Neues Stammzellengesetz: Mail an grüne Bundestagsabgeordnete

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Gast

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:meld: Gestern ist die Antwort eines weiteren Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen eingetroffen, von Dr. Harald Terpe (Rostock), der auch Obmann seiner Fraktion im Gesundheitsausschuss ist. Er schreibt folgendes:
"Vielen Dank für Ihre Email zur Änderung des Stammzellgesetzes. Voraussichtlich im April werden wir im Bundestag darüber abstimmen müssen, ob der Stichtag für die Einfuhr embryonaler Stammzellen verschoben bzw. aufgehoben oder ob auf die Forschung an embryonalen Stammzellen ganz verzichtet wird. Wie in allen anderen Fraktionen gibt es auch in der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hinsichtlich dieser Frage unterschiedliche Positionen. Die überwiegende Mehrheit unserer Fraktion ist allerdings der Ansicht, dass es keinen überzeugenden Grund gibt, den Stichtag im Stammzellgesetz zu ändern.
Bislang wurden keine neuen wissenschaftlichen; rechtlichen oder ethischen Argumente vorgebracht, die eine Streichung oder Verschiebung des Stichtages im Stammzellgesetz notwendig machen. Weder die Anhörung des Forschungsausschusses noch eine von unserer Fraktion organisierte zusätzliche Veranstaltung mit Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft haben neue Erkenntnisse gebracht, die unsere Position zur embryonalen Stammzellforschung widerlegen.
In den vergangenen Jahren wurden von Seiten der Stammzellforscher immer wieder die verständlichen Hoffnungen von Patienten wie Ihnen genährt, mithilfe der embryonalen Stammzellforschung könnten Therapien gegen schwere oder bislang unheilbare Krankheiten entwickelt werden. Keine dieser Hoffnungen hat sich - auch in Ländern mit weniger restriktiven Gesetzen - bislang auch nur im Ansatz bestätigt: Die Wissenschaft befindet sich immer noch im Stadium der Grundlagenforschung. Es gibt keine klinischen Studien oder gar zugelassene Therapieverfahren, die auf embryonaler Stammzellforschung basieren. Auch die seit fast 10 Jahren immer wiederveröffentlichten Ankündigungen einzelner Firmen, bald mit der Durchführung klinischer Studien beginnen zu wollen, entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. Es ist bezeichnend, dass diese Ankündigungen seit Jahren nicht von akademischen Forschern, sondern von Firmen kommen, die auf Risikokapital privater Investoren angewiesen sind.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) spricht neuerdings nicht mehr von therapeutischen Erwartungen an die embryonale Stammzellforschung. Auch in Kreisen' der internationalen Stammzellforscher steigen die Zweifel, ob mittels embryonalen Stammzellen überhaupt jemals Therapien am Menschen entwickelt werden können. Selbst bekannte Forscher wie lan Wilmut kehren der embryonalen Stammzellforschung den Rücken.
Es ist verständlich, dass Menschen wie Sie, die sich den Wunsch nach einem eigenen Kind nicht erfüllen können oder von einer schweren Krankheit betroffen sind, eine hohe Erwartung an die biomedizinische Forschung haben. Aber gerade deshalb sollten Sie ein Interesse daran haben, dass realistische und vielversprechende biomedizinische Therapieansätze unterstützt werden. Aus Sicht von Bündnis 90/Die Grünen ist der adulten Stammzellforschung und der Forschung an reprogrammierten Stammzellen der Vorrang einzuräumen. Hier gibt es erfolgversprechende und ethisch unbedenkliche Ansätze. Anders als bei der embryonalen Stammzellforschung werden adulte Stammzellen bereits teilweise international in klinischen Verfahren zur Behandlung von Herzinfarkten oder Leukämie eingesetzt.
Diese Therapieverfahren wurden ohne die Hilfe der embryonalen Stammzellforschung entwickelt. Bis heute basiert keine einzige Therapie mit adulten Stammzellen auf Ergebnissen der embryonalen Stammzellforschung oder bezieht diese in klinischen Studien mit ein. Es ist mithin schlichtweg falsch, wenn Stammzellforscher in Deutschland im Rahmen der aktuellen Debatte den Eindruck erwecken, dass nur mittels embryonaler Stammzellen Therapien mit adulten Stammzellen entwickelt werden könnten.
Die Verwendung von Embryonen ist Voraussetzung für die Entwicklung von humanen embryonalen Stammzelllinien. Damit sind das Gebot des Schutzes menschlichen Lebens und die grundgesetzlich garantierte Menschenwürde berührt. Hinzu kommt, dass einer Verzweckung menschlichen Lebens Vorschub geleistet wird, d.h. menschliches Leben für Interessen Dritter zur Disposition gestellt wird. Mindestens hier dürfte Ihnen klar werden, dass der Hinweis auf die Abtreibungsdebatte nicht trägt.
Dass embryonale Stammzellen aus ethischer Sicht nicht wie normales „Forschungsmaterial" zu bewerten sind, zeigt -sich auch daran, dass nicht nur Deutschland, sondern fast alle anderen EU-Länder (mehr oder weniger restriktive) Schutzregelungen für den Umgang mit embryonalen Stammzellen beschlossen haben. Auch bei der nun diskutierten Änderung des Stammzellgesetzes muss der Ruf nach Forschungsfreiheit wieder gegen die skizzierten gesellschaftlichen Risiken und bestehenden ethischen Grenzen abgewogen werden. Eine Freigabe der Forschung ohne ethische Grenzen und ohne hinreichende Aussicht auf Erfolg, sondern aus rein wettbewerblichen und ökonomischen Gründen ist für mich nicht akzeptabel.
Ich möchte Sie zudem darauf hinweisen, dass die Entstehung von Embryonen zumeist mit einer erheblichen körperlichen Belastung und manchmal mit Krankheit und Tod für die Frauen einhergeht, die die verwendeten Eizellen gespendet haben. Durch eine Erweiterung der Forschung würden insbesondere sozial benachteiligte Frauen durch, finanzielle Anreize dazu motiviert, sich solch gravieren Gesundheitsgefahren auszusetzen.
Eine Reproduktionsmedizin mit dem Ziel der Heilung von Fruchtbarkeitsstörungen, die die Ethik des Lebens und die Würde des Menschen einerseits und die Ethik des Heilens andererseits nicht als Gegensätze, sondern als Einheit begreift, wird ihrer Verantwortung dafür gerecht, dass die Therapie von Fertilitätsstörungen nicht als gesellschaftliches Tabuthema fortbesteht. An meinem „grünen" Beitrag dazu soll es nicht mangeln.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Harald Terpe"

