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Radiosendung auf Bayern3...

Verfasst: 08 Mai 2005 14:57
von trudel33
Hallo,

letzte Woche konnte man bei uns im Radio "telefonisch mitdiskutieren", ob und warum man "PRO oder CONTRA" Kinder ist.

Da ich im Büro war, konnte ich weder anrufen noch die Sendung richtig mitverfolgen. Aus diesem Grund hab ich kurzentschlossen folgende mail an die Moderatorin geschickt.
Hallo,

ich verfolge gerade die Diskussion auf Bayern3, in der es um die
Entscheidung für oder gegen Kinder geht.

Allerdings befürchte ich, dass wie so oft in der aktuellen Berichterstattung
eine Gruppe von Menschen vergessen wird! Ich meine damit Paare (wie z.B.
meinen Mann und ich), die sich bewusst für Kinder entscheiden und nach
langer Wartezeit auf das Wunschkind erkennen müssen, dass dieser Wunsch -
zumindest ohne ärztliche Hilfe - nie in Erfüllung gehen wird.

Durch die Änderungen der Gesundheitsreform 2004 werden diese Paare
(zusätzlich zur emotionalen Belastung) auch noch oft an finanzielle
Grenzen gebracht. Viele könnten sich zwar ein Kind "leisten", die dafür
erforderlichen Behandlungen aber nicht.

Momentan wird so viel über diese Themen diskutiert - die niedrigen
Geburtenzahlen, die Akademikerinnen ohne Kinder, die angedachten
"Kinderprämien" für Besserverdiener, mehr Hortplätze, ....
Diese Themen sind definitiv wichtig. Aber wenn "wir" Kinderwunschpaare in
diesen Diskussionen noch nicht einmal erwähnt werden, dann ist das extrem
frustrierend!


Es gibt inzwischen viele Foren, wo sich tausende Betroffene gegenseitig
helfen und unterstützen (z.B. www.wunschkinder.net www.klein-putz.de), wir
sind schon lange keine Randgruppe mehr, auch wenn wir häufig so behandelt
werden.


Ich will jetzt nicht meinen gesammelten Frust hier abladen, aber vielleicht
wären KiWu-Paare auch einmal ein Thema, über das bei Ihnen gesprochen wird?
Viele Leute denken bei Reproduktionsmedizin an 60-jährige Schwangere,
Designerbabys etc. Dass es hier um "ganz normale" Menschen geht, die einfach
"nur" Kinder bekommen möchten, wird selten erwähnt...


Danke für's Lesen und mit freundlichen Grüssen,
...


Ich war überrascht, dass ich schon am folgenden Tag eine Antwort in meinem Postfach gefunden habe.
Liebe Frau ...,
vielen Dank für Ihre mail. Es haben gestern tatsächlich nur Hörer angerufen, die Kinder haben und es anderen empfehlen.
Bei der Diskussion um die Förderung von Familien bzw. Benachteiligung von kinderlosen Paaren ist Ihre Problematik sicher ein großes Thema. Denn Sie werden ja gleich doppelt bestraft, vom unmöglichen Adoptionsrecht mal ganz abgesehen.
Ich werde ihre Anregung auf alle Fälle in der Redaktion vortragen und wünsche Ihnen alles alles Gute
Christine Gubelt

P.S: Meine Cousine hat übrigens drei Kinder adoptiert ( das erste mit Ende 30) - allerdings lebt sie in den USA, da geht das einfacher

Hmmm - und nun???
Ich bin mir jetzt nicht so recht schlüssig, was ich damit anfangen soll. Antworten - weitere Infos mailen - Kontaktbereitschaft signalisieren - einfach abwarten???

Was meint ihr dazu????

