Artikel in der FAZ bzgl. Nebenwirkungen der Stimulation
Verfasst: 17 Aug 2007 09:08
Hallo zusammen, der folgende Artikel war im Juli in der FAZ. Ich habe noch nicht stimuliert, überlege aber. Wie seht ihr das mit den Nebenwirkungen? Wurdet ihr von euren Gynäkologen und Repromedizinern ausführlich über Wirkungen und Nebenwirkungen von den Medis aufgeklärt? Habt / hattet ihr Angst vor den unerwünschten Nebenwirkungen? Wie seid ihr mit euren Ängsten umgegangen? Versteht mich nicht falsch, ich möchte keine Panik verbreiten, es geht mir um meine persönliche Entscheidungsfindung.
Ich denke mir, was nützt mir ein Kind wenn ich hinterher Eierstockkrebs bekomme. Also sicher möchte ich schwanger werden, aber ich bin (momentan) nicht bereit, jeden Preis dafür zu bezahlen. Versteht ihr ein bisschen, was ich meine?
Ich denke mir, was nützt mir ein Kind wenn ich hinterher Eierstockkrebs bekomme. Also sicher möchte ich schwanger werden, aber ich bin (momentan) nicht bereit, jeden Preis dafür zu bezahlen. Versteht ihr ein bisschen, was ich meine?
Natur und Wissenschaft
Führt der unerfüllte Kinderwunsch
womöglich doch in die Krebsfalle?
Neue Hinweise, dass Hormone Tumorzellen stimulieren:
Die Stimulation der Eierstöcke mit Präparaten
wird trotz Aufrufen zum Verzicht
unvermindert fortgesetzt
25. Juli 2007
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die Frauen der ersten Generation,
die mit hohen Hormondosen behandelt wurden,
kommen jetzt ins kritische Alter.
Medikamente und Hormone,
die die Reifung der Eizellen
in den Eierstöcken forcieren,
verbuchen mit die höchsten
Zuwachsraten auf dem Arzneimarkt.
Sie werden hauptsächlich
bei der Kinderwunschbehandlung verwendet,
um Funktionsausfälle der Eierstöcke
zu behandeln oder möglichst
viele Eizellen für eine
künstliche Befruchtung zu gewinnen.
Anfang der neunziger Jahre
deuteten einige Untersuchungen
darauf hin, dass eine solche Behandlung
das Risiko, einen Eierstockkrebs
oder andere Tumoren wie Brust- und
Gebärmutterkrebs zu entwickeln,
deutlich erhöht. Aus später nachfolgenden
Studien zog man jedoch den Schluss,
dass der Verdacht vermutlich unbegründet ist.
Eine jetzt von Louise Brinton
vom National Cancer Institute
in Rockville in der Zeitschrift
"Reproductive Bio Medicine"
online veröffentlichte Zusammenschau
neuerer Beobachtungen kommt zu dem Ergebnis,
dass noch immer nicht alle Zweifel
an der Sicherheit der Präparate ausgeräumt sind.
Wenn die Eierstöcke nicht mehr
vollkommen funktionstüchtig sind,
gibt es mehrere Substanzen,
die sie zu stimulieren vermögen.
Clomifenzitrat fördert die Ausschüttung von zwei Gonadotropinen, nämlich dem luteinisierenden Hormon (LH)
und dem follikelstimulierenden Hormon(FSH).
Diese beiden Hormone aus der Hypophyse
steuern den weiblichen Monatszyklus
und lassen etwa alle vier Wochen
einmal im rechten und einmal
im linken Eierstock je eine Eizelle
heranreifen.
Die Gonadotropine gehorchen auch
einem natürlichen Hormon,
dem Gonadotropin-Releasing-Hormon
oder GnRH aus dem übergeordneten
Hirnzentrum im Hypothalamus.
Schließlich kann man LH und FSH
auch direkt zur Stimulation verwenden.
Die Behandlungsprotokolle für die
Kinderwunschtherapie sind nicht einheitlich.
Ziel ist es jedoch, den natürlichen Zyklus
zu unterlaufen. Je nach Hormondosis werden
bis zu zehn, mitunter dreißig Eizellen
für eine künstliche Befruchtung zum Reifen gebracht.
Clomifenzitrat wird meist im Vorfeld eingesetzt,
um der natürlichen Zeugung noch eine
Chance zu geben. Je häufiger die oberflächliche
Epithelschicht der Eierstöcke im Zuge eines
Eisprungs verletzt und gereizt wird,
desto größer ist das Risiko,
dass sich hier ein Tumor entwickelt.
Daher sind Eierstockstumore bei Frauen,
deren Eierstöcke während ihrer Schwangerschaften
längere Zeit zur Ruhe kamen,
deutlich seltener als bei jenen,
die nie Kinder geboren hatten.
Eine Schutzwirkung entfaltet aber auch die Pille,
wenn zur Verhütung der Eisprung unterdrückt wird.
An den Oberflächenzellen der Eierstöcke befinden sich Bindungsstellen für Gonadotropine.
Sind bereits entartete Krebszellen vorhanden,
so werden sie durch die Hormone
zur weiteren Expansion angetrieben.
Das bietet eine Erklärung für die Beobachtung,
dass sich mitunter rasch nach einer
künstlichen Befruchtung ein
Ovarialtumor entwickelt.
Daher empfehlen manche Experten,
vor einer Behandlung nach Anzeichen
für bereits bestehende Tumorherde zufahnden.
Israelische Forscher haben Eierstockzellen,
die von Patientinnen stammten,
die sich einer künstlichen Befruchtung unterzogen,
im Labor den stimulierenden Gonadotropinen ausgesetzt.
Sie konnten zeigen, dass dadurch beispielsweise Krebswachstumsfaktoren, etwa das Epiregulin,
dramatisch angekurbelt werden.
Wenngleich die meisten Beobachtungen keine übermäßig erhöhten Risiken erkennen ließen, stimmen doch zwei Aspekte bedenklich.
Denn sowohl dann, wenn die Frauen länger
beobachtet wurden, oder dann,
wenn sie größeren Mengen an
stimulierenden Substanzen ausgesetzt waren,
wurde eine Zunahme der Krebsrate beobachtet.
Das gilt auch für Tumoren der Gebärmutter.
Das Risiko für die Entwicklung
eines Brustkrebses infolge einer
künstlichen Befruchtung erhöht sich nur dann,
wenn zusätzlich Progesteron bei der
Stimulation verwendet wird.
Da die Generation derjenigen Frauen,
von denen erstmals viele mit sehr hohen
Hormondosen behandelt wurden,
erst allmählich in das kritische Alter kommt,
in dem diese Krebsarten ausbrechen,
mahnen diese Erkenntnisse nach
Ansicht von Louise Brinton zur Vorsicht.
Diese Frauen sollten künftig sorgfältig beobachtet werden.
Allerdings finden bisher die gleichzeitig
immer häufiger erhobenen Aufrufe,
auch bei der künstlichen Befruchtung
nur die in einem natürlichen Zyklus
herangereiften Zellen zu nutzen
und auf starke Hormonanreize zu verzichten,
kaum Gehör. Es gibt inzwischen Belege,
dass die Qualität der ohne Hormonstimulation
herangereiften Eizellen deutlich besser ist.
Es zeigte sich außerdem,
dass die Hormongabe dem Embryo die Einnistung verwehrt.
Das molekulargenetische Muster der Schleimhautzellen
ist dann nämlich nicht wie bei der natürlichen Empfängnis
für einen freundlichen Empfang zusammengesetzt,
sondern eher ungünstig, so wie in der unfruchtbaren
Periode des Zyklus.
Für die Stimulation sprechen eigentlich
eher nichtmedizinische Gründe,
meint Boon Chin Heng von der Nationaluniversität
in Singapur in einem Begleitartikel.
Zunächst sei der Profit der Reproduktionsmediziner
geringer. Außerdem stünden weniger überzählige Eizellen zur Verfügung, die nach Einfrieren zur Wiederverwendung,
aber auch zum Spenden an andere Frauen genutzt werden können.
Schließlich trügen auch die Krankenkassen
hierfür Verantwortung.
Da sie die Zuzahlung auf eine bestimmte Anzahl
von Versuchen beschränkten,
trieben sie Ärzte und Paare dazu,
gleich zu Beginn der Behandlung
so viele Eizellen wie möglich gewinnen zu wollen.
MARTINA LENZEN-SCHULTE