Eizellspende-Freispruch für Mediziner aus Augsburg

free
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben: Was ich hier eher bedenklicher fand, waren so manche Reaktionen anderer User darauf..
liebe nera,wenn keiner mehr reagiert auf eine anzeige auf verdacht bei der staataanwaltschaft,dann müsste ich mir grosse sorgen machen um dieses forum und auch um unser land.so bin ich mir ziemlich sicher,dass die mehrheit aus moralischen gründen dieses nicht gutheißt.
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free
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben: Die Embryonenspende ist nun mal erlaubt. Man sollte es aber aus meiner Sicht nicht übertreiben... Und vor allem sich an Gesetze halten. Sie existieren nicht umsonst...
nera,ich frage mich nur,wie kommt einer dahin,so eine anzeige zu starten.gesetze sind veränderlich und manchmal passen sie nicht mehr in die zeit.schau wie um uns herum in europa die grenzen gerade in der repromedizin und forschung fallen.kein wunder,dass die konservativen sturm laufen.aber wir reden hier um dinge,die es schon in ein paar jahren nicht mehr geben wird,wenn wir es mal global betrachten.
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free
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben: Ich würde nicht mit ihnen tauschen wollen, die Samenspende reicht mir...
das tut mir leid
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luzie773
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Beitrag von luzie773 »

Liebe Nera,

ja, ich finde es zum Kotzen, wenn hier, aufgrund der persönlichen Biographie und ohne einen konkreten Verdacht eine Anzeige erfolgt.

Um das Thema Embryonenspende von übriggebliebenen Embryonen und die damit verbundenen Probleme und Fragen öffentlich zu machen (und eine Anzeige ist ja nicht gleichbedeutend mit breiter Öffentlichkeit) hätte es auch andere Mittel und Wege gegeben.

Wie Free schon angemerkt hat, Gesetze können sich ändern und sollen das auch wenn sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ändern. Gerade wenn man mal über die dt. Grenze schaut, da steht Deutschland mit seinem veralteten ESchG mittlerweile ziemlich alleine da.

BTW, ich finde die Spende übriggebliener Embryonen auch schwierig und problematisch, sowohl aus Sicht der Empfänger, der Spender als auch der mögl. entstehenden Kinder. Da finde ich Eizellen und Embryonen, die explizit nur für eine Spende erzeugt wurden, deutlich unproblematischer.

Luzie
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Bild Baujahr 73, Spermiogramm prima

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11/2012 IVF (12 EZ, Nullbefruchtung)
03/2013 ICSI (18 EZ, Nullbefruchtung)
05/2013 Spontanschwangerschaft, MA 8.SSW
09/2013 Spontanschwangerschaft, MA 10.SSW
07/2014 Spontanschwangerschaft, MA 11.SSW
06/2015 gesunde Spontanschwangerschaft

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Nera
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Beitrag von Nera »

Erschreckend fand ich, dass einfach mal pro Forma "gekotzt" wird, ohne sich überhaupt mal die Frage zu stellen, was da eigentlich hinter steckt. Ich weiß nicht, was du unter einem "konkreten" Verdacht verstehst, luzie - es gab ganz konkrete Gründe für die Anzeige und das sah die Staatsanwaltschaft wohl genauso. Die Biographie mag die Anzeigenstellerin motiviert haben, sich näher mit der Situation rund um diese Organisation und allgemein der Reproduktionsmedizin auseinanderzusetzen, aber sie hat sicherlich nicht die Anzeige gestellt, um den Leuten mal aus Spaß an der Freude eins reinzuwürgen oder sie öffentlich bloß zu stellen. Wie gesagt, die Anzeige ist begründet und offenbar auch überzeugend begründet. Das sollte man vielleicht einfach mal akzeptieren, anstatt ihr hier irgendwas moralisch verwerfliches in die Schuhe zu schieben.

Embryonen zu zeugen und anschließend freizugeben, ist ein seeehr heikles Thema für alle Beteiligten, auch wenn es prinzipiell erlaubt ist. zu einem verantwortungsvollen Umgang gehört, dass man sich an Gesetze hält. Das ist nicht zu vergleichen mit einem Fußgänger, der mal bei rot über die Ampel läuft. Wie gesagt, ein Verstoß gegen das Embryonenschutzgesetz ist kein Kavaliersdelikt.
liebe nera,wenn keiner mehr reagiert auf eine anzeige auf verdacht bei der staataanwaltschaft,dann müsste ich mir grosse sorgen machen um dieses forum und auch um unser land.so bin ich mir ziemlich sicher,dass die mehrheit aus moralischen gründen dieses nicht gutheißt.
Wenn ich lese, wie hier die Moralkeule bei einer >begründeten< Anzeige geschwungen wird, während bei Ei-, Samen- oder Embryonenspenden befürwortet oder zumindest hingenommen wird, dass Grenzen und Gesetze überschritten werden, spekulierend, dass diese in ein paar Jahren eh nicht mehr gelten, würde ich mir eher mal Gedanken über mein eigenes Verhalten machen.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich kann erst wieder heute Abend etwas ausführlicher meine Gedanken dazu schreiben, aber nur mal das zum Vergleich. Es ist nicht lange her, dass Homosexualität unter Strafe stand. Eine Anzeige wäre auch da aufgrund des Gesetzes begründet gewesen, obwohl moralisch ebenso fraglich. ....

