Ich behaupte mal einfach in diesem Fall, dass die „ Vermutung“ von Fr. Connen-Isemann bezüglich der Kiwumotivation zu vereinfacht und eher nichtzutreffend ist.
es war wohl diese Studie laut Quellenangabe (s.u.)
"Nave-Herz, Rosemarie, Onnen-Isemann, Corinna & Oßwald, Ursula (1996). Die hochtechnisierte Reproduktionsmedizin
– Strukturelle Ursachen ihrer Verbreitung und Anwendungsinteressen der beteiligten Akteure."
Ihre (daraus abgeleitete ?) Einteilung in drei Gruppen erwähnt sie hier:
http://www.familienhandbuch.de/cms/Gesu ... igkeit.pdf ( Seite 7,8 )
(3) Zum Familienbild der Befragten
Die meisten Patientinnen der Reproduktionsmedizin haben ein traditionelles Familienbild
internalisiert, dass in direktem Widerspruch zu ihrer Erwerbsorientierung steht. Ich konnte
zwei Orientierungsmuster von Frauen empirisch belegen: Einige der Befragten hatten eine
Einlösung ihres Kinderwunsches sofort nach der Eheschließung geplant und keine Kontrazeptiva
benutzt ("Nicht-Verzögerinnen"). Eine andere Gruppe von Frauen hat zwar kindorientiert
geheiratet, dann die Einlösung des Kinderwunsches zunächst aufgrund ihrer Erwerbsorientierung
aufgeschoben ("Verzögerinnen"). Aufgrund meiner Samplestruktur konnte ich ein drittes
Orientierungsmuster daraus ableiten: Frauen mit einer starken Berufsorientierung ohne traditionelle
Familienorientierung nehmen vermutlich niemals Reproduktionstherapien in Anspruch.
Verlaufsmuster:
I: "Nicht-Verzögerinnen"( traditionelle Familienorientierung)
Kinderwunsch -> Eheschließung -> sofortige Einlösung des Kinderwunsches geplant -> Reproduktionsbehandlung
II: "Verzögerinnen" (traditionelle Familienorientierung)
Kinderwunsch -> Eheschließung -> Einlösung des Kinderwunsches aufgeschoben/ erwerbsorientiert
-> Reproduktionsbehandlung
III: "Lebenslange Verzögerinnen"( Erwerbsorientierung)
Kinderwunsch -> Eheschließung -> Einlösung des Kinderwunsches aufgeschoben ->
Lebenslang unerfüllter Kinderwunsch
Ich vermute, dass die Entscheidung die Hilfe der Repromedizin zu beanspruchen zusätzlich von den drei Kriterien
1.Bildung ,2. Weltanschauung, 3. Gesinnung zusätzlich zur (4.) Familienorientierung getragen wird.
1. Die
Inanspruchnahme von weiterführender medizinischer Diagnostik/ Therapie hängt oft mit dem
Bildungsstand zusammen, sicher nicht nur beim Kiwu.
Der Bildungsstand und das
Ideal sich „ auch“ im Beruf zu verwirklichen hängen zusammen.
2. Wer Wert auf
Glaubensregeln legt ( Katechismus, Meinung der Amtskirchen, Gottes Wille), auf
„Natürlichkeit“ ( Natur sei generell „gut“ – zu viel Künstliches „schlecht“) Alternativmedizin, überwiegende wissenschaftskritische Haltung (Reprokult/ Graumann: „ allzu szientistisch “) wird trotz Kiwu eine Reprobehandlung viel mehr ablehnen.
3.
Wertkonservative Gesinnung ( teils CDU )und
feministische Gesinnung ( teils Grüne, SPD, Linke.)stehen äusserst kritisch zur Repromedizin. Möglicher Missbrauch und Unnatürlichkeit sowie mögliche gesellschaftiche Symbolwirkungen werden stark (über)betont. ( Designerbabies, „ Künstlich“, Mutter-Frauenrolle, Selektion/ Eugenik/ Behindertenfeindlichkeit, Mensch würde reduziert auf die Qualität der Gene...“Eizellnachfrage“ würde zu Missbrauch/ Ausbeutung von Frauen durch „Medizinindustrie“ führen.
