rentenkürzung für kinderlose - protest!!!

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Veronique
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Beitrag von Veronique »

Hallo in die Runde!

Die Diskussion ist natürlich sehr emotional, weil die ungewollt Kinderlosen durch derartige Maßnahmen noch einmal zusätzlich an den Schmerz über ihre Situation erinnert werden. Ungewollt Kinderlose wollen Normalität, sie wollen eine Familie, und nicht „stigmatisiert“ werden.

Aber man darf nicht vergessen, dass das Hauptproblem die GEWOLLTE Kinderlosigkeit oder relative Kinderarmut in Deutschland ist, die das jetzige Rentensystem in Frage stellt. Es ist ja zu Zeiten entstanden, als man sich noch gar nicht ausmalen konnte, dass die Geburtenrate so drastisch runtergeht. Und da ist unsere Generation generell bestraft, weil sie z.Zt. die Renten der Eltern zahlt, aber überhaupt nicht weiß, ob das System fortbesteht. Wenn nicht bei unserem Renteneintritt genügend junge Zahler da sind, dann funktioniert das System schlichtweg nicht mehr. Es MUSS also etwas getan werden, und das hat nichts mit Sympathien für politische Fraktionen zu tun. Wg. der Konjunktur und leeren Kassen wird sich vieles in Zukunft ändern.

Bei der momentanen demographischen Entwicklung tun sich schon mal grundsätzliche Ungerechtigkeiten auf; Familien, die mehrere Kinder aufziehen, fragen sich m.E. zu recht, warum sie nicht mehr bei den Renten entlastet werden, zumal sie ja der Republik mehrere zukünftige Rentenzahler „liefern“ und die Erziehung/“Aufzucht“ der Kinder sehr kostenintensiv ist. Familien werden ja z.B. besonders durch die Mehrwert-Steuer belastet, weil sie gezwungen sind, einen Großteil ihrer Einkünfte auszugeben (Lebensmittel, Kleidung...).

Das System ist also überhaupt nicht mehr gerecht, weil ja ein Teil der Bevölkerung ganz freiwillig nichts mehr zur zweiten Säule des Rentensystems, der „Produktion von zukünftigen Rentenzahlern“, beiträgt. Das darf man nicht vergessen: viele Frauen, Paare verzichten ganz auf Kinder oder beschränken sich z.B. auf nur ein Kind und leben gut damit, das ist auch ihr gutes Recht.
Man müsste also die ganze Sache staffeln, um mehr Gerechtigkeit hineinzubekommen; z.B. die mit 2,3 oder mehr Kindern sollten bestimmte Abschläge bekommen; genauso die ungewollte Kinderlosen in Höhe ihrer Aufwendungen für die selbst gezahlten KIWU-Behandlungen. Ich denke aber nicht, dass es in irgendeiner Form vertretbar wäre, dass ungewollte Kinderlose als besonderes Trostpflaster rententechnisch so behandelt werden – wenn es denn nun zu einer Staffelung der Beiträge kommen sollte – wie Familien mit mehreren Kindern.

Viel besser wäre es natürlich, sofort ganz viele positive Anreize zu schaffen, damit die Deutschen mehr Kinder bekommen, dann sind solche Themen nämlich erst mal wieder vom Tisch und man könnte den traurigen Anteil derjenigen, die trotz aller Behandlungen definitiv kinderlos bleiben, rententechnisch wie bisher verkraften. Vor allem sollte man die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern stark verbessern, so dass sich auch wieder mehr Paare frühzeitig an das Projekt Kind wagen, und nicht erst, wenn’s schon fast zu spät ist.

LG Vero :P
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Berny
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Beitrag von Berny »

Hallo @all,

ich glaube man muß unterscheiden zwischen denen, die wirklich ungewollt kinderlos sind und denen, die Bequemlichkeiten des kinderlosen Lebens genießen wollen.