Manchmal zeugt es auch von Größe, jemanden nicht anzuzeigen. ...

Dass die Konstellation Embryospende auch Herausforderungen mit sich bringt, da bin ich auf deiner Seite. Ich fand es gut, dass der Ethikrat so eine fundierte Stellungnahme abgegeben hat. Wenn auch hier noch mit einigen Schwachstsllen. Aber damit lässt sich etwas anfangen.

Wie schlecht sich Juristen mit der Materie manchmal auskennen, habe ich selbst bei einer Gerichtsverhandlung mitbekommen, die ich als Zuschauer besucht habe. Und wo ich unter den anderen Zuschauern auch die Anzeigende getroffen habe. ...
Liebe Grüße, Rebella
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Nera
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Beitrag von Nera »

Rebella,

Ich bin sprachlos... ist der Vergleich mit dem ehemaligen Gesetz, das Homosexualität unter Strafe setzte, nun echt dein Ernst?

Bei der Embryonenspende trägt man die Verantwortung für Dritte, die sich selbst (noch) nicht dazu äußern können und deren Leben dadurch nachhaltig geprägt wird. Es ist gut, dass das reguliert und kritisch beäugt wird.

Wenn ich hier in dem Forum so lese, wie über Samen-, Eizell- und Embryonenspende geschrieben wird, gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass dieser Umstand noch überhaupt nicht begriffen wurde. Als jemand, über den genauso entschieden wurde, finde ich das echt krass und ziemlich traurig...
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Nera hat geschrieben:Liebe Rebella,

ich sehe eigentlich, egal wie man es auslegt, Schwierigkeiten, die auf Gesetzesverstöße hindeuten, wenn man die Vorkerne weiter kultiviert: wenn man die Vorkerne als Embryonen bezeichnen will, dann dürften es nicht mehr als 3 Embryonen sein. Wenn man sie als Eizellen betrachtet, ist die Spende sowieso verboten in Deutschland.
Für mich ist es hier ganz ehrlich für die moralische Bewertung des Ganzen nicht Ausschlag gebend, ob es verboten ist. Ich weiß einiges darüber, wie das ESchG zustande gekommen ist. Es war ein Kompromiss. Es gibt hier insbesondere ein konservatives und ein liberales Lager, die da im Kräftestreit gelegen haben - und heute immer noch liegen. - Ein Kompromiss aus diesen beiden Lagern muss nicht unbedingt eine ethisch sinnvolle Regelung hervorrufen. Nach meiner Bewertung ist das hier auch deutlich missglückt.

Ich fände es gut, wenn jetzt mehr darüber diskutiert wird, wenn wissenschaftliche Studien angefertigt werden, derer es derzeit aufgrund des Desinteresses der Vergangenheit mangelt. Und wenn dann endlich mal eine vernünftige Regelung gefunden wird.


Nera hat geschrieben:mir stößt es echt negativ auf, wenn ich mitkriege, wie manche (nicht alle) Reproduktionsmediziner Gesetze missachten ... Vielleicht kann man das erst nachvollziehen, wenn man selber mal in die Situation kommt, dass die eigenen Rechte aufgrund des Handelns eines Reproduktionsmediziners mit Füßen getreten werden.
Ich kann es nachvollziehen, dass es einem negativ aufstößt, wenn die eigenen Rechte aufgrund des Handelns anderer Personen mit Füßen getreten werden. Dazu muss die andere Person nicht Reproduktionsmediziner sein. Ich kann es nachfühlen, wenn die eigenen Rechte - wie z.B. bei einigen erwachsenen Spenderkindern - aufgrund eines Reproduktionsmediziners mit Füßen getreten werden. Dann sollte/ könnte man gegen genau diesen vorgehen. Sich dann aber andere Reproduktionsmediziner zu suchen und gegen die vorzugehen, weil sie zufällig denselben Beruf haben, das kann ich nicht nachvollziehen.

Also meine Rechte wurden zum Beispiel mal von einem Arbeitgeber mit Füßen getreten. In dem Fall war es gegeben, gegen diesen Arbeitgeber vorzugehen. Hätte ich aber einen anderen Arbeitgeber angezeigt, bei dem ich gar nicht beschäftigt war, dann wäre das doch seltsam rüber gekommen. ...

Ich glaube nicht, dass Reproduktionsmediziner als Berufsgruppe mehr Dreck am Stecken haben als andere Berufsgruppen. - Meines Erachtens sollte man mehr differenzieren, wenn man sich jemanden zum Anschwärzen aussucht.

