"Finanzielle Förderungen" des Familienministeriums

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Birgit~
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Beitrag von Birgit~ »

Hi Stella u. Rebella,

über die Studie wurde in den ZDF-Nachrichten (Einspieler) folgendermassen berichtet :
Bilder v. Omi u. Opi mit Enkeln - treffen Eltern auf der Baustelle fürs künftige Heim - privates soziales Netz Familie künftig noch wichtiger, Alte unterstützen oft ihre Kinder –mit Enkelbetreuung und auch finanziell. Finde ich bis dahin o.K. und realistisch und auch positiv - besonders nett war aber dann der Kommentar von Politikerseite, daß Singles und Kinderlose dann halt im Alter zusehen müssten, daß sie andere soziale Netzwerke zur “sozialen Alterssicherung“ ( das neue Schlagwort ?) aufbauen sollten ( Freunde und jüngere Leute..) sonst wird’s im Alter halt schon schwierig . ( Ach so..)
Das stimmt natürlich – aber als Statement von Politikerseite an Singles und Kinderlose finde ich das zynisch .. auf deren Lebenssberatung in Kombination mit Sozialabbau ...verzichte ich und vermutlich andere Betroffene sicher gern..
Nun wird also die von Politikern selbst erzeugte gesellschaftliche Polarisierung zwischen “Alt u. Jung“, Diskriminierung von Kinderlosen u. Singles nun nicht mehr anhand d. Neiddebatte ( hedonistische Dinks usw..)geführt, sondern mit Ängsten ( Hilflosigkeit u. Einsamkeit im Alter..) die Betroffene auch ohne Politker - Nachhilfe auch schon so haben, geführt ... dazu fällt mir nicht mal mehr ein “political incorrect“es Wort ein ..

Die B.A.T. – Studie zum "Generationenpakt" kam da gerade Recht, um wenigstens das “böse“ Stichwort “Generationendebatte“ wieder zu entkräften.

Auf den offiziellen Seiten des Familienministeriums steht der Bericht und von dort gibt’s dann einen link direkt zu British Tobacco - > http://www.bmfsfj.de/Politikbereiche/fa ... 13602.html

Passend dazu ( ?)die Nachrichten-Meldung von gestern über Drogentote in D vom DHS. Demnach gibt es jährlich Todesfälle durch: Alkohol ( 42.000), Rauchen ( 111.000), illegale Drogen ( 1.500) und viele Erkrankte ( dadurch Frührentner/ Arbeitslose ? ) und (!)
Der Zigaretten-Konsum stieg 2002 um 1,8 Prozent auf 145,1 Milliarden Glimmstengel. In den vergangenen zehn Jahren habe sich dieser Konsum um 13 Prozent erhöht. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag bei 1761 Zigaretten. Dem Staat brachte die Sucht stattliche Einnahmen: Mit 13,771 Milliarden Euro wurden 14,2 Prozent mehr Tabaksteuern eingenommen. http://de.news.yahoo.com/031218/286/3t58w.html
Passivrauchen, das sehe ich genauso, wenn man aber deswegen berufsunfähig wird – Pech für alle nach 1960 geborenen – Versicherung wurde vom Gesetzgeber abgeschafft. Die Berufsgenossenschaften der Arbeitnehmer zahlen an erzwungene Passivraucher sicher keinen Cent..
( Das Risiko der Berufs- und Erwerbsunfähigkeit ist im Schnitt 2,5 mal höher als das Risiko der Arbeitslosigkeit.).
Mein Mann hat vor einem Jahr aufgehört ( ca 4-6 Zigaretten/ Tag), wird aber weiterhin kollegial zugequalmt, wie ich jeden Abend beim Umarmen riechen darf..

off topic: eine treffende Analyse unserer momentanen gesellschaftlichen Befindlichkeit hat mir, eigentlich überzeugte Politkverdrossene :wink: , sehr gut gefallen, erstaunerlicherweise habe ich sie in der Bundestagszeitung v. 15.12 entdeckt:
Albrecht Müller : Das Elend der Reformdebatte - Über die unreflektierte Modernisierungs- und Reformdiskussion in Deutschland http://www.das-parlament.de/2003/51/Beilage/001.html