Ich habe ihm darauf heute so geantwortet:
Sehr geehrter Herr Dr. Terpe,
vielen Dank für Ihr Antwortschreiben vom 12.3.2008, dessen Text ich in den Blog des „klein-putz“-Forums eingestellt habe (http://www.klein-putz.net/forum/viewtop ... 43#2242643). Es hat mich gefreut zu sehen, dass Sie sich in Ihrer ausführlicher Antwort bemüht haben, auf mein E-Mail vom 13.2. detailliert einzugehen. Auch erkenne ich gerne an, dass Sie nach einer differenzierten, abwägenden Sichtweise der Dinge auch in dieser schwierigen Materie streben.
Dennoch bin ich nicht mit Ihrer Einschätzung zu den Chancen der embryonalen Stammzellenforschung einverstanden. Es ist zwar richtig, dass es inzwischen Forscher gibt, die daran zweifeln, ob therapeutische Ansätze möglich sein werden, aber das ist keineswegs die Mehrheitsmeinung in diesem Forschungsgebiet. Auch ist es meiner Meinung fragwürdig, gegen die embryonale Stammzellenforschung anzuführen, dass sie ähnlich wie 2002 ihr Feld immer noch die Grundlagenforschung ist. In der laufenden Grundlagenforschung sind Fortschritte durchaus erkennbar gewesen, und so erscheint er mir recht voreilig, schon nach so wenigen Jahren, während denen zudem in Deutschland eine sehr restriktive Gesetzgebung starke Beschränkungen auferlegte, bereits die embryonale Stammzellenforschung abzuschreiben.
Auch liegt es in der Natur der Sache, dass letztlich klinische Anwendungen v.a. im Bereich der adulten Stammzellen liegen werden, da ja eine große Hoffnung darin liegt, dass aus eigenen Zellen der Patienten gut verträgliche neue Organe (oder eben im Falle von Unfruchtbarkeit möglicherweise auch Spermien oder Eizellen) gewonnen werden können. Hier wird jedoch von vielen beteiligten Forschern immer wieder der Zusammenhang zwischen Grundlagenforschung und klinischen Anwendungen betont. Sie behaupten nun, dass dieser Zusammenhang „schlichtweg falsch“ sei. So steht nun ihre Meinung gegen die von renommierten Forschern, die sich dazu in der Öffentlichkeit geäußert haben. Da es sich hier um Forscher handelt, die in der universitären Forschung oder am Max-Planck-Institut arbeiten, fällt es mir schwer glauben, dass sie aus ökonomischen Verwertungsinteressen die Öffentlichkeit täuschen wollen.
Mit Blick auf den Schluss Ihres Schreibens würde ich mich sehr freuen, wenn Bündnis 90/Die Grünen sich künftig wirklich vermehrt dafür einsetzen würden, dass – wie Sie schreiben – „die Therapie von Fertilitätsstörungen nicht als gesellschaftliches Tabuthema fortbesteht“. Leider war hiervon bislang wenig zu spüren – es Bestand vielmehr der Eindruck, dass Ihre Partei, die ich bislang dennoch gewählt hatte, der Reproduktionsmedizin mit denn allergrößten Vorbehalten gegenübergestanden ist. Wenngleich es zu begrüßen ist, wenn auch Behandlungsmethoden der alternativen Medizin oder andere ganzheitliche Ansätze stärker berücksichtigt werden, ist es für viele von Fruchbarkeitsstörungen Betroffene eine reproduktionsmedizinische Behandlung letztendlich unvermeidlich. Bündnis 90/Die Grünen täten deshalb gut daran, ihre bisherigen Positionen zu reproduktionsmedizinischen Problemen grundlegend zu überdenken. Bei diesem Prozess der Neuorientierung täte die Partei gut daran, sich von Betroffenen und deren Verbänden (wie z.B. Wunschkind e.V. in Berlin) beraten zu lassen, denn schließlich ist die Selbsthilfebewegung ursprünglich einmal ein urgrünes Anliegen gewesen.
Mit freundlichen Grüßen
Berti
:hallo:
Gast