Nera hat geschrieben:Wenn schon dabei gemauschelt wird, wo dann noch? Auch früher gab es schon das Recht der Kenntnis der Abstammung. Das hat viele Mediziner nicht gejuckt. Sicherlich ist der Erkenntnisstand heute ein anderer, aber bei Embryonenspenden fangen wir gerade wieder ziemlich bei Null an...
Am Meisten gemauschelt wird bei unserem Gesetzgeber selber. .... Trotzdem müssen wir mit ihm klar kommen. Und andere Staaten haben noch schlimmere Gesetzgeber.

Du schreibst oben selber, der Erkenntnisstand ist heute ein anderer. Genau deshalb geht es heute bezüglich der Samenspende besser. - Die Mediziner haben über Jahre in einer gesetzlichen Grauzone gehandelt. Dass es dabei zu "Mauscheleien" kommen kann, ist eigentlich vorprogrammiert. In einer öffeneren gesellschaftlichen Atmosphäre und mit mehr Rechtssicherheit hätte man nicht gemauschelt.

Auch bezüglich Embryonenspende bräuchten wir mehr Rechtssicherheit.

Nera hat geschrieben:Dafür sind die Spenderkinder oder gar der Verein keine Dankbarkeit schuldig. Es ist traurig, wenn das noch immer nicht selbstverständlich ist. Sicherlich wissen sie das jedoch zu schätzen.
Natürlich sind sie nichts schuldig in dem Sinne. Aber sie sollten es zu schätzen wissen, da es eben bisher leider keine Selbstverständlichkeit war. Ich verstehe aber unter "zu schätzen wissen" nicht, dass man denjenigen dann anzeigt.

Nera hat geschrieben:An dieser Stelle war es nur eine Person, aber natürlich mit Erwähnung des Vereins, wo sich ja deiner Meinung nach nur radikale, spät aufgeklärte, von ihren Eltern enttäuschte Spenderkinder befinden, wie du an anderer Stelle ausführst.
Ich fand es an der Stelle passend, auf den Hintergrund dieser Person hinzuweisen. Sonst hätte ich nur schreiben können, "Ich weiß, wer es war, sage es aber nicht." - Der Hintergrund ist in diesem Fall schon von Interesse. Wäre diese Person kein Spenderkind, hätte sie nicht die Anzeige erstattet.

Ich habe auch nicht gesagt, dass sich in euerm Verein "nur radikale, spät aufgeklärte, von ihren Eltern enttäuschte Spenderkinder befinden", sondern dass es größerenteils "spät aufgeklärte, von ihren Eltern enttäuschte" sind und einige wenige davon recht radikal sind.

Nera hat geschrieben:Aus Sicht der Kinder finde ich das nochmal schwieriger, erstmal beide Elternteile nicht zu kennen und dann auch noch zu wissen, dass es quasi nur der Zufall so wollte, dass eben meine Geschwister bei den leiblichen Eltern aufwachsen und ich nicht. ... Insofern: ich weiß nicht, ob das so legitim und selbstverständlich sein sollte, diese befruchteten Eizellen an andere Paare abzugeben.
Darüber, ob das legitim ist oder nicht, sollte aber nicht ein Richter entscheiden, der einfach nur das bestehende Gesetzgummiband in dem konkreten Fall deutet. Darüber sollte es einen großen Diskussionsprozess geben können, der auch einschließt, wie man die Embryonenspende so gestalten kann, dass es nach Möglichkeit keine bzw. wenige Interessenkonflikte gibt.

Verbote helfen oft nicht weiter. Sie lösen den Konflikt nicht immer. Im Fall von unerfülltem Kinderwunsch werden durch Verbote die Schauplätze nur ins Ausland verlagert. Und da geht es dann meistens noch komplizierter ab.

Auch ,ob die Spende eines bereits bestehenden Embryos oder extra für die Spende gezeugter Embryonen nun für das Kind besser oder schlechter ist, darüber gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen.
Liebe Grüße, Rebella
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben:Wenn ich hier in dem Forum so lese, wie über Samen-, Eizell- und Embryonenspende geschrieben wird, gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass dieser Umstand noch überhaupt nicht begriffen wurde
der bereich eizell-und embryonenspende ist geschützt und kann von außen nicht eingelesen werden.dort tauschen sich nur betroffene aus.wie kannst du da das geschriebene mitlesen?
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben: Als jemand, über den genauso entschieden wurde, finde ich das echt krass und ziemlich traurig...
nera,das tut mir wirklich leid und ich kann deine traurigkeit nachvollziehen.aber bitte vergleiche mich nicht mit deinen eltern.ich entscheide nicht genauso wie deine eltern.schon alleine deshalb nicht,weil 20 oder 30 jahre ins land gegangen sind und sich sehr viel verändert hat.
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