Viele Grüsse, Birgit

P.S.:
... wohne in Rheinhessen , hügeliges u. sehr sonnenreiches Weinanbaugebiet, süd-westlich von Mainz ( nähe Frankfurt) liegt ungefähr in der “Kniekehle“ des Rheins, der bei Mainz einen Bogen nach Westen vollzieht)
...verabschiede mich auch bis nächstes Jahr, wegen Weihnachtsferien...
wünsche allen eine schöne Zeit und viel Schnee !!
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Birgit,

vielen Dank mal wieder. Daß die Zahl der Rauchertoten höher ist als die durch Alkohol, Drogen und Verkehrsunfälle zusammen ? das wissen wir schon seit Jahren. Nichtraucherinitiativen haben schon sehr lange darauf hingewiesen. Nun wird erstmals auch in den Medien darüber berichtet. Mir gibt dieser Umstand ein kleines bischen Hoffnung. Vieles, was ich noch vor Jahren für utopisch hielt, kommt jetzt, in einer Zeit, wo einfach alles infrage gestellt wird, doch plötzlich an. Zu dieser Entwicklung gehört u.a. auch die Tabaksteuererhöhung ab 2004 zugunsten der Finanzierung bestimmter sozialer Leistungen, die Politikerdebatte im Sommer diesen Jahres um rauchfreie Gaststätten und einiges mehr. Das versetzt mich manchmal schon in Erstaunen. Ich knüpfe jetzt daran einfach die Hoffnung, daß viele unserer heutigen Forderungen in ein paar Jahren dann auch wie von selber Realität werden. Es scheint so als ob der Weg von Politikers Ohr (Empfangen der Information) über Politikers Gehirn (Verarbeitung der Information) bis zu Politikers Mund (Ausgabe seiner Schlussfolgerung daraus) einige Jahre braucht. ? Schön Dein Beispiel mit dem geschädigten Passivraucher und der Berufsunfähigkeit. Das läuft (bisher! ? ich warte auch hier noch auf Politikers Aha-Effekt) einfach unter ?Pech gehabt?. Ähnlich wie bei einigen von uns (Unfruchtbarkeit durch diverse Schadstoffe, oft auch unfreiwillig aufgenommen).

?Elend der Reformdebatte? ? der Beitrag versetzte mich auch in Begeisterung. Wenn die Verantwortlichen doch endlich mal aus solchen Beiträgen ihre Konsequenzen ziehen würden!

Ich wünsche Dir dann auch schöne Weihnachtsferien. Mensch, das wird ja richtig langweilig hier! Liebe Grüße, Rebella
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Zum Thema ?Privater Generationenpakt? und Hilfe innerhalb der Familien können wir das Familienministerium vielleicht noch darauf hinweisen, wie teuer es für die Gemeinschaft erst wird, wenn sie die vielen kinderlosen Menschen, die sich nicht kostenlos von ihren Kindern betreuen lassen können, in 50 Jahren in Pflegeheimen unterbringen muß. Vielleicht wäre das auch mal ein Aspekt.

Mich würde in diesem Zusammenhang dies interessieren: Wie hoch sind die jährlichen Kosten des sozialen Systems für die Betreuung von (kinderlosen) älteren Personen? Wieviele Personen sind das und wie lang ist die durchschnittliche Zeit, die pro Person für die Betreuung investiert werden muß? Wieviel Prozent der kinderlosen/ nicht kinderlosen Bevölkerung muß im Alter im Pflegeheim untergebracht werden? Die Zahlen müssten so aussehen, daß sich daraus ermitteln lässt, wie viel das soziale System insgesamt durchschnittlich pro kinderlosem Einwohner für die Betreuung im Alter ausgeben muß. Am besten wäre dazu eine Vergleichszahl, wie viel weniger die Gesellschaft hier bei Personen mit Kindern im Durchschnitt einsetzen muß. Die Differenz wäre dann das, was man an uns später sparen kann, wenn wir Eltern werden.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo, Ihr Lieben,

ich habe nun zum neuen Jahr gleich meine Hausaufgaben gemacht und möchte Euch meinen doch recht lang geratenen Vorschlag für einen neuen Brief an das Familienministerium vorstellen. Es wäre schön, wenn Ihr Eure Meinung dazu sagt und auch ruhig kritisiert. Liebe Grüße, Rebella


__________________________________________________________________

Bundesministerium
Für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Referat 404
Frau Josefine Stomper
Rochusstraße 80 ? 10

53123 Bonn




Kostenübernahme bei nicht GKV-finanzierten künstlichen Befruchtungen
( zur Steigerung der Geburtenzahlen / Härtefallregelung als Mindestforderung)


Sehr geehrte Frau Stomper,

vielen Dank für Ihre mail vom 02.12.03. Wir haben ihre Statements intensiv diskutiert und denken, daß es dazu noch einigen Kommunikationsbedarf gibt.

