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Hodenbiopsie = TESE?

Verfasst: 09 Mai 2007 12:29
von Mitji
Sind Hodenbiopsie und TESE verschiedene Ausdrücke für das gleiche Verfahren?
Es soll getestet werden, ob zeugungsfähige Samen vorhanden sind. Wenn ja, sollen diese für die künstl. Befruchtung aufbereitet werden.

Danke im Voraus für die Antwort.

Verfasst: 09 Mai 2007 22:35
von rebella67
Befinden sich im Ejakulat keine Spermien (Azoospermie), lassen sich manchmal noch direkt aus dem Nebenhoden oder dem Hodengewebe Spermazellen gewinnen.
Man unterscheidet zwei Verfahren. Die MESA (microsurgical epididymal sperm aspiration) kommt bei einem Verschluss der ableitenden Samenwege infrage. Die Spermien müssen dann direkt aus dem Nebenhoden entnommen werden. Die Menge der so gewonnenen Spermien ist gering, so dass eine erfolgreiche Befruchtung nur durch eine ICSI möglich ist.
Wenn selbst im Nebenhoden keine Spermien gefunden werden, lassen sich manchmal noch mit Hilfe der TESE (testicular sperm extraction) einzelne Spermien aus dem Hodengewebe isolieren. Auch wenn diese unreif sind, kann man mit Hilfe der ICSI eine Befruchtung erreichen. Die Gewebsproben werden meist an mehreren Stellen des Hodens entnommen und zur weiteren Verwendung in mehreren Portionen eingefroren.
Eine der Proben wird darauf untersucht, ob Spermien vorhanden sind. Bei positivem Befund wird die Frau hormonell stimuliert, um anschließend eine ICSI mit den hoffentlich auch in den tiefgefrorenen Gewebeproben vorhandenen Spermien durchzuführen.
Es gibt keine Garantie dafür, dass die tiefgefrorenen Proben Spermien enthalten. Daher ist es ratsam, vor dem Befruchtungsversuch alle Vorbereitungen für eine heterologe IVF zu treffen, um im Notfall eine Befruchtung mit Spenderspermien durchführen zu lassen. Anderenfalls müssen die mühsam und teuer gewonnenen Eizellen verworfen werden.

Verfasst: 09 Mai 2007 22:47
von atonne
Hallo, Mitji,

oft werden die Begriffe synonym verwendet. MESA wird heute nur noch selten gemacht, TESE ist sehr viel häufiger, da man durch die verschiedenen Stellen im Hoden eine bessere Übersicht hat, ob und wo eventuell Spermien vorhanden sind und in manchen Fällen MESA auch gar nicht möglich ist (mein Mann hat z.B. gar keine Nebenhoden, was aber erst durch bei der TESE-OP festgestellt wurde).

Ich würde übrigens bei gutem Befund nie parallel eine HIVF vorbereiten. Erstens ist dafür noch einmal ein ganz eigener Überlegensprozess nötig (schließlich ist HIVF etwas komplett anderes als ICSI mit eigenem TESE-Material), andererseits lässt sich meist gut abschätzen, ob in den eingefrorenen Proben Spermien zu finden sind oder nicht. Ausserdem zahlt die gesetzliche KK ICSI/TESE zur Hälfte bei verheirateten Paaren mit, HIVF leider nicht, so dass es auch aus der Richtung Probleme geben könnte.
Ich kenne nur zwei Fälle, wo in den eingefrorenen Proben nichts gefunden bzw mit den Spermien darin keine Befruchtung stattgefunden hat, und in beiden Fällen war die Prognose so, dass sehr viel Glück bei einer ICSI gebraucht wurde.

Viele Grüße, Atonne

Verfasst: 18 Mai 2007 11:22
von Mitji
Danke für eure Antworten. Mein Mann ist vorgestern unters Messer gekommen und es geht ihm recht gut. Erst wenn das Ergebnis bekannt ist, werden wir - wenn es dann geht, mit der ICSI anfangen oder uns mit der Sache rund um Fremdmaterial kümmern.
Der Doc hat uns aber schon einen Behandlungsplan mitgegeben, damit wir die teilweise Kostenübernahme der TESE beantragen können.

@atonne: Wenn ich deine Zeilen recht verstehe, beteiligt sich die KK bei den Kosten der TESE im Zusammenhang mit der ICSI bei verheirateten Paaren? Hat mir die Dame von der KK auch vorab bestätigt, aber der Doc meinte, das kennt er nicht, weil die TESE nicht zum Behandlungsplan gehört. Weil es zeitlich zu knapp war, schicken wir der KK die Sachen jetzt im Nachhinein, hatten vorab aber schon eine schriftliche Bestätigung. Es verwirrt allerdings, wenn man ständig was anderes hört.
Na, wichtiger ist, daß dabei etwas herauskommt.

Ich drücke dir und allen anderen ganz fest die Daumen,
Mitji