Verfasst: 08 Mai 2005 22:02
von Susi78
huhu
ich hatte auch eine email an bayern 3 geschickt und bei mir meinte man nur das sie dies in der redaktion "weiterbringen" werden...also fast das selbe wie bei dir..ich habe daraufhin nicht mehr geantwortet...
ich habe auch nur gehört wie die mit kindern gesagt haben, ohne wäre es nicht machbar - das leben..aber wirkliche kein SCHWEIN dachte auch nur an die, die keine kinder ohne probleme kriegen können....ich frage mich warum das noch immer so ein tabuthema ist... :roll:

Verfasst: 08 Mai 2005 22:07
von Gast
Hallo Trudel,

wollte eigentlich nur kurz sagen, dass Du super geschrieben hast. Trifft den Nagel auf den Kopf!

Diese Scheiß-Diskussionen, dass viele keine Kinder mehr wollen, die gehen mir zur Zeit mächtig auf den Keks, bei uns in der Tageszeitung war im WE-Magazin auch wieder so ein toller Artikel, da könnt ich die Krise kriegen. Die schreiben immer, das ja viele - vor allem Akademikerinnen - keine Kinder mehr wollen, aber dass es auch viele - unter denen mit Sicherheit auch Akademikerinnen sind - gibt, die wollen und es geht nicht, dass schreibt keiner und wer bitte gibt denn offen und ehrlich zu, das es nicht geklappt hat, die meisten sagen doch dann, sie wollten nie Kinder!

Aber der KIWU ist und bleibt scheinbar ein Tabu-Thema, bin mal gespannt, wie es ist, wenn wir alt und grau sind!

Viele Grüße und danke für Dein Engagement (vielleicht wird ja doch noch was draus!),
Kerstin

Verfasst: 09 Mai 2005 23:02
von rebella67
Hallo trudel,

schreibe doch mal die e-mail dieser Frau Gubelt. Ich würde ihr gern meine Zusammenfassung der Problematik "Von unerfüllten Kinderwünschen" schicken. Vielleicht trägt das dazu bei, daß sie eine neue Sendung zu diesem Thema planen.

Liebe Grüße, Rebella

Verfasst: 10 Mai 2005 15:09
von MichaW
Hallo Trudel,
ich finde Deine email an Bayern3 sehr gut und würde da jetzt schon versuchen dranzubleiben. Ich glaube hier im Formu gäbe es viele, die eine Reportage im Radio unterstützen würden.
Sende Ihr doch den Link auf diese Seite / diesen Beitrag, dann kann sie´s selbst nachlesen.

LG
Micha

Verfasst: 10 Mai 2005 22:18
von rebella67
Ich kopiere hierher auch mal meinen Beitrag, denn ich jetzt an Frau Gubelt schicke. Habe diesen schon in zwei anderen Fällen weiter gegeben.

Von sinkenden Geburtenraten und unerfüllten Kinderwünschen

Das Familienministerium, Rentenexperten und jetzt auch viele Medien rätseln zunehmend über die Ursachen der sinkenden Geburtenraten. Alle überlegen und diskutieren darüber, was zu tun ist, damit die Menschen wieder mehr Lust auf Kinder bekommen. Was können wir tun, damit die 10% aller Paare, die keine Kinder haben wollen, sich doch noch dafür entscheiden? Sicher, das ist eine wichtige Überlegung. Jedoch bleibt das Thema der "Unerfüllten Kinderwünsche" dabei bisher völlig auf der Strecke. Etwa genauso viel, nämlich auch 10% aller Paare haben sich bereits für Kinder entschieden, haben aber Probleme mit der Fruchtbarkeit. Sind diese Paare es nicht wert, in der großen Diskussion erwähnt zu werden?

In den vergangenen Jahren wurden nach assistierter Befruchtung in Deutschland pro Jahr etwa 40.000 Kinder geboren. Das sind immerhin etwa 6% aller Geburten. Ohne diese Kinder würde die Geburtenrate gleich noch einmal um ca. 0,07 pro Frau geborene Kinder sinken. Durch die mit der Gesundheitsreform 2004 gestrichenen GKV Leistungen für die sogenannten "Künstlichen Befruchtungen", die für viele Paare nicht finanzierbar sind, verzichtet unser Staat nun großzügig auf 10.000 Kinder pro Jahr. Dabei sparen die gesetzlichen Krankenkassen damit pro Jahr gerade mal 1,40 Euro pro Versichertem ein.