Zur Begründung, warum z.B. heterologe Befruchtungen nach § 27a Sozialgesetzbuch V nicht von der GKV bezahlt werden, schreiben Sie, daß die Beschränkung des Leistungsanspruchs auf Ehepaare als durch die Pflicht des Staates zur Förderung der Ehe und Familie (Art. 6 GG) gerechtfertigt angesehen wird. Für die Paare, die durch heterologe Insemination oder heterologe IVF Kinder bekommen haben, ergibt sich daraus die Frage, ob sie keine Familie sind. Vielleicht gibt es in Ihrem Ministerium eine eigene Definition, was eine Familie ist? Die meisten Paare, die heterologe Befruchtungen durchführen lassen, sind außerdem vom Staat anerkannte Ehepaare. Wir haben bisher nirgendwo gelesen, daß ein standesamtlich getrautes Paar wegen der Unfruchtbarkeit eines Partners kein Ehepaar ist.

Wie sie richtig schreiben, sind andere Formen als die der homologen Befruchtung von der Leistungspflicht der GKV ausgenommen. Eben aus diesem Grund haben wir uns nun auch an das Familienministerium gewandt, welches nicht die GKV ist, sondern mit finanziellen Förderungen zur Erhöhung der Geburtenrate wirbt. Und das in einer Zeit, in der die Leistungen des §27 SGB V gerade erheblich eingeschränkt wurden. In der Anlage schicken wir Ihnen eine Stellungnahme von Gisela C. Fischer (Professorin an d. med.Hochschule Hannover / medizin. Soziologie/ Sexualmedizin und seit 8/03 Mitglied im Sachverständigenrat des ?konzertierte Aktion im Gesundheitswesen?/ Bundesministerium f. Gesundheit und Soziale Sicherung ), die in dem Abschnitt ?Bewertung hinsichtlich allgemeiner Wertmaßstäbe? auf Seite 1 und 2 u. a. sehr treffend schreibt: ? ?, daß nur noch Selbstzahler medizinische Hilfe für die Erfüllung eines allgemein existenziellen Bedürfnisses erhalten. Damit werden diese Hilfen zu einem Privileg für wirtschaftlich relativ gut gestellte Gruppen der Gesellschaft. Paare, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, werden diskriminiert.? In dem gleichen Artikel wird auf eine Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hingewiesen, aus der hervorgeht, daß in Deutschland jährlich 40.000 Kinder zur Welt kommen, bei denen eine Steriliätstherapie in irgendeiner Form vorausgegangen ist. Dies sind knapp 6% aller jährlich in Deutschland geborenen Kinder. Etwa 1.000 dieser Kinder stammen übrigens jährlich aus heterologen Inseminationen.

Es ist selbstverständlich zu begrüßen, wenn Ihr Ministerium zukünftig Frauen, die nach der Geburt ihrer Kinder wieder arbeiten wollen, den Wiedereinstieg erleichtern will und mehr Betreuungsmöglichkeiten für Kinder schafft. Dennoch haben die ungewollt Kinderlosen, denen wir Ihr Schreiben zu lesen gaben und ganz besonders die, die sich ihre Behandlung finanziell nicht leisten können, sich etwa so dabei gefühlt wie der Ertrinkende, dem man mitteilt, das Geld, was man für seine Rettung investieren könnte, würde man für eine rauschende Party auf einem unerreichbaren Schiff ausgegeben. Um Ihre Motive zu verstehen, haben wir in den vergangenen Tagen näher dazu recherchiert. Dabei sind uns folgende Dinge aufgefallen:

