HEUTE, dienstag, 3.6.03 chat mit Renate Schmidt - hin!!!

Aktionen, (Leser-) Briefe, TV-Beiträge als Downloads, etc.
Murdock
Rang0
Rang0
Beiträge: 122
Registriert: 27 Mai 2003 12:08

Beitrag von Murdock »

Hallo,

ich war auch in dem Chat. Genau so lange, wie sie gesagt hat, daß nicht jedes Kind ein Steuerzahler wird, weil es ja auch ein Beamter, Sozialhilfeempfänger oder Selbstständiger werden könnte.

Ich muß ganz ehrlich sagen, wir sollten die Strategie überdenken, denn nach diesem Chat weiß ich eines: Die Politik weiß Bescheid, wir müssen sie nicht überzeugen. Sie kürzen dieses Leistung nicht, weil sie sie für fehlplatziert halten, sondern weil sie hier den geringsten Widerstand erwarten. In zahllosen Diskussionen, die ich im Usenet geführt habe, bin ich bei der breiten Masse auf Ablehnung unseres Standpunktes gestoßen. Argumente waren:

"Für 2500 EUR kauft man sich ein paar neue ALUs, daß geht ja auch"
"solchen Blödsinn bitte nicht von meinen Beiträgen"
"es gibt doch sowieso keine Ausbildungsplätze" usw.

Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir die Bevölkerung überzeugen, damit die in breiter Front Rabatz macht. Die Politik interessiert sich nit für das Problem, selbst wenn unser Leben davon abhängen würde, waäre es denen egal.

Die SPD interessiert sich auch nicht für die Zukunft, weil sie sowieso nicht nochmal gewählt wird. Sie wollen vor so viel wie möglich Leuten so gut wie möglich da stehen. Wir sind eine Minderheit und Kürzungen bei der Minderheit interessiert die Mehrheit nicht. So einfach ist das.

Es wird so kommen, leider...

Grüße,
Heiko
Benutzeravatar
Anja B
Rang1
Rang1
Beiträge: 519
Registriert: 19 Nov 2002 20:19

Beitrag von Anja B »

An Andreas und alle die Ahnung haben :D

Wäre das möglich die Ausschnitte des Chatsprotokols an die uns "freundlich" gesinnten Politikern zu schicken ?
rebella67
Rang5
Rang5
Beiträge: 13586
Registriert: 10 Jan 2002 01:00

Beitrag von rebella67 »

Und hier mein Brief:

Sehr geehrte Frau Schmidt,

als eine ehemals von unerfülltem Kinderwunsch Betroffene hatte ich mir von dem heutigen Tagelsspiegel-Chat mit Ihnen deutlich mehr erhofft. Bisher hatte ich den Eindruck gehabt, dass man im Familienministerium nicht glücklich mit dem Vorschlag ist, die künstliche Befruchtung aus dem Leistungskatalog der GKV zu streichen. Umso schockierter bin ich über Ihre Gleichgültigkeit verbunden mit Ihrer Entscheidung, jährlich mehrere tausend Paare dazu zu verurteilen, kinderlos zu bleiben.

Ihre Argumente sind teilweise unhaltbar. Ich war unter dem Namen Justine angemeldet und hatte diese bereits im Chat kritisiert. Sicher war es nicht erwünscht, diese Kritik für alle sichtbar zu machen. Hier also noch einmal:

Zitat: „und damit zu Lasten der Beiträge von Arbeitnehmern und -gebern, ..“ à meine Kritik: Sie sprechen hier von einer monatlichen Belastung von sage und schreibe 2,80 Euro pro gesetzlich Versichertem (1), wobei die Hälfte davon noch der Arbeitgeber zahlt und mindestens 16% davon wieder als Steuern an den Staat zurück fließen.

Zitat: „Wir sollten jetzt nicht so tun, als ob die Masse der Kinder über künstliche Befruchtung zur Welt kommt... Vorhin ist richtigerweise auf den Betrag von 0,1% hingeweisen worden.“ à meine Kritik: in diesem Punkt bin ich besonders verärgert, denn wer so eine folgenschwere Entscheidung mit zu treffen hat, müsste zumindest die Zahlen kennen. Die 0,1% beziehen sich auf die Ausgaben der GKV und nicht auf den Anteil der Geburten. Sie vergleichen hier Äpfel mit Birnen. Bei 2001 ca. 720.000 Geburten und mindestens 12.000 Kindern aus Künstlicher Befruchtung macht das nach Adam Riese 1,67%, Tendenz steigend!

