Gesetzesbarrieren bei Kiwu durch Christentum + Kirchen
Verfasst: 25 Jul 2005 23:21
Auf der Suche nach den Wurzeln für die Ablehnung verschiedener Verfahren, die zur Realisierung von Kinderwünschen führen könnten, bin ich auf das Buch „Das Kreuz mit der Kirche - Eine Sexualgeschichte des Christentums“ von Karlheinz Deschner (1974) gestoßen, das eine Fülle von geschichtlichen Fakten, recherchiert und ausgewertet aus ca. 1.000 Veröffentlichungen enthält. Inzwischen habe ich recherchiert, dass der Autor, Karlheinz Deschner, der an der Philosophisch-theologischen Hochschule in Bamberg studierte, einer der größten oder sogar der größte Kirchenkritiker ist und dazu etwa 50 Bücher geschrieben hat.
Das 400 eng beschriebene Seiten und 80 Seiten Quellenangaben umfassende Buch in klarer Sprache hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, teilweise amüsiert, aber beim Realisieren all der menschenverachtenden Fakten auch entsetzt. Zum Thema ungewollte Kinderlosigkeit gab es leider keine Kapitel, aber es sind einige Schlussfolgerungen möglich. Aber von vorn.
Ich hatte der Kirche bereits viel Negatives zugetraut, aber das jetzt Gelesene sprengt meine bisherige Vorstellungskraft und drängt mir die Frage auf, warum die Menschheit immer noch so wenig über diese Fakten informiert ist, es immer noch so viele Christen (ja meist mit guter Ambition) gibt, Medien nicht von den Übeltaten der Vergangenheit berichten, es immer noch Religionsunterricht an Schulen gibt, … u.v.m.
Es fällt mir schwer, aus der Fülle von Informationen das Wichtigste, was ich mitgenommen habe, heraus zu schreiben. Das Hauptziel des Christentums ist Macht. Das Mittel: Die Menschen durch ihren Glauben beherrschbar machen. Nicht glauben, Gotteshaß und Gotteslästerung sind daher die größten aller Sünden. Die Unterwerfung der Menschen durch Begehen von Sünden, für die sie immer wieder büßen müssen, tägliche Opfer erbringen, ist das Wichtigste. Denn erst das Unheil macht das Heil verlockend. „Die letzte Wurzel jeglicher Sünde ist das „Nicht-gehorchen-Wollen, das Selbst-Herr-sein-Wollen.“
Töten war oft eine geringere Sünde als kleinste sexuelle Kontakte, was z.B. auch in geringeren Bußen zum Ausdruck kam. Ja, töten ist / war sogar gewollt. Die Kirche war maßgebend beteiligt und Anstifter vieler Kriege. Papst Pius XI z.B. war ein maßgeblicher Förderer Hitlers. Kirchenvater Theodoret (5. Jahrhundert) sagte bereits: „Die geschichtlichen Tatsachen lehren, dass uns der Krieg größeren Nutzen bringt als der Frieden.“ Haß, sogar „kräftig hassen“ ist erwünscht. In dem Buch stehen -zig weitere Fakten, die diesen mörderischen christlichen Charakterzug unterstreichen.
Das Christentum hat in seiner Geschichte das Lebensglück von Abermillionen Frauen und Männern, ganze Familien, zerstört. Kriminalstraftaten, die auch noch heute begangen werden, können Auswüchse christlicher Moral bzw. der durch sie hervorgegangenen Neurotisierung sein. Geschlechtsverkehr - selbst unter Eheleuten - ist eine Sünde. Ob selbiger aber mit einer toten Frau oder einem Kind eine Sünde ist, darüber haben die Gelehrten zumindest nur nachgedacht (!) Vielleicht ist darin auch eine Erklärung zu sehen, warum daraus abzuleitende Verbrechen heute immer noch so lax bestraft werden.
