Chlamydieninfektion

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Io
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Chlamydieninfektion

Beitrag von Io »

Lieber Herr Dr. Petsch,

ich habe ein paar Fragen zum Thema Chlamydien, da ich hiervon selber betroffen bin. Bei einem Kryotransfer im vergangenen Jahr stellte man eine Entzündung am Muttermund fest. Das Ergebnis war eine Chlamydieninfektion. Mein Mann war nicht betroffen. Haben Partnerbehandlung gemacht. Nun im Dezember stellte man beim nächsten Transfer wieder eine Chlamydieninfektion fest. Haben wieder Partnerbehandlung gemacht. Aktuelle Tests stehen noch aus. Mein Mann war vor ein paar Jahren selbst schon einmal betroffen - Hodenentzündung. Bei mir wurde damals nichts festgestellt.

Nun meine Fragen:

1. Wie können Chlamydien entstehen (z.B. mangelnde Hygiene)?

2. Woher kommen die Chlamydien bei einem Paar, das keine fremden geschlechtlichen Kontakte hat? Gibt es außer dem Geschlechtsverkehr noch andere Übertragungsquellen?

3. Kann man tatsächlich Chlamydien in sich haben, ohne dass es bei einem selber zu einer Krankheit kommt, aber man den anderen anstecken kann? Oder rufen sie in jedem Falle irgendwann eine Erkrankung hervor, wenn man sich damit infiziert hat?

4. Können sich Chlamydien über mehrere Jahre im Körper aufhalten, ohne dass es zu einer Erkrankung kommt?

5. Hat man bei einer geheilten Hodenentzündung, verursacht durch Chlamydien, ein höheres Risiko auf spätere Erkrankungen in diesem Bereich? Bei meinem Mann wird zu wenig Testosteron produziert. Kann die frühere Entzündung dafür eine Ursache sein?


Ich danke Ihnen für die Beantwortung meiner Fragen.


Grüße von Io
Mauerblümchen
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Beitrag von Mauerblümchen »

Hallo Io,
Chlamydia trachomatis ...heißen die Dinger richtig.
Unter:
http://www.m-ww.de/krankheiten/sexuell_ ... ndung.html

Die so genannten Serotypen D bis K von Chlamydia trachomatis haben ihr natürliches Reservoire in der Schleimhaut des menschlichen Genitaltraktes, bei Frauen vor allem im Gebärmutterhals und bei Männern in der Harnröhre. Die Infektionen erfolgen von dort aus, meist entweder durch Geschlechtsverkehr oder während der Geburt (=perinatal) über den Geburtskanal.

Man kann sich also die Chlamydien schon sehr, sehr früh geholt haben und trägt sie mit sich rum, bis sie mal Probleme machen, aber nicht müssen.

Der Nachweis einer aktuell vorliegenden Infektion erfolgt mittels Abstrich und sollte gegebenenfalls kontrolliert werden.
Die AK einer abgeklungenen Infektion können aber noch längere Zeit bestimmt werden, wobei es verschiedene Meinungen zur Relevanz dieses AK-Nachweises gibt.
Chlamydia trachomatis kann leider zu Verklebungen/Verwachsungen der EL führen und sollte somit gut und frühzeitig behandelt werden.

LG, Mauerblümchen
Fenja
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Beitrag von Fenja »

Wobei immer noch nicht geklärt wäre, woher die Chlamydien kommen. Geschlechtsverkehrübertragung. Aber wenn das Paar doch nur mit sich selbst verkehrt?? Und einer muss es ja irgendwie erhalten haben, um den anderen anstecken zu können. Ich hatte das gleiche Problem und in allen möglichen Infos zu den Dingern steht stehen stets nur 2 Übertragungswege. Geschlechtsverkehr oder Wirlpool.
Außerdem sollen Chlamydien unfruchtbar machen, das lese ich auch immer wieder. Wie das geschehen soll, steht da leider nicht. Ich meine, wie muss ich mir diesen Vorgang vorstellen und wenn die Erkrankung beseitigt ist, ist man dann wieder fruchtbar?
Das schlimme ist, du trägst die Dinger Jahre mit dir und niemand weiß es. Es gibt keine Beschwerdebilder. Der Gynäkologe untersucht sowas nicht regelmäßig, um es auf den Punkt zu bringen: gar nicht. Du musst ihn schon selbst auf die Idee bringen und dann musst du die Untersuchung zahlen.
Du erfährst also, wenn nicht durch Zufall, zum ersten Mal durch die künstliche Befruchtung davon, zwecks Bluttest. Ob du nun die Chlamydien schon 20 Jahre mit dir rumträgst, kann dir keiner sagen.

Gruß Fenja
Mauerblümchen
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Beitrag von Mauerblümchen »

Hallo Fenja,

wo man sich diese Infektion geholt hat läßt sich leider im Nachhinein selten klären.
Die Infekionswege sind bekannt. Da man den Zeitpunkt aber nicht exakt festmachen kann bleibt es leider unklar wie es dazu kam.
Wie gesagt, man kann diese Bakterien auch in grauer Vorzeit erworben haben und irgendwann machen Sie dann Probleme oder auch nicht.

Wieso sie unfrachtbar machen ?
Weil sie zu Schädigungen der Eileiter führen können.
D.h. die Eileiter können verkleben bzw. es kann zu Verwachsungen oder Verdickungen der Eileiter kommen.
Ob man aufgrund einer solchen Infekion unfruchtbar ist kann man pauschal nicht sagen. Genauso wenig kann man hinterher pauschal sagen ob man nach der Infekion wieder fruchtbar ist oder nicht.
Das muss man im Einzelfall mit entsprechenden Eileitertests und co. geklärt werden. Selbst danach kann man leider nicht pauschal sagen das es mit einer Schwangerschaft auf natürlichem Wege klappt. Bestenfalls bekommt man die Aussage das eine SS auf natürlichem Wege möglich ist.
Nicht jede Chlamydieninfektion führt zur Unfruchtbarkeit und nicht jede Chlamydieninfektion schädigt beide Eileiter bzw. überhaupt die Eileiter.

Wenn ich entsprechende Tests hatte und prinzipiell die Wahrscheinlichkeit besteht würde ich es eine Weile probieren und dann andere Wege beschreiten.

Ich wünsche Dir alles Gute, Mauerblümchen
RobSa
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Beitrag von RobSa »

Hallo,
mein Mann hatte ca. ein Jahr, bevor wir uns kennen gelernt haben, eine Chlamydieninfektion. Er hat es sehr schnell selbst gemerkt, da er beim Wasser lassen ein starkes Brennen verspürt hat. Daraufhin ist er direkt zum Arzt gegangen und hat über den Zeitraum von zwei Wochen Antibiotika genommen. Es wurde dann später nochmal eine Blutuntersuchung durchgeführt, Chlamyden waren weg, Symptome auch.

Vor ca. 1 1/2 Jahren haben wir dann zu "Üben" begonnen und ich war auch bei der FÄ, die mich auf Chlamydien untersucht hat. Alles bestens.

Bei meinem Mann wurde beim SG auch die Untersuchung auf Chlamydien und Ureo.. gemacht. Es wurde nichts gefunden.
Allerdings ist das Ergebnis des SG so schlecht ausgefallen, Beweglichkeit sehr stark eingeschränkt, viele Defekte und der ph-Wert lag bei 8,5 und dann bei 9.

Ich frage mich nun, ob das was mit der Chlamydieninfektion zu tun hat (ist mittlerweile über vier Jahre her).

Man liest immer nur, dass eine Chlamydieninfektion bei Frauen die Eileiter verkleben kann.

Was verursacht eine Chlamydieninfektion bei Männern langfristig? Ich finde hier einfach nichts. Kann das die Ursache für ein schlechtes SG sein.

Mein Mann hat aus seiner ersten Ehe zwei Kinder, also waren die Werte ja irgendwann mal gut.

Bin mal gespannt auf eure Antworten!


Sabine
Biggi2001
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Beitrag von Biggi2001 »

Ich habe - spät festgestellt - offensichtlich schon vor vielen Jahren Kontakt mit Chlamydien bekommen. Da diese wirklich unbemerkt ihr Unwesen treiben können, war es bei mir bereits lange zu spät:
Rechter EL obliterativ verschlossenen, linker EL durchgängig aber irreversibel an der Innenoberfläche beschädigt und nicht mehr zu gesundem Eizelltransport fähig.
Infektion wurde festgestellt vor BS für Eileiterdurchgängigkeitsprüfung in 1995.

Dadurch habe ich über Jahre mit sehr verschiedenen Ärzten ( auch Kinderärzten) hierüber gesprochen.
Chlamydien sind Zellparasiten. Leider können Chlamydien im Körper "persistieren", d.h. sie "verstecken" sich in ein paar Zellen und brechen bei Belastung oder schlechter Immunlage möglicherweise wieder aus. Sinnvoll ist regelmäßige Kontrolle nach einer Erstinfektion ( mind alle 1/2 Jahr).

Chlamydien werden nur von ganz bestimmten Antibiotika erfasst. Es sind dies Tetrazykline, Erythromycin und Cotrimoxazol. Es ist sehr wichtig das richtige zu bekommen, sonst dämmt sich die Infektion gar nicht.
Die Einnahme erfolgt konsequent mind. 2 Wochen.

Ob die Infektion "einfach von selbst" wiederkommt ist Glück oder Pech.
Es gibt Leute, die nach Antibiotika nie mehr einen Nachweis haben, bei anderen flammt es regelmäßig wieder auf. Das kommt darauf an, wo im Körper sich ein paar "Schläfer" gut verstecken können, die vielleicht nie erfasst werden. Das kann man aber nicht herausfinden.

Auch ein (anderer) Chlamydia-Erreger ist der Chlamydia pneumoniae. Den hatte ich leider auch. Er sitzt in Bronchien und Nebenhöhlen. Im Zuge von Nebenhöhlenentzündungen sagte mir mein HNO, der selbst auch von Chlamydien betroffen ist: Das beste ist neben Antibiose: Sport - halten sie alle Säfte immer so gut es geht im Fluß. So spülen sich mögliche Herde frühzeitig aus und Entzündungen haben weniger Chance. Auch die vermehrte Durchblutung sorgt dafür, das sich das Antibiotikum auch durch kleinste Gefäße an die entlegendsten Verstecke spült und wirksam werden kann. Das nur als Tipp !

Wenn man es einmal hatte...
Zu empfehlen ist bei natürlicher Geburt durch den Geburtskanalauf auf jeden Fall die Augen des Kindes prophylaktisch mit Höllensteinlösung träufeln zu lassen.
Infektionen am Auge können zu Erblindung des Kindes führen.
Da aber generell eine Infektion durch "Überstreifen" bei der Geburt möglich ist, sollte man dann, wenn beim Baby / Kleinkind sowieso mal Blut genommen werden muß gleich den Chlamydia-AK bestimmen lassen. So ist ggfs. rechtzeitiges Reagieren bereits im Kindesalter möglich und das Schicksal von uns "Alten" (Unfruchtbarkeit) kann dem Kind erspart werden.

Generell nehme ich lieber einmal zu viel als zuwenig Antibiotka nach den Erfahrungen, die ich mit Chlamydien habe.



Biggi
insges. 8 IVF, 1 Kryo und 1 ICSI
2001: 1 Tochter aus IVF
12/04: Spontan-EL-SS, Abbruch 05.01.2005 12/05 Versuch Nr. 10 ( tada !) aus "Sicherheitgründen" ICSI
SST am 04.01.06 POSITIV (TF+13)
11.01.06 : HCG 3100 und verdoppelt schön.
13.01.06 : US 1 FH zu sehen in utero
20.01.06: Herzchen schlägt, MuPa erhalten
18.09.06 - 16.24 Uhr: Stella ist da !
U3: 6050 gr. 59 cm , 16.Wo 7800gr Bild
RobSa
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Beitrag von RobSa »

Liebe Biggi,

vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Ehrlich gesagt wird mir Angst und Bange bei dem Gedanken, dass mein Mann vielleicht noch die Chlamydien im Körper haben könnte.

Was mich aber immer noch beschäftigt ist die Frage, kann das schlechte SG (zu langsam und zu viele Fehlformen) etwas mit der Chlamydieninfektion zu tun haben, die ja zum Zeitpunkt der SG-Erstellung schon lange lange vorbei war. Und was kann man tun?
Bewirkt eine Chlamydieninfektion beim Mann auch irreparable Schäden und führt somit zur Unfruchtbarkeit?

Bei meinem Mann war der ph-Wert erhöht, sind das Indizien dafür, dass doch noch Chlamydien im Körper sind?

Viele viele Fragen, die mich beschäftigen. Leider kann ich meinen Mann nciht mehr dazu bewegen, zum Urlogen zu gehen.

LG Biene
Biggi2001
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Beitrag von Biggi2001 »

Hallo

Also ich denke zu langsam und viele Fehlformen könnten nur daher rühren, wenn sich eine Entzündung durch Chlamydien im Bildungsbereich der Spermien, sprich im Hoden versteckt. Wichtig wäre :hat Dein Mann im Hoden Beschwerden ? Wärmegefühle, Schmerzen ?
Um eine (kräftigere) Entzündung im Körper festzustellen, kann man aber auch Blut beim Hausarzt nehmen lassen und die Leukozyten bestimmen lassen.
Um die Ursache zu klären, muß Dein Mann aber eigentlich nochmal zum Urologen.
Wichtig sind bei schlechtem SG aber auch Stress und zuviel Wärme im Intimbereich durch viel Sitzen, enge Hosen und viel langes Fahrradfahren. Auch Krampfadern können Probleme machen. Der Hormonstatus Deines Mannes sollte auch mal bestimmt werden.
Vielleicht läßt sich ja mit ein paar einfachen Medis oder Verhaltenäderungen alles beheben.
Vielleicht bringen auch Entgiftung oder Thymustherapie einen Schritt nach vorn. Besprecht das mit dem Urologen.

Gruß Biggi
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SST am 04.01.06 POSITIV (TF+13)
11.01.06 : HCG 3100 und verdoppelt schön.
13.01.06 : US 1 FH zu sehen in utero
20.01.06: Herzchen schlägt, MuPa erhalten
18.09.06 - 16.24 Uhr: Stella ist da !
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