Genaueres zu meiner eigenen Arbeit möchte ich hier nicht öffentlich schreiben (wäre eventuell zu identifizierbar), wenn Du magst, kannst Du mir aber eine PN schreiben.
lilly, ich mag Tiere auch sehr. Auch wenn das jetzt vielleicht paradox klingt. Ich mag auch „meine“ Versuchstiere. Aber ich mag auch Menschen, und ich hoffe, mit meiner Arbeit einmal Menschen zu helfen, so wie Deinem Mann geholfen wurde – und am Ende hilft das dann vielleicht auch wieder den Tieren, denn die meisten Entwicklungen aus der Humanmedizin finden ihren Weg auch in die Tiermedizin.
Lola, ja, ich muss meine Arbeit wirklich öfter erklären und verteidigen. Das ist aber völlig ok und macht mir auch nichts aus – ich fände es bedenklich, wenn Tierversuche einfach als selbstverständlich akzeptiert würden. Das ist nun mal ein schwieriges ethisches Thema, das wir immer wieder hinterfragen und diskutieren müssen – und wo es wahrscheinlich kein eindeutiges und universelles „Richtig“ oder „Falsch“ gibt. Es kann nur jeder für sich entscheiden, wie er dazu steht – sollte dann aber auch die Konsequenzen leben. So eine Position könnte sein „Ich finde Tierversuche in der Medizin völlig gerechtfertigt“, aber auch „Ich habe große Bedenken gegenüber Tierversuchen und möchte sie so weit wie möglich begrenzen, aber ich sehe, dass es keine Alternativen gibt und akzeptiere, dass sie sein müssen“. Sie könnte auch sein „Ich akzeptiere Tierversuche auf keinen Fall“, aber dann müsste die Konsequenz eben sein, auch jegliche medizinische Errungenschaft, die durch Tierversuche erlangt wurde, für sich abzulehnen. Sonst ist es Heuchelei. Und nur mal zur Erinnerung: Auch IVF und ICSI sind zuerst an Tieren erprobt worden.
Das Leid der Tiere verdrängen oder vergessen sollten wir auf keinen Fall. Wir sollten dankbar sein und es als Verpflichtung sehen, es so klein wie möglich zu halten. Wie es vor 20 Jahren in den Labors aussah, weiß ich nicht, aber heute ist der gesetzlich vorgeschriebene Standard schon recht hoch.
Dabei kommen wir zu einem weiteren Punkt, warum ich froh bin, immer wieder Fragen zu meiner Arbeit zu bekommen: Es ist erschreckend, was für falsche Vorstellungen oder einfach Unwissen oft über Tierversuche vorhanden ist. Viele Menschen haben nur die Schreckensbilder im Kopf, die von Tierversuchsgegnern verbreitet werden, vorzugsweise mit verkabelten Affen, oder von Tieren mit grausamen Wunden. Diese Bilder haben mit der Realität nur wenig zu tun. Über 70% der Tierversuche stellen nur eine geringe Belastung für die Tiere da – wobei unter „geringe Belastung“ Dinge gezählt werden wie Injektionen, Blutabnehmen, Nahrungsentzug über Nacht… Etwa 25% der Versuche sind mit einer mittleren Belastung verbunden, z.B. mit einer Operation, und weniger als 5% sind Versuche mit hoher Belastung, also längerdauernden Schmerzen oder Leiden. Oft ist auch nicht bekannt, dass Tierversuche genehmigt werden müssen, und in den zuständigen Kommissionen auch Vertreter von Tierschutzorganisationen sitzen. Und dass die Veterinärämter unangemeldet zur Kontrolle kommen, ob man sich auch an die Genehmigung hält und nicht etwa mehr Tiere verwendet oder andere Dinge tut. Das muss alles genau dokumentiert werden, und wehe, da stimmt etwas nicht.
atonne, es ist richtig, dass man die Ergebnisse nicht einfach auf den Menschen übertragen kann. Und das wird auch nicht getan. Säugetiere haben zwar vieles gemeinsam, aber eben nicht alles. Aber es gibt leider kein besseres Modell, wenn man nicht am Menschen selbst testen will. Das wird ja dann im nächsten Schritt auch gemacht, wenn ein Stoff im Tierversuch keine Schäden angerichtet hat, dass er an gesunden Freiwilligen erprobt wird. Und manchmal geht das auch furchtbar schief, so wie vor einiger Zeit in England, als sechs Menschen bei so einem Test fast gestorben wären. Aber ich behaupte mal, 9 von 10 Stoffen, die beim Menschen unerwünschte Wirkungen haben, kann man im Tierversuch rausfiltern. Und das ist ja besser als nichts.
Puh, jetzt habe ich einen halben Roman geschrieben – merkt man, dass mir das Thema am Herzen liegt



Ich oute mich auch mal als Ungläubigenfraktion, ich bin nicht getauft, habe nicht kirchlich geheiratet und konnte auch nicht kirchliche Patin für unsere Patentochter werden. Da musste mein Mann einspringen. Ich fühle mich aber trotzdem als Patin