- In Ihren Dokumenten bezeichnen Sie z.B. Frankreich als ?Babyboomland? und führen das Land als Vorbild an, an dem Sie sich orientieren wollen. Von einer dort deutlich höheren Frauenerwerbsquote ist die Rede, die Ursache wäre für eine höhere Geburtenrate. In dem von Ihnen angebotenen Dokument ?Familie im Spiegel der amtlichen Statistik? fanden wir jedoch Zahlen, die diesen Zusammenhang nicht eindeutig bestätigen. Danach hat Frankreich eine Frauen ? Erwerbsquote (25 ? 49-jährige) von 70,3%, gegenüber Deutschland mit 72,2%. Eine grafische Darstellung der Erwerbsquoten zu den Geburtenraten, einmal sortiert nach Erwerbsquoten und einmal sortiert nach Geburtenraten der Länder, siehe Anhang ?Familie im Spiegel.xls?, lässt auch nicht unbedingt ein Zusammenhang erkennen. Die Anzahl der Geburten pro 1.000 Einwohner ist in Westdeutschland von 16,2 1950 auf 9,9 1999 zurück gegangen, in Frankreich von 19,8 1950 auf 12,6 1999. Das macht in Deutschland einen Rückgang auf 61,1%, in Frankreich auf 63,6% - kein großer Unterschied. Der Trend zu weniger Kindern vollzieht sich europaweit in ähnlicher Weise. In Frankreich gibt es auch einen Geburtenrückgang (aktuellste Zahl: 1,9). Das Land setzt deshalb jetzt zunehmend auch auf mehr direkte Transfers (analog unserem Kindergeld und Erziehungsgeld), wahrscheinlich, um wieder die magische Zahl von 2,1 zu erreichen. Weil man herausgefunden hat, daß jedes dritte Paar die Arbeit einstellen oder einschränken will, gibt es nun für 3 Jahre 340 Euro, wenn man die Arbeit einstellt.

- Nach einer Studie der Universität Leipzig (Brähler / Ströbel), liegt die ideale Kinderzahl der Deutschen, wenn im Leben alle Bedingungen dafür ideal wären, im Schnitt (und zwar in allen befragten Altersgruppen ähnlich) bei 1,87 Kindern. Ideale Lebensbedingungen als Voraussetzung für die Entstehung eines Kindes sind aber nicht nur Arbeits- und Kindergartenplätze, sowie finanzielle Absicherung, sondern z.B. auch das Vorhandensein eines passenden Partners und Fruchtbarkeit. Für die momentane Geburtenrate in Deutschland gibt es z.Zt. 2 verschiedene Zahlen ? einmal 1,4 oder 1,34, wobei wir hier die Bezugsgröße nicht herausfinden konnten, und einmal 1,65 für alle 1960 geborenen Frauen. Die Differenz zwischen dem gewünschten und dem Ist-Zustand (0,22 ? 0,53) könnte somit als Ziel Ihrer Bemühungen mit einem ganzheitlichen Konzept zur Erhöhung der Geburtenrate verstanden werden. Eine Bereitschaft zu mehr als 1,87 Kindern wäre nur durch einen Mentalitätswechsel möglich. Dieser würde aber unter anderem auch ein Brechen des Tabu-Themas ?Ungewollte Kinderlosigkeit? erfordern. Die gegenwärtigen politischen Maßnahmen bewirken gerade das Gegenteil.
- Das Problem muß ? wenn die Bevölkerungszahl konstant gehalten werden soll - als ganzes angegangen werden, wobei alle Ressourcen ausgeschöpft werden müssen. Zur Reduzierung der ungewollten Kinderlosigkeit gehört u.a. auch eine umfangreiche Aufklärung etwa der 15 ? 25-jährigen zum Thema Fertilitätsstörungen und ihre Ursachen. Unter 75 von Ihrem Ministerium im Internet zur Verfügung gestellten Broschüren fanden wir keine einzige, welche sich mit diesem Thema überhaupt nur beschäftigt. Weiterhin gehört dazu eine Reduzierung der Ausbildungs- und Studienzeiten. Wer zuerst ein Studium abschließen will und anschließend im Beruf Fuß fassen, ist meist bereits über 30, ehe er / sie an Familienplanung denken kann. Und schließlich gehört dazu die Erkenntnis, daß die erstgenannten Maßnahmen nur bei einem Teil der Paare Fertiliätsstörungen verhindern werden, daß die Abnahme der Fertilität eher das Resultat gesamtgesellschaftlicher Verhaltensweisen ist. So hat sich z.B. die Spermienzahl in den letzten 50 Jahren halbiert. Die jungen Männer, die nun davon betroffen sind, tragen sicher am wenigsten die Schuld daran.

