Vielen Dank pebbles und free

Wenn ich mich traue, dann schreib ich auch im Ordner darüber!
Pebbles, ich muss dazu auch unbedingt was loswerden, weil das was du schreibst mir im Grunde genommen auch aus der Seele spricht!
Hab vielleicht schon mal an der einen oder anderen Stelle erwähnt dass ich Einzelkind bin - und ich habe es gehasst, und zwar mit Leidenschaft. Auch heute noch wünsche ich mir, wenn es denn irgendwie möglich sein sollte, dass es nicht nur ein Kind in unserer Familie gibt.
Ebenso reden meine Frau (auch Einzelkind) und ich ganz oft darüber. Heutzutage sehe ich halt was wir nicht haben an den Kleinigkeiten, die andere Leute hier und da fallen lassen wie z.B. "Meine Schwester fährt mich dann ins Krankenhaus." oder "Die ganzen Babysachen habe ich von meiner Schwester geschenkt bekommen." oder "Ich frag meinen Bruder und seine Freundin ob sie auf die Katze aufpassen, wenn ich mit euch auf dieses-und-jenes Festival gehe." Ja, wir haben das nicht - und leider auch in verscshärfter Form weil meine Cousins kann man in der Pfeife rauchen und die gesamte Verwandtschaft meiner Frau lebt im Ausland. Es ist blöd aber eben auch nicht der Weltuntergang.
Nur damit das niemand falsch versteht, ich bin auch über EIN Kind mehr als dankbar und kann zu 100% verstehen warum viele Paare eben "nur" ein Kind haben. Es ist ja bei uns KiWu-Patienten auch nicht "ich habe nur ein Kind" sondern "ZUM GLÜCK habe ich EIN KIND."
Nun hatte ich als Jugendliche aber sowas von dermaßen die Krätze bei dem Wort "Einzelkind". Denn ich bin in einem Dorf in BaWü aufgewachsen und da hatte jeder 3-5 Kinder. Ich war nie einfach, sehr impulsiv und hatte viele Probleme in der Schule. Alle Lehrer, Eltern anderer Kinder, Erzieher, Unbeteiligte schoben alles darauf dass "Die halt Einzelkind ist". Gleichzeitig wurde auch jedes Verhaltensproblem abgetan mit "eure Prinzessin ist halt viel zu verwöhnt, das ist normal bei Einzelkindern."
Dass meine Eltern das eigentliche Problem waren, das hat erstens keinen interessiert und zweitens hat niemand diese Leute in irgendeiner Art und Weise angezweifelt.
Nur ich war irgendwann, so mit 14, 15 auf dem Kurs von wegen "Wärer ich in einer Großfamilie aufgewachsen, dann hätte ich mich gegen die Mobber an der Schule wehren können." oder "Hätte ich Geschwister gehabt, wäre mein Sozialgefüge viel besser." und "Die Tatsache keine Geschwister gehabt zu haben ist verantwortlich für all meine Probleme."
Damals wollte ich auch ein Gesetz dass alle Eltern dazu zwingt mindestens zwei Kinder zu haben, damit keiner das mitmachen musste was ich mitgemacht habe. Ja, so irre können Teenager werden, die sich abqualifiziert und missverstanden fühlen.
Verstärkt wurde das auch noch durch Aussagen wie; "Wir konnten doch nur ein Kind haben, du warst doch so schwierig, da hätte es kein Geschwisterchen schön haben können." oder "Was glaubst du wie sehr dich ein großer Bruder vermöbelt hätte. Gerade eine Heulsuse wie du wäre doch daran kaputt gegangen." oder "Wir haben uns bewusst für EIN Kind entschieden um dir die Besten Vorraussetzungen zu gewährleisten."
Es war ein langwieriger Prozess zu erkennen, dass meine Eltern generell nicht in Ordnung waren und beschissen mit mir umgegangen sind, dennoch aber glaubten oder glaubhaft machen wollten sie wären die besten Eltern der Welt. Das ist ein Stück weit ja auch ein Tabubruch und immense Reflektion, einen Sündenbock zu suchen ist da viel einfacher.
Vielleicht lässt sich das eine nicht mit dem anderen vergleichen, aber vorstellen könnte ich es mir schon.
Mittlerweile ist mir selbstverständlich klar dass nicht alle ein-Kind-Eltern so sind. Es ist irgendwie ja auch im Bereich des Unmöglichen eine Selbsthilfegruppe für Einzelkinder zu gründen, weil da ja jeder schreien würde die spinnen.