Freie Wahl oder gesellschaftlicher Druck?

[SternchenMama]

Gut gemeint war es sicherlich. Und ja, von sich auf andere schließen.... Ich kann jetzt damit umgehen, weil meine Entscheidung einfach so sehr fest ist. Weil sie in mir schon fast nen Jahr gereift ist. Aber wer jetzt nicht so standhaft und überzeugt von seiner Meinung mit, lässt der sich davon dann wieder unter Druck setzen?

Manchmal glaube ich tatsächlich, dass es schwerer ist, den KiWu aufzugeben als "einfach" weiterzumachen. Und dabei geht es genau um das Thema hier - der Druck, der von außen auf einen ausgeübt wird. In welcher Form auch immer.

[Macchiata]

Das Alter fand ich auch als ein ungeheures Druckmittel. Ich war knapp 30, als ich die Diagnose bekam. Zwischen 30 und 34 dann sämtliche OP´s und misslungene SS-en. Mit 34 bekam ich unser A- Kind, mit 35 unser L-Kind.

Gewünscht hatten wir uns 3 Kinder, das hätten wir vielleicht auch geschafft, denn durch unser L-Kind war aufeinmal dieser Weg auch wieder "offen".

Aber ich hatte keinen Nerv mehr auf SS-en. Adoptiert hätten wir gern noch eins, aber dafür hatten wir dann keine guten Vorausetzungen mehr fürs JA.

SternchenMama, lass Dir nichts einreden. Tatsächlich aber "wussten" alle in unserem Umfeld, dass wir noch ein L-Kind bekommen werden ...da ich ja trotz miserabler Diagnose immer mal wieder ss wurde.

Als mein Sohn dann geboren wurde, sagten alle "siehste".
Nun haben wir den Stempel, der Druck war weg, und siehe da, schwubs ist sie schwanger

[Kakoli]

also du bist es schuld;-))))) dass wir solche Beispiele immer vorgehalten bekommen, meine ich;-)

[Macchiata]

also du bist es schuld;-))))) dass wir solche Beispiele immer vorgehalten bekommen, meine ich;-)

So ist es!!!

[SternchenMama]

@Macchiata: Schließe mich da Kakoli an Mein Mann sagte auch schon genau das - wenn es denn nach nem Pflegekind noch so klappen sollte, dann kommen alle an mit schlauen Sprüchen. Da kriegt man doch jetzt schon nen Hals....
In welche Richtung war denn für dich das Alter ein Druck?

[SternchenMama]

Arg.... schon wieder der nächste Appell, dass ich doch nicht einfach aufhören kann...... Ich solle auf mein Herz hören. Warum glauben denn wildfremde Leute, ne Ahnung zu haben, was ICH will?! Was wollen die denn wissen, was MEIN Herz sagt?!

[Kakoli]

bez druck hatte ich aber heute zwei Situationen, in denen ich mich fragte ob ICH nicht mal druck machen sollte;-)

1. Schwester von Freundin (40 1/2) wird nach aussage meiner Freundin "bestimmt bald schwanger", weil die hätten ja alles abgeklärt, spermio nicht gut, hormonstatus überprüft, eizellenqualität super. ich meinte, das könne man so gar nicht überprüfen. was sie aber meinte war der AMH. auf jeden fall war sie so überzeugt dass das bald klappt, obwohl sie meine Geschichte genau kennt und ich ihr heute von meinem ersten neuen Fehlversuch berichtet habe, dass ich mich irgendwie ein bisschen geärgert habe (soviel zum Thema betroffensein durch Äußerungen anderer). ich habe dann überlegt warum und denke mal, weil ich meinen Weg so ein bisschen "runtergespielt" fühle. was ja so nicht stimmt, es geht ja nicht um mich, sondern um die Schwester. aber dieses "ja, mit 40 kann man ganz leicht schwanger werden "strahl" "das wird schon" während ich zwar einerseits auch sicher bin, dass es klappen wird, aber nicht wann und wie und natürlich dennoch auch Gedanken mache , das macht mich irgendwie wütend. habe aber die klappe gehalten;-)

2. meine andere Freundin ist felsenfest überzeugt, dass ihr Leben "gelaufen" sei. kein mann (lernt keinen kennen, weil sie Kinder hat) kein job (weil sie keine Ausbildung hat) kein geld (wegen job) alles scheisse.

es ist schwierig, ich gebe es ja zu. ich wollte sie aufmuntern und sagen, dass sich ihr leben ja durchaus ändern kann, wenn sie was unternimmt, da wurde sie schon sauer von wegen klugscheissersprüche usw. aber ich denke mir, dass ist so eine Sache, wo nicht handeln eben doch keine alternative ist, weil dann passiert nämlich wirklich nichts. mir tut es total leid, aber ich meine irgendwie ist sie da ja auch reingekommen. und besser wird es auch nicht, wenn man seinen Beitrag immer verdrängt.

also vielleicht gehörte ich jetzt auch zu den leiten, die eigentlich nicht richtig trösten können über die ich mich beschwert habe;-)

[Macchiata]

Sternchen-Mama, wir hatten uns nur für Adoption beworben, da waren wir 33 und 39 Jahre alt...Ich hatte mich lange um den Anruf beim JA rumgedrückt, mein Mann war da schon etwas überzeugter und schneller. Da sagte man uns, Wartezeit ca. 5-7 Jahre, und dann wäre mein Mann zu alt für einen Säugling.

Nach den Gesprächen "reduzierte" sich die Wartezeit auf 2-3 Jahre, also gerade noch so im Limit.

Letztendlich waren es dann 16 Monate

Ich glaube, die Schreiberinnen meinen es nicht böse. Jede hat ihre eigene KiWu-Geschichte und mag Ratschläge geben und Mut weitergeben, den sie selber bekommen hat,

Für viele Aussenstehende ist Pflege/ Adoption ein Plan B oder C. Klar, dass man erstmal ein L-Kind probiert zu bekommen. Und die meisten, bei denen es nicht klappt, probieren dann medizinisch alles Mögliche, eben weil der Plan L-Kind noch im Kopf ist.

Ich sehe das nicht ganz so. Für uns war Adoption recht schnell ein Thema, weil wir nicht um "jeden Preis" ein L-Kind wollten. das meine ich nicht abwertend oder persönlich. Es war unsere persönliche Einstellung, unser ganz persönlicher Weg. Weg mit dem Druck des Schwangerwerdens und einfach eine Familie sein wollen.

[SternchenMama]

@Macchiata: Ich glaube, wir ticken da recht ähnlich. Mir persönlich ist auch das Erlebnis SS nicht so wichtig wie anderen Frauen. Familie sein, genau das. Und ob nun leiblich oder nicht ist auch eigentlich egal (von den Problemen wie JA, leibliche Eltern etc. abgesehen). Ich stell mir da als Horrorvorstellung für nen leibliches Kind immer die Kombination der negativsten Eigenschaften unser "geliebten" Verwandten vor.... da kann ein nicht-leibliches Kind nur angenehmer sein
Ach so, und klar meinen sie es gut. Aber trotzdem ist es nicht richtig, mir zu unterstellen, was mein Herz sagen muss, weil ihr Herz das ja sagt. Und mal ehrlich: Nach 3 FGen hab ich auch noch anders gedacht.... aber hätte niemals jemandem mit mehreren gesagt, dass er unbedingt weitermachen müsse.....

@Kakoli: Man kann Menschen nur Möglichkeiten aufweisen. Alles andere bringt nichts, das müssen sie selbst wollen. Deshalb hab ich mich z.B. von einer guten Freundin distanziert. Ähnlich wie deine Freundin, nur mit Job. Sie hat nur gejammert, aber die gleichen Fehler ständig wieder gemacht. Sie ließ sich nicht helfen. Einige Probleme hat sie echt, aber viele waren einfach selbstgemacht. In der ganzen Zeit, wo wir unsere Kinder verloren haben, ging es nur um sie und ihre Männerprobleme. Ich konnte ihr nicht helfen, weil sie nichts ändern wollte. Und ähnlich klingt es auch bei dir. Wenn du gar nichts sagst, ok, dann hilfst du auch nicht. Aber wenn du deine Meinung aufdrängen willst, dann eben auch nicht. Ist nur schwer, nen Mittelweg zu finden

[rebella67]

Druck und Alter: Ja, das hat bei mir auch Druck gemacht. Als ich auf die 30 zuging, dachte ich mir, ich muss jetzt unbedingt Mama werden, sonst wird es nie was. Man hört ja, dass es ab 30 schwer werden kann. ...

Aber ich finde, das war ein produktiver Druck. Wenn der nicht wäre, würden viele Paare noch später mit der Familiengründung anfangen und noch weniger würden zum Ziel kommen. Gut, dass ich diesen Druck damals hatte. - Wir müssen also Druck und Druck auch unterscheiden. Produktiven Druck, der uns auf den richtigen Weg führt und kontraproduktiven Druck, der uns nur schadet.

Leider kann ich diese spannende Diskussion in den nächsten 2 Wochen nicht fortführen. Morgen früh geht der Flieger.

Euch hier aber noch eine weiterhin spannende Diskussion.