Ursachen für Unfruchtbarkeit seien zwar Krankheitsmitbedingt (incl. unvermeidbare Psychomythen) die Krankheitsfolge „ ungewollte Kinderlosgkeit müssen jedoch davon absolut getrennt gesehen werden, weil sonst ein unfeministisches „ Mutterbild“ für Kinderlose Frauen generell etabliert würde.( „ Stilisierung zur Krankheit“). Dass es unstrittig "unnatürlich" ist, unfruchtbar zu sein zählt hier nicht.
Die moralisch-politische Motivation soll Fremdbestimmung über individuelle Lebensentscheiung der Paare ethisch legitimieren. Gesetzte Normen sollen aus Prinzip eingehalten werden ( Dammbruchargument/ Eschgesetz / christliche Auffassung, die „Menschenwürde“ bestehe ab Einzellstadium...)
Der individuelle Paar-Entscheidung wird passend generalinterpretiert, sie sei überwiegend von aussen beeinflusst –
Nutzer der Repromedizin seien unmündige Opfer eines Trend/Lifestyle oder der „ Medizinindustrie“ – daher sei das Fremdbestimmen, Einschränken der Paare „ Fürsorge“ und somit legitimiert im Gegensatz zur Abtreibung bei der es um das „Selbstbestimmungsrecht“ im existentiellen SS-Konflikt gehe.Allenfalls Abbruch PND werden kritisch gesehen wegen der möglichen gesellschaftl. Symbolwirkung "Selektion".
Die Rolle der Männer/ Partner/Erzeuger/ Väter in der Repromedizin ( Paare werden behandelt) wird generell ausgeblendet - wenn nicht sogar tabuisiert ?
4. "Familienorientierung": Rollenbild Frau/Ehe/ Familie
Anmerkung: zu 2.3.:
Paare die Repromedizin nutzen ziehen innerhalb derer
Grenzen für sich.
- würden nur medikamentöse Unterstützung Hormone, Operationen usw. akzeptieren
- würden nur Insemination ( Partner) akzeptieren
- IVF :Ja – ICSI: Nein , IVF wird als „natürlicher“, weniger risikoreicher als ICSI angesehen
- Keimzellspende ?:
- ja aber dann nur Samenspende - nicht Eizellspende, oder Embryonen“adoption“.
Feministisch - „natürliche“ -Haltung: „Samenspende gab es schon immer“ ("grüne Frauen")– daher normal, natürlich, akzeptabler, z.B bei lesbischen Frauen , alleinstehenden Frauen akzeptiert, teils privat durchgeführt.
Der letztgenannte thematische Bereich bleibt beispielweise bei Reprokult unerwähnt, da er entweder privat oder im Ausland vollzogen wird, obwohl auch hier ethische -moralische Dimensionen zu erörtern wären.
Auch bezüglich der demographischen Debatte ( „Zeugen für die Rente“. Konflikt Kinderlose versus Familien) hab ich nichts von den Reprokulterinnen oder anderen rot-grünen Damen vernommen, obwohl auch hier soziologische Frauenfragen dringend thematisiert werden müssten. (!) Daraus ziehe ich meine Schlussfolgerung: um ethische Dimensionen und Frauenbild in d. Gesellschaft bei der Familiengründung geht es den Reprokultdamen usw.. nur speziell, Unpassendes wird ausgeblendet – für mich haben die eine ideologische „Schere im Kopf“.
Das Schaubild
" Konfliktfeld Repromedizin" aus oben erähntem Vortrag v. Tanja Krones
http://wwwuser.gwdg.de/~ukee/krones.pdf ( Seite 1)
hatte mich nochmal " inspiriert" und wieder bestätigt, was wir ( auch die Hausarbeit die Rebella hier veröffentlicht hat) ja schon längst wissen über diese speziellen soziopolitischen Allianzen bei diesen bioethischen Fragen.