stellen wird, weil es ja sowieso problemlos klappen wird.
3. haben wir uns nach den misserfolgen auch mehr in den kinderwunsch "verbissen", er wurde wesentlich dringlicher für uns. deswegen waren wir am ende auch bereit, einen aufwändigeren weg zu gehen als am anfang.

beim 2. kind haben wir uns mit embryonenspende befasst - das wäre ja noch ein schritt weiter gewesen - aber diesen schritt sind wir nach genauem abwägen bewusst nicht gegangen (obwohl die eine kiwu-praxis uns locker flockig eizellspende empfahl). ich bin nicht gegen spenden - absolut nicht - und finde es vor allem bei der embryonenspende schön, wenn übrig gebliebene embryonen so noch eine chance bekommen.
es war nur nicht unser weg.
wir haben uns anstelle dessen für die pflege entschlossen, das passte besser zu uns.

die erfahrung, dass sich anfangs gesetzte grenzen stückweise verschieben, war für uns sehr lehrreich und ich verstehe jetzt für mich besser, warum ich "niemals nie" sagen sollte.

ich empfand den druck zur pränataldiagnostik übrigens als wesentlich intensiver als den druck die repromedizin in anspruch zu nehmen. in bezug auf repromedizin habe ich mich sehr frei gefühlt. aufgrund meiner norddeutschen sturheit konnte ich dem druck in sachen pränataldiagnostik hartnäckig widerstand leisten, aber ich denke, DAZU lassen sich wirklich einige überreden ohne wirklich informiert zu sein.

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
Kakoli
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Beitrag von Kakoli »

ich glaube persönlich, dass früher für viele Menschen Kinder bekommen mehr pragmatischer Natur entsprang als wirklich einem Herzenswunsch (das trifft mit Sicherheit aber auch auf einige zu). letztlich konnte man es sich ja auch nicht "aussuchen" bzw lebenslang kontrollieren, es sei denn man lebte enthaltsam. Kinder bedeuteten ja nun erhalt der ehe, altersvorsorge, usw. und wenn man früher geheiratet hat, hat sich die Problematik für einige gar nicht gestellt, oder es dauerte eben Jahre, aber da man jung war fiel das dann eben nicht so auf bzw. klappte dann eben doch noch. das wäre bestimmt bei einigen von uns auch so, da stimme ich katharinchen voll zu.

wahrscheinlich war das leben aber was Schicksalsschläge wie krieg, Krankheiten, etc härter als heute, so dass die betroffenen es vielleicht auch anders empfunden hat als wir, die sich sehr bewusst aus Liebe für Kinder entscheiden

dann darf man nicht vergessen, dass die Kriegs bzw. vorkriegsgeneration meiner Eltern/großelterngeneration (20 er bzw. 40 er Jahre) eh meist nicht so gut offen reden können und auch einige, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben, das anderen nicht auf die Nase binden, sondern "sowieso keine Kinder wollten", also wer weiss, ob es wirklich allen damit so gut ging.

es gibt einfach so Themen, die "darf es einfach nicht geben" und um sich damit nicht zu befassen, wird die "schuld" dann eben sehr schnell auf die betroffenen abgewälzt. da sollen dann einfache "Lösungen" präsentiert werden wie Adoption, Aufgabe des Kinderwunsches,... könnte mir vorstellen, dass das auch Hilflosigkeit ist, denn was soll man denjenigen sagen? die Alles geben, aber nicht schwanger werden? oder denjenigen die Fehlgeburten hatten? ich weiss es ja selbst nicht, obwohl ich betroffen war bzw. bin.
Ich '74
Er ' 77
Kinderwunsch seit Oktober 2011
da ein Spermiogramm im Januar 2012 deutlich macht, dass es auf natürlichem Wege nicht klappen wird...
04/12 1. Icsi 10 EZ, 8 befr., 3 Kryos, 2 Blastos negativ
05/12 1. Kryo, nur eine überlebt das Auftauen, 8- Zeller an Tag 3 negativ
07/12 2. Icsi 11 EZ, alle befr. 4 Kryos, 3 Blastos negativ
10/12 2. Kryo 2 8-Zeller und ein 6- Zeller negativ
11/12 3. Icsi 7 EZ, 7 befruchtet, nach PKD nur noch 3 übrig, TF 08.12, Blutungen am 19.12, daher vorgezogener Bluttest an TF + 11-HCG 15, Bluttest am 21.12.-HCG 69, Bluttest am 27.12 HCG 480

ER IST DA!
Cassian kommt am 24.08.2013 gesund und munter zur Welt!

Wir wollen ein Geschwisterchen!

03/14 1. (4.) Icsi 9 Eizellen, 8 befruchtet, nach PKD: 5 auffällig, 1 (eingeschränkt) ok, 2 nicht beurteilter negativ
05/14 2. (5) Icsi 8 eizellen, 7 befruchtet, nach pkd 3 eingeschränkt ok negativ
07/14 3. (6.) Icsi Start-hoffentlich wird es die letzte!!!! 14 Eizellen, 11 befruchtet jetzt: embryoscope UND pkd
Horror-nachricht 10 von 11 Eizellen auffällig, nur eine ok-transfer am 28.07. von einem 8-zeller NEGATIV!!!

Jetzt Plan B : EZP bei reprofit in Brünn
Transfer: 25.11.2014 von 2 hb/1 Blastos
Urintest am 6.12. positiv
BT 08.12.2014 HCG 1358, BT 10.12.2014 HCG 2600

Maxim wird am 18.08.2015 geboren!Alles ist gut!

rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Schöne Pfade verfolgt ihr hier. Man merkt, dass dieses Thema ganz breit angefasst werden kann bzw. muss.

Jetzt trage ich mal mein Eigenes dazu bei. Ich sah mich auch in keiner Weise von außen unter Druck gesetzt. Zur Zeit meines unerfüllten Kinderwunsches habe ich auch kaum über das ganze Reportoir der Reproduktionsmedizin nachgedacht. Zuerst dachten wir daran, dass nur ein paar Hormonwerte nicht stimmen. Also nur ein paar Tabletten nehmen und schon wird das auch mit dem Kind. Zu der Zeit als ich damit das erste Mal beim Arzt war, war der Wunsch schon so groß, dass ich für mein Kind Bäume ausgerissen hätte. Dann wurde irgendwann festgestellt, mein Mann hat keine Spermien. Ohne dass uns ein Arzt darauf aufmerksam gemacht hätte, haben wir uns dann für Samenspende entschieden. Klar, irgendwo hatte ich dazu mal einen Fernsehbericht gesehen. Aber ehrlich, wäre das nicht der Fall gewesen, dann hätte ich auch von selbst daran gedacht, dass sich doch aushilfsweise ein Mann für die Zeugung finden lassen müsste. Ich wollte meine ungewollte Kinderlosigkeit keinesfalls akzeptieren, da ich mich selbst reproduktiv gesund wähnte. Mein Mann litt auch sehr unter der Situation. Er konnte bald meinen Wunsch nach einem Spender mittragen. Das war eine Entscheidung zwischen uns und - bis vielleicht auf einen Fernsehbeitrag, der Möglichkeiten zeigte - in keiner Weise von außen beeinflusst. Im Gegenteil, wir gingen dann zum Arzt und der sagte, Samenspende wäre in Deutschland verboten. Das war jedoch von vornherein keine Aussage, die mich hätte dazu veranlassen können, zu sagen: "O.k., dann sehe ich es eben ein. Dann gibt es eben kein Kind." Im Gegenteil. Der Wunsch wurde immer intensiver.

Dann hatte ich 4 negative HI und es wurden verschlossene Eileiter bei mir festgestellt. Da allerdings sagte der Arzt, jetzt würde nur noch eine IVF helfen. Erst in dem Moment bin ich überhaupt auf die IVF aufmerksam geworden. Klar, ich hatte schon gesehen, dass er sie praktiziert. Ich wusste auch, was das ist. Ich habe aber die ganzen 4 HI über nie daran gedacht, dass ich das auch mal machen würde. - Mein Arzt hätte mir damals sagen können, ich müsse erstmal eine Reise zum Mond mitmachen. Dann wäre ich auch drauf eingestiegen. Und wenn er gesagt hätte, es gibt jetzt nichts mehr, was wir tun können, dann hätte ich ihm das nicht abngenommen. Ich hätte mich wohl Jahre lang weiterhin erundigt, was noch möglich wird. Das heißt also, das Angebot musste nicht auf mich zukommen, um ein Bedürfnis in mir zu wecken, sondern das Bedürfnis war bereits vor dem Angebot so groß, dass ich dringend und zweifelhaft wohl über viele Jahre nach dem passenden Angebot gesucht hätte.