Beitrag von Gast »

:meld: Auch MdB Hans-Christian Ströbele hat nun geantwortet:
"Wegen Krankheit beantworte ich Ihr Schreiben etwas verspätet.
Ihre Sorgen und Hoffnungen auf die Stammzellenforschung kann ich verstehen und nachvollziehen, nach dem was Sie schreiben.
Ihre Auffassung teile ich aber gleichwohl. Ich gehöre zu den Antragstellern, die eine Verschiebung des Stichtages ablehnen und es bei der geltenden gesetzlichen Regelungen belassen wollen.
Die Gründe dafür sind auch ohne Rückgriff auf die kirchliche Schöpfungsethik:
- Die Stichtagsregelung war ein Kompromiß, der nicht aufgekündigt werden sollte, nur weil nunmehr neue Stammzellen benötigt werden. Ich sehe keine neuen Umstände und Erwägungen, die nicht schon bei der Einführung der Stichtagsregelung bekannt waren. Wenn jetzt die Regelung geändert wird, werden weitere Änderungen und Erweiterungn folgen.
- Die Behauptungen, mit dieser Forschung könnten tatsächlich den Menschen dienende Fortschritte der Medizin erreicht werden, unterliegen erheblichen Zweifeln.
- Der Forschung und dem Experimentieren an menschlichen Stammzelle, sollten Grenzen gesetzt bleiben. Nicht alles, was wissenschriftlich möglich erscheint, ist auch humanitär vertetbar. Dem Mißbrauch könnte mit der ständigen Erweiterung der Forschung an menschlichen Zellen Tür und Tor geöffnet werden.
- Nicht alles, was mit menschlichen Stammzellen angestellt werden kann, muß auch gemacht werden.
Mit freundlichem Gruß
Ströbele"