Frauenverachtung, Diffamierung und Unterdrückung der Frau, die Herabsetzung der Ehe, das Zölibat, das Verbot der Empfängnisverhütung, das Abtreibungsverbot, die Erbsünde, „Onanie, Homosexualität, Verkehr mit Tieren und Blutverwandten“, moraltheologische Details und christliche Sexualaufklärung sind wesentliche Themen in dem Buch.
Angesichts solcher Fakten sollte ich erleichtert sein, dass eine so menschenverachtende Ideologie nicht für, sondern gegen die Erfüllung von Kinderwünschen ist!
Welche Fakten kann ich zur Erklärung des gesetzlichen Dilemmas rund um die Kinderwunschbehandlung mitnehmen bzw. ableiten? Welche allgemeinen Fakten sind für unsere Diskussionen interessant?
- Das Lebensglück der Menschen ist der Kirche nicht wichtig. Die Menschen sollen sündigen, büßen und beten, aber nicht glücklich sein. Warum also was zum Lebensglück ungewollt kinderloser Paare beisteuern?
- Ein Kind, das nicht durch Sünde (sprich: GV) entstanden ist, wäre nach deren Theorie nicht befleckt. Dafür müsste dann nicht gebüßt werden. Das kann also nicht gewollt sein.
- Töten vor der Taufe ist deshalb so besonders schlimm, weil das Kind ja dann nicht in den Himmel käme. Das gilt natürlich auch für Embryonen. Nach der Taufe ist das Töten dann egal.
- Frauen sind nichts wert, haben also deshalb schon mal keinen Anspruch auf Fortpflanzung. Befriedigte Bedürfnisse sind sowieso unerwünscht, weil sich befriedigte - zufriedene - Menschen eher von der Kirche lösten könnten.
- Die „Schöpfungsordnung“ könnte gestört werden.
- Ungewollt kinderlos sein, ist doch so ein herrliches Opfer, sozusagen die Buße für irgendwas. Vielleicht auch die Strafe Gottes. Genau das, was die Kirche bei den Menschen zu ihrer Macht benötigt. Warum das also beseitigen?
- Empfängnisverhütung wird als „vorweggenommener Mord“ bezeichnet.
- Stalin und Hitler schützen bereits das „keimende Leben“ durch die Todesstrafe.
- Von einem Aspekt her allerdings passt die Haltung der Kirche nicht: Viele Kirchenväter sahen das Hinzutreten der Seele bei männlichen Nachkommen erst am 40. Tag, bei weiblichen sogar erst am 80.
- Homosexualität soll es auch im Tierreich geben und ist völlig natürlich. In vorchristlicher Zeit war sie unbelastet. In christlicher Zeit stand dafür lange die Todesstrafe, auch im 2. Weltkrieg.
- Zu millimetergroßen Keimen äußerte man sich so: „“Wer ein solches Wesen tötet, ist ein Mörder“ oder „begeht Gottesraum größten Stils“ (Kardinal Faulhaber, jemand, der die „Nicht-Gottgeraubten“ in zwei Weltkriegen töten half)
- Bis tief in das 20. Jh. hieß es: „Direkte Fruchttötung ist auch dann verboten, wenn sie der Arzt zur Rettung der Mutter aus Lebensgefahr als „therapeutischen Abortus“ für nötig hält und ohne diesen Eingriff eventuell Mutter und Kind sterben.“ …
- Bereits im frühen 19. Jahrhundert hatte der anglikanische Geistliche Thomas Robert Malthus versucht, Massenvermehrung und Not durch Empfehlung von Spätheirat und Enthaltsamkeit zu beheben. Zur Herstellung des Gleichgewichts zwischen Armut und Wohlstand regte er an, die Männer, zumindest bis zu einem gewissen Alter zu „verlöten“. (Also damals schon: Fortpflanzung nur für Reiche!)
- Auch nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gibt es keinen freien Entschluß von Eheleuten, Kinder zu haben oder nicht zu haben oder auch nur zwei, drei oder fünf Kinder zu haben.
