Hallo, Ihr netten frauen,
ich bin ja so eine stille Leserin und das auch nicht mal regelmäßig.
Nun hat Susanne eine Frage zur Zellteilung gestellt – und erst wollte ich ihr eine PN schreiben, weil ich mich damit befasst habe und dachte, ich könnte ihr weiterhelfen. Aber da dachte ich auch: vielleicht interessiert das Euch ja selbst? Ich habe schon viel Gutes bekommen durch dieses Forum – und vielleicht kann ich ja was davon zurückgeben, in dem ich hier mein - im Internet, in gynäkologischen Lehrbüchern usw. zusammengesammeltes - Wissen zur Entwicklung von der Befruchtung zur Blastozyste zur Verfügung stelle?? Es sind ja viele Blastozystentransfer-Erfahrene (d.h. bbn-frauen) hier! Aber achtung, jetzt wird’s sautrocken!
Also, hier meine Aufzeichnungen zur Zellteilung (nur „Idealverläufe“; weicht das eigene davon ab, muss man sich nicht gleich die Kugel geben!!! Also, keine panikmache, wenn es bei der einen oder anderen nicht so läuft, wie unten. Im offenen Fall immer den Arzt fragen, der weiß es auf jeden Fall besser als ich.
1. Tag nach Befruchtung: Pronuclearzeller
Sichtbar unter dem Mikroskop ist jetzt die befruchtete Eizelle, ihre 2 Vorkerne (= Pronucleoli, d.h. dem genetischen Material von Vater und Mutter) und den 2 Polkörperchen, die man auch Unterkerne nennt.
1,5ter Tag = 1. Zellteilung mit dem Ergebnis 2-Zeller-Zygote
2. Tag = 2. Zellteilung mit dem Ergebnis 4-Zeller-Zygote
3. Tag = 3. Zellteilung = 8-Zeller-Zygote
4. Tag = 16-Zeller und 32-Zeller: Morula
Morula heißt soviel wie Maulbeere, kugelrunde Himbeere und sieht auch so aus. Eine Morula ist also ein mehrzelliger Zellverband, der von einer sichtbaren Hülle (die „zona pellicuda“) umgeben ist. Das Ganze ist jetzt auch kompakter als vorher. Deshalb nennt man die Entwicklung einer Zygote zur Morula auch „Kompaktierung“.
5. Tag = früher Blastozyst mit ca. 58 Zellen
Die Morula dehnt sich zur Blastozyste aus, das heißt:
Im Innern der Morula bildet sich eine Höhle, ein Leerraum (genannt „Blastozele“), der nur wenige Zellen beherbergt. Es verbinden sich außen liegende Morulazellen zu einer Art Zellring, den man Trophoblast nennt. An einer innen liegenden Stelle dieses Rings verbinden sich innenliegende Morulazellen. Diese Stelle („innere Zellmasse“) nennt man dann Embryoblast. Dabei teilen sich die Zellen ständig weiter: der Trophoblast hat ca. 53 Zellen, der Embryoblast hat ca. 5 Zellen (daraus entwickelt sich später der „richtige“ Embryo.) Die „zona pellicuda“ (=Zygotenhülle) löst sich allmählich auf.
6. Tag = später Blastozyst mit ca. 160 Zellen
Die Zygotenhülle ist jetzt vollständig aufgelöst. Die Blastozyste braucht sie jetzt nicht mehr, weil ihre Zellen auch so ‚zusammenhalten’, denn sie hat ja einen Zellring gebildet. Im Normalzyklus überleben ca. 50% der Blastozysten.
Regeln zur Qualitätsbestimmung:
-Einstufung nicht überbewerten, sind nur Momentaufnahmen (ein 2-Zeller kann kurze Zeit später ein 4-Zeller sein, Uterus kann manches ausgleichen)
-es gibt keine Therapie für Zygoten, die sich langsamer entwickeln als Æ
-8-Zeller am 2. Tag sehr gut; 7-Zeller/8-Zeller am 3. Tag gut
-2-Zeller am 3. Tag schlecht; 8-Zeller am 5. Tag: eher schlecht.
-Gut auch, wenn sich die Zygote jeden Tag ein bißchen weitergeteilt hat (d.h. keine ‚Pausen’ eingelegt hat)
Weil man sich die eben beschriebene „Blastogenese“ allein durch Worte nicht so gut vorstellen kann, kann man auch folgende Bilder ansehen. Das hilft sehr, um es zu verstehen:
http://www.ufk.med.uni-rostock.de/lehre ... sld008.htm und
http://www.ufk.med.uni-rostock.de/lehre ... sld009.htm
Es findet sich auf slide 10 auch eine 3D-Aufnahme der Blastogenese, allerdings nicht von einer MENSCHLICHEN Zygote, sondern vom GRASFROSCH (merkt man auch deshalb, weil die Kultivierung bei nasskalten 16 Grad Celsius erfolgt... brrr ....)
Ich hoffe, das hat ein paar von Euch interessiert!? So, nun ein schönes und warmes Wochenende – wir sind ja keine Grasfrösche,
Eure Anna