Stellungnahme der evangelischen Kirche

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JBB
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Stellungnahme der evangelischen Kirche

Beitrag von JBB »

Sehr geehrte Frau ...,

vielen Dank für Ihre e-mail von Anfang der Woche, die wir sehr
aufmerksam wahrgenommen und zum Anlass einer intensiven
Auseinandersetzung mit dieser Frage genommen haben. Zur Beantwortung
muss ich kurz auf zwei Themen eingehen, die Sie angeschnitten haben:
Da ist zuerst die Frage der Haltung der EKD zur künstlichen
Befruchtung und zweitens das Vorgehen der EKD angesichts der geplanten
Veränderungen im Gesundheitswesen.

Mit der ersten Frage nach dem Anliegen ungewollt kinderloser Paare und
den Möglichkeiten, die die künstliche Befruchtung (IVF) bietet, hat
sich die Evangelische Kirche schon seit langem intensiv
auseinandergesetzt. Wir sind dabei zu der Überzeugung gekommen, dass
aus theologischer Sicht Kinderlosigkeit zwar eine große persönliche
Enttäuschung für die betroffenen Paare sein kann, dass es sich aber
auch bei ungewollter Kinderlosigkeit nicht unbedingt um ein Unglück
handelt. Nicht zuletzt angesichts der Risiken und der immensen
phsychischen und physischen Belastung, die eine IVF mit sich bringen
kann und, wie ich persönlich weiss, in aller Regel auch mit sich
bringt, sind wir zu der Überzeugung gelangt, IVF zwar keineswegs
abzulehnen, betroffenen Paaren aber von dieser Möglichkeit abzuraten
und eher zu versuchen, sie darin ermutigend zu begleiten, ihr Leben
ohne eigene leibliche Kinder zu gestalten. Zu den einzelnen
Stellungnahmen finden Sie einen kleinen Vermerk mir weiterführenden
Hinweisen in der Anlage. Mir ist bewusst, dass diese Entscheidung für
Ihre Familie, die nun gerade auch aktuell allen Grund hat, Gott für
die Geburt Ihres eigenen Kindes zu danken, und der wir
selbstverständlich alles Gute und Gottes Segen für Ihren gemeinsamen
Weg wünschen, unbefriedigend ist. Deswegen liegt mir daran, Ihnen
ausdrücklich zu versichern, dass wir Ihre persönliche Entscheidung,
diesen Weg zu gehen, absolut respektieren, diesen Weg aber nicht für
den einzig möglichen und auch im allgemeinen nicht zu bevorzugenden
halten.

Die zweite Frage betrifft das Verhalten der EKD gegenüber dem
Gesetzentwurf für ein Reformgesetz im Gesundheitswesen, der ja nun
ausgesprochen umfangreich und vielfältig geraten ist. Die EKD sieht
grundsätzlich die Notwendigkeit von Reformen im Bereich der sozialen
Sicherungssysteme und möchte allen Mut machen, diese Reformen
anzugehen. Dabei wird es notwendig sein, immer auch Kompromisse
einzugehen, so dass es eine bewusste Entscheidung der EKD ist, in
dieser Situation sich tendenziell zurückhaltend zu äußern, also Kritik
wirklich nur dort zu üben, wo sie nach unserer Einschätzung dringend
notwendig ist.

Auf der Grundlage unserer oben angedeuteten Überlegungen zur IVF sehen
wir die Notwendigkeit einer Intervention der EKD an dieser Stelle in
der gegenwärtigen Situation daher nicht. Wir haben nie gefordert, die
IVF aus dem Leistungskatalog der GKV zu streichen, halten dies aber
für eine denkbare Massnahme, gegen die nun keine so durchgreifenden
ethischen Bedenken sprechen würden, dass wir uns hier protestierend
engagieren möchten.

Ich bitte Sie um Verständnis für diese Entscheidung und wünsche Ihnen
und Ihrer Familie Gottes Segen für Ihren weiteren Weg.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Jens Kreuter


----------------------------------------------------------------------
--
Dr. Jens Kreuter
Referent für sozial- und gesellschaftspolitische Fragen
Kirchenamt der EKD
Herrenhäuser Str. 12
D-30419 Hannover

Telefon: 0049 511 2796 410
Fax: 0049 511 2796 709
E-Mail: jens.kreuter@ekd.de
http://www.ekd.de

Anlage:


Zur IVF-Problematik

1985 hat sich erstmalig der Rat der EKD in einer Handreichung unter dem Titel "Von der Würde werdenden Lebens" (veröffentlicht in: EKD-Texte 20, S. 8-16) mit der Extrakorporalen Befruchtung auseinandergesetzt:
<a href=http://www.ekd.de/EKD-Texte/2078_achtun ... 87.html</a> (im Anhang)

Die Synode der EKD hat am 6. November 1987 diesen Text weitergeführt und eine "Kundgebung zur Achtung vor dem Leben" verabschiedet (veröffentlicht in: EKD-Texte 20, S. 2-7):
<a href=http://www.ekd.de/EKD-Texte/2078_achtun ... _1987.html </a>

Der Rat hat zu den einschlägigen Fragen zuletzt in der Erklärung "Gott ist ein Freund des Lebens. Herausforderungen und Aufgaben beim Schutz des Lebens" (veröffentlicht 1989 im Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, s. dort insbesondere S. 63ff.) Stellung genommen.
<a href=http://www.ekd.de/EKD-Texte/2064_gottis ... lcome.html
</a>
Diese Erklärung wurde gemeinsam vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz abgegeben und von den übrigen Mitglieds- und Gastkirchen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) mitgetragen. Insgesamt kann festgehalten werden:
1. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hält Eingriffe an Embryonen, die ihre Schädigung oder Vernichtung in Kauf nehmen, für nicht verantwortbar. Kein Forschungsziel, wie hochrangig es auch sein mag, kann es rechtfertigen, diesen Grundsatz aufzugeben.
2. Der Rat rät vom Verfahren der In-Vitro-Fertilisation ab. Daraus folgt nicht, dass er ein rechtliches Verbot dieses Verfahrens fordert. Wohl aber setzt er sich dafür ein, der Anwendung des Verfahrens enge rechtliche Grenzen zu setzen.
Der Rat der EKD hat in den letzten Jahren immer auf den so erreichten Stand (Wir raten ab) zurückverwiesen.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

So ähnlich hatte ich es erwartet. Danke aber für die Anfrage. Auch diese Antwort gehört dann in meine Sammlung. Nimm es nicht so schwer. Wie gesagt war nicht mehr von dieser Seite zu erwarten. Gruß, Rebella
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Hi Bea, :knuddel: :knuddel:

ich kenne Dein Verhältnis zur evangelischen Kirche nicht und weiss nicht, wie sehr Dich diese Aussage betroffen macht.

Als Atheist oder Agnostiker ist der (die?) EKD für mich nicht mehr als eine von vielen Instanzen, die die Politik in der Bundesrepublik mitbestimmen.

Ich finde es schon gut, wenn der EKD dazu anregt, die ivf in Frage zu stellen - ich meine, man sollte alles, was man im Leben so tut, mal hinterfragen und es ist immer gut, mehr als eine Option zu haben und nicht ohne eine echte Wahlmöglichkeit (im Bewußtsein) in etwas hineinzuschlittern. Das ist ein Aspekt, der hier im Forum für mich auch manchmal zu kurz kommt.

Der Schritt dahin, grundsätzlich von der ivf abzuraten ist für mich argumentativ nicht nachvollziehbar. Mit diesen schwammigen Argumenten könnten sie fast genauso zu dem Schluß kommen, grundsätzlich zuzuraten.

Naja, und der Teil zur Gesundheitsreform ist leider nur blabla. Ich denke, auch die EKD könnte erkennen, dass die Gesundheitsreform auch außerhalb der Frage zur IVF in vielem nicht dazu geeignet ist, die Probleme langfristig zu lösen und darum geht es ja.

Lass Dich nicht entmutigen. Steter Tropfen hölt den Stein, zwar nicht immer, aber bei manchen Medienkontakten hier hat die Beharrlichkeit doch wirklich schon geholfen. :knuddel:

Liebe Grüße

Mondschaf
JBB
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Beitrag von JBB »

Hallo Rebella und Mondschaf,

als ehemalige Katholikin bin ich ziemlich genervt von diesem religiösen Zeugs, um es mal ganz brutal zu sagen. Ich bin ziemlich streng erzogen worden.

Anderseits finde ich den Werteverfall in unserer Gesellschaft sehr schlimm und da kann ein gewisser Einfluss christlicher Werte ganz gut tun. Also so ganz "selbstverständliche" Dinge wie zB "Du sollst nicht stehlen" usw.
Auch finde ich die Arbeit unserer Gemeinde im sozialen Bereich sehr wichtig, wenn man sich um Jugendliche und alte Leute kümmert.

Das waren bisher immer die Gründe, noch in der Kirche zu bleiben. Dieses Jahr ist dann auch noch Anmeldung zur Konfirmation für den Großen und der Kleine sollte noch getauft werden.

Seit gestern abend ist das alles in Frage gestellt.
Wenn die Kirche nicht gewollt hätte, dass Timo entstanden ist, warum sollte sie ihn nun taufen?

Ich werde heute mal mit dem Großen in Ruhe darüber sprechen, wie er unter diesen Umständen zur Konfirmation steht.

Ein Austritt wird für mich immer wahrscheinlicher, aber dann möchte ich auch zum Pastor gehen und ihm die Gründe erzählen. Die sollen dann schon wissen, warum sie ein Mitglied verloren haben.

Ich weiss nur nicht, wie ich das meiner Mutter beibringen soll. Für sie ist es schon eine Katastrophe, dass Timo "nur" evangelisch und nicht katholisch getauft werden sollte.... :o

Also noch ist nichts entschieden.....

Liebe Grüße von
Bea
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Liebe Bea,

ja, das habe ich mir auch so überlegt, wie diese Stellungnahme und die anderen Kommentare auf Dich wirken, wenn Du so Deinen Timo anschaust. Er sieht auf dem Foto auch noch so besonders zufrieden und ausgeglichen aus! :D

Da wird auch mir ganz anders, wenn Individuen oder Institutionen davon abraten. :knuddel:

Und er kann sich wenigstens sicher sein, dass er, egal was die Leute sagen, ein absolutes Wunschkind ist!!!
Ich habe auch lange darüber nachgedacht, wie es für ein Kind wohl ist, wenn es erfährt, dass es durch KB gezeugt wurde, weil ich mich auch nicht so einfach zu der ivf durchringen konnte, das passte so garnicht in meine eher naturverbundenen Werte. Aber wahrscheinlich ist ein großer Teil aller "natürlich" entstandenen Kinder gezeugt worden, wenn die Eltern vielleicht schon ein bischen angetütert waren, oder nach einen großen Krach, oder einer hatte nicht so richtig Lust und noch viel schlimmeres. So romantisch ist das ja auch nicht, aber das überlegt sich halt keiner. Nur bei KB schreien sie empört auf.

Und gegen Timo persönlich gerichtet sind solche Ausfälle wohl sicher nicht.

Mit den sozialen Werten hast Du recht. Obwohl ich manchmal den Eindruck habe, dass Leute, die aus der Kirche ausgetreten sind, sich oft mehr für solche Themen interessieren, als manche, die in der Kirche verblieben sind. Bei vielen ist es halt doch eher Gewohnheit und sicher auch eine gewisse soziale Geborgenheit. Am überzeugendsten finde ich immer noch "was Du nicht willst, was man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu". Das geht auch ohne Kirche.

Toll, dass Ihr sogar zu viert anrückt (das bezieht sich auf dein anderes Posting im Medienordner)! Ich werde mittlerweile immer neugieriger auf die Demo und auf die ganzen lieben Menschen!!! Erst habe ich ja überlegt, ob ich mich so outen will, bin ja 40+... Ich habe aber am Mittwoch S-Test, vielleicht mag ich dann ein paar Tage niemanden sehen. :roll:

Ich wünsch Dir für die Kirche die richtige Entscheidung!

Liebe Grüße :D :D

Mondschaf
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Silke
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Beitrag von Silke »

Hallo BEA,

ich bin ziemlich erschüttert über diese Reaktion, ich bin (noch) in der evangelischen Kirche, aber nur, weil ich meine, daß es Menschen gibt, für die die Kirche wichtig ist, und ich deren Erhalt deshalb durch das bißchen Kirchensteuer unterstütze. Für mich ist Kirche/Religion gleich Politik und diese machten bekanntlich stets Kriege in der Welt. Ich brauche die Kirche nicht, denn ich glaube an Gott für mich selbst und sehe ihn nicht in einem Gebäude/Altar etc. sondern in der Natur, in jeder Blume in jedem Baum und so weiter... Ich lasse mein Töchterchen aber trotzdem taufen, denn ich fixiere mich auf die eigentliche Zeremonie. Diese ist nunmal in der Kirche und manchmal muß ich mich halt der Gesellschaft anpassen. Die Taufe ist erst Ende des Monats aber unser Pfarrer geht mir jetzt schon auf die Nerven. Man wird behandelt als total unmündig, er hat ständig etwas gegen unsere Terminvorschläge und alles ist ihm zuviel :evil: Was denkt der eigentlich wer all die Jahre Kirchensteuer zahlt? Wenn ich dann noch diese Stellungnahme lesen muß, dann könnte ich : :evil:
Ich stelle mir vor, wenn er wüsste, daß er ein "künstliches" Kind tauft *dd*
Aber wie gesagt, es ist mir total egal, denn die Kirche ist in diesem Fall nur Mittel zum Zweck. Ich lassean diesem Tauftag mein Kind von Gott schützen und basta. Was die Institution Kirche denkt ist mir egal! Egal ist halt nicht, daß diese Stellungnahme weit verbreitet ist, und aufgrund der Denkweise dieser Verfasser solche Gesetzesänderungen durchgeführt werden.
Manchmal denke ich, es täte manchen Menschen gut, sie würden einmal in Situtationen gelangen, die sie vorher stets von sich weisen...also zum Beispiel sollten gewisse Menschen die sich entschließen, Kinder zu wollen... urplötzlich Jahre benötigen um ss zu werden. Das würde schon reichen, sich wahre Gedanken zu machen und evtl. Denkweisen zu ändern. Positiver Nebeneffekt: Die Welt bestünde dann (fast) nur aus WUNSCHKINDERN :knuddel:

Ich wünsche Dir und Deiner Familie (vor allem dem süßen TIMO) alles LIEBE,

Bussis,
Silke+Emily-Rose *28.10.2002Bild
http://www.klein-putz.de/forum/album_pe ... ser_id=987
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Veronique
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Beitrag von Veronique »

:D Hallo in die Runde!

Tja, die Leute sagen das so einfach...verzichten sie doch eher....
...diese Reaktion ist nicht nur für diese Konfession typisch, sondern einfach für viele Leute, die sich in die Lage nicht reindenken können. Das betrifft nicht nur die KB an sich, sondern auch viele "Extrem-"Themen wie PID, Abtreibung etc.

Unter diesem Aspekt würde ich das betrachten. Die Leute können
a) sich nicht einfühlen
b) sind schlecht über die Techniken informiert, haben wildeste Phantasien

Es ist ja so, dass man von uns "verlangt", dass wir mir-nix-dir-nix auf einen Aspekt des Lebens als Frau, Paar, verzichten, und das zu einer Zeit, bei der vieles nicht mehr göttliches Schicksal ist. Nööööööööö, sage ich da nur.

Die Leute haben halt leicht reden, weil sie selber nicht betroffen sind!
Ich habe sogar schon von Leuten, die selber Kinder haben, hören müssen: ja, warum verzichtet ihr denn nicht EINFACH drauf! =!?!?! Wieso adoptiert ihr nicht EINFACH ein armes Kind. Ich weiß nicht, wie die aus der Wäschen schauen würden, wenn ihre Kiddies plötzlich nicht mehr da wären, oder sie ihre Familienplanung nicht mehr so fortsetzen könnten, wie sie eigentlich wollen.

Ich frage mich bloß, wie ich das "seid fruchtbar und mehret" euch mit dieser Haltung in Einklang bringen soll *grins*.

LG Vero
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Interessante Diskussion, die hier entstanden ist. Will dann auch gleich noch meinen Senf dazu geben.
Daß man alles, was man tut, mal hinterfragen soll, finde ich auch wichtig. Habe über sehr vieles nachgedacht, was im Zusammenhang mit dem steht, was wir getan haben, um unsere Kinder zu bekommen. Mittlerweile könnte ich ein Buch darüber schreiben. Es ist auf alle Fälle positiv, sich mit was auseinanderzusetzen. Nur das Ergebnis der EKD erscheint auch mir zu flach. Meine eigenen Werte sind übrigens auch naturverbunden. Die vielen Hormone sagten mir anfänglich gar nicht zu. Auch hatte ich Bedenken bei der Kyro-Konservierung. Aber, es war der einzig mögliche Weg, die einzige Chance auf ein Kind. Als Betroffene sieht man vieles in einem anderen Licht. Mich hat es gelehrt, toleranter gegenüber Randgruppen zu werden.

Bea, ich kann mir vorstellen, dass Dich das ganz durcheinander wirft, wenn Du so erzogen worden bist. Es ist ja auch nicht grundsätzlich alles falsch. Wie Du richtig schreibst, die soziale Arbeit ist oft hilfreich. Aber in dem Punkt &#8222;Unerfüllter Kinderwunsch&#8220; gehen eben Welten auseinander. Habe mal von einer anderen Frau gelesen, die Hilfe in ihrer Kinderwunsch-Situation bei &#8222;Pro Familia&#8220; gesucht hatte. Die sind doch auch kirchlich, oder? Verbessere mich bitte, ich gebe zu, dass meine Bildung in der Hinsicht auch nicht vollkommen ist. Jedenfalls hat sie dort keine Hilfe bekommen. Die wollten immer mit ihr auf einen Friedhof gehen, weil sie mal ein Kind verloren hat. Um dieses sollte sie trauern, aber Wege zu einem Kind, das bei ihr bleiben könnte, wurden ihr nicht gezeigt.
Was für Euch der richtige Weg ist, musst Du selbst entscheiden. Für mich wäre es ganz sicher ein Anlaß zum Austritt gewesen und mein Kind würde ich niemals bei einer Institution taufen lassen, die seine Entstehungsgeschichte ablehnt. Ich würde das als Verrat empfinden. Aber wenn Du Dich besser fühlst, wenn Du es tust, tu es. Ihr sollt ja mit dem, was Ihr tut, glücklich werden. Wenn Du mit Deinem Pastor sprichst, wird er Dir sagen, dass er Dein Kind jetzt trotzdem liebt, weil es ja nun da ist und nichts dafür kann. Wem das reicht ... Ich möchte Dir nicht weh tun, weil Du als Gläubige sicher einiges anders denkst als ich. Aber mir reicht das nicht. Ich meine, wer mein Kind erst nicht wollte, warum soll er es jetzt haben. Die Meinung meiner Mutter würde mich in der Hinsicht auch keineswegs interessieren. Mütter meinen es sicher oft gut und können guten Rat geben, aber nicht bestimmen. Ich selbst wurde übrigens auch getauft und habe mich eh immer nur darüber geärgert, dass meine Schwester die besseren Patentanten abbekommen hatte. Diesen Frust erspare ich meinen Kindern auch gleich noch.

Alles Liebe, Rebella
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Moin Moin, :D :D :D

wird ja richtig philosopisch hier. :D
Sehr interessant finde ich, was Du, Rebella, schreibst: "Mich hat es gelehrt, toleranter gegenüber Randgruppen zu werden." Hab neulich mit meinem Mann zusammen festgestellt, dass das genau auch unser Lernprozess bei der ganzen Sache war. Mehr echte Toleranz, also nicht nur, weil man eben tolerant sein sollte, sondern eine lebendigere Einsicht, dass es wirklich fast immer verschiedene Lösungswege gibt, werde ich aus der ganzen Sache mitnehmen, egal, wie sie für mich persönlich nun ausgeht. Ich denke aber mal, diesen Lerneffekt hätte wir ohne den Wertekonflikt nicht gehabt.
Ich freue mich, dass es bei Dir mit den Kryos geklappt hat!

Was die Aussage der EKD anbelangt, ist sie doch etwas zögerlich formuliert:
".... sind wir zu der Überzeugung gelangt, IVF zwar keineswegs
abzulehnen, betroffenen Paaren aber von dieser Möglichkeit abzuraten
und eher zu versuchen, sie darin ermutigend zu begleiten, ihr Leben
ohne eigene leibliche Kinder zu gestalten."

Will die EKD nicht verteidigen, was ich davon halte - insbesondere von der Plausibilität der Argumente - , habe ich oben schon geschrieben. Möchte nur nochmal darauf hinweisen, dass die Haltung wohl bewußt etwas zlögerlich formuliert ist.. Für mich ist diese Einstellung eindeutig von jemandem formuliert, der kein Betroffener ist. (Auch jemand, der betroffen ist, aber sich trotzdem gegen ivf entscheidet, was ja legitim ist, würde es meinem Empfinden nach anders formulieren). Aber sie ist keine 100% Ablehnung.

Ich glaube übrigens nicht, dass "Pro familia" kirchlich ist. Und ihr Thema ist auch, trotz des Namens, eher Schwangerschaftsverhütung. Mit Kinderwunsch haben die nicht viel am Hut, auch wenn man es wegen des Namens annehmen könnte. Ich habe sie übrigens wegen der Gesundheitsreform angemailt und bis jetzt keine Antwort erhalten.

Liebe Bea, Dir wünsch ich viel Glück für die richtige Entscheidung und lass Dich von der Familie nicht unter Druck setzen, auch wenn es nicht einfach ist!

Liebe Grüße :D

Mondschaf
Ruxi
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Noch eine Meinung

Beitrag von Ruxi »

Hallo ihr alle,

Diese ist eine wirklich schwere und delikate Thema. Weiter unten habe ich über meine Erfahrung mit ein Italienischer Katolischer Priest geschrieben, aber es gab kein Interesse dazu, obwohl die Erfahrung positiv war.
Erstens muß ich sagen es kommt, wie in alle Bereiche vom Menschen (Individum), also ist es schwer ein Urteil zu geben.
Es sind Leute, auch Priestern die Interesse in alles haben, viel lesen und vieles wissen. Sie sind dann flexiber und können ein bischen anders denken.
Religion in allgemeinem gibt eine Richtung und zeigt was gut und was schlimm ist, gibt Stärke und Kraft und Mut in viele Fälle. Sie sagt man "soll sich vermehren", aber sagt nicht wie, weil es damals vieles nicht bekannt war. Man sprach von Wundern. Man dachte also darüber, man wünschte sich, aber man wußte nicht wie man es machen soll. Die Frau von Moses (es kann sein dass ich mich mit der Name irre, da im A.T so viele Namen gibt) gebar ein Kind im großen Alter, sie war kinderlos, aber plötzlich wurde schwanger.
Anna und Ioachim (die Eltern von Jungfrau Maria), Elisabeth die Mutter von Johannes, sie bekamen ihr Kind auch als sie nicht mehr hofften, und schon älter waren.
Unfruchtbarkeit war damals bekannt und man dachte darüber wie man es lösen soll. Gott machte dann Wundern.
Niergends in der Bibel steht "macht keine künstliche Befruchtung", die Sünde sind ja sehr bekannt. Es steht da: nicht umbringen. Abtreibung ist das Umbringen eines Kindes, es gehört also dazu. Man weiß jetzt nicht genau wo das Leben beginnt, darum die Angst von der künstlichen Befruchtung und noch vieles dazu (Embryschutz, PID, usw.). Man meint ein Embryo beim Transfer ist Leben und man soll es nicht verwerfen. Ich denke es ist noch nicht, weil es kann sich weiter entwickeln und ein Kind produzieren, oder auch nicht. Es ist nur ein Bündel von Zellen. Nach dem Einnistung kann man über Leben sprechen und es kann auch dann pasieren, dass es eigentlich nicht ist.
Ich denke ein Kind lebt ab 3 Monate, ab sein erstes Herzenschlag. Darum wird alles nur bevor diese Zeit gemacht (Abtreibung, PID, Fruchtwasseruntersuchung usw.). Ein Tumor oder eine Geschwulst würde dann auch Lebensein, da es aus Zellen besteht und sich entwickelt, da hat aber niemand ein Problem mit der Entfernung.

Der Katholische Priest sagte mir künstliche Befruchtung ist von der Kirche angenommen, so lange mit den Zellen von Eheleute gemacht ist. Jemand schrieb hier andere Priester meinen anders, also es hängt von dem Menschen, seines Wissen und Verständnis.
HI und Eizellenspende werden nicht angenommen, da sie als Seitensprung gelten, also mit fremde Zellen (auserhalb der Ehe gemacht).
Es ist auch eine Sache von Toleranz. Die großen Kirchen und Behörden sind gegen solche Sachen die nichts schlimmes tun, im Gegenteil sie zeugen Leben, aber sie sie sind so offen an schlimmere Sachen: Homosexualität (ich habe gehört, aber vielleicht irre ich mich, diese Leute können sich auch in der evangelischen Kirche trauen), auf jeden Fall bei der Standesamt können sie es tun; es können Leute verhungern, Krieg sein, es werden Ausländer überall anders behandelt als normal, usw.
Die Leute schreien es soll keine PID oder künstliche Befruchtung gemacht werden, da Zellen sterben und trauern diese sogar, aber für lebendige Wesen haben sie kein Verständnis.
Am Ende möchte ich noch sagen: lassen wir die Kirche zur Seite aus diesem Kampf, sie wird sich für uns nicht einsetzten, da Ihr noch vieles unklar ist.
Nur Gott kann über Leben und Tod entscheiden sagt die Kirche, aber auch durch künstliche Befruchtung entscheidet Er- man kann so viele Behandlungen machen wie man will und man wird nicht schwanger, oder man wird gleich. Irgendwo im Himmel steht das Geschick von jedem geschrieben.
Aber Menschen müßen für das Gute kämpfen und sich lieben und vermehren.Da sind wir einig, oder?

Ruxi
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