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Barbara
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Beitrag von Barbara »

http://www.zeit.de/2001/19/Leben/200119 ... erlos.html

Die Doppeltbedienten

Mehr Hilfe für Familien! Und wer soll's bezahlen? Natürlich die Kinderlosen. Eine tägliche Provokation für jene, die vergeblich versuchen, Eltern zu werden. Statt endlich Windeln wechseln zu dürfen, geraten sie unter pauschalen Verdacht, Hedonisten zu sein


Von Susanne Mayer



Wer wohl dazugehört? Doch nicht der forsche Kollege, dieser sportlich Gestylte, der mit jedem Satz durchstartet? Oder doch? Das sanfte Paar, 2. Stock links, die mit dem Hund? Helene*, die wir viel zu selten sehen, weil sie immer auf dem Weg zum Flughafen ist, wichtiger Termin mit den Mächtigen der Welt, in Paris, morgen nach London! Renate und Paul? Eines der wenigen Paare, die gelassenes Glück abstrahlen, die uns gelegentlich im angenehmsten Ambiente bewirten und wundervolle Geschichten zu erzählen wissen, von Mauritius und der Begegnung mit seltenen Fischen, von dem Blumenschmuck auf Bali im exklusiven Clubhotel.
Was haben solche Leute gemeinsam? Sie sind kinderlos. Sie verfolgen mit besonderer Inbrunst die Diskussion, ob Familien in dieser Gesellschaft stärker entlastet werden müssten: weniger Steuern zahlen sollten, kleinere Beiträge in die Sozialversicherungen oder durch kostenlose Kinderbetreuung und mehr Freizeit vor und nach der Arbeit. Und, bitte, wer soll das bezahlen? Natürlich Kinderlose!, hat die Bundesgesundheitsministerin neulich befunden, als das höchste deutsche Gericht in Karlsruhe urteilte, Familien würden von der Pflegeversicherung zu sehr geschröpft.


ZUM THEMA

ARTIKEL
» Volkskrankheit Kinderlosigkeit





Kinderlose! Ins Visier geraten sind plötzlich Leute, die alles zu haben scheinen, Zeit, Geld, Lebensstil - alles, außer Kindern. Tatsächlich auch Leute, die alles geben würden, wenn sie dafür nur Kinder haben könnten. Unfruchtbare Paare. Vom Schicksal verletzt und jetzt unter pauschalem Hedonismusverdacht.

»Ich versuche, es von mir fern zu halten«, sagt Renate. »Und dann lese ich die Zeitung doch. Und es passiert in mir etwas. Man spürt diesen Verdacht: Wer keine Kinder hat, ist egoistisch! Als wolle man sich nur ein schönes Leben machen. Dieser Vorwurf: Ihr tut nichts für die Rente! Wenn du unschuldig in dieser Situation gelandet bist, fühlst du dich verarscht. Du fühlst dich in die Ecke gedrängt und möchtest sagen: Moment, da gehör ich doch gar nicht hin. Verdammt noch mal, soll ich euch beweisen, dass ich alles getan habe?!«

Helene sagt: »Es rührt an einen Punkt, der sowieso immer wehtun wird. Ich bin schon so traurig, und jetzt soll ich noch dafür zahlen?«

»Sündenböcke müssen ja immer herhalten, wenn es Probleme gibt«, sagt Gaby, die Dame aus dem 2. Stock. »Das ist doch ein typisches Beispiel von Schwarzweißpolitik. Jemanden rauspicken und vorführen.«




In einer Gesellschaft, die noch wenig so sehr nachspürte wie der Wohlfühltemperatur, ist plötzlich verdächtig, wer sich was leistet. Auf Kosten anderer! lautet nun die nicht selten feindselig vorgetragene Verdächtigung, gegen die sich Renate und Paul und Helene und die anderen schon deswegen so schlecht wehren können, weil sie nicht jedem erzählen wollen, wie es in ihnen aussieht, innen. Viele von ihnen haben Jahre gebraucht, um überhaupt darüber reden zu können.

Helene sagt: »Ich fühle mich als Opfer, und jetzt werde ich schuldig gesprochen.«

Renate sagt: »Wir sind ja keine Exoten. Wir haben auch keinen Aussatz. Wir haben einfach keine Kinder.«

Ein Jahr lang alles versucht, außer in vitro. Bei Renate gab es Probleme mit dem Eisprung. Die Untersuchung des Spermas warf für Paul bedrohliche Fragen auf. Alles in allem eine schwierige Zeit. Am Arbeitsplatz wurde Höchsteinsatz gefordert. Obwohl es doch vielleicht geboten gewesen wäre, die Arbeitszeit zu reduzieren, um die Chancen für eine Empfängnis zu erhöhen. Nur: Wie sollte man das einem Team erklären, das vor allem aus Frauen bestand, die keine Kinder hatten - oder haben wollten!? Beruflich zurückstecken erhöht den Erfolgszwang für den Kinderwunsch. Und vertieft vielleicht den Schmerz, wenn dann doch alles umsonst war.

