Sinchen:
Bei Jenny kam die Bulimie mit knapp 12...
Angefangen haben die >Probleme< aber schon vorher:
Seit sie so 8 war, kam sie mit meinem damaligen Mann nicht zurecht und ich Trottel habe gedacht, dass würde sich mit der Zeit wieder geben
Sie war körperlich und auch geistig immer schon sehr frühreif - dementsprechend war sie auch immer mit älteren zusammen.
Mit 10 hat sie das Rauchen angefangen, mit knapp 12 kamen dann Kiffen und Alk dazu...
Sexuelle Kontakte im wöchentlichen Wechsel...
Schule kannte sie nur noch durch Hören-Sagen...
Die >Drogensucht< durch's Kiffen wurde durch >Chemie< gesteigert und die Bulimie kam dann auch noch dazu.
Dabei dann auch >Autoagressives Verhalten< - also Ritzen bis der Arzt kommt!
Zwei Selbstmordversuche kurz hintereinander gaben dann den Startschuss zur sofortigen geschlossenen Unterbringung...
Die Psychatrie war der absolute Horror - die Ärzte dort hatten meiner Meinung nach alle selber einen an der Klatsche!!!
Besuchen durfte ich sie dort zweimal pro Woche und jede Woche ging es ihr schlechter, bzw. hatte sie von den Mitpatienten neue Möglichkeiten gefunden, doch an Medis und/oder scharfe Gegenstände (zum Ritzen) zu kommen!
So habe ich versucht, sie so schnell wie möglich wieder dort heraus zu bekommen, was letztlich gar nicht so einfach war - das Jugendamt steckte mittlerweile auch mit drin und war dagegen, dass Jen die Therapie dort abbricht!
Nach knapp vier Monaten hatte ich sie dann aber doch wieder!
Von meinem Mann hatte ich mich übrigens schon lange getrennt und die Scheidung lief.
Mit dem Jugendamt kam Jenny dann nach Spanien - sie lebte dort alleine mit einer pensionierten Pädagogin in deren Ferienhaus und sollte dort >zur Ruhe kommen<.
Auch das wurde wieder abgebrochen - statt 6 Monate blieb sie dort nur 2.
Zuhause lief's aber wieder nicht!
Also, neuer Versuch: betreutes Wohnen in Münster - auch wieder mit einer Pädagogin alleine in einer 3 Zimmer-Wohnung.
Anfangs lief es dort super - aber mit der Zeit klappte es auch wieder nicht...
Da habe ich ihr klipp und klar gesagt, dass dies der allerletzte Versuch mit uns sei - es hat mir in der Seele weh getan, aber ich habe es wirklich so gemeint.
Sollte es dieses mal auch nicht klappen und sie sich weiterhin gegen alles und jeden sperren, würde ich kommentarlos alles machen, was das Jugendamt für sie vorschlagen würde und das hieß letztendlich: Heim für Schwererziehbare!
Und als wenn sie sofort bemerkt hätte, dass es diesmal echt ernst ist, hat es geklappt!!!
Sie kam wieder nach hause und es lief super.
Als wenn ein Schalter in ihr >klick< gemacht hätte.
Klar, war auch nicht jeder Tag voll Sonnenschein - aber es ging.
Nach sechs Monaten war sie komplett von den Drogen runter (außer >normales< Rauchen) und sie hat auch wieder gegessen.
In ihrer >besten Zeit< wog sie gerade mal etwas über 30 Kg bei 155 cm und stand kurz vor der Zwangsernährung.
Als Spätfolgen von dieser Zeit ist sie seitdem nicht mehr gewachsen, ihre Mens war/ist total unregelmäßig und ihre weiblichen Formen sind nie wieder gewachsen....
Hinzu kommen immer noch zweitweise Depri-Phasen, ob von den >chemischen Drogen< oder vom Krankheitsbild, das ja nie ganz verschwindet, kann keiner sagen.
Von allen Therapeuten mit Psy davor, also Psychologen, Psychotherapeuten, Psychater..., haben wir die Nase voll.
Es ist verdammt schwer, da jemanden zu finden, der zu einem passt und dem man vertraut!!!
Wir hatten das Glück leider nicht!
Wer uns echt geholfen hat, war unser alter Hausarzt!!!
Bei ihm konnten wir unseren ganzen seelischen Mist abladen und er hat auch mitgeholfen, dass Jenny von den Drogen wegkam...
Durch die Gespräche mit ihm weiß ich, dass Jennys Verhalten ein Schrei nach Liebe war und mit seiner Hilfe, konnte ich ihr diese Liebe dann auch geben, ohne sie zu erdrücken und zu überfordern.
War wirklich ein ziemlich schwerer Lernprozess, denn natürlich habe ich mir alleine die Schuld für das Ganze gegeben.
Seit Jennys SS und der Geburt von Cameron hat sie aber einen eigenen superwichtigen Lebensinhalt und diese Verantwortung hilft ihr zusätzlich.
Dann noch ihr Mann, der auch über alles Bescheid weiß und immer für sie da ist - wenn sie es möchte.
In Krisensituationen gerät sie immer noch leicht in seelische Panik - dann MUSS man alles stehen und liegen lassen und einfach bei ihr sein.
Zum Beispiel lief es anfangs nicht so gut mit den Bewerbungen zur Ausbildung - dann hat sie daran so stark zu >kauen<, dass sie einfach Nähe braucht.
Früher hätte sie nie um Hilfe gebeten, es einfach in sich hineingefressen und zu irgendwelchem Zeug gegriffen um sich >stoney mahony< auf's Sofa zu flätzen und sich in seelenruhe in die Unterarme zu ritzen umd den >schönen Schmerz< zu fühlen und den >Lebenssaft zu sehen<!!!
Heute >reden wir die Ängste kaputt< oder beseitigen sie bei ausgiebigem Kuscheln!!!
Upps, sind doch ein paar Zeilen zusammen gekommen
Sollte gar nicht so viel werden

!!!
Ich hoffe, es ist niemand beim Lesen eingeschlafen
Aber so, ist Jennys >Geschichte< ziemlich komplett und es dürften keine Fragen mehr offen sein
Ich wünsch' euch allen einen schönen Donnerstag!!!
Gruß, Susie.