- Die Studie der Universität Leipzig von Prof. Dr. Elmar Brähler und Dr. Ive Ströbel - Richter schlussfolgert, daß nur 3% aller Paare, statt wie bisher angenommen 10 ? 15% unfruchtbar sind. Sicher gehen auch Sie von solchen Informationen aus und meinen, daß es sich nicht lohnt, sich um 3% der Bevölkerung zu kümmern. Die Herangehensweise, die zu dieser Schlussfolgerung führte, ist jedoch falsch. 3% ungewollt Kinderlose wurden hier aus den Aussagen von 494 41 ? 50 jährigen abgeleitet, die zu einem Zeitpunkt, wo sie es im Allgemeinen wissen müssten, zu 2,7% ausgesagt haben, sie können keine Kinder bekommen und sind deshalb kinderlos. Diese Zahl wird sich jedoch erhöhen, wenn jetzt weniger Paare die Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung nutzen können. Leider wurde hier nicht ermittelt, wie viele der befragten Eltern ihre Kinder erst nach einer Phase ungewollter Kinderlosigkeit und nach anschließenden ( bisher GKV-finanzierten) medizinischen Maßnahmen bekommen haben. Die Tatsache, daß bisher ungewollte Kinderlosigkeit bekämpft wurde, wird hier unter den Tisch gekehrt, diese Paare werden nicht mehr unter dieser Rubrik erfaßt. Es wurde in der Studie auch nicht gefragt, wie viele der über 40-jährigen kinderlosen Personen irgendwann Kinderwunsch hatten, der jetzt aber nur noch wenig oder nicht mehr vorhanden ist. Es wurde auch nicht gefragt, wie viele der Befragten mit Kindern keine weiteren gewünschten Kinder mehr bekommen konnte und bei wie vielen es keine leiblichen Kinder sind. Die Aussagen der unter 40-jährigen sind hier schon deshalb unrealistisch, weil viele Paare noch gar nicht wissen, daß sie irgendwann ungewollt kinderlos sein werden oder daß sie unfruchtbar sind. Dieser Studie würde ich eine andere Studie ergänzend beifügen: Time to pregnancy: results of the German prospective study and impact on the management of infertility; Gnoth C, Godehardt D, Godehardt E, Frank-Herrmann P, Freundl G.; Hum Reprod. 2003 Sep;18(9):1959-1966.: ?Um die optimale Fruchtbarkeit eines Paares einschätzen zu können wurden in einer Studie an den Universitäten Düsseldorf und Heidelberg 346 Frauen beobachtet, welche mit Hilfe der natürlichen Familienplanung (NFP) beginnend mit ihrem ersten Zyklus den Versuch unternahmen, auf natürliche Weise schwanger zu werden. Bei den 346 untersuchten Frauen traten 310 Schwangerschaften ein, 36 Frauen wurden nicht schwanger (10,4%). Bei den fruchtbaren Frauen traten die Schwangerschaften nach 1, 3, 6 und 12 Zyklen mit einer Wahrscheinlichkeit von 42%, 75%, 88% bzw. 98% auf.?
- Zum Thema ?Privater Generationenpakt? und Hilfe innerhalb der Familien können Sie vielleicht mal ermitteln (lassen), wie teuer es für die Gemeinschaft erst wird, wenn sie die vielen kinderlosen Menschen, die sich nicht kostenlos von ihren Kindern betreuen lassen können, in 50 Jahren in Pflegeheimen unterbringen muß. Oder gibt es dazu schon Zahlen?