Maggie & Tim haben das Problem wirklich am Schopfe gepackt. Wie will man Ausnahmeregelungen (für UNGEWOLLT Kinderlose) schaffen. Etwa durch Praxisbesuchnachweise ? Sicherlich eine denkbar schlechte Lösung, denn dann würden u.U. die KIWU-Praxen und deren Warteräume wohl noch mehr zum Bersten gebracht in Erwartung vielleicht steuerlicher Vergünstigungen. Man kann das glaube ich wirklich nicht überprüfen.

Klar, die Alterspyramide verschiebt sich wirklich rapide. Nur ärgerlich, daß die Politiker dann überlegen, wie man die ganze Sozialversicherungssparte anpassen müßte (Kranken- und Rentenversicherung i.e.L.). Für mich ist das in medizinischer Sprachweise nur Symptomtherapie. Eine echte Kausaltherapie, also die Problemwurzeln beim Schopfe zu packen ist, die Alterspyramide verändern zu wollen. Und das kann man doch legal nur über die Schaffung zukünftiger Rentenzahler, also jetzige Investitionen für Familienplanung. Wie wäre es denn mit z.B. einer Verdoppelung des Kindergeldes u.a. zusätzlicher Vergünstigungen. Dem häufigen Vorwurf, daß Kinder ja erst mal 20-25 Jahre nur Kosten verursachen, kann ich da nur begegnen, daß Kinder aber vom ersten Tag an auch Konsumenten sind, also insofern Arbeitsplätze schaffen.

Gruß Berny
Es genügt nicht mehr, unfähig zu sein, man muß auch schon in die Politik gehen.
(Über die verantwortlichen Politiker zur neuen Gesundheitsreform betreffend Eigenbeteiligung bei Kinderwunschbehandlung)
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Pebbles
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Beitrag von Pebbles »

Hallo,

ein Möglichkeit wäre doch schon mal das Eschg zu ändern und Kiwu wieder voll zu finanzieren ?
Das ein Kind vom ersten Tag an kostet und dadurch auch z.B. mehrwertsteuern einbringt, ist ja auch klar. Von dem riesen Industriezweig der gut von Kindern lebt, will ich jetzt mal garnicht reden.

Vieles hängt natürlich auch mit dem Klima gegenüber Kindern zusammen. Vielerorts sind Kinder wirklich nicht erwünscht.
Die Vereinbarkeit von Kindern und beruf muss auch gewährleistet sein.
Meine Nachbarin hat irgendwann festgestellt das Kindergarten und Kinderhort(glücklich das sie überhaupt einen hat) durch die Gebühren, die Teilzeit-Arbeit unrentabel machen. Sie hatte nur mehr Stress, war viel mehr unterwegs und hatte deshalb auch niht mehr Geld. Vollzeit zu arbeiten ist ja teilweise utopisch mit Kindern.

Aber das alles ist bekannt und wenn unsere "reizenden" Politiker wirklich was machen wollen, können sie ja loslegen !

Viele grüsse Pebbles
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Hi allerseits,

auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Für mich liegt die Herausforderung weniger darin, wie man Arbeitnehmer - ob nun ungewollt oder gewollt kinderlos oder mit Familie - noch mehr als ohnehin schon beutelt, sondern wie man alle gesellschaftlichen Gruppen gerecht an der Absicherung des Sozialsystems beteiligen kann.

Die Beiträge, die wir Arbeitnehmer in Deutschland zahlen müssen, sind im internationelen Vergleich ohnehin schon an der Spitze. Erbschaftssteuer und Aktiengewinne werden dagegen z.B. kaum versteuert. Es ist mir wirklich nicht einleuchtend, wieso ich als Arbeitsnehmer jedes jahr horrende Steuern und Abgaben zahle, aber nur einen Bruchteil dessen abdrücken müsste, wenn ich meinen Jahreslohn in Form einer Erbschaft bekäme und mich in dieser Zeit vergnügt meinen Hobbys widmen könnte.

Im ünbrigen halte ich die Argumentation mit den zukünftigen Rentenzahlern, auch wenn wir sie hier im Rahmen der Gesundheitsreform gebraucht haben, für durchaus fragwürdig.

1. zahlen nicht alle Kinder später ein. Es gibt immer Menschen, die ihr Leben lang für das Sozialsystem Kosten verursachen, sei es weil sie nicht anders können oder nicht anders wollen. Wenn man schon wirtschaftlich argumentiert, müsste man auch das bedenken.
2. gäbe es auch andere (sogar preiswertere) Konzepte für die Finanzierung des Sozialsystems, z.B. Deutschland als Einwanderungsland.
3. Das Problem ist doch in Deutschland das Fehlen der Arbeitsplätze. Die Lage wäre doch längst nicht so schlimm, wenn jeder einen Arbeitsplatz fände. Was nützt eine Erhöhung der Geburtenrate, wenn die Kinder dann mit Ach und Krach noch ein Lehrstelle oder einen Studienplatz finden, aber dann nicht eingestellt werden.

Außerdem denke ich immer noch, dass Kinder neben ihrer gesellschaftlichen (monetär und nicht-monetär) Bedeutung auch eine persönliche, nicht-monetäre Bereicherung sind und Eltern deshalb nicht erwarten können, dass ihnen ihre Familie komplett von Kinderlosen (ob nun gewollt oder ungewollt) finanziert wird. Meine Erwartungen an die Gemeinschaft sind vor allem, dass sie die entsprechende Infrastruktur bereitstellt. (also Schulen, Jugendarbeit, Fördergruppen, Spielplätze, kostenlose Kitas usw. und das alles in hoher Qualität)
Manche Eltern erwarten aber wirklich, dass sie Plus Minus Null herauskommen. Das halte ich für überzogen.

Viele Grüße vom ungewollten DINK

Mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
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Berny
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Beitrag von Berny »

Hallo JBB bzw. Bea,
JBB hat geschrieben:Übringeds sehe ich es bei der Rentendiskussion als unerheblich an, ob das Paar gewollt oder ungewollt kinderlos ist. Es geht hier um Kosten und nicht um "Schuld". Die ungewollt kinderlosen Paare haben die selbe finanzielle Situation wie die gewollt kinderlosen Paare. AUSNAHME: Die Selbstzahler und die Zuzahlungen ab 2004.
Endlich ein ganz wichtiger Aspekt in dieser Diskussion. Wird oft gar nicht bedacht.

Gruß Berny
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Berny
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Beitrag von Berny »