»Als ich 40 war, haben wir beschlossen, mit den medizinischen Programmen aufzuhören«, sagt Renate. »Klingt vielleicht merkwürdig, aber wir haben dann erst mal geheiratet.«

Helene sagt: »Es gibt diesen Druck, alles zu versuchen. Die Leute sagen: Aber da kann man doch heute was machen! Ich muss mich dafür rechtfertigen, weil ich nicht alle Behandlungsmethoden ausschöpfe. Nenn es so etwas Altmodisches wie Schicksal: Ich möchte einfach auch Grenzen des Menschseins akzeptieren.«

Ein schönes Leben zu zweit, das wird doch wohl gehen! Fruchtbar sein, auch ohne Kinder!

Wenn der sehnlichste, ein so existenzieller Wunsch wie der nach einem Kind nicht in Erfüllung geht, sagt Meike Lorenzen, die jetzt 37 Jahre alt ist, Journalistin, verheiratet, keine Kinder, dann sei es wichtig, Plan B zu entwickeln. »Wenn das, was zu meiner Lebensplanung gehörte, weg ist, muss man etwas anderes pflanzen. Man kann dann versuchen, nicht die Leere zu sehen, sondern die Freiheit in den Blick zu kriegen. Also: Ich kann ausschlafen! Man braucht ja nicht für ein Schulkind früh aufzustehen. Wir können Urlaub machen, wenn nicht Schulferien sind. Aber natürlich weiß ich, das rede ich mir schön, mein Versuch, die Dinge positiv zu sehen, wird immer wieder umgestoßen. Ich muss dann sehr dran arbeiten, zu glauben, dass das Leben nicht verschenkt ist. Man kann im Beruf durchstarten. Oder versuchen, befreundete Kinder mit aufzuziehen. Das alles erfordert aber einen großen emotionalen Aufwand, vielleicht bedeutet es, dass man mehr reist in der Welt, viel unterwegs ist, vielleicht brauche ich eben auch mehr Geld, um das umzusetzen.«

Schmerzensgeld für ungewollt Kinderlose?

Eine andere Frau sagt: »Wenn ich schon Weihnachten nicht mit einer eigenen Familie feiern kann, dann möchte ich wenigstens ganz toll essen gehen können. Oder schön verreisen.«

Renate sagt: »Wir sind uns schon bewusst, dass wir uns Dinge leisten können, weil wir keine Kinder haben. Aber wieso sollte ich für etwas zahlen, was ich nicht habe, aber gerne gehabt hätte?«

Da fällt schnell das gefährliche Wort vom »Trostpreis«. Ein Preis für was, eine Prämie für Kinderlosigkeit? Ist Kummer finanziell behebbar? Vielleicht nicht ganz abwegig, diese Annahme, in einer Gesellschaft, in der an jeder Ecke das Erreichen von Glück mittels Konsum großformatig plakatiert ist. Nur: Wer sollte die Prämie bezahlen? Die mit Kindern?

Die Lage ist undurchsichtig. Wer zahlt hier überhaupt was? Ein Staat, der sich als Solidargemeinschaft verstehen will, ist in Verwirrung geraten. Zahlt jemand zu viel? Zu wenig? Sind Kinderlose tatsächlich die »von der Steuerlast betroffenste Zielgruppe«, wie ein alleinstehender Mann grimmig meint? Oder etwa Eltern, wie Familienverbände behaupten, wird die Kindergelderhöhung von den Familien komplett selber finanziert, schon durch die Mehrwertsteuer? Ist Kindergeld eine Förderung oder nur eine ganz besonders komplizierte Form der Steuerrückerstattung, brauchen Familien ein Leistungsentgelt, und wäre das dann ein Geschenk zum Wahljahr, wie Wirtschaftsjournalisten gerne tönen, oder ehrlich verdientes Geld?

