Zum Begriff der Seele. Genau das meint es wohl, wenn Menschen in diesem Zusammenhang von Seele reden: die Frage, wann bei einem „Organismus“ quasi menschliche Qualität „beiwohnt“, die schützenswert ist wie das (selbstständige) Leben. Und damit nicht mehr frei verfügbar aufgrund der Wünsche potentieller oder tatsächlicher Eltern oder anderer Beteiligter.
Die Grenze des 3. Monats ist mir zwar auch sympathisch, aber ich verstehe die Kriterien dafür nicht. Gelegentlich wage ich ja auch mal einen Blick in die Bibel. – Mir wird da einiges deutlich. Im hebräischen Alten Testament gibt es den Begriff Nephesch für die Seele. Und es ist die gleiche Vokabel für das Blut. Ich finds nicht schlecht, vom Beginn der Entwicklung eines Blutkreislaufs sowie von dem Zeitpunkt an, von dem „Leben“ nicht mehr kryokonservierbar ist, auch von Seele zu sprechen. Und das halte ich für schützenswert – in der Regel (aber nicht unbedingt) auch über die Interessen (potentieller) Eltern hinweg.
Und noch zu dem anderen Thema: Zum Thema der Offenheit mit dem Umgang: Auch bei uns wissen es mittlerweile einige gute Freunde und auch die engsten Verwandten. Weil uns der Druck, dem Thema ständig ausweichen zu müssen, zu groß geworden ist. Wir haben bei den Menschen, denen wir es gesagt haben, ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Und trotzdem wählen wir sehr, sehr gründlich aus, mit wem wir darüber sprechen und wir bitten auch die „Eingeweihten“ es für sich zu behalten – so gut es geht. Denn: ich bin schon der Meinung, dass das Thema des unerfüllten Kinderwunsches und auch das Thema der Sterilität ein absolut intimes Thema ist – vergleichbar mit diversen anderen Handicaps und Krankheiten, über die man ja auch nicht jedem Rechenschaft ablegt, der einem auf der Straße begegnet. Weil einfach das Verhältnis von Nähe und Distanz im Gleichgewicht bleiben muss. Und es ist mir einfach zu nah, mit vielen und beliebigen Menschen aus dem weiteren Freundes-, Bekannten- und Verwandtenkreises etwas so intimes zu besprechen. Hätte ich Hämorrhoiden oder Fußpilz, würde ich auch nicht mit jedem drüber quatschen. Obwohls ja erstens nichts Schlimmes und zweitens ein Volksleiden ist. Aber es ist einfach etwas, was mir zu nah und intim wäre, um mit allen möglichen darüber zu quatschen. Daher pflegen wir auch keinen völlig offenen Umgang damit.



Und Grüße in die Runde
Von choko