Zitat: „Ich bin der Überzeugung, dass die Paare“ ... „in vielen Fällen dies auch selber finanzieren werden“. à meine Kritik: Ich bin der Überzeugung, dass Sie sich mit Ihrem Einkommen nicht in die Situation solcher Paare hinein denken können, die nicht mal eben schnell 20.000 Euro oder mehr für eine Kinderwunschbehandlung mit ungewissem Ausgang verzocken können. - Ja, in vielen Fällen werden sie es selber finanzieren, weil Fortpflanzung ein fundamentales Lebensbedürfnis ist. Ein Bettler würde in der Wüste auch 1.000 Euro für ein Glas Wasser bezahlen. Sie werden erreichen, dass ein Teil der Paare dann auf ein Kind verzichten muß (dies nennt man Selektion von finanziellweniger gut Gestellten), ein anderer Teil wird seine Ersparnisse, die für die Familiengründung beiseite gelegt waren, aufbrauchen, ein dritter Teil wird eine Familie auf Kredit gründen und lieber mit Kindern in äußerst eingeschränkten Verhältnissen leben als ohne Kinder, ein vierter Teil wird auf weniger kostenintensive Methoden ausweichen (damit meine ich einen Teil der auf ICSI angewiesenen, die dann Inseminationen mit Spendersamen machen werden – als Mutter von 2 solchen Kindern dürfte ich mich freuen, dass uns die Ehre zuteil wird, von der Regierung damit mehr toleriert zu werden, ja, dass eine Zeugung auf diese Art sogar wieder mehr erwünscht ist / bin allerdings der Ansicht, dass dies nur dann angewandt werden soll, wenn keine andere Möglichkeit besteht), dem fünften Teil wird Ihre Entscheidung tatsächlich fast egal sein, da das Geld vorhanden ist.

Zitat: „Diese Berechnungen“ – es war vorher die Rede davon, dass die Gesamtheit der IVF und ICSI-Kinder die Renten jedes Einzelnen um 300 Euro im Jahr aufbessert - „sind leider sehr theoretisch. Nicht aus jedem Kind - egal ob über künstliche Befruchtung oder auf dem üblichen Weg enstanden - wird ein künftiger Rentenbeitragszahler. Aus manchen werden nichtrentenbeitragszahlende Beamte .. aus andere Selbständige, aus dritten leider vielleicht Sozialhilfeempfänger. Diese Rechnung ist so nicht haltbar. ..“ à Meine Kritik: Hier haben Sie ohne Überprüfung eine fundamental begründete Berechnung negiert und gemeint, Sie könnten beurteilen, wo hier ein Rechenfehler vorliegt. Die o.g. Fehler sind nicht in der Rechnung (2) enthalten, da sie sich auf Arbeiter und Angestellte beziehen und in da der Durchschnittswert der von ihnen momentan bezogenen Renten durch eventuelle Sozialhilfezeiten bereits beeinflusst ist!

Zitat: „Und ich betone nochmals, vielleicht wird die Zahl der Geburten auf diesem Weg abnehmen, aber garantiert nicht auf null. .. Denn in anderen Ländern werden die Kosten auch nicht vom Staat oder von den Krankenversicherungen übernommen.“ à Meine Kritik: Bemerkenswert, wie leichtfertig Sie als Familienministerin einen Rückgang der Geburtenzahlen hinnehmen! Im Übrigen müssen Sie nicht so weit entfernte Vergleiche wie USA bringen, in unseren Nachbarländern Frankreich (100% Konstenübernahme ) und Österreich (70% KÜ) zumindest sind Kinder dem Staat noch etwas wert.

Im Übrigen finde ich es für unsere Kinder äußerst demütigend, dass sie, die von der „Sozialgemeinschaft“ nicht gewollt waren, später gezwungen werden, genau für diese ihre Rentenbeiträge herauszurücken. Vielleicht gelingt es mir, meine Kinder so zu beeinflussen, dass sie mit 18 Jahren auswandern und ihre Beiträge dann in einem anderen Land zahlen. Ich werde mir die größte Mühe geben.

Mit nicht so freundlichen Grüßen

(1) Bei 51.036.000 Mitgliedern bei der gesetzlichen Krankenversicherung (in 2000, Statistisches Jahrbuch) und einer Gesamtbelastung für künstliche Befruchtung von 142,5 Mio. Euro für die gesetzlichen Krankenkassen (lt. AOK) kommt auf jedes Mitglied eine Belastung von 2,80 Euro !

(2) Bei 720.000 Geburten im Jahr (2001, Statistisches Jahrbuch) und davon ca. 12.000 IVF + ICSI-Kindern + die anders durch künstliche Befruchtung entstandenen Kinder (Zahl liegt noch nicht vor), käme man auf einen Anteil von mindestens 1,67 %.

1,67% der Kinder können später 1,67% mehr Leistungen erbringen. Eine jährliche Rente von z.B. 20.000 Euro – das entspricht in etwa dem Durchschnittswert bei den Renten der Arbeiter und Angestellten (Statistisches Jahrbuch 2001) - könnte sich um immerhin gut 300 Euro erhöhen.
Andreas
Rang4
Rang4
Beiträge: 5391
Registriert: 11 Jul 2001 02:00

Beitrag von Andreas »

Hi miteinander,

ich habe den Chat auch teilweise verfolgt, eine meiner zig Fragen wurde ja auch veröffentlicht.

Ich habe die stille Hoffnung, daß Renate Schmidt im Chat als braver Parteisoldat geantwortet hat, unsere Kritik aber dennoch bei ihr ankam.

-> mit der SPD ins Gespräch kommen:
ein CDU/CSU-Mitarbeiter sagte mir, daß unsere Briefe in Berlin registriert wurden und wir bei der Union offene Türen einrennen würden. Wir müssen nun vorrangig die Regierungsfraktionen bearbeiten und dazu ist auch der Kontakt zur SPD nötig.

@ anja: wenn das Chatprotokoll vom Tagesspiegel veröffentlicht ist, ist die Weitergabe unproblematisch. Allerdings brauchen wir das der CDU/CSU nicht zu schicken. Die haben wir schon auf unserer Seite.

@ Rebella: danke für Deinen Brief. Versuche doch, über den Brief mit Renate Schmidt ins Gespräch zu kommen, frage daher nach einem persönlichen Termin an.

Viele Grüße. Andreas
coffee

Beitrag von coffee »

Hallo Ihr besonderst Andreas,

wir haben (wir Franken) bei Renate Schmidt shcon länger nach einem Gesprächstermin gefragt. Bianka hat nun auch diesen bekommen. Er ist aber leider erst im Juli!!! Dennoch werden wir diesen (wahrscheinlich ich) wahrnehmen. Ich hoffe sehr, das ich Ihr als betroffene gegenüber mal ein anderes Bild vermitteln kann. ICh Glaube es machst sich so keiner wirklich eine Vorstellung was in unseren Köpfen vorgeht. Über den Chat war ich etwas entsetzt. Hätte ich doch von Ihr mehr erwartet. Vielleicht werde ich sie auch darauf dann mal ansprechen. Dazu drucke ich mir das Protokoll mal aus.

Seehofer hatte in dem Wiso Bericht das richtige Wort gefunden wir sind "bauernopfer" ;-(

Wir sind einfach eine Minderheit die auch noch unter einem Tabuthema leidet wo nur unter vorgehaltener Hand geredet wird :oops: und genau das macht es so leicht für die Politiker es einfach zu streichen.

Die Argumente zählen für mcih teilweise nicht, die Renata Schmidt bring.

BEAMTEN --- sollen doch mal dessen Status abgeschaft werden. Dieser ist völlig antiqiert und Wirtschaftlich nciht Tragbar

SOZIALHILFE - mehr arbeitsplätze und Lehrstellen würden auch das Minimieren


SELBSTÄNDIGE - auch diese zahlen teilweise normale KK beiträge in die Gesetzliche (mein Mann zb)


und wenn ich heute zur Bank gehe und nach einem KREDIT für ein Kind beantrage, lachen die mich doch aus. Sowas bekommt soch keiner. Also was denken die sich, sollen wir das Geld aus dem Ärmel schütteln? Leiber mal die Sozialschmarotzer fassen udn das unterbinden.

Grüße coffee
Murdock
Rang0
Rang0
Beiträge: 122
Registriert: 27 Mai 2003 12:08

Beitrag von Murdock »

Claudia73 hat geschrieben: Der letzte Satz ist eine Anspielung auf ihr letztes Buch. Titel: Ohne Kinder sehen wir alt aus !
So ein Buch hat die Frau geschrieben? Toll wirklich. Vielleicht sollte man ihr sagen. daß sie wirklich etwas alt aussieht!

Grüße,
Heiko
Andreas
Rang4
Rang4
Beiträge: 5391
Registriert: 11 Jul 2001 02:00

Beitrag von Andreas »

Hi coffee,

ganz herzlichen Dank für die Nachricht, daß ein Gespräch mit Renate Schmidt zustande kommt. Geht doch zu 2 oder 3 hin. Kennst Du das ungefähre Datum? Rot-Grün plant die Schlußabstimmung im Bundestag für den 8.7.2003, es ist jedoch zweifelhaft, daß der Termin gehalten werden kann.

Schmidt-Chat: ich hatte mir auch mehr erwartet, gehe aber davon aus, daß sie im direkten Gespräch offener ist.

Hinweis: erkundigt Euch einmal, ob Renate Schmitt in Nürnberg eine Bürgersprechstunde abhält. Manche Politiker machen das. Da kann man ohne Termin einfach erscheinen. Vielleicht ginge das eher.

Bauernopfer: das sagte Dr. Breitbach. :-) Seehofer hat sich aber auch eindeutig für uns geäußert.

Minderheit: stimmt, deshalb müssen wir die Politiker bearbeiten, eine öffentliche Diskussion über die Kiwu-Streichung werden wir wohl nicht anregen können.

Viele Grüße. Andreas

P.S. Wenn Ihr für das Schmidt-Gespräch noch Hilfestellung braucht, können wir auch mal telefonieren.
coffee

Beitrag von coffee »

Hallo Andreas,

Termin ist der 15.7!!!! finde ich sehr spät aber wir lassen ihn mal so stehen. Bianka hat den Termin bekommen. Er findet hier in Nürnberg statt. In Ihrem Brief steht ausdrücklich drin, das man ALLEINE kommen soll!!! also keine GRUPPE udn ist quasi ein Termin zur Bürgersprechstunde.

Ich werde mir hierfür natürlich dementsprechende Unterlagen bereitlegen. Vielelicht kannst Du mir da Helfen udn mir mal mailen was ich alles so grob sagen/fragen soll

Danke grüße coffee
Andreas
Rang4
Rang4
Beiträge: 5391
Registriert: 11 Jul 2001 02:00

Beitrag von Andreas »

Hi coffee,

"Ich werde mir hierfür natürlich dementsprechende Unterlagen bereitlegen. Vielelicht kannst Du mir da Helfen udn mir mal mailen was ich alles so grob sagen/fragen soll"

Vorgehensweise:
1) Mach Dich mit den wichtigsten Zahlen/Fakten vertraut -> Zahlenordner
2) Lies die bisherigen Pressemitteilungen -> Medientermine
3) Lies meinen Brief an die Abgeordneten.

Ich baue auf Deine Recherchefähigkeit und gebe Dir die Links nicht an. :-)

Melde Dich vor dem Gespräch noch einmal, dann telefonieren wir miteinander. Per Mail ist das zu umständlich.

Viele Grüße. Andreas
Benutzeravatar
elke68
Rang4
Rang4
Beiträge: 5209
Registriert: 08 Okt 2002 19:47

Beitrag von elke68 »

Hallo Andreas,
das was du über den braven Parteisoldaten schreibst habe ich mir auch schon überlegt.
Ich denke bei der SPD ist im Moment die Devise Übereinstimmung und Harmonie angesagt.
Und da kann ein Frau Familienministerin nicht offen gegen Frau Namenskollegin Schmitt Stellung beziehen.
Denn am Tag als die Streichung verkündet wurde hat Renate Schmitt auf einer Wahlkampfveranstaltung hier in Franken noch gesagt das grösste Problem ist, dass wir hier in Deutschland zu wenig Kinder bekommen.

Gruß Elke
Antworten

Zurück zu „Gesundheitsreform und Versorgungsstrukturgesetz“