Hallo Ruxi und alle anderen !
Wir haben uns beide Sendungen angesehen. Die von Sonntag war sehr aufschlussreich und wurde dem heiklen Thema HI voll gerecht. Obwohl wir beide hoffen, es mit einer ICSI zu schaffen, macht man sich gelegentlich Gedanken über eine HI als Behandlungsalternative. Das kommt insbesondere dann vor, wenn man mal wieder besonders fertig ist, man befürchten muss (bzw. weiß), dass die aktuelle ICSI erneut ein Fehlschlag war. Wenn man anfängt sich zu fragen, was mache ich, wenn alle ICSI erfolglos bleiben? Was kommt einem eigenen Kind am nächsten? Zumindest uns hat es ein wenig von den Berührungsägsten genommen, da man sich als Kinderwünschi wohl kaum freiwillig mit dem Thema befassen möchte. Aus dem Beitrag wurde aber deutlich - auch die Aussagen der behandelnden Ärzte waren sehr aufschlussreich - dass alle Bedenken in den Hintergrund treten, wenn man den kleinen Wurm dann erst einmal auf den Armen hat. Weder der juristische Vater, noch die Mutter, ganz wichtig aber: der mit Spendersamen gezeugte Sohn stellten ihre Zusammengehörigkeit, ihr Empfinden füreinander, ihr Bewußstsein, das IST mein Sohn, bzw. das IST mein Vater, auch nur für eine Sekunde in Frage. Das hat uns sehr beeindruckt. Und läßt uns offener über diese Alternative sprechen. Wir wissen nicht, ob noch jemand in diesem Forum ist, der sich mit dem Gedanken befasst, vielleicht einmal auf eine HI auszuweichen. Wir könnten uns aber vorstellen - wir hoffen es für uns selbst auch -dass der Gedanke, die HI bleibt uns noch, wenn alle Stricke reißen, dass dieser Gedanke also den Druck der auf den Paaren lastet, geringer werden läßt und so vielleicht die Erfolgschancen aktueller Behandlungen größer werden läßt.
Obwohl man ja dankbar sein muss, wenn es im Fernsehen einen Beitrag zur Kinderwunschbehandlung gibt, so war doch der Beitrag bei "Schreinemakers" unserer Meinung nach unendlich ärgerlich, da ungeheuer kostbare Sendezeit für unsere Sache praktisch verschleudert wurde. Das eingeladene Paar war der Sache nicht gewachsen und scheinbar miserabel vorbereitet. Besonders ärgerlich war, dass ein Schwerpunkt des Gespräches auf die Behandlung des Paares durch ihr unmittelbares Umfeld gelegt wurde (Hohn und Spott von Bekannten und "Freunden"). Die Gesundheitsreform und deren Folgen wurden nur ganz am Rande angesprochen. Der einzige Lichtblick war der eingeladene Reproduktionsmediziner, der angab, dass aufgrund der neuen Kostentragungspflicht mehr und mehr Paare dazu übergehen werden, sich drei Embryonen einpflanzen zu lassen um das Maximum aus den Behandlungen heraus zu holen. Mehrlingsschwangerschaften und deren Risiken würden quasi gezwungenermaßen in Kauf genommen. Das war es aber auch schon.
Insgesamt also war der Beitrag nicht zu mehr in der Lage, als dem interessierten Zuschauer zu Bewußtsein zu bringen, aha, es gibt ca. 2 Mio. Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, das Thema ist nicht populär, es gibt gewisse Behandlungsmethoden, Paare müssen große Teile der Kosten selber tragen, deswegen eventuell für immer auf den Kinderwunsch verzichten.
Wichtiger wäre es gewesen auf den politischen und gesellschaftlichen Skandal hinzuweisen, der in dem Thema steckt. Daran muss weiter gearbeitet werden. Wir jedenfalls werden versuchen, es über die Gerichte in die Köpfe der Politiker zu peitschen, seien wir ehrlich, eine andere Sprache versteht dieser halbgebildete, schlecht informierte, bis zum Erbrechen arrogante, überwiegend mit ihrem Geschäft überforderte Haufen von Interessenwahrern nicht.
Bis demnächst,
Torsten, Ehemann von Zuckerhuhn