Man kann sich schwer vorstellen, was wohl gewesen wäre wenn. Aber ich kann mir eben auch nicht vorstellen, dass ich mich damit abgefunden hätte. Ich bin eher davon überzeugt, dass ich mein Kind / meine Kinder noch heute ganz intensiv vermisst hätte.

Von daher kann ich sagen, dass die Aussage, die ich ganz oben zitiert habe, auf mich keinesfalls zutrifft.
Liebe Grüße, Rebella
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Macchiata
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Beitrag von Macchiata »

hast du mit den älteren kinderlosen Menschen darüber gesprochen, wie sie damals damit klar gekommen sind und wie sie heute damit klar kommen? Waren die Gespräche tiefgründiger?

Teilweise ja. In dem Moment, in dem man sich als A-Mama outet, öffnet man sämtliche "Wasserhähne".
Ich glaube, die Generation, die jetzt ca. 70 / 80 ist, hatte andere Probleme, wie Kakaoli es schon schrieb.
Da ging es um Krieg, um Armut und um Existenzen. Meines Erachtens schwerwiegendere Probleme als die, die wir heute haben.
Wir scheinen doch sehr verwöhnt in Richtung "alles ist möglich". Die Menschen früher haben sich m.E.schneller damit abgefunden.

" Es war eben, wie es war. " Ich denke, unsere Generation hat mehr Schwierigkeiten, Dinge so anzunehmen wie sie sind.

Klar höre ich auch Trauer wegen der Kinderlosigkeit, gerade an Feiertagen oder wenn der geliebte Partner verstirbt.


Rebella, ich denke, was das JA betrifft, ist es von allen, was Du beschreibst, etwas.

Wir konnten überzeugen, kein leibliches Kind haben zu müssen, das war unser Glück, aber auch unsere innere Überzeugung, die man uns sicher anmerkte.

Ich hätte mich diesem Druck auch nicht ausgesetzt.
Viele liebe Grüsse von Macc!!!


.....und der Kaffeefamilie:

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Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.
SternchenMama
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Beitrag von SternchenMama »

Hallo,

irgendwie kam ich gestern nicht mehr ins Forum..... dabei war mir noch etwas eingefallen! Vor einigen Monaten waren wir ja schon an dem Punkt, dass wir aufhören und adoptieren wollten (Pflege kam für uns damals nicht in Frage, allerdings auch mangels Kenntnis, wie es wirklich abläuft). Ich unterhielt mich in einem Forum u.a. mit einer Pflegemama, die danach noch ein leibliches Kind bekommen hat. Sie sagte mir doch allen Ernstes, ich solle weitermachen, schließlich könne ich schwanger werden. Ich würde sonst nur anderen Eltern ihr Kind wegnehmen, wenn wir adoptieren.
Klar, ne Aussage von einer Fremden setzt einen jetzt nicht extrem unter Druck. Aber solche Aussagen können schon dazu beitragen.... je nach Persönlichkeit kann man auf den Gedanken kommen, so würden alle Menschen denken.... was dann doch wieder Druck aufbauen kann....

Ich habe mit meinem Mann eben über diesen Thread gesprochen. Er meint, der Druck durch die Ärzte sei größer als durch die Gesellschaft. Weil Ärzte vermitteln, dass ALLES möglich ist, wenn man sich nur bemüht und natürlich in ihre Hände begibt. Die Medizin ist allmächtig...
2012-2014: 6 Fehlgeburten (5.-7. Woche)
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2016: Die 1. ICSI mit IMSI, 20mg Predni, Clexane 20, Antihistaminikum und Progesteron (alles bis etwa 12. SSW) hat uns unseren großen kleinen Schatz gebracht

2017-2018: 4 Fehlgeburten (je ca 8. SSW), teils mit Medikamenten, 1 ICSI
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