- „… immer geht es ihnen nur um eins, um ihr eigenes gottverdammtes ICH, ihren Vorteil, ihre Herrschaft, ihre Macht; immer waren Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, waren alle Engel und Erzengel, …, alle Gespenster der Höhe und der Tiefe, womit sie lockten oder schreckten, nichts anderes als sie selbst.“ (Diese Erkenntnis finde ich auch interessant im Zusammenhang mit der heutigen Behauptung, wir wären egoistisch, weil wir uns Kinder wünschen.)
Einige meiner Schlussfolgerungen:
1. Mit der Todesstrafe für geringste sexuelle Kontakte kann dieser Wolf im Schafspelz heutzutage keine Anhänger mehr gewinnen. Daher braucht er neue, gesellschaftsfähige Formen der Unterdrückung.
2. „Unsere Vergangenheit“ ist längst nicht MEINE und nicht UNSERE, sondern die derer, die uns an unserem Familienglück hindern wollen, selbst. Das Argument, wir könnten wegen „unserer Vergangenheit“ keine PID oder Selektion am 3. Tag nach der Punktion durchführen lassen, läuft absurdum, wenn man bedenkt, daß die bewusste „Vergangenheit“ von der Kirche (mit) initiiert wurde.
3. Einer Institution mit einer solchen Vergangenheit sollte das Recht abgesprochen werden, sich jemals wieder in eine Ethik-Diskussion einzumischen.
4. Ich sollte meine eigenen Moralvorstellungen überprüfen, sofern sie denen des Christentums entsprechen.
Bitte an alle hier, die sich Christen nennen, aber das oben Genannte nicht zu verantworten haben:
Bitte, fühlt Euch von meiner Darlegung dieser Sachverhalte nicht persönlich angegriffen. Ich weiß, dass die meisten Kirchenanhänger wahrhaft gute Menschen sind und ihre Kirchenzugehörigkeit ganz anders begreifen. Ich bin überzeugt davon, dass Ihr einen großen Teil der oben genannten Fakten bisher nicht kanntet, genauso wie vieles Andere mehr, was zu dieser schmutzigen Vergangenheit Eurer Kirche gehört, größtenteils der katholischen, teils aber auch der evangelischen. Die Schuldigen sitzen da ganz oben, die die Fäden in der Hand haben.
Heute mal entsetzte Grüße, Rebella
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Ergänzung vom August 2007:
"Uta Ranke-Heinemann hat folgendes geschrieben:
Bis 1869 war bei den Theologen vorherrschend die Lehre von der Sukzessivbeseelung, das heißt Nach-und-nach-Beseelung (Augustinus, Hieronymus, Thomas v. Aquin, Alfons von Liguori). Sie geht auf Aristoteles zurück, der meinte, der männliche Fetus erhält die menschliche Seele 40 Tage, der weibliche 90 Tage nach der Empfängnis. In der christlichen Tradition änderte man die 90 Tage in 80 Tage, in Angleichung an die biblische Vorstellung: Maria war nach der Geburt Jesu 40 Tage unrein (Lukas 2,22) und durfte nicht den Tempel betreten. Bei Geburt einer Tochter wäre sie 80 Tage unrein gewesen (3. Mose 12).
