(stand in der Märkischen Allgemeinen Zeitung)
viele Grüße Hansi&Doreen
07.06. DRAMATISCHE ÜBERALTERUNG BIS 2050
Deutsche werden weniger und älter
BERLIN Johann Hahlen ist Statistiker und hat insoweit mit den Niederungen der konkreten Politik nichts am Hut. Für seine Verhältnisse wurde der Präsident des Statistischen Bundesamtes gestern in Berlin geradezu beschwörend. Die immer stärkere Überalterung der deutschen Bevölkerung sei "dramatisch", sagte er: "Damit müssen sich alle Fachleute auseinandersetzen, die sich um die Reform des Sozialstaates kümmern." Viel deutlicher kann man es den Politikern nun wirklich nicht mehr ins Stammbuch schreiben.
Es ist kein Geheimnis: Die Deutschen werden immer weniger - und sie werden immer älter. Nach den Prognosen der Statistikbehörde im hessischen Wiesbaden leben im Jahr 2050 nur noch 75 Millionen Menschen in Deutschland (heute: 82 Millionen). Vor allem aber ändert sich der Altersaufbau der Bevölkerung ganz einschneidend.
Mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung wird 2050 älter als 48 Jahre sein. Zwölf Prozent aller Einwohner (9,1 Millionen Menschen) sind dann älter als 80 Jahre - gegenüber lediglich vier Prozent im Jahr 2001. Die Zahl der Neugeborenen hingegen sinkt auf 560 000 im Jahr und ist damit nur noch halb so hoch wie die Zahl der Todesfälle.
Relativ niedrige Geburtenrate
Hauptursache für diese Entwicklung ist die im Vergleich zu anderen Ländern außerordentlich niedrige Geburtenrate. Während in den Vereinigten Staaten im Durchschnitt 2,1 Kinder auf eine Frau kommen, in Frankreich 1,9 und in Dänemark 1,8 sind es in Deutschland nur 1,4. Außerdem gingen die Statistiker bei ihrem Modell von einer weiter steigenden Lebenserwartung aus und - beim wahrscheinlichsten Szenario - von einer jährlichen Zuwanderung von 200 000 Menschen. Es handle sich nicht darum, die Zukunft vorherzusagen, so Hahlen: "Unser Ziel ist es, mit bestimmten Verfahren aufzuzeigen, wie sich Bevölkerungszahl und -struktur unter bestimmten Annahmen entwickeln."
Besonders prekär wird die Situation der Erwerbstätigen. Kamen 2001 noch 44 Rentner auf 100 Erwerbstätige, so wird diese Zahl bis 2050 auf 78 Rentner steigen. Neben den Ruheständlern müssen die 100 Berufstätigen der Statistik dann aber noch 34 Jugendliche in Ausbildung durchfüttern.
Spätere Rente als Gegenmittel
Durch eine längere Lebensarbeitszeit, wie sie kürzlich von der Rürup-Kommission vorgeschlagen wurde, könnte dieses Ungleichgewicht vermindert werden, so Hahlen. Wegen der besseren Lebenserwartung würde die Dauer des Ruhestandes darunter nicht leiden. Einen deutlich dämpfenden Effekt auf die Überalterung habe auch die Zuwanderung - allerdings sei dieser wesentlich geringer als der des höheren Rentenalters.
Welche konkreten Folgen diese abstrakten Zahlen für Brandenburg haben, hatte erst vor wenigen Tagen Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) deutlich gemacht. Im Jahr 2020 wird jeder vierte Brandenburger älter als 65 Jahre sein. Landkreise wie Prignitz, Uckermark oder Oberspreewald-Lausitz werden bis zu 18 Prozent weniger Bewohner haben. Was da an Schulen, Kindergärten und anderen öffentlichen Einrichtungen geschlossen werden muss, wagte sich Statistiker Hahlen gestern gar nicht vorzustellen. Denn ändern lassen sich die demographischen Fakten wohl kaum mehr: Schließlich sind all die betreffenden Menschen schon geboren - oder eben nicht geboren worden. Hahlen: "Die Entwicklungen werden sich so vollziehen. Da beißt die Maus keinen Faden ab." kra
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