In Ihrem Brief schreiben Sie von 4 Mrd. Euro, die Sie über 5 Jahre in Ganztagsschulen investieren wollen, und von weiteren 1,5 Mrd. Euro zusätzlich für die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren. Sind das bereits alle Aufwendungen, die für Investitionen zur Erhöhung der Geburtenrate vorgesehen sind? Welche Mittel stehen außerdem noch zur Verfügung? Gibt es konkrete Berechnungen, wie viele zusätzliche Kinder diese 6,5 Mrd. Euro bringen sollen und wie viele Kinder aus weiteren Maßnahmen resultieren sollen? Wo können wir diese Analysen nachlesen? Die jährlich 800 Mio. Euro für Ganztagsschulen müssten ja mindestens 50.000 Kinder mehr pro Jahr bewirken, wenn der Kosten ? Nutzen ? Effekt unter dem Blickwinkel der daraus resultierenden Geburten zugunsten der Ganztagsschulen gegenüber IVF / ICSI ausfallen soll. (Bei einem Vergleich mit den durchschnittlichen Kosten für heterologe Befruchtungen müssten Sie sogar unrealistische 300.000 Kinder pro Jahr mehr allein mit dieser Maßnahme erreichen.) 50.000 Kinder würden die Geburtenrate pro Frau um etwa 0,1 anheben. Bei jährlichen Betreuungskosten pro Kind im Hort in Höhe von 2.500 Euro (geschätzt) könnte man mit 800 Mio. Euro 320.000 Kinder zusätzlich betreuen. Das würde heißen, etwa jedes 6. ? 7. zusätzlich im Hort betreute Kind müsste seine Eltern mit seiner Unterbringung dazu überzeugen können, ein weiteres Kind in die Welt zu setzen. Das ist, so finden wir, ein recht hoch gestecktes Ziel.

Sehr geehrte Frau Stomper, ich werde Sie in den nächsten Tagen anrufen, um das Thema noch einmal persönlich mit Ihnen zu besprechen. Vielleicht können Sie mir vorab mitteilen, zu welchen Zeiten Ihnen der Anruf recht wäre. Gern würden auch aktive Betroffene aus unserer Aktion in einem gemeinsamen Projekt mit Ihnen Vorschläge erarbeiten, die Sie Ihrem Ziel ? Erhöhung der Geburtenrate - etwas näher bringen können.

Mit freundlichen Grüßen, ??

( eine einkommens-, aber trotzdem nicht arbeitslose Mutter, die sich recht gut an eine mit Existenzängsten verbundene Zeit der Kinderwunschbehandlungen erinnern kann )
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Stella38
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Beitrag von Stella38 »

sehr gut!

Hast du überlegt den als offenen Brief auch der Presse zur Verfügugn zu stellen?
Liebe Grüße
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20 Jahre hier, die Zeit rennt!
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1 Abbruch vor PU November 03
3. ICSI negativ 2004/2005

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Mit Schreiben und Lesen fängt eigentlich das Leben an (aus einer Wachstafel mit Schülerübungen aus Mesopotamien, 4-5 Jh. n. Chr.)
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Pebbles
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Beitrag von Pebbles »

Wooh !

Rebella das hast du super gemacht !!!!
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Stella, hab ich nicht. Bisher hatte ich mit offenen Briefen immer kein Glück. Egal, was ich an Presseagenturen, Zeitungen, ... usw. schickte - es landete wohl immer alles gleich im Müll. Wenn mir da aber jemand beratend zur Seite stehen möchte, nehme ich das gern an. Liebe Grüße, Rebella
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo, alle, die an dem Thema Interesse haben,

ich habe heute mit Frau Stomper telefoniert. Sie sagte, wir hätten uns ja viele Gedanken gemacht, aber wenn es um die Erhöhung der Geburtenrate geht, dann sind wir bei ihr im Referat Frauen und Gesundheit falsch, das wäre dann eher was für die Familienabteilung. ( Einen Zuständigen für ungewollte Kinderlosigkeit gibt es ja in dem Ministerium nicht ? wahrscheinlich ist das schon mal der erste Missstand, der dort abgeschafft werden muß.) Sie würde den ganzen Schriftwechsel dort an Herrn Dr. Metker, den Referatsleiter, weiter geben. Ein Antwortschreiben von dort würde bei der derzeitigen Situation wo so viel los ist, etwa 4 ? 5 Wochen dauern. Ich könne aber vorher schon mal dort anrufen. Die Telefonnummer hat sie mir gleich gesagt. Nun, das werde ich dann auch tun.

Im Gespräch kam dann noch heraus, daß sie u.a. für Schwangerschaftsabbrüche zuständig ist. Bei der Gelegenheit habe ich dann gleich mal gefragt, was so ein Abbruch kostet. Die Antwort, die meisten Abbrüche werden ambulant für etwa 300 Euro durchgeführt, manche aber auch stationär und teurer. Aber, im Allgemeinen wäre das auch von den Betreffenden selbst zu zahlen. Nur bei einem geringen Einkommen ähnlich dem Sozialhilfesatz werden die Kosten von den Ländern übernommen. Auf meine Bemerkung, 130.000 wäre ja ein bischen viel und vielleicht könne man zur Erhöhung der Geburtenrate einfach mal die Beratung verbessern, meinte sie, die Beratung wäre schon sehr gut. Nun, ich würde ja glatt mal zu so einer Beratung hingehen, behaupten, ich wolle einen Abbruch durchführen lassen, und dann mal sehen, wie man so mit mir verfährt. Vielleicht kennt ja einer von Euch solche Fälle und weiß aus Erzählungen, wie das so abläuft. Dann bitte melden.

LG, Rebella
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Übrigens haben uns die Kindergärtnerinnen unseres Sohnes jetzt darauf angesprochen, ob wir denn nicht den Kleinen schon mit 2 in den Kindergarten geben wollen (und ob wir uns nicht noch ein drittes Kind anschaffen wollen). Die fürchten um ihren Arbeitsplatz. Wenn die Hortkinder alle nicht mehr kommen und die Kinder früher zur Schule gehen, wird es dort einsam. Nein, aber wir behalten unseren kleinen Schatz noch etwas länger zu Hause. Ich sehe ja schon die vielen freien verfügbaren Plätze, die gar keiner haben will. Das wäre dann wieder eine (teilweise) Fehlplanung, für die Milliarden zum Fenster rausgeworfen wurden.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Jetzt habe ich also besagte Antwort erhalten, allerdings von einer Frau Bassewitz. Natürlich wieder nicht besonders ergiebig. Werde nun also mal schauen, was sich an der Stelle tun läßt:

Sehr geehrte Frau ...,

Frau Stomper hat mir Ihre Email vom 7.1.2004 zur Beantwortung der
familienpolitischen Aspekte weitergeleitet. Über die gesundheitspolitischen
Aspekte haben Sie schon mit meiner Kollegin am 15. Januar 2004 telefoniert.

Sie gehen vollkommen zu Recht von der Tatsache aus, dass Ehepaare und
Familien - wie es ja auch in Artikel 6 Grundgesetz verbürgt ist - einen
besonderen Schutz genießen. Die Definition eines Ehepaares ist leichter als
die der Familie. Die meisten Wissenschaftler und Verbände definieren eine
Familie als die Institution, in der Kinder sind und aufwachsen. Auch unserer
Politik legen wir diese Definition zumeist zugrunde.
Das bedeutet jedoch nicht, dass kinderlose Paare, die sich sehnlichst ein
Kind wünschen, schutzlos da stehen. In ihrem Bestreben, ein Kind zu
bekommen, versuchen wir, sie ,so weit es geht, zu unterstützen.


Unsere politischen Ansätze, für eine familienfreundlichere Gesellschaft zu
kämpfen - Stichworte: Balance Familie und Arbeitswelt, mehr
Kinderbetreuungsplätze, die Sie in Ihrer Email auch nennen - stehen dazu
nicht im Widerspruch, sondern ergänzen die Unterstützung ungewollt
kinderloser Paare.


Inwieweit die finanzielle Unterstützung der einzelnen politischen Vorhaben
zum Ziel - mehr Kinder in unserem Land - führen wird, ist die der
politischen Einschätzung. Wir halten es derzeit für unbedingt erforderlich,
im Bereich Kinderbetreuung zu investieren, damit sowohl Kleinstkinder als
auch Kindergarten- und Schulkinder eine gute Betreuung in der Zeit, in der
ihre Eltern arbeiten, erfahren.
Es steht Ihnen natürlich frei, diese Schwerpunktsetzung anders zu sehen.

Mit freundlichen Grüßen
Bassewitz

Dr. Martina Gräfin von Bassewitz
Referentin Referat 201
Familie - Grundsatz und internationale Angelegenheiten
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
11018 Berlin

Tel. 0049 30 206 55 1612
Fax. 0049 30 206 55 4160
Email: Martina.Bassewitz@bmfsfj.bund.de
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