Gemäß der Sukzessivbeseelung unterschied das katholische Kirchenrecht bis 1869 zwischen dem fetus inanimatus und dem fetus animatus, dem unbeseelten und dem beseelten Fetus. Nur die Abtreibung eines beseelten Fetus wurde mit Exkommunikation belegt. Da man das Geschlecht noch nicht feststellen konnte, wurde also erst bei Abtreibung eines 80 Tage alten Fetus exkommuniziert. Vor dem 80. Tag galt der Fetus als "Körperteil der Mutter" (pars viscerum). Die frauendiskriminierende Auffassung von der späten Frauenbeseelung - Menschsein ist demnach eher männlich als weiblich - hatte also, was die Strafe der Exkommunikation bei Abtreibung anbelangt, eine Fristenlösung von fast drei Monaten zur Folge. Ein Beispiel: Papst Innozenz III. (verstorben 1216) entschied den Fall einer Karthäusermönchsgeliebten, die auf Veranlassung des Mönches abgetrieben hatte: der Mönch sei keiner Tötung schuldig, falls der Embryo noch nicht beseelt war (gemäß der aristotelischen Biologie). Eine kurze Änderung erfolgte 1588 durch Papst Sixtus V. in der Bulle Ephraenatam, die auch Abtreibung des unbeseelten Fetus unter Exkommunikation, ja Todesstrafe stellte, was aber von Gregor XIV. schon 1591 rückgängig gemacht wurde.
1869 jedoch wurde durch Pius IX. das Kirchenrecht dauerhaft geändert und zwar wegen der "Unbefleckten Empfängnis Mariens", die dieser Papst 1854 zum Dogma erklärt hatte. In der Bulle Apostolicae Sedis hob er die Unterscheidung zwischen dem fetus inanimatus und dem fetus animatus, dem unbeseelten und dem beseelten Fetus, auf. Das Kirchenrecht spricht jetzt nur noch vom fetus, und die offizielle deutsche Übersetzung übersetzt fetus sogar mit "Kind" (canon 871). Pius IX stützte sich auf den Leibarzt des Papstes Innozenz X., Paul Zacchias, der schon 1661 sagte, die vernunftbegabte Seele (anima rationalis) werde dem Menschen im Augenblick der Empfängnis eingegossen, denn sonst würde ja das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens eine vernunftlose Materie feiern. Das aber sei der allerseligsten Jungfrau" unangemessen". "
Quelle:
"Nun lächelt Maria nicht mehr"
http://www.freitag.de/2004/53/04531702.php
Und diese haben als Quelle die Bücher von Uta R.-H. "Eunuchen für das Himmelreich - Katholische Kirche und Sexualität" sowie "Nein und Amen - Mein Abschied vom traditionellen Christentum", beide Heyne-Verlag, München 2004, angegeben.
+++++++++++++++++++++++++++++
Daraus folgt: Unser allzu restriktives Embryonenschutzgesetz besteht deshalb, wei wir sonst mit dem Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens eine vernunftlose Materie feiern würden. - Voll einzusehen, nicht?
Das 400 eng beschriebene Seiten und 80 Seiten Quellenangaben umfassende Buch in klarer Sprache hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, teilweise amüsiert, aber beim Realisieren all der menschenverachtenden Fakten auch entsetzt. Zum Thema ungewollte Kinderlosigkeit gab es leider keine Kapitel, aber es sind einige Schlussfolgerungen möglich. Aber von vorn.
Ich hatte der Kirche bereits viel Negatives zugetraut, aber das jetzt Gelesene sprengt meine bisherige Vorstellungskraft und drängt mir die Frage auf, warum die Menschheit immer noch so wenig über diese Fakten informiert ist, es immer noch so viele Christen (ja meist mit guter Ambition) gibt, Medien nicht von den Übeltaten der Vergangenheit berichten, es immer noch Religionsunterricht an Schulen gibt, … u.v.m.
Es fällt mir schwer, aus der Fülle von Informationen das Wichtigste, was ich mitgenommen habe, heraus zu schreiben. Das Hauptziel des Christentums ist Macht. Das Mittel: Die Menschen durch ihren Glauben beherrschbar machen. Nicht glauben, Gotteshaß und Gotteslästerung sind daher die größten aller Sünden. Die Unterwerfung der Menschen durch Begehen von Sünden, für die sie immer wieder büßen müssen, tägliche Opfer erbringen, ist das Wichtigste. Denn erst das Unheil macht das Heil verlockend. „Die letzte Wurzel jeglicher Sünde ist das „Nicht-gehorchen-Wollen, das Selbst-Herr-sein-Wollen.“
Töten war oft eine geringere Sünde als kleinste sexuelle Kontakte, was z.B. auch in geringeren Bußen zum Ausdruck kam. Ja, töten ist / war sogar gewollt. Die Kirche war maßgebend beteiligt und Anstifter vieler Kriege. Papst Pius XI z.B. war ein maßgeblicher Förderer Hitlers. Kirchenvater Theodoret (5. Jahrhundert) sagte bereits: „Die geschichtlichen Tatsachen lehren, dass uns der Krieg größeren Nutzen bringt als der Frieden.“ Haß, sogar „kräftig hassen“ ist erwünscht. In dem Buch stehen -zig weitere Fakten, die diesen mörderischen christlichen Charakterzug unterstreichen.
Das Christentum hat in seiner Geschichte das Lebensglück von Abermillionen Frauen und Männern, ganze Familien, zerstört. Kriminalstraftaten, die auch noch heute begangen werden, können Auswüchse christlicher Moral bzw. der durch sie hervorgegangenen Neurotisierung sein. Geschlechtsverkehr - selbst unter Eheleuten - ist eine Sünde. Ob selbiger aber mit einer toten Frau oder einem Kind eine Sünde ist, darüber haben die Gelehrten zumindest nur nachgedacht (!) Vielleicht ist darin auch eine Erklärung zu sehen, warum daraus abzuleitende Verbrechen heute immer noch so lax bestraft werden.
Frauenverachtung, Diffamierung und Unterdrückung der Frau, die Herabsetzung der Ehe, das Zölibat, das Verbot der Empfängnisverhütung, das Abtreibungsverbot, die Erbsünde, „Onanie, Homosexualität, Verkehr mit Tieren und Blutverwandten“, moraltheologische Details und christliche Sexualaufklärung sind wesentliche Themen in dem Buch.
Angesichts solcher Fakten sollte ich erleichtert sein, dass eine so menschenverachtende Ideologie nicht für, sondern gegen die Erfüllung von Kinderwünschen ist!
Welche Fakten kann ich zur Erklärung des gesetzlichen Dilemmas rund um die Kinderwunschbehandlung mitnehmen bzw. ableiten? Welche allgemeinen Fakten sind für unsere Diskussionen interessant?
- Das Lebensglück der Menschen ist der Kirche nicht wichtig. Die Menschen sollen sündigen, büßen und beten, aber nicht glücklich sein. Warum also was zum Lebensglück ungewollt kinderloser Paare beisteuern?
- Ein Kind, das nicht durch Sünde (sprich: GV) entstanden ist, wäre nach deren Theorie nicht befleckt. Dafür müsste dann nicht gebüßt werden. Das kann also nicht gewollt sein.
- Töten vor der Taufe ist deshalb so besonders schlimm, weil das Kind ja dann nicht in den Himmel käme. Das gilt natürlich auch für Embryonen. Nach der Taufe ist das Töten dann egal.
- Frauen sind nichts wert, haben also deshalb schon mal keinen Anspruch auf Fortpflanzung. Befriedigte Bedürfnisse sind sowieso unerwünscht, weil sich befriedigte - zufriedene - Menschen eher von der Kirche lösten könnten.
- Die „Schöpfungsordnung“ könnte gestört werden.
- Ungewollt kinderlos sein, ist doch so ein herrliches Opfer, sozusagen die Buße für irgendwas. Vielleicht auch die Strafe Gottes. Genau das, was die Kirche bei den Menschen zu ihrer Macht benötigt. Warum das also beseitigen?
- Empfängnisverhütung wird als „vorweggenommener Mord“ bezeichnet.
- Stalin und Hitler schützen bereits das „keimende Leben“ durch die Todesstrafe.
- Von einem Aspekt her allerdings passt die Haltung der Kirche nicht: Viele Kirchenväter sahen das Hinzutreten der Seele bei männlichen Nachkommen erst am 40. Tag, bei weiblichen sogar erst am 80.
- Homosexualität soll es auch im Tierreich geben und ist völlig natürlich. In vorchristlicher Zeit war sie unbelastet. In christlicher Zeit stand dafür lange die Todesstrafe, auch im 2. Weltkrieg.
- Zu millimetergroßen Keimen äußerte man sich so: „“Wer ein solches Wesen tötet, ist ein Mörder“ oder „begeht Gottesraum größten Stils“ (Kardinal Faulhaber, jemand, der die „Nicht-Gottgeraubten“ in zwei Weltkriegen töten half)
- Bis tief in das 20. Jh. hieß es: „Direkte Fruchttötung ist auch dann verboten, wenn sie der Arzt zur Rettung der Mutter aus Lebensgefahr als „therapeutischen Abortus“ für nötig hält und ohne diesen Eingriff eventuell Mutter und Kind sterben.“ …
- Bereits im frühen 19. Jahrhundert hatte der anglikanische Geistliche Thomas Robert Malthus versucht, Massenvermehrung und Not durch Empfehlung von Spätheirat und Enthaltsamkeit zu beheben. Zur Herstellung des Gleichgewichts zwischen Armut und Wohlstand regte er an, die Männer, zumindest bis zu einem gewissen Alter zu „verlöten“. (Also damals schon: Fortpflanzung nur für Reiche!)
- Auch nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gibt es keinen freien Entschluß von Eheleuten, Kinder zu haben oder nicht zu haben oder auch nur zwei, drei oder fünf Kinder zu haben.
- „… immer geht es ihnen nur um eins, um ihr eigenes gottverdammtes ICH, ihren Vorteil, ihre Herrschaft, ihre Macht; immer waren Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, waren alle Engel und Erzengel, …, alle Gespenster der Höhe und der Tiefe, womit sie lockten oder schreckten, nichts anderes als sie selbst.“ (Diese Erkenntnis finde ich auch interessant im Zusammenhang mit der heutigen Behauptung, wir wären egoistisch, weil wir uns Kinder wünschen.)
Einige meiner Schlussfolgerungen:
1. Mit der Todesstrafe für geringste sexuelle Kontakte kann dieser Wolf im Schafspelz heutzutage keine Anhänger mehr gewinnen. Daher braucht er neue, gesellschaftsfähige Formen der Unterdrückung.
2. „Unsere Vergangenheit“ ist längst nicht MEINE und nicht UNSERE, sondern die derer, die uns an unserem Familienglück hindern wollen, selbst. Das Argument, wir könnten wegen „unserer Vergangenheit“ keine PID oder Selektion am 3. Tag nach der Punktion durchführen lassen, läuft absurdum, wenn man bedenkt, daß die bewusste „Vergangenheit“ von der Kirche (mit) initiiert wurde.
3. Einer Institution mit einer solchen Vergangenheit sollte das Recht abgesprochen werden, sich jemals wieder in eine Ethik-Diskussion einzumischen.
4. Ich sollte meine eigenen Moralvorstellungen überprüfen, sofern sie denen des Christentums entsprechen.
Bitte an alle hier, die sich Christen nennen, aber das oben Genannte nicht zu verantworten haben:
Bitte, fühlt Euch von meiner Darlegung dieser Sachverhalte nicht persönlich angegriffen. Ich weiß, dass die meisten Kirchenanhänger wahrhaft gute Menschen sind und ihre Kirchenzugehörigkeit ganz anders begreifen. Ich bin überzeugt davon, dass Ihr einen großen Teil der oben genannten Fakten bisher nicht kanntet, genauso wie vieles Andere mehr, was zu dieser schmutzigen Vergangenheit Eurer Kirche gehört, größtenteils der katholischen, teils aber auch der evangelischen. Die Schuldigen sitzen da ganz oben, die die Fäden in der Hand haben.
Heute mal entsetzte Grüße, Rebella
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Ergänzung vom August 2007:
"Uta Ranke-Heinemann hat folgendes geschrieben:
Bis 1869 war bei den Theologen vorherrschend die Lehre von der Sukzessivbeseelung, das heißt Nach-und-nach-Beseelung (Augustinus, Hieronymus, Thomas v. Aquin, Alfons von Liguori). Sie geht auf Aristoteles zurück, der meinte, der männliche Fetus erhält die menschliche Seele 40 Tage, der weibliche 90 Tage nach der Empfängnis. In der christlichen Tradition änderte man die 90 Tage in 80 Tage, in Angleichung an die biblische Vorstellung: Maria war nach der Geburt Jesu 40 Tage unrein (Lukas 2,22) und durfte nicht den Tempel betreten. Bei Geburt einer Tochter wäre sie 80 Tage unrein gewesen (3. Mose 12).
Gemäß der Sukzessivbeseelung unterschied das katholische Kirchenrecht bis 1869 zwischen dem fetus inanimatus und dem fetus animatus, dem unbeseelten und dem beseelten Fetus. Nur die Abtreibung eines beseelten Fetus wurde mit Exkommunikation belegt. Da man das Geschlecht noch nicht feststellen konnte, wurde also erst bei Abtreibung eines 80 Tage alten Fetus exkommuniziert. Vor dem 80. Tag galt der Fetus als "Körperteil der Mutter" (pars viscerum). Die frauendiskriminierende Auffassung von der späten Frauenbeseelung - Menschsein ist demnach eher männlich als weiblich - hatte also, was die Strafe der Exkommunikation bei Abtreibung anbelangt, eine Fristenlösung von fast drei Monaten zur Folge. Ein Beispiel: Papst Innozenz III. (verstorben 1216) entschied den Fall einer Karthäusermönchsgeliebten, die auf Veranlassung des Mönches abgetrieben hatte: der Mönch sei keiner Tötung schuldig, falls der Embryo noch nicht beseelt war (gemäß der aristotelischen Biologie). Eine kurze Änderung erfolgte 1588 durch Papst Sixtus V. in der Bulle Ephraenatam, die auch Abtreibung des unbeseelten Fetus unter Exkommunikation, ja Todesstrafe stellte, was aber von Gregor XIV. schon 1591 rückgängig gemacht wurde.
1869 jedoch wurde durch Pius IX. das Kirchenrecht dauerhaft geändert und zwar wegen der "Unbefleckten Empfängnis Mariens", die dieser Papst 1854 zum Dogma erklärt hatte. In der Bulle Apostolicae Sedis hob er die Unterscheidung zwischen dem fetus inanimatus und dem fetus animatus, dem unbeseelten und dem beseelten Fetus, auf. Das Kirchenrecht spricht jetzt nur noch vom fetus, und die offizielle deutsche Übersetzung übersetzt fetus sogar mit "Kind" (canon 871). Pius IX stützte sich auf den Leibarzt des Papstes Innozenz X., Paul Zacchias, der schon 1661 sagte, die vernunftbegabte Seele (anima rationalis) werde dem Menschen im Augenblick der Empfängnis eingegossen, denn sonst würde ja das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens eine vernunftlose Materie feiern. Das aber sei der allerseligsten Jungfrau" unangemessen". "
Quelle:
"Nun lächelt Maria nicht mehr"
http://www.freitag.de/2004/53/04531702.php
Und diese haben als Quelle die Bücher von Uta R.-H. "Eunuchen für das Himmelreich - Katholische Kirche und Sexualität" sowie "Nein und Amen - Mein Abschied vom traditionellen Christentum", beide Heyne-Verlag, München 2004, angegeben.
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Daraus folgt: Unser allzu restriktives Embryonenschutzgesetz besteht deshalb, wei wir sonst mit dem Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens eine vernunftlose Materie feiern würden. - Voll einzusehen, nicht?