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Verfasst: 22 Sep 2014 08:22
von tigerlilian
Hallo :hallo:
Sonnenbrand hat geschrieben:Ich finde den Film ganz gelungen; besonders für einen Sender der zu dieser Sendezeit seine Zuschauer auch gerne mit Rosamunde-Pilcher-Filmchen unterhält.[...]
1. Kommt Rosamunde auf ZDF und 2. verstehe ich dieses allgemein beliebte schlecht machen unserer öffentlich rechtlichen Sender nicht. Ich zahle gerne GEZ, denn die besten vor allem seriösesten Reportagen kommen immernoch auf den öffentlichen. Gestern kam um die Zeit auf ARD übrigens der Münsteraner Tatort, einer der unterhaltsamsten überhaupt ;)

Aber zum Film: Ich finde ihn nach wie vor gut, weil er versucht, viele Aspekte des Themas zu beleuchten, allerdings wird er damit als eine Art Horror Trip hoffentlich auch unrealistisch. Ich hatte übrigens auch nicht verstanden, warum sich Shanti erst so um den "Zuschlag" bemüht und darüber freut, sich dann aber bei eingetretener SS sofort zurück zieht und unglücklich wirkt. Kann es sein, dass es im Bezahlmodell schon eine Menge Geld für das Durchführen des Transfers gibt und dann eben den Rest, wobei der dann für den "Restaufwand" verhältnismäßig gering ist, so dass sie eigentlich nur das Geld für den Transfer wollte?

Viele Grüße
tigerlilian

Verfasst: 22 Sep 2014 09:12
von rebella67
Hallo tigerlilian,

für mich war die Freude beim "Zuschlag" verständlich, weil sie dadurch erst einmal das Geld gesehen hat, was auf sie wartete und sie zur Realisierung ihrer Träume für ihr Kind brauchte. Da kann man sich doch freuen.

Was eine Schwangerschaft ist, das wusste sie. Eine Schwangerschaft mit einem fremden Kind konnte sie sich vielleicht nicht so ganz realistisch vorstellen. Sicher hat sie auch nicht erwartet, dass die genetische Mutter sie so auf Schritt und Tritt verfolgen wird. Sie wollte offenbar den Kontakt zu der Familie nicht. (Sicher gibt es auch Leihmütter, die diesen Kontakt gern sehen, aber insbesondere auch bei so fremden Kulturen ist das gewiss eine weitere Hürde). Vielleicht war die Anwesenheit der Mutter für sie auch deshalb schwierig, weil sie Angst hatte, von ihrem Mann entdeckt zu werden. Und weil sie schon unter den gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen keinen Kontakt zu der Familie weiterhin haben konnte. Mal ganz abgesehen davon, ob sie es rein emotional in einer freieren Gesellschaft gewollt hätte. Wir haben doch selbst auch eine Furcht davor, uns emotional zu binden, wo wir von vornherein wissen, es wird keine Zukunft geben. Ihr "unglücklich Wirken" schlussfolgere ich aus den gesellschaftlichen Verhältnissen und ihrer Angst, entdeckt zu werden. Da sie ein Kind für eine Fremde austrägt und ihren Mann dazu belügen musste. Das ist doch etwas, was einen auch fertig machen kann.

Ich glaube nicht, dass sie berechnend war und nur die 1. Rate aus dem Bezahlodell haben wollte. Ich denke eher, dass man ihre Zerrissenheit darstellen wollte.

Verfasst: 22 Sep 2014 09:51
von ajamue
Guten Morgen,

ich habe mir mittlerweile den Film angeschaut und er hat mich, bis auf die superschnulzige Ausschmückung mit indischer Hochzeit, Ehekrach, Alkoholexzess, einer unbehelligt durch die Slums von Kalkutta streifenden Protagonistin und dem Showdown-Kaiserschnitt in der Lehmhütte, wider Erwarten positiv überrascht.

Gleich zu Anfang für mich ein Schlüsselsatz der Vermittlerin/Ärztin: „sie hilft Ihnen und ihr ist geholfen“.

Es werden die moralischen Bedenken durch den Vater angesprochen, die psychische Verfassung der Mutter, die Zerissenheit der Leihmutter zwischen Geld für ein besseres Leben und einem Kind in ihrem Bauch, das ihr nicht gehört.
Es werden auch alle möglichen Ängste geschürt - die sich seltsam verhaltende Leihmutter die mit dem Kind verschwindet, die Klinik die manchmal ein bisschen geheimnissvoll tut, die Freundin die dagegen ist und zu guter Letzt der schmierige Beamte der Fragen stellt und keinen Stempel rausrückt und den Vater zwingt, Mutter und Kind in Indien zurück zu lassen – Ende – Was?

Alles in allem für meinen Geschmack schauspielerisch grottenschlecht und vieles übertrieben überspitzt dargestellt, aber wie schon ein Vorschreiber sagte, es ist ja keine Reportage, sondern ein deutscher Fernsehfilm, da kann man nicht zu viel erwarten.

Aber trotzdem erfreulich realistisch und die Eltern wurden nicht als Ausbeuter dargestellt, sondern als normale Menschen mit der letzten Hoffnung auf ein eigenes Kind.


Ein guter Freund von mir der weiß, dass wir Schwierigkeiten haben, ein Kind zu bekommen, hat den Film gesehen und mich darauf angesprochen, ob das was für uns wäre. Also positive Reaktion aus der „Bevölkerung“ *dd*

Verfasst: 22 Sep 2014 13:49
von free
Sonnenbrand hat geschrieben: Ich habe nicht verstanden warum Shanti, die indische Leihmutter denn nun eigentlich wegläuft.
shanti läuft nicht weg.sie leidet sehr unter der trennung von ihrem sohn und beschließt den rest der schwangerschaft zu hause zu verbringen.dem wird stattgegeben,weil sie als eine sehr zuverlässige leihmutter gilt.für nina ein schock,weil sie diese information erst später erhält.zu hause angekommen wird shanti brutal von ihrem ehemann samt sohn aus dem hause geworfen.danach verliert sich die spur von shanti und später wird klar,dass sie zuflucht bei ihrer familie auf dem dorf gesucht hat.da wird ganz leise und kurz das gesellschaftliche dilemma der frauen und kinder in indien angedeutet.

Verfasst: 22 Sep 2014 13:59
von free
ajamue hat geschrieben: Alles in allem für meinen Geschmack schauspielerisch grottenschlecht und vieles übertrieben überspitzt dargestellt
empfinde ich nicht so ajamue,ich habe mich oft wieder gefunden in diesem film.ich finde julia jentsch hat das thema,dieser starke, alles über und in sich unterordnender kinderwunsch,sehr gut in die realität umgesetzt ohne verkitscht zu wirken.

Verfasst: 22 Sep 2014 14:16
von ajamue
free, über Kunst kann man ja streiten *g*

Klar ist es wichtig die Verzweiflung darzustellen aber ich fand besonders ihre erste Heul-Szene extrem schlecht, die hätte ich besser gespielt. Die meisten Szenen mit vielen Emotionen waren für meinen Geschmack sehr schlecht gespielt.

Aber wichtig ist eigentlich das Drehbuch, das war ja ganz ok aber u.a. fand ich die Szene mit dem falschen Bauch und der Weinflasche einfach unheimlich blöd, obwohl natürlich die Wahl zwischen offen sein oder das Umfeld a la Beyonce veräppeln sollte durchaus thematisiert werden, das hätte man aber anders machen können.

Wie gesagt, auch wenn mir der Film nicht gefällt finde ich, wenn jemand der nicht betroffen ist, den Film sieht und danach Leihmutterschaft als Möglichkeit für Freunde in Betracht ziehen würde, war die Botschaft auf jeden Fall positiv.
:jaja:

Verfasst: 22 Sep 2014 15:14
von free
ok ajamue,ich mag julia jentsch.das einzige was ich sehr überzogen finde,ist die darstellung,dass aus geldnot, eine krankenschwester und ein tischler,eine leihmutter in kalkutta beauftragen und nicht in kalifornien.das finde ich sehr hingedengelt.

Verfasst: 22 Sep 2014 23:19
von rebella67
Nun, mit echter Geldnot hätten sie auch die indische Leihmutter, die mehrfachen Reisen nach Indien und die Unterkunft dort - bei gekündigtem Arbeitsverhältnis - über längere Zeit nicht bezahlen können. Nur ist es nun mal ein deutlicher finanzieller Unterschied, ob man dort oder dort eine Leihmutter beauftragt. Und manch einer sagt wohl auch Geldnot, ist aber schlicht nicht dazu bereit, mehr als nötig auszugeben. Zumal man ja nie weiß, wie häufig man bis zum Erfoilg antreten muss. - Und eine Krankenschwester wird auch nicht immer so üppig bezahlt.

Die Alkoholszene fand ich auch überzogen.

Verfasst: 23 Sep 2014 00:30
von free
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... aft-indien ich habe gerade gelesen,24 000 dollar kostete die leihmutterschaft in indien.hätte ich jetzt nicht mit gerechnet.wäre ich finanziell abgebrannt,wäre das schon eine option für mich.doch sehr realitätsnahe im film.

Verfasst: 23 Sep 2014 05:14
von ajamue
Die zweite Reise hat sie ja dann erst mit Hilfe ihres wohlhabenden Vaters gemacht. Auch unrealistisch.

Vor kurzem hat hier jemand gefragt, wie weit würdest du gehen? Und ich denke, alles was man bezahlen kann. Und das ist definitiv bezahlbar. Die meisten von uns haben schon annähernd so viel Geld ausgegeben.