Knapp fünf Jahrzehnte Familienpolitik haben es geschafft, eine völlig vernebelte Situation herzustellen, in der es mündigen Bürgern nahezu unmöglich ist, sich ein eigenes Urteil über die Belastung der anderen zu bilden und darüber, wie sich die verhält zur eigenen. Nun gibt es statt Urteilen vor allem Vorurteile. Eine neue Variante des Klassenkampfes wird geübt: solche mit gegen solche ohne Kinder. Jede Gruppe unterstellt der anderen Vorteile, für die man selber zur Kasse gebeten werde. Und schon fällt der gefährliche Satz: Kinder sind doch Privatsache!

Wie das wohl gemeint ist. Ein Kind als Sache? Im Privatbesitz? Ein deutscher Bürger? So schnell verplappert sich eine Gesellschaft, in der selbst Eltern davon reden, dass sie sich ein Kind »angeschafft« haben.

Für die, denen das nicht gelingt, liegt dann der Gedanke nahe, dass man doch nicht verantwortlich sei für die kostspieligen Hobbys nebenan. Mag sein, dass die Sehnsucht nach dem eigenen, eigenen, eigenen Kind auch so groß ist, dass kein Raum mehr bleibt für eine Einsicht, die in anderen Zusammenhängen längst geläufig ist - wie die in das Prinzip der Nachhaltigkeit, das für eine Gemeinschaft von Menschen nicht minder gilt als für den tropischen Regenwald und besagt, dass Ressourcen nachwachsen müssen. Dass die prekäre Balance zwischen allen Teilen eines Ganzen nicht aus den Fugen geraten darf, wenn das Ganze zusammenhalten soll.

»Wir gehören zur wachsenden Gruppe der ungewollt Kinderlosen, die kein Erziehungsgeld und kein Kindergeld benötigen werden, keinen Kindergartenplatz und keine Schule«, sagt eine Frau böse. Weiß denn niemand, dass schon über zehn Prozent der Paare keine Kinder kriegen können!

Der Ton ist erbittert. Lebensstile haben sich weit verzweigt. Ehemalige Freundinnen spüren eine befremdliche Distanz zwischen sich wachsen. War man früher gemeinsam in Ferien gefahren, ist Ilse jetzt mit den drei Kindern im Dauerstress und hat weder Zeit noch Kraft für liebe Wesen außerhalb der Kleinfamilie, wieso eigentlich, übertreibt es wohl mit ihrem demonstrativen Mutterglück. Ilse ihrerseits beäugt bei seltenen Treffen den eleganten Aufzug der Freundin und kommt dann in ein Zuhause zurück, dass sie mit fremden Augen prüft und plötzlich ärmlich findet. Dieser Krempel! Da kann man ja niemanden einladen! Schon gar nicht Kinderlose, die mit den makellosen weißen Sofas! So entsteht Groll. Pausenloser Einsatz für die Kleinen, aufsässige pickelige Teenies, geknickte Karriere, all das ertragen, für umsonst?

Kinderlose kontern, nicht zu ertragen sei vor allem das familiäre Gejammere. Und ganz besonders bitter findet Renate es, wenn befreundete Eltern ihre Klagen über die zermürbende Brut mit dem Satz abschließen: »Wie gut ihr es habt ohne dieses ganze Theater, ihr habt wenigstens eure Ruhe.«

Ungewollte Kinderlosigkeit hat viele Gründe. Der biologisch günstigste Zeitpunkt für eine Empfängnis liegt bei 20 Jahren und ist schnell verpasst, weil Bildungswege nicht selten bis zum 30. Geburtstag führen und dann erst mal im Beruf Fuß gefasst werden muss, bevor die Zukunft anvisiert werden kann. Das Tempo der Arbeit hat sich beschleunigt, die Belastung durch Umweltgifte wirkt sich aus. Vielleicht war es auch einfach so, dass die Beziehung wegbrach, und jetzt lebt man alleine.

Eine Frau in gehobener Stellung. Immerhin: tatsächlich Karriere gemacht! Jetzt hat sie sich eine Wohnung geleistet. Wenn sie da abends reinkommt, hat niemand gekocht, die schmutzige Wäsche liegt auch noch da. Keiner da, dem man was erzählen könnte. Und sollte sie, nimmt ihre Freundin sie in Schutz, sollte sie jetzt auf die Wohnung verzichten, und sollte man ihr sagen, gib das Geld mal Familien? Welchen Familien eigentlich? Vielleicht den jungen Kolleginnen, die reihenweise in den Erziehungsurlaub abziehen und dann gelegentlich mit ihren süßen Babies reinschauen und sich bewundern lassen und, abziehend, Sätze hinterlassen wie: »Nun arbeitet mal schön weiter ...« Zur Kita fahren, ihr Kind abladen und dann Shopping gehen, kennt man doch!

Gibt es eine Pflicht zur Kinderproduktion?

Miriam Klein ist Lehrerin, statt eigene Kinder zu betüddeln, wie sie es sich ersehnt hatte, schlägt sie sich beruflich mit dem Nachwuchs anderer herum, im satten Baden-Württemberg. Jeder Tag ist ein breites Anschauungsfeld. »Ich frage mich, ob Familien, die viel haben, nicht mal was abgeben sollten. Wenn ich sehe, mit welchen Schlitten die Kinder morgens zur Schule gefahren werden. Wenn ich höre, wo die Kinder schon gewesen sind! Ein Familienvater, der in der Industrie arbeitet, hat doch trotz seiner drei Kinder viel mehr als das kinderlose Paar, wo er Krankenpfleger ist und sie Verkäuferin, die werden sich nie was leisten können.«

Überhaupt sei das ganze Gerede von der Solidargemeinschaft doch längst ein Opfer der Ellbogengesellschaft geworden, findet Pieter, der sich in einem Leben ohne Kinder mittlerweile einigermaßen eingerichtet hat, auf den schönen 120 Quadratmetern, er und seine Frau und der große Hund. Auch sie haben sich jahrelang durch schmerzhafte Therapien gequält, ohne Glück. Und jetzt soll er jemandem etwas schuldig sein? »Habe ich da was falsch verstanden?«, fragt er angriffslustig. Eigeninitiative statt Staat! habe es doch immer geheißen und: Jeder sei seines Glückes Schmied. »Es ist mir jedenfalls nicht beigebracht worden, dass es meine Aufgabe sei, für den Staat Kinder zu produzieren. Und was mache ich jetzt, wo ich 55 bin und kein Kind habe?« Na? »Pfui Teufel«, lässt sich seine Frau vernehmen.

Auch Gaby hatte einen Beruf, in dem sie es mit den Kindern anderer zu tun hat, daraus hat sie sich nach Abbruch der Therapie ein wenig zurückgezogen. Sie arbeitet trotzdem in verantwortlicher Position. Das Gefühl, eine Versagerin zu sein, habe sie lange gequält, sagt sie. Es sei das erste Mal in ihrem Leben gewesen, wo Einsatz, Kraft, Disziplin gar nichts bewirkten. Als Schmarotzerin jedenfalls kann sie sich nicht sehen. »Ich gehe arbeiten, und nicht zu knapp, immer Vollzeit, und jetzt noch 30 Wochenstunden.« Keine Frage, sie sei solidarisch. »Aber ich muss auch an mich denken.«

Privat vorsorgen zum Beispiel, für das Alter. Auch Renate und Paul denken darüber nach, wie es wohl im Alter wird. Das Geld, die ausgezahlte Rente, finden sie, sei noch die geringste Frage. »Wenn du Kinder hast, ist das natürlich keine Garantie, dass sie die pflegen. Aber eine Chance!«, sagen sie. Oder habe jemand schon mal von jungen Leuten gehört, die sich aufmachten, um alten Menschen, die nicht zu ihnen gehörten, freiwillig Gesellschaft zu leisten?

* Alle Namen wurden von der Redaktion geändert




Barbara
Tina 28
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Beitrag von Tina 28 »

Danke Barbara

Liebe Grüße Tina
Sanne
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Beitrag von Sanne »

wundervoll! hab's mir ausgedruckt und werde es meinem männlein ins vesper-paket legen, zum unterwegs-lesen.

Sanne
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Bernie
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Beitrag von Bernie »

Hallo,

Ich habe ja mal vor einiger Zeit, als über dieses Thema ein Artikel im Stern stand, einen deftigen Leserbrief geschrieben, der dann sogar abgedruckt wurde.....

Bernie

P.S Aber wenn es nicht klappen sollte, werden wir halt die Doppelverdiener ohne Kind und werden uns als gerechten Ausgleich uns dann den möglichen Luxus gönnen! Und wegen etwaiger "Straf-Steuern" gibt es ja noch juristische Wege, sich zu wehren...



<font size=-1>[ Diese Nachricht wurde ge&auml;ndert von: Bernie am 2002-04-02 13:13 ]</font>
Astrid
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Beitrag von Astrid »

Sehr Nett!!
Viele Grüße
Astrid
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tini
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Beitrag von tini »

Hallo,

ich habe den Artikel gestern gelesen und er ist mir den ganzen Tag nicht so richtig aus dem Kopf gegangen. Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit kamen mir dann ein paar Gedanken, was ich eigentlich so daneben an diesem Artikel finde. Ich finde ihn nämlich alles andere als wohltuend oder positiv sondern einfach egoistisch.

Klar denkt jeder zuerst an seine eigene Geldbörse und zahlt nicht gern irgendwelche Steuern oder Sozialabgaben. Auch ich habe mich als Single so manches Mal über meine Abzüge von fast 50 % geärgert. Aber ich denke man sollte das ganze auch mal versuchen objektiv aus Sicht der Allgemeinheit zu betrachten und nicht nur durch die eigene Brille bzw. die eigene Geldbörse.

Fakt ist nunmal, das in kinderlosen Ehen in der Regel zwei Personen arbeiten und davon zwei Personen unterhalten werden. In Familien arbeitet einer und ernährt von dem Geld 3 oder mehr Personen. Mehr Gehalt bekommt er dafür nicht. Ist es da nicht gerechtfertigt der Familie Steuererleichterungen zu gewähren? In Familien ist auch oft nicht das Geld da, um zusätzlich privat für die Altersvorsorge oder die Pflegebedürftigkeit vorzusorgen. Bei Doppelverdienern wohl schon eher. Und Wohnungen für Familien sind in vielen Fällen unbezahlbar bzw. werden nur an Paare ohne Kinder vermietet. Aus meiner Sicht alles Gründe um Familien noch weitaus mehr finanzielle Entlastung zu bieten.

Sicher ich habe das Glück durch ICSI bereits ein Kind zu haben. Aber diese Meinung hatte ich auch schon vorher. Und wenn ihr mal realistisch überlegt, wie bitte soll der Staat zwischen gewollt und ungewollt kinderlosen Paaren unterscheiden. Soll für Steuererleichterungen ein Attest vom Kinderwunschzentrum eingereicht werden? Und welche Behandlungen müssen gemacht worden sein um als ungewollt kinderlos anerkannt zu werden? Das ist doch wirklich unrealistisch. Letztendlich bleibt eben nur die Unterscheidung in mit und ohne Kinder, so ungerecht, das auch manch einem ungewollt Kinderlosen vorkommt.

Lieben Gruß Kerstin

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Bernie
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Beitrag von Bernie »

Ich glaube, hier geht es weniger um die konkrete finanzielle Ungerechtigkeit, sondern alleine um die Tatsache, dass ein Paar, das mit der endgültigen Tatsache leben muss, keine Kinder zu bekommen, in die gleiche Schublade geworfen werden, wie Paare, die keine Kinder <b> WOLLEN </b>, weil sie lieber im Jahr 3 mal in den Süden fliegen... Das ist also mehr ein psychisches Problem, denn ein Finanzielles... (laut MEINER Meinung)

In der HOffnung jetzt keine heftige Diskussion loszutreten

Bernie


Sanne
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Beitrag von Sanne »

hm? :evil:

nur nicht anecken! :roll:

Sanne *sienunwieder...*
Barbara
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Beitrag von Barbara »

Ich betrachte den Untertitel als "Aufhänger" für das Thema Kinderlose in der Gesellschaft. Ich habe es auch so empfunden, daß wir als Doppelverdiener schräg angeschaut werdenund nicht mal einen Beitrag (ein Kind) zur Rentensicherung leisten. Schmarotzer der Gesellschaft etc. Welches Leid hinter der ungewollten Kinderlosigkeit steht wird ausgeblendet. Natürlich sind die Stammtischparolen verstummt, wenn man den verbalen Übeltäter direkt auf die eigene Misere hin anspricht und Aufklärungsarbeit leistet. Aber den sozialen wie gesellschaftlichen Makel/Stempel hat man als Dinki nun mal.
Barbara
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Bernie
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Beitrag von Bernie »

Genau, deswegen habe ich damals auch den Leserbrief an den Stern geschrieben. Wir haben uns schon Einiges anhören müssen, wie assozial wir wären, Doppelverdiener, großes Haus, Urlaubsfahrten und die Paare mit Kindern müssten sehen, wie sie rumkommen etc. und wir würdne in Luxus schwelgen und im Alter dann auf Kosten der Gesellschaft leben und so weiter und so weiter...

Wenn man denen dann die Sachlage erklärt, bekommt man zum Teil noch dümmere Antworten zu hören (... soll ich mal aushelfen... usw) oder die Leute sagen einfach: "Verkrampft Euch nicht, dann klappt es auch...".

Viele Politker haben eigentlich gar keine Ahnung, wenn sie solche Strafsteuern ins Gespräch bringen... die einzige Hoffnung, ist, dass wir "Kinderwünschies" mal unsere Kräfte bündeln und dann den Politkern kräftig auf die Füsse treten...

Bernie
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