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Risiken EZS nach Plazentainsuffizienz

Verfasst: 11 Mai 2025 21:15
von Schmetterling2023
Hallo Hr. Dr. Peet,

Erst einmal vielen Dank für Ihre ganzen Infos!!!
Ich bin 2021 in der 1. Icsi mit eigenen EZ im künstlichem Kryo Transfer schwanger geworden. Plazentainsuffiziens mit Geburt 37+3 2150g. Leider klappt es beim Geschwisterchen nun mit den eigenen EZ nicht mehr (mehrere Fehlgeburten, keine Entwicklung von Blastos mehr)
Daher denken wir über eine Eizellspende nach. Unsere deutsche Ärztin rät uns unbedingt zum natürlichen Kryo Transfer. Ansonsten sieht sie die Risiken nicht erhöhter. Mediz. Wurde alles abgeklärt und nichts gefunden (Gerinnungsstörung etc.) Ich bin 40Jahre alt.

Wie ist Ihre Einschätzung?
Lieben Dank vorab!

Re: Risiken EZS nach Plazentainsuffizienz

Verfasst: 18 Mai 2025 14:14
von DrPeet
Hallo,
sehen Sie mal, was ich für Sie gefunden habe:
Ja – leider steigt das Wiederholungs­risiko. Wie hoch es im Einzelfall ist, hängt stark von der Ursache und vom Schweregrad der vorangegangenen Plazentainsuffizienz:

Hauptursache der ersten Insuffizienz Typische Rezidiv-Wahrscheinlichkeit Erläuterung
Hypertensive Schwangerschafts­erkrankungen (v. a. Präeklampsie, HELLP-Syndrom, chronische Hypertonie) ≈ 20–30 % Gefäßveränderungen bei mütterlicher Hypertonie können in Folgeschwangerschaften erneut auftreten. Das Risiko steigt mit dem Schweregrad/Früh­ein­treten der ersten Erkrankung.
Autoimmun- bzw. Thrombophilie-assoziiert (Antiphospholipid-Syndrom, Faktor-V-Leiden u. a.) ≈ 15–25 % (ohne Prophylaxe) Erfolgt eine konsequente Sekundär­prophylaxe (niedrig dosiertes ASS ± niedermolekulares Heparin), lässt sich das Rezidivrisiko deutlich senken.
Diabetes mellitus, Adipositas, Nikotinabusus leicht erhöht Bei guter Stoffwechsel- bzw. Lifestyle-Kontrolle nur moderater Anstieg.
Plazentaanomalien/idiopathisch ≈ 10 % Wenn keine klar behandelbare Ursache vorlag, bleibt ein Restrisiko.

Warum das Risiko steigt
Persistierende vaskuläre bzw. immunologische Veränderungen: Endothelschäden oder Thromboseneigung verschwinden nicht automatisch nach der Geburt.

Genetische/epigenetische Faktoren: Anlagebedingte Einschränkungen der Plazentation können in jeder Schwangerschaft eine Rolle spielen.

Wiederholtes Expositionsmuster: Bleiben modifizierbare Faktoren (Rauchen, Übergewicht) bestehen, wirken sie erneut ungünstig.

Was Sie für eine Folgeschwangerschaft wissen sollten
Frühzeitige Prä­konzep­tions­beratung

Optimierung des Blutdrucks, Gewichts, Blutzuckers, ggf. Thrombophiliediagnostik.

Niedrig dosiertes Acetylsalicylsäure (ASS 100 mg)

Beginn: 12.–16. SSW (bei hohem Risiko schon ab 10. SSW) bis 36.–37. SSW; reduziert Präeklampsie-/Plazentainsuffizienz-Rezidive um ~ 25–30 %.

Engmaschigere Vorsorge

Doppler-Sonografien der uterinen und fetalen Gefäße ab etwa 20.–24. SSW im 4-Wochen-Rhythmus (bei Befundverkürzung auf 2 Wochen).

Serielle Wachstumskontrollen und CTG schon ab 28.–30. SSW.

Frühzeitige Intervention bei Auffälligkeiten

Rechtzeitige stationäre Überwachung, Kortikoidgabe zur Lungenreife und evtl. vorzeitige Entbindung, bevor eine schwere fetale Minder­versorgung entsteht.

Lebensstil-Anpassungen

Rauchstopp, ausgewogene Kost, moderates Ausdauer­training; vermeiden langer Steh-/Sitzphasen.

Fazit
Eine vorausgegangene Plazentainsuffizienz erhöht tatsächlich die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv, vor allem wenn die Grunderkrankung fortbesteht oder früh und schwer war. Durch konsequente Prävention (ASS, gegebenenfalls Heparin), optimale Kontrolle von Blutdruck, Stoffwechsel und Lebensstil sowie engmaschige fetomaternale Überwachung lässt sich das Wiederholungsrisiko jedoch deutlich senken und ein gesundes Schwangerschaftsergebnis häufig erreichen.

(Die genannten Prozentzahlen stammen aus Metaanalysen und Leitlinienempfehlungen u. a. des Royal College of Obstetricians and Gynaecologists, AWMF-Leitlinie „Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen“ 2023 und Deutscher Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.)


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Da Sie wohl noch einen eigenen Zyklus haben, würde ich auch zum Transfer im (fast) natürlichen Zyklus raten!
Grüße
Peet