Hallo Veronique,
Veronique hat geschrieben:Die Diskussion ist natürlich sehr emotional, weil die ungewollt Kinderlosen durch derartige Maßnahmen noch einmal zusätzlich an den Schmerz über ihre Situation erinnert werden. Ungewollt Kinderlose wollen Normalität, sie wollen eine Familie, und nicht „stigmatisiert“ werden.
Ja, weil diese ungewollt Kinderlosen das als zusätzliche Bestrafung empfinden, so was wie einen doppelten Genickschlag. Das pusht die Emotionen.
Veronique hat geschrieben:...Und da ist unsere Generation generell bestraft, weil sie z.Zt. die Renten der Eltern zahlt, aber überhaupt nicht weiß, ob das System fortbesteht.
Eine hohe Belastung ist sicherlich auch die Übernahme der Bezüge der "Ostrentner". Wenn ich das richtig in verstanden habe, hatte die DDR keine Rücklagen und die DDR-Renten müssen nun aus dme Originär-westlichem System mitfinanziert werden. Das ist auch ok so, aber es ist auch eine Belastung, mit der seinerzeit sicher keiner in dem Ausmaße (hinzu kommt ja das Alterpyramidenproblem) gerechnet hat.
Veronique hat geschrieben: Bei der momentanen demographischen Entwicklung tun sich schon mal grundsätzliche Ungerechtigkeiten auf; Familien, die mehrere Kinder aufziehen, fragen sich m.E. zu recht, warum sie nicht mehr bei den Renten entlastet werden, zumal sie ja der Republik mehrere zukünftige Rentenzahler „liefern“ und die Erziehung/“Aufzucht“ der Kinder sehr kostenintensiv ist. ... Das System ist also überhaupt nicht mehr gerecht, weil ja ein Teil der Bevölkerung ganz freiwillig nichts mehr zur zweiten Säule des Rentensystems, der „Produktion von zukünftigen Rentenzahlern“, beiträgt.
Das ist wohl der Kern des Problems, die neue Verteilungsgerechtigkeit hinsichtlich des demographischen Problems.
Veronique hat geschrieben:Man müsste also die ganze Sache staffeln, um mehr Gerechtigkeit hineinzubekommen; z.B. die mit 2,3 oder mehr Kindern sollten bestimmte Abschläge bekommen; genauso die ungewollte Kinderlosen in Höhe ihrer Aufwendungen für die selbst gezahlten KIWU-Behandlungen. Ich denke aber nicht, dass es in irgendeiner Form vertretbar wäre, dass ungewollte Kinderlose als besonderes Trostpflaster rententechnisch so behandelt werden – wenn es denn nun zu einer Staffelung der Beiträge kommen sollte – wie Familien mit mehreren Kindern.
Klar, weil man sonst die auch für ungewollte Kinderlose bestehende finanzielle Besserstellung nicht berücksichtigt hätte.
Veronique hat geschrieben:Viel besser wäre es natürlich, sofort ganz viele positive Anreize zu schaffen, damit die Deutschen mehr Kinder bekommen, dann sind solche Themen nämlich erst mal wieder vom Tisch und man könnte den traurigen Anteil derjenigen, die trotz aller Behandlungen definitiv kinderlos bleiben, rententechnisch wie bisher verkraften. Vor allem sollte man die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern stark verbessern, so dass sich auch wieder mehr Paare frühzeitig an das Projekt Kind wagen, und nicht erst, wenn’s schon fast zu spät ist.
Genau, statt Symptom- lieber eine Ursachentherapie, nämlich die Kinderlosigkeit bekämpfen durch "Anreizsysteme". Das darf auf Dauer natürlich nicht zu einem immer stärkeren Rückzug der Eltern hinsichtlich Verantwortung zu Lasten des Staates gehen.

Gruß Berny
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Berny
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Beitrag von Berny »

Hallo Pebbles,

natürlich sollte Beruf und Familie miteinander vereinbar sein. Da hat der Staat aber einen Riesennachholbedarf, auch was Kinderbetreuung in der freien Wirtschaft und gerade auch was diesbezügliche Lösungen für Mittel-, Klein- und Kleinstbetriebe angeht, die sich oftmals eigene Lösungen wegen der Betriebsgröße gar nicht leisten könnten.

Den Wert unseres Nachwuchses in unserer Gesellschaft sollte man erkennen können an der praktischen Politik. Wie gesagt ein Riesennachholbedarf, der erst mal demokratisch legitimiert sein muß. Loslegen müßten sie dringend. Es ist ja bereits 5 nach 12.

Hallo Mondschaf,

erst mal vorab, Du schreibst tolle Beiträge, die echt lesenswert sind. Aber nun zur Gerechtigkeitsfrage. In diesem Land hat doch fast jeder seine UREIGENE Gerechtigkeit, die - einfach mal unterstellt - sich am Pegel des finanziellen Säckels orientiert. Und das ist das eigentliche Problem, daß der Lobbyismus in diesem Land sich viel zu stark verbreitet hat:<Klar, wir müssen sparen. Aber bitte schön erst mal bei den anderen.> Wichtig ist, daß diese Gerechtigkeitsfrage oder -diskussion wieder auf eine sachlich-nüchterne Ebene zurückkehrt, unabhängig, wer jetzt mal tatsächlich Recht hat und nicht.

Ich sehe das In-den-Vordergrund-Schieben der Alterspyramiden-Problematik noch vor der eigentlichen Hauptursache - nämlich der momentanen wirtschaftlichen Misere bzw. Talfahrt auch äußerst fragwürdig. Eine möglicherweise verminderte Wertstellung von Kindern in der Gesellschaft darf nicht 100%ig kompensiert werden durch staatliche Stütze, das sehe ich genauso.

Grüße Berny
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Birgit~
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Beitrag von Birgit~ »

Hallo,

Ein NDR-Beitrag kam bei der Berechnung der “Kosten“ für Kinder, Einzelkinder oder mehrere Kinder ,
Unterschiede bei den Rücklagemöglichkeiten für Kinderlose, gegenüber Familien zu interessanten Ergebnissen:
Kinderlose können demnach ca. ( nur ?) 110 € mehr / Monat sparen, als Familien.


Zitat: „Für die Erwachsenen sind – unabhängig von der Zahl der Kinder - die Ausgaben für ihre private Lebensführung gleich hoch.“

http://www.ndr.de/tv/markt/archiv/20020909_6.html

Der Beitrag v. 9/02 stützt sich angeblich auf Zahlen des statistischen Bundesamtes ( www.destatis.de)

Natürlich fehlt der total wichtige Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Frauen (Männern stellt sich das Problem ja meist nicht), aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten wie sie z. B. in Frankreich angeboten werden, ob noch weitere Denkfehler i.d. Rechnung vorliegen, weiss ich nicht...

Darüberhinaus bin ich immer wieder verwundert, wie sehr manche immer wieder darauf pochen, ungewollter von gewollter Kinderlosigkeit zu unterscheiden.

Ich halte das für sehr schwierig und höchst bedenklich.

Es gibt sicher viele ungewollte Singles, einige von denen sind dann sicher auch ungewollt kinderlos, aber nicht medizinisch-biologisch messbar, sondern aufgrund ihrer Biographie.

Manche Menschen sind einfach nicht so attraktiv für andere. Das kann am angeborenen Aussehen liegen, an einer Behinderung usw., die haben möglicherweise auch schlechtere Chancen auf Partnerschaft u. Familie.
Mit ihrer Erwerbstätigkeit u. ihren höheren Steuern, Abgaben leisten sie trotzdem einen gesellschaftlichen Beitrag für Familien. ( Was ist mit homosexuellen Paaren , die sind auch oft ungewollt kinderlos, wobei sich da für die Frauen noch Möglichkeiten ergeben, für die Männer nicht ?)

Unterschiedlich biologische Faktoren bei Fauen u. Männern:

Störungen der Fruchtbarkeit sind ja nicht unbedingt angeboren und in allen Fällen bereits in jungen Jahren vorhanden.
Die Repromediziner u. Soziologen ,

siehe “Spiewak“-Artikel, “Mutterglück im Rentenalter“
http://www.zeit.de/2003/05/M-Alte_M_9ftter )

betonen immer wieder, daß viele Frauen nicht zu Kiwu-patientinnen würden, wenn sie nur eher < 30 mit der Familienplanung begonnen hätten, da die Wahrscheinlichkeit, daß fruchtbarkeitseinschränkende Faktoren wirksam werden, dann leider ansteigt.

Vielen Frauen war das ( mich eingeschossen) in dieser Ausprägung sicher nicht so klar, die meisten denken nur an die bekannten Statistiken zum Down-syndrom und nicht an die anderen Probleme inclusive d. Risiko, evtl nie mehr Kinder zu haben.

In Diskussionen über gewollte und ungewollte Kinderlosigkeit können auch diese Argumente gegen ungewollt kinderlose Frauen verwendet werden, “ob die nicht zum Teil selbst dran Schuld seien, wenn die erst > 30 mit ihrer Familienplanung anfangen...“ ( ich habe "erst" mit 33 mit dem "Kinderwünschen" begonnen..)

Zu den Männern, viele sind erst über lange Zeit gewollt kinderlos (berufliche Karriere ..)und planen dann erst im “zweiten Frühling“
( > 50) eine Familie mit einer jungen Frau,( Besipiele dazu gibt’s viele) wie soll man das dann “zahlentechnisch“ bewerten ?
Einige Männer gründen auch mehrere Familien im Lauf ihres Lebens, sollen die dann eine Superrente erhalten ? ( nicht ganz ernst gemeint)

Ich meine, daß eine Unterscheidung zwischen gewollt und ungewollt Kinderlosen sehr schwierig und ungerecht ist und daß wenn keine medizinischen Störungen vorliegen, Männer ein viel größeres “biologisches Zeitfenster“ zur Familienplanung haben ( von den immer noch unterschiedlichen beruflichen Möglichkeiten für Männer und Frauen ganz abgesehen)

Wenn ein Kiwu-Paar erfährt, daß es nur mit Repromedizin eigene Kinder haben könnte, dies aber aus moralischen oder sonstigen individuellen Gründen ablehnt, ist es dann auch schon „ gewollt“ kinderlos , weil es von vornherein die vermeintlich Chance nicht nutzen möchte oder wie sicher auch einige Paare, die erst gar nicht zum Arzt gehen und sich einfach mit ihrem “Schicksal abfinden“, wie sollen die das dann “beweisen“ , daß sie ungewollt kinderlos sind ?

Für mich liegen die Hauptgründe der demographischen Entwicklung in Deutschland an der schwierigen Vereinbarung v. Familie u. Beruf insbesondere für Frauen, die eben nicht das Risiko eingehen möchten, als potentiell ( siehe Scheidungsraten) alleinerziehende Mutter einen beruflichen und sozialen Abstieg in Kauf nehmen zu müssen. Auch das in D immer noch verbreitete (konservative) gesellschaftliche Mutterbild von berufstätigen „Rabenmüttern“ trägt einiges dazu bei. In der letzten Ausgabe der “Brigitte“ gibt es ein Dossier, daß berufstätigen Müttern dabei helfen will, endlich kein schlechtes Gewissen mehr zu haben...

Auch die hohe Arbeitslosenquote, viele Frühberentungen usw. belasten die Sozialsysteme, nicht nur die demographische Entwicklung allein, die ist übrigens schon seit Jahrzehnten bekannt, daher liegt teilweise eine Verantwortung für diese Fehlentwicklung auch bei der Politik, die eben nicht gegengesteuert hat.

Nicht aus allen Kindern werden automatisch künftige Beitragszahler, einige werden aus welchen Gründen auch immer Arbeitlose, Sozialhlifeempfänger, heutzutage gibt es auch immer mehr Schulverweigerer u- Schulversager.
Für sehr viele Jugendliche mit Schulabschluss fehlen im Moment Ausbildungsplätze..

Wenn dann schon bei Kinderlosigkeit gekürzt werden soll,dann bitte für alle Kinderlosen , da gibt es nämlich einige Ausnahmen !:

wie der Verband dtsch. Rentenversicherungsträger erläutert:

Zitat: “2. Familienlastenausgleich - eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Staat, Gesellschaft und Kultur sind auf die Generationenabfolge angewiesen. Deshalb ist der mit einer
Beitragssatzstaffelung bzw. Beitragsermäßigung beabsichtigte finanzielle Ausgleich erziehungsbedingter Lasten nicht allein Aufgabe der Solidargemeinschaft der Rentenversicherten, sondern eine aus Steuern zu finanzierende Aufgabe der gesamten Gesellschaft.


Allein die kinderlosen bzw. nicht mehr kindererziehenden Beitragszahler dafür in Anspruch zu nehmen, würde diese Personengruppe gegenüber Kinderlosen, die nicht der Rentenversicherung angehören, gleichheitswidrig benachteiligen:

Kinderlose Versicherte und Beitragszahler nach Abschluß der Erziehungsphase müßten mit ihren
erhöhten Beiträgen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe finanzieren,
während kinderlose Abgeordnete, Minister, Beamte, Richter, Selbständige und Personen mit Einkünften aus Vermögen davon freigestellt wären, obwohl auch sie später von den heute aufgezogenen Kindern profitieren.

Für diese Benachteiligung gibt es keine rechtfertigenden Gründe.“

Quelle:
http://www.vdr.de/internet/vdr/infopool ... kinder.pdf



Übrigens, im Bundeskabinett sind 4 von 6 Ministerinnen kinderlos , ebenso wie nicht wenige prominente Parteifrauen aller Fraktionen, wie z.B. Fr. Merkel und einige andere..
Selbst unser Bundeskanzler gilt wohl (steuerlich) kinderlos, da er vermutlich nicht Adoptivater der Kinder seiner Ehefrauen wurde.., falls er nicht doch noch in ein paar Jahren...



Auch bei der Pflegeversicherung kann ich nicht grundsätzlich verstehen, warum die Beiträge für Kinderlose höher sein sollen.

Es ist erwiesen, daß bisher hauptsächlich weibliche Angehörige ihre pflegebedürftigen Verwandten pflegten.
Unstrittig dabei ist doch ,daß dies unabhängig davon geschieht, ob diese Frauen kinderlos waren oder nicht.
(Wie soll man das bewerten, wenn Männer so selten ihre Angehörigen pflegen ?)

Da inzwischen immer mehr Frauen der Folgegenerationen berufstätig sind, oft auch in anderen Städten wohnen,arbeiten ( größere Mobilität, heutzutage) stellt sich aber auch für die Zukunft die Frage, ob die Pflegebereitschaft von Angehörigen nicht generell abnimmt.
Dieser Trend ist heute schon absehbar und demnach auch unabhängig von Kinderlosigkeit.
In einem Bericht d. BVG wurde (heutzutage) von ca. 10 % Mehrkosten für Kinderlose Pflegebedürftige gesprochen, ich bin mir sicher, daß dieser Unterschied irgndwann nicht mehr vorhanden sein wird.

Wenn dann Minister Seehofer bei “S.Christiansen“ argumentiert, seine "Mutter hätte ja auch einfach Kinder bekommen und nicht darüber nachgedacht", dann merkt man in welche Richtung das wieder gehen soll... ? -> KKK-Ideal und drohende Stigmatisierung kinderloser Frauen ?

Da finde ich den engagierten Artikel v. Viola Roggenkamp, auch zum Thema Kinderlosigkei,t viel besser:

- Leben im Frauenfeindesland –
http://www.taz.de/pt/2003/07/30/a0155.nf/text



auch unter http://www.zeit.de/wirtschaft/sozialreform/index kann weiterlesen, wer mag.

LG Birgit
JBB
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Beitrag von JBB »

Kinderlose können demnach ca. ( nur ?) 110 € mehr / Monat sparen, als Familien.
Der größte finanzielle Nachteil sind nicht die Kosten, die durch die Kinder entstehen, sondern der EINKOMMENSAUSFALL der erziehenden Person.
Liebe Grüße
Bea

mit zwei erwachsenen ICSI Kindern
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Birgit~
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Beitrag von Birgit~ »

...genau, ganz meine Rede, Bea

...und damit einer der Hauptfaktoren für den demographischen Wandel...

Als Halbwaise, die zum Glück damals auch von Oma u.Opa mitbetreut werden konnte

( + mein Bruder ), ist mir das nur zu gut bekannt...

ohne diese Möglichkeit und Hilfsbereitschaft , wäre es sehr schwer für uns

geworden...

LG Birgit
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