Der deutsche Gesetzgeber erschwert zusätzlich den Paaren, die ihren Kinderwunsch nur mittels einer Befruchtung im Reagenzglas (IVF / ICSI) erfüllen können, die Behandlung unnötig mit einem sehr restriktiven und nicht zeitgemäßen Embryonenschutzgesetz. Die Frauen müssen sich damit unnötig viele Embryonen ohne Entwicklungspotential übertragen lassen und damit eine deutlich niedrigere Erfolgsrate inkauf nehmen als bei einer Behandlung im Ausland.

Für ungewollte Kinderlosigkeit gibt es viele verschiedene Ursachen. Eine Reihe dieser Ursachen sind von den Betroffenen nicht beeinflussbar, weil sie z.B. angeboren sind. Weitere Ursachen sind verschiedene Umwelteinflüsse, die die Betroffenen zum Teil (rechtzeitig) vermeiden könnten, zu einem großen Teil aber auch nicht. Die vermeidbaren negativen Umweltfaktoren sind teilweise in der Bevölkerung kaum bekannt. Wer weiß schon, daß ein Mann z.B. mit zu viel heißen Vollbädern seine Fruchtbarkeit auf´s Spiel setzen kann? Jedoch darf nicht verschwiegen werden, daß die Häufigkeit der Fertilitätsstörungen mit dem Alter zunimmt. Viele Paare verschieben aber die Realisierung ihres Kinderwunsches immer weiter nach hinten. Das Durchschnittsalter der Mütter bei der ersten Geburt steigt und hat inzwischen fast 30 Jahre erreicht. Nach langen Ausbildungszeiten und erster beruflicher Karriere hat im Leben vieler Paare ein Kind erst jenseits der 30 Platz. Vielen Paaren ist es nicht bewusst, daß sie dann gehäuft mit Problemen bei der Realisierung ihres Kinderwunsches rechnen und eventuell sogar kinderlos bleiben müssen. 33% der Befragten in der Studie "Die Einstellung der Deutschen zur Reproduktionsmedizin" von Prof. Dr. Elmar Brähler u.a. nehmen an, daß die Fruchtbarkeit der Frau erst mit 45 Jahren abnimmt. Die Aktivitäten des Familienministeriums sehen aber weder eine verstärkte Aufklärung vor, noch eine Lösung des Konfliktes "Studium - Beruf - Kinderwunsch" bei jungen Frauen. Umfragen haben ergeben, daß junge Frauen sich im Schnitt wesentlich mehr Kinder wünschen als sie später tatsächlich bekommen.

Wir versuchen seit etwa einem Jahr, dem Familienministerium diese Fakten bewusst zu machen und in das Programm zu integrieren. Die hartnäckige Antwort fiel aber bisher nur so aus, daß sich die Aktivitäten des Familienministeriums ausschließlich auf die Paare beziehen, die "Kinder haben können". 5 Mrd. Euro sollen investiert werden, um gewollt Kinderlose umzustimmen. Für die Realisierung der Kinderwünsche ungewollt Kinderloser gibt das Familienministerium dagegen keinen Cent aus. Wir empfinden diese Tatsache nicht nur als kränkend, sondern auch als reichlich kurzsichtig.

09/ 2004 - aktion-wunschkind@gmx.de

Verfasst: 10 Mai 2005 22:25
von Susi78
:o *dd* *dd*
das ist echt super was du da geschrieben hast!
mann wenn ich mir denke ich wär selbst gesundheitsministerin und würd das lesen... :oops:
die sollten echt mal mehr bringen über die ungewollt kinderlosen und net laufend über die die eigentlich kinder kriegen könnten aber keine wollen :evil: