Großuntersuchung in HH wg. Zeugungsunfähigkeit...

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Stefine
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Großuntersuchung in HH wg. Zeugungsunfähigkeit...

Beitrag von Stefine »

Hamburger Abendblatt, 22.12.2004:
Diagnose unfruchtbar
Urologie: Eine Großuntersuchung an Hamburger Schülern ergab: 42 Prozent der Jugendlichen haben eine Schädigung, die zur Zeugungsunfähigkeit führen kann.

Von Günter Stiller

Deutschland hat die niedrigste Geburtenrate in Europa: 2003 kamen auf 1000 Einwohner nur 8,7 Geburten. In Dänemark und in den Niederlanden lag diese Rate dagegen bei 12,0 und 12,4 Geburten. Andererseits wünschen sich 42 Prozent der 18- bis 44jährigen Kinderlosen in Deutschland "bestimmt" Kinder, 35 Prozent "eventuell" Kinder.

Medizinische Vorwarnsysteme gegen ungewollte Kinderlosigkeit haben bisher weitgehend gefehlt. Im AK Barmbek wird an einem solchen Vorwarnsystem samt Behandlungsverfahren gearbeitet. Mittels einer in Deutschland einzigartigen Großuntersuchung von Tausenden Hamburger Schülern (Stichwort: "Jungen von heute . . . Väter von morgen?") will man einer der Ursachen der Kinderlosigkeit, der Varikozele testis, einer Zeitbombe im Körper, zu Leibe rücken.

Jede sechste Partnerschaft ist ungewollt kinderlos. In 50 Prozent dieser Fälle liegt es an beiden Partnern, in 20 Prozent an der Frau, in 30 Prozent ist die einzige Ursache der Mann.

Einer der Gründe für die weltweit steigende Unfruchtbarkeit des Mannes sind Krampfadern im Hodensack ("Varikozele testis"). Rund ein Fünftel der männlichen Bevölkerung ist von diesem Leiden betroffen. Nun wird längst nicht jeder Mann, der an Krampfadern an den Testikeln leidet, unfruchtbar. Immerhin wird die Varikozele testis aber bei jedem zweiten Mann festgestellt, der unfruchtbar ist.

Die Hodenkrampfader, eine Bindegewebsschwäche, geht mit einer Verminderung der Durchblutung der Keimdrüsen einher, die einen schädlichen Einfluß auf die Zeugungsfähigkeit zur Folge haben kann. Unglücklicherweise wird sie nur von einem Prozent der betroffenen Jungen und jungen Männern bemerkt. Die anderen fallen in ein "medizinisches Loch":

Während Mädchen im Alter von 12 bis 14 Jahren zum Gynäkologen gehen, um sich untersuchen (und häufig gleich die Pille verschreiben) zu lassen, kümmert sich um die künftigen Jungmänner nach dem Kinderdoktor häufig erst wieder der Militärarzt, der bei der Musterung auf eine Krampfader-Bildung am Samenstrang und, wenn auch selten, auf einen Hodentumor stoßen kann.

"Wir bringen unseren Mädchen bei, ihre Brüste zu untersuchen; dann sollten wir gewiß aber auch unseren Jungen beibringen, ihre Hoden zu untersuchen", forderte jüngst eine medizinische Fachzeitschrift in den USA.

Warum das so nötig ist, beweisen Prof. Dr. Roland Tauber und Dr. Dietrich Pfeiffer, zwei Urologen des AK Barmbek, einer Schwerpunktklinik für die Behandlung der Varikozele, mittels einer Großuntersuchung von 4764 Hamburger Schülern im Alter von 8 bis 18 Jahren, durch die festgestellt wurde, ob und wie die Zeugungsfähigkeit gefährdet sein könnte.

Diese schnellen, unkomplizierten Doppler-Ultraschall-Untersuchungen waren von der Hamburger Gesundheits- und der Schulbehörde genehmigt, vom Gesundheitsausschuß der Elternkammern unterstützt und nur auf freiwilliger Basis durchgeführt worden. Dabei wurde entdeckt:

. Die Varikozele ist auch bei Hamburger Kindern und Jugendlichen stark verbreitet.

. Kinder sind weitaus häufiger betroffen als bekannt. In 18 Prozent der untersuchten Fälle wurde das beginnende Leiden festgestellt.

. 42 Prozent aller Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren weisen eine Varikozele auf, die Hälfte davon die ausgeprägte, tast- oder sichtbare Form, die die Hoden schwer schädigen kann. Schon jetzt zeigt die Hamburger Schuluntersuchung, daß die Entwicklung des Hodens durch ausgeprägte Krampfadern bereits in der frühen Pubertät beeinträchtigt wird.

Das bedeutet dann, daß das Wachstum des Hodens negativ beeinflußt, die Samenqualität beeinträchtigt und hormonelle Störungen hervorgerufen werden können. Dies also zu einem Zeitpunkt, der für die Entwicklung und Funktion der männlichen Geschlechtsorgane von entscheidender Bedeutung ist.

Deshalb fordern die Urologen: Die Untersuchung auf Hodenkrampfadern muß fester Bestandteil der kinderärztlichen Diagnostik werden; denn eine rechtzeitige Diagnose eröffnet die Chance für eine schnelle Beseitigung. Zur Zeit beobachtet ein Team von drei Ärzten und zwei Krankenschwestern mehr als 770 Kinder und Jugendliche über rund drei Jahre, um zu ermitteln, wann die Varikozele des Heranwachsenden behandelt werden muß.

Prof. Tauber hat ein Verfahren entwickelt, das Hodenkrampfadern in mehr als 90 Prozent zum Verschwinden und die Zeugungsfähigkeit häufig verbessern kann. Die Krampfader wird während eines kurzen, meist ambulanten Aufenthaltes in der Klinik mit örtlicher Betäubung über einen kleinen Schnitt verödet. Nach sechs bis zwölf Wochen sind die Krampfadern meistens verschwunden.

Diese Operationsmethode ist im AK Barmbek mehr als 6000mal angewendet worden. Mehr als 400 Urologen und Chirurgen aus aller Welt haben sich hier mit ihr vertraut gemacht.

erschienen am 22. Dezember 2004 in Wissen
Hier noch der Link dazu: http://www.abendblatt.de/daten/2004/12/22/379104.html
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Sonnie
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Beitrag von Sonnie »

Versteh eh nicht, warum Jungen und Männer nicht auch regelmäßig zum Doc müssen!!!
Sie haben genauso organische Defekte oder auch Infektionen, die zur Unfruchtbarkeit führen können.
3 ICSI neg. danach spontan schwanger!
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Bild
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JE GLÄNZENDER DIE FASSADE
DESTO BESSER WIRD ETWAS VERSTECKT
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