Ich habe ihm Folgendes zurückgemailt:
"Sehr geehrter Herr Ströbele,
vielen Dank für Ihre Antwort, die ich im "klein-putz"-Forum wie angekündigt eingestellt habe (http://www.klein-putz.net/forum/viewtop ... 43#2242643 ). Als Grünen-Abgeordneter haben Sie sich durch Ihren Mut, eigenständige Positionen auch "gegen den Strom" zu vertreten, in der Vergangenheit immer wieder viel Respekt verdient. In puncto Stammzellengesetz kann ich Ihrer Argumentation aber leider nicht folgen.
Aus Ihren Überlegungen heraus erschiene es mir viel schlüssiger, wenn Sie zumindest einer Stichtagsverschiebung zustimmen würden. Neue Gesichtspunkte, die für eine Stichtagsverschiebung sprechen, gibt es sehr wohl, denn von den Stammzellenforschern ist glaubhaft dargelegt worden, dass die vorhandenen älteren embryonalen Stammzellenlinien aufgrund von Kontaminationen inzwischen nicht mehr dem Forschungsstandard entsprechen.
Sicherlich möchte niemand, dass einfach "alles" gemacht wird, was "menschlichen Stammzellen angestellt werden kann". Grenzen und Beschränkungen sind in einem ethischen sensiblen Bereich nötig. Aber selbst wenn die Gewinnung embryonale Stammzellen in Deutschland zugelassen würde oder es zumindest eine Verschiebung des Stichtags für den Stammzellenimport käme, würde das nicht bedeuten, dass dann "alles" erlaubt würde, sondern selbstverständlich sollte die Forschung strenge Kontrollen unterliegen. Es ist auch für die Befürworter einer Neuregelung selbstverständlich, dass jedes Forschungsprojekt ein Genehmigungsverfahren zu durchlaufen hat, um zu gewährleisten, dass nur an ethisch vertretbaren medizinischen Projekten gearbeitet wird.
Vielleicht können Sie Ihr Abstimmungsverhalten also noch einmal überdenken würden und auch beim Thema "Stammzellengesetz" sich gegen den in der Grünen-Fraktion vorherrschenden Strom stellen.
Mit freundlichen Grüßen"
und euch ebenso grüßend
B. :roll:
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cruzeiro
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Beitrag von cruzeiro »

hallo Berti,

bewundernswert dein Einsatz hier. Zuerst dachte ich, du bist so etwas wie der Don Quichote des Kinderwunsches. Aber nein:

Du zeigst mit den Mail-Einstellungen in das Forum und deinen Antworten darauf auf, dass unsere Politiker in den seltensten Fällen tatsächlich entscheidungslogisch handeln. Hahnebüchene Argumentationsketten, wo in Wahrheit doch immer nur irgend ein "Gefühl" regiert, eine "Bauchentscheidung" eben. Dann sollten die Leute es aber auch zugeben, frei nach dem Motto, "ich glaube, ich finde, ich meine ...". Das hat dann das Niveau ähnlich dem, auf dem man die Entscheidung trifft, zur Fußball-Europameisterschaft Lukas Podolski mitzunehmen, oder nicht. Da kann man auch "viel glauben, finden, meinen ...".

Wem das zu platt ist, der frage doch mal die Herren und Damen aus der Grünen-Fraktion, wie es denn beispielsweise derzeit der Zunft der Biomasse-Produzenten geht, das sollten doch mal die Superstars der Agrarwirtschaft werden ... Ja, ja, ich weiss, peinlich, aber eben wahr. Hat man sich halt mal geirrt.

Ähnlich wird es dereinst mit der Forschung aus der bösen Gentechnik sein. Wehe, da wird im Ausland in einigen Jahren, ja vielleicht erst gegen Ende des nächsten Jahrzehnts, etwas entwickelt, das wir dann teuer bezahlen müssen (weil wir ja weiterhin nur Blechkisten mit vier Rädern ethisch vertreten können und etwas anderes zum Tauschen haben wir ja nicht). Zahlt dann Herr Ströbele die Rechnung?

Es muss ein schönes Leben sein, Entscheidungen treffen zu können, die vollkommen falsch sind, aber niemals die Verantwortung dafür tragen zu müssen.

Dafür von meiner Stelle noch einmal 68 Punkte an Herrn Ströbele.

Cruzeiro
3 Jahre KiWu in D
2006 / 2007 Untersuchungen in D
EmbSchG in D *mecker* => ab nach A zur ersten IVF
09/2007 in A - Bregenz (Zech) - Langes Protokoll
25.09.2007 PU, ICSI (IMSI - Teratozoospermie),
12.10.2007 SST positiv
01.11.2007 3. US 8 mm gr. Frucht m. DS, Herztöne m. 142 spm
30.11.2007 Frühscreening: alles o.k., "Krümel" misst jetzt 52 mm
08.02.2008 Großer US (21W4D): alles i.O. und - es wird ein Mädchen!
08.03.2008 3D-US - sehr knuddelig
05.06.2008 SC

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14.09.2009 1. US 19 mm gr. Frucht m. DS, Herztöne m. 136 spm
27.10.2009 Frühscreening: alles o.k., wir bekommen einen Jungen!
21.12.2009 Großer US - alles proper
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Gast

Beitrag von Gast »

Ich glaube allerdings nicht, dass das ein besonderer Grünen-Defekt ist, der hier zu beobachten ist. Es ist eher generell so, dass dann, wenn eine Entscheidung als "schwieriges ethisches Problem" o.ä. angesehen wird, es die Tendenz gibt, dass man glaubt, eben "aus dem Bauch heraus" entscheiden zu können und sich rationalen Überlegungen zu entziehen können glaubt. Hier dann nach dem Motto: "Für mich fängt menschliches Leben schon da an und dann ist es meinem Gefühl nach schützenswert wie jeder Mensch", ohne zu bedenken, was andere Menschen für dieses "gute Gefühl" eine "hohen Ethik" in Kauf nehmen müssen.
Der Vergleich mit der Gentechnik passt allerdings insofern nicht so ganz, als es ja schon eine andere Frage ist, ob man aus kommerziellen Gründen Gentechnik in der Landwirtschaft zulässt, oder ob es um Forschungsmöglichkeiten geht, mit denen Aussichten auf große Heilungsanwendungen verbunden sind (bei der Genforschung dann also medizinische Forschungen zu Gendefekten o.ä.). Ob der Widerstand gegen "Genfood" Hysterie ist oder nicht, vermag ich nicht so klar zu beurteilen, aber ich halte den Einwand zumindest für bedenkenswert, dass die Risiken einfach noch nicht klar bekannt sind. Auch habe ich mehr Verständnis dafür, wenn Restriktionen auferlegt werden, sofern es nur um kommerzielle Interessen geht.
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cruzeiro
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Beitrag von cruzeiro »

@ Berti:

1.
nein, natürlich ist das kein Grünes Phänomen. Das ist ein Problem des Deutschen Strukturkonservatismus, der sowohl die Gut-Bürgerlichen, wie auch die Gauche, sei es die Gauche per se oder die Gauche Caviar und natürlich auch Öko-Fundis vereint und über Parteigrenzen hinweg fest etabliert ist. Sind die Linken übrigens wirklich so begeisterte Anhänger des medizinischen Fortschritts? Ich habe da so meine Zweifel ...

Synonym kannst Du es auch "Gutmenschen" nennen.

Oder auch so: es sind Leute, die ihr ganzes Leben lang noch nicht am Markt aktiv waren, noch nie einen Euro Umsatz eigenverantwortlich gemacht haben, dann geguckt haben, ob das Geld überhaupt reinkommt, dann zusehen mussten, ob noch was von übrig bleibt, damit man zuerst die Steuern bezahlen kann und dann bleibt vielleicht auch noch was übrig für sich selbst und die kleine Familie. Es sind Leute, die vom wirklichen Leben absolut keine Ahnung haben.

Und sei es auch nur so, dass diese Leute ein Projekt gemacht haben, irgend etwas, was andere überzeugt hat, was jetzt da ist und Bestand hat, was anderen Menschen wirklich hilft.

Alle diese Menschen haben schon einmal gehandelt und etwas geschaffen.

Unsere gegenwärtige Parteiendemokratie befördert solche Menschen nicht in die Parlamente, sondern Gutmenschen mit oft ausschließlichem Parteikarrierenhintergrund.

2.
Gentechnik, da hast Du Recht, ist auch etwas zu allgemein. Richtigerweise sollte es medizinische Stammzellforschung heißen.

Sorry für den Abgesang. Ich habe auf anderen Gebieten in der Wirtschaft konkrete Erfahrungen mit Politikern gemacht. Ich kann daher nicht erkennen, dass es auf Gebieten, in denen ich mich nicht auskenne und die ähnlich komplex sind, anders sein könnte. Die ersten Eindrücke waren für mich persönlich Alarmzeichen genug, so dass ich entsprechende Schlussfolgerungen, was die Repromedizin in Deutschland betrifft, für mich ziehen konnte. Ich bin überzeugt, mir dadurch viel persönliches Leid erspart zu haben.

Die Beiträge, die Du hier gesammelt hast, zeigen mir, in einer Art Nachschau, das noch einmal überdeutlich auf.

Und damit noch ein letzter zynischer Beitrag: solange wir uns noch den Luxus erlauben können, auf Pump einen Haufen von Fehlentscheidungen treffen zu können, kann ich hier wenigstens noch in der inneren Emigration (für eine Auswanderung ist es zu spät) ganz gut zurecht kommen. Ich bin dann vorbereitet, lange dann, bevor andere es merken (so wird es wohl noch ca. 3 Jahre dauern, bis die BRD merkt, dass es nicht mehr so einfach sein wird, seine Bundesanleihen zu refinanzieren, das Jahr 2003 ist ja schon wieder vergessen ...)

Cruzeiro
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21.12.2009 Großer US - alles proper
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Passend dazu vielleicht mal ein Hinweis auf das "Peter-Prinzip": http://hpd.de/node/4137
Liebe Grüße, Rebella
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Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Cruzeiro,
ein bißchen pauschal kommt deine Gutmenschen-Kritik schon daher. Es ist was wahres dran, das gebe ich zu, aber etwas differenzierter möchte ich meine Mitmenschen doch sehen, auch wenn sie gerade nicht meiner Meinung sind.
In puncto Stammzellen-Debatte spricht für deine Einschätzung, dass die Anti-Gutmenschen-Partei FDP überwiegend für eine Zulassung der Gewinnung embryonaler Stammzellen in Deutschland ist, aber andererseits gibt es ja auch viele aus der LINKEN, die du wohl unter Gutmenschen-Verdacht stellen würdest. Auch können (Gut-)menschen umdenken, wie z.B. Renate Schmidt, die kürzlich ihre Position gewandelt hat und nun auch eine für mehr Freiheit bei der Stammzellenforschung eintritt.
Auch finde ich bei der Stammzellendebatte das Argument der ökonomischen Verwertung oder der Sicherung des Forschungsstandortes Deutschland nicht gerade das überzeugendste. Es geht ja zugegebenermaßen um einen ethischen Grenzbereich, und da sollte man besser mit gewichtigeren ethischen Gesichtspunkten argumentieren: Den Aussichten auf erhebliche Fortschritte in der Medizin mit Heilungsmöglichkeiten, die bislang nicht denkbar sind.
Mir scheint auch, dass an diesem Argument eigentlich kaum jemand vorbei kommt. Das zeigen ja auch die Antworten hier: Da winden sich alle drum, und alle scheinen auch immerhin erhebliche Schwierigkeiten gehabt zu haben, mir ihren ethischen Rigorismus zu verkaufen, weil ich nun einmal auch ganz persönlich meine Hoffnungen dargestellt habe. Von daher denke ich, dass man, um die Leute zu überzeugen, sie noch stärker dahin bringen muss, dass sie sich wirklich einmal überlegen, wie sie in einer Situation entscheiden würden, wenn sie selbst oder Menschen, die ihnen ganz nahe stehen, unter etwas leiden würden, bei dem die Stammzellenforschung Heilungschancen eröffnet.
Gast

Beitrag von Gast »

:meld: Nun antwortet also auch MdB Priska Hinz, die bildungs- und forschungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis90/Die Grünen; sie hatte auch eine der Hauptreden in der Bundestagsdebatte im Februar gehalten und den von der Grünenfraktion favorisierten Antrag (Festhalten am Stichtