Beitrag im Ärzte-Zeitungs-Newsletter 03.09.2003
Verfasst: 03 Sep 2003 06:01
Ärzte Zeitung, 03.09.2003
--------------------------------------------------------------------------------
Reproduktionsmediziner kritisieren den Reformkonsens
Chef des IvF-Registers hält es für falsch, künstliche Befruchtung nach Alter der Patienten und Zahl der Versuche zu reglementieren
BERLIN (ami). Führende Reproduktionsmediziner haben den Gesundheitsreform-Konsens kritisiert. Auf einer Tagung der evangelischen Akademie in Berlin wehrten sie sich gegen das Vorhaben, künstliche Befruchtung zu reglementieren.
"Die Neuregelung ist kein Gewinn an Gerechtigkeit", sagte Professor Ricardo Felderbaum, Vorstandsvorsitzender des Deutschen IvF-Registers und Mitglied in der Ethikkommission Stammzellforschung. Daß Leistungen in der Reproduktionsmedizin einem politischen Reformkompromiß zum Opfer fallen, sei zwar nachvollziehbar. Diese Leistungskürzungen aber als "zumutbare Einschränkung" zu verkaufen, sei aber irreführend.
Laut Reformkonsens sollen Frauen im Alter von 25 bis 40 Jahren und Männer bis 50 Jahre für maximal drei Versuche 50 Prozent zuzahlen. "Warum eine Frau mit 23 Jahren aus der Behandlung ausgeschlossen werden soll, ist nicht einzusehen", sagte Felberbaum.
Auch die Begrenzung auf wenige Versuche sei nicht sinnvoll. Ärzte könnten dadurch abgehalten werden, mit sanften, risikoarmen und preiswerten Formen der Stimulation zu beginnen, gab Felberbaum zu bedenken: "Die Schwangerschaftsraten sind deutlich niedriger als nach konventioneller Stimulation. Bei jungen Frauen könnten sie aber häufiger eingesetzt werden. Dies wird durch die Kostenübernahme für nur drei oder vier Behandlungen konterkariert."
Mit Blick auf die 50prozentige Zuzahlung sagte Felberbaum: "Wenn ein Paar aufgrund finanzieller Nöte in Zeitverzug gerät, ist die Chance auf eine Schwangerschaft deutlich geringer." Gerechter sei eine andere Finanzregelung: "Wer in begüterten Verhältnissen lebt, kann die Behandlung selber tragen." Pro Versuch kostet sie zwischen 2000 und 5000 Euro.
Gemäß der Zahlen des Deutschen IvF-Registers (DIR) hat sich die Zahl der Behandlungszyklen bei künstlichen Befruchtungen seit dem Jahr 1997 bis zum Jahr 2001 auf 75 086 verdoppelt. Bei den beiden wichtigsten Methoden, der In-Vitro-Fertilisation (IvF) und der Intracytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) sind die Schwangerschaftsraten auf rund 28 Prozent gestiegen.
Die Geburtenraten nach mehreren Versuchen lagen zwischen 40 und 50 Prozent. Nach wie vor ist jedoch die Rate der Mehrlingsgeburten mit 21 bis 24 Prozent je nach Behandlungsart relativ hoch.
--------------------------------------------------------------------------------
Reproduktionsmediziner kritisieren den Reformkonsens
Chef des IvF-Registers hält es für falsch, künstliche Befruchtung nach Alter der Patienten und Zahl der Versuche zu reglementieren
BERLIN (ami). Führende Reproduktionsmediziner haben den Gesundheitsreform-Konsens kritisiert. Auf einer Tagung der evangelischen Akademie in Berlin wehrten sie sich gegen das Vorhaben, künstliche Befruchtung zu reglementieren.
"Die Neuregelung ist kein Gewinn an Gerechtigkeit", sagte Professor Ricardo Felderbaum, Vorstandsvorsitzender des Deutschen IvF-Registers und Mitglied in der Ethikkommission Stammzellforschung. Daß Leistungen in der Reproduktionsmedizin einem politischen Reformkompromiß zum Opfer fallen, sei zwar nachvollziehbar. Diese Leistungskürzungen aber als "zumutbare Einschränkung" zu verkaufen, sei aber irreführend.
Laut Reformkonsens sollen Frauen im Alter von 25 bis 40 Jahren und Männer bis 50 Jahre für maximal drei Versuche 50 Prozent zuzahlen. "Warum eine Frau mit 23 Jahren aus der Behandlung ausgeschlossen werden soll, ist nicht einzusehen", sagte Felberbaum.
Auch die Begrenzung auf wenige Versuche sei nicht sinnvoll. Ärzte könnten dadurch abgehalten werden, mit sanften, risikoarmen und preiswerten Formen der Stimulation zu beginnen, gab Felberbaum zu bedenken: "Die Schwangerschaftsraten sind deutlich niedriger als nach konventioneller Stimulation. Bei jungen Frauen könnten sie aber häufiger eingesetzt werden. Dies wird durch die Kostenübernahme für nur drei oder vier Behandlungen konterkariert."
Mit Blick auf die 50prozentige Zuzahlung sagte Felberbaum: "Wenn ein Paar aufgrund finanzieller Nöte in Zeitverzug gerät, ist die Chance auf eine Schwangerschaft deutlich geringer." Gerechter sei eine andere Finanzregelung: "Wer in begüterten Verhältnissen lebt, kann die Behandlung selber tragen." Pro Versuch kostet sie zwischen 2000 und 5000 Euro.
Gemäß der Zahlen des Deutschen IvF-Registers (DIR) hat sich die Zahl der Behandlungszyklen bei künstlichen Befruchtungen seit dem Jahr 1997 bis zum Jahr 2001 auf 75 086 verdoppelt. Bei den beiden wichtigsten Methoden, der In-Vitro-Fertilisation (IvF) und der Intracytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) sind die Schwangerschaftsraten auf rund 28 Prozent gestiegen.
Die Geburtenraten nach mehreren Versuchen lagen zwischen 40 und 50 Prozent. Nach wie vor ist jedoch die Rate der Mehrlingsgeburten mit 21 bis 24 Prozent je nach Behandlungsart relativ hoch.