Liebe Rebella,
Das Problem ist, dass in diesem Land viele Menschen leben, die ihre Grenzen an ganz verschiedenen Stellen sehen.
Klar, bei so einem existentiellen Thema, über das es keine festen Erkenntnisse geben kann, kann man nur spekulieren und versuchen sich das irgendwie herzuleiten und an bestimmten Punkten festzumachen. "Wissen" kann es doch keiner. Für mich ist die Kernverschmelzung überzeugend, schlichtweg weil mich nichts anderes bisher überzeugt hat. Ich habe noch niemanden kennen gelernt, der Vorkerne oder Zygoten mal direkt befragen konnte. Rückwirkend ist es wie wir an uns selber erkennen, auch etwas schwierig.
Deshalb finde ich es auch irgendwie komisch zu kritisieren, dass es sich bei dem Gesetz um einen Kompromiss handelt. Gesetze werden nun mal von Menschen gemacht und wie du selbst sagst, hat jeder seine ganz eigene Weltanschauung. Solange es keine über alles stehende Erkenntnis gibt und man hundertprozentig sagen kann, so ist es und nicht anders, kann man doch nur einen Kompromiss finden, von dem man glaubt, dass er zur Gesellschaft gut passt. Wie soll das auch anders gehen?
Und ich habe mal herausgearbeitet, dass diese Grenzen auch sehr von Religion abhängig sind. Insbesondere gibt es ganz verschiedene Zeitpunkte für den Status des Embryos, wobei der von den christlichen Religionen am weitesten vorn liegt. Das hängt damit zusammen, dass man die Jungfräulichkeit Marias nicht beleidigen darf. Ich kann dir dazu mal einen Text schicken, wenn es dich interessiert. Juden und Muslime sind da liberaler und haben spätere Zeitpunkte.
Kannst du mir gerne mal schicken.
Aber eines verwirrt mich. Wenn ich euch richtig verstehe, würdet ihr Eizellen im Vorkernstadium doch auch gerne schon als Individuum deklarieren, oder? Sollte euch dann nicht zugute kommen, wenn der Embryo schon zu einem frühen Zeitpunkt festgelegt wird?
Ich bin auch der Meinung, dass die Religion nicht die einzige Grundlage für ein Gesetz sein sollte (ist heutzutage ja auch nicht mehr der Fall), aber ich persönlich finde es schon auch interessant, mal zu schauen, wie es die Religionen so auslegen, gerade bei den ethischen Themen, bei denen es keine ultimative Antwort gibt. Das ist streng genommen nichts anderes als eine Glaubensfrage. Nicht unbedingt an einen Gott, sondern an das Leben (wobei es Menschen gibt, die darin keinen Unterschied sehen).
Hinter einer Anschauung steckt ja auch immer ein bestimmter Sinn und ich finde es erfrischend, dass Religionen darauf eine Antwort geben können. Ich bin auch kein Fan davon, mit der Jungfräulichkeit Marias zu argumentieren, aber dahinter steckt ja ein bestimmtes Bild. Insbesondere das Christentum bildet nun mal die kulturellen Wurzeln von Ländern wie Deutschland, für das die Gesetze ja gemacht werden sollen. Die Bilder von damals prägen unsere Kultur bis heute. Deshalb finde ich, dass ein gewisses Maß an Offenheit, da sehr erhellend sein kann. Man muss sich ja nicht gleich daran binden.
Dieser Schockenhoff hat sicherlich auch seine Gründe, warum er homosexuelle Elternschaft ablehnt. Ich kenne ihn selber nicht, habe jedoch gerade ein bisschen im Internet über ihn gelesen. Zu homosexueller Elternschaft habe ich nichts gefunden, aber generell für homosexuelle Paare plädiert er ja sogar für mehr Rückhalt und Verständnis und hält da ein Umdenken der Kirche für sinnvoll. Also da hab ich schon wesentlich konservativere Menschen kennen gelernt.
Ich habe sie so verstanden, dass schon vor diesem Spindelkram so viele Prozesse ablaufen, die auf den genetischen Zustand zum Abschluss des Befruchtungsprozesses hinwirken, dass letztlich nur noch ein kleiner Schritt vollzogen wird, der im Vergleich zu dem, was vorher schon gelaufen ist, nicht mehr sehr bedeutend ist.
Vor dem "Spindelkram" werden die Chromosomen durch Teilungsvorgänge (Meiose) auf jeweils einen haploiden Chromosomensatz reduziert. Daran kann man bestimmt schon einiges erahnen, allerdings finde ich die Vereinigung der männlichen und weiblichen Chromosomen nach der Auflösung der Kernmembranen ("Kernverschmelzung") zu einem diploiden Chromosomensatz schon nochmal einen wesentlichen Schritt. Die entstandene Zygote gilt als erste Körperzelle des Embryos, weil auf ihrer Basis die weitere Zellteilung auf Basis dieses diploiden Chromosomensatzes erfolgt (Mitose).
Das ist als hättest du blaue und gelbe Farbe und du weißt, wenn du sie mischt, entsteht grün. Allerdings ist das Grün erst wirklich vorhanden, wenn du die Vermischung der beiden Farben vollzogen hast. Vorher ist sie nur eine Vorstellung in deinem Kopf. Malen kannst du damit noch nicht.
Die Beziehung geht man eben oft nicht erst nach Abschluss der Befruchtung ein, sondern schon vorher. Auch schon im Vorkernstadium. ...
Aus psychologischer Sicht, kann ich das verstehen. Es ist wohl ein Bild von einem Kind, das man sich schon ganz früh macht. Wo fängt das an? Vielleicht schon bei Abgabe der Gameten? Oder vielleicht sogar schon Jahre vorher, wenn alleine der Wunsch nach einem Kind vorhanden ist? Beim Kauf der Spielsachen?
Das Argument finde ich schwierig, als Grundlage für ein Gesetz heranzuziehen.
Wenn es darum geht, Embryonen oder Vorkerne an nicht-genetische Eltern zu vermitteln, muss man auch schauen, was mit diesen "Wesen" eigentlich wirklich los ist, ob man es wirklich schon als menschliches Individuum bezeichnen kann oder eben nicht.
Wie gesagt, das ist ein Zwiespalt, der überhaupt erst dadurch entsteht, dass Embryonen, Vorkerne etc. übrig bleiben. Das Gesetz versucht für dieses Dilemma nur eine akzeptable Lösung zu finden.
Ich meine, der Gesetzgeber sollte sich eher überlegen, was er tun kann, um ein Kennenlernen der Beteiligten zu ermöglichen. Warum sollte das abgebende Elternpaar zum Beispiel nicht den Wunsch haben, das spätere Kind kennenzulernen? - Der gespendete Embryo hat gegenüber dem Kind, das durch Samenspende entsteht, dass bei den biologischen Eltern viel eher ein Interesse an seiner Person sein sollte.
Ja, ist eine Überlegung Wert. Übrigens gibt es durchaus auch Samenspender, die sich für ihre Kinder interessieren, selbst wenn sie früher anonym gespendet haben...
Ist nicht generell auch die Vorstellung komisch, durch eine Körperöffnung der Mutter gekommen zu sein, mit der sie sonst auf dem Klo sitzt? - Man kann diverse Sachverhalte komisch finden, finde ich.
Bin durch einen Notkaiserschnitt geboren, aber ja, ich weiß was du meinst. Komisch an der Kryokonservierung finde ich jedoch insbesondere das Künstliche daran.
Nach meiner Weltanschauung warst du noch nicht einmal zu dem Zeitpunkt "du", sondern erst Ausbildung deines Bewusstseins.
Nach meiner Weltanschauung gibt es neben dem Bewusstsein noch das Unbewusste, das schon weit vor Ausbildung des Bewusstseins wahrnimmt und speichert...
free hat geschrieben:zumindestens kann als erwiesen gelten, dass die physikalisch-neuronalen prozesse im gehirn eine notwendige voraussetzung für alles geistige sind.
Dazu gibt es durchaus andere Auffassungen.
free hat geschrieben:ich finde es gerade an diesem punkt kritisch von sich auf andere zu schließen.wie schnell wird da sein eigenes thema auf andere projiziert und man sieht nur schwarz weiß und keine zwischentöne mehr.was hat das jetzt mit uns zu tun oder den kindern,die aus einer embryospende entstehen?
Mach dir keine Sorgen, ich sehe noch genügend Zwischentöne.
Wo die Gemeinsamkeiten von Kindern aus Samenspenden und Kindern aus Embryonenspenden liegen, und was für Herausforderungen dabei für Sie auftreten können, darüber darfst du gerne einmal selbst nachdenken. Lass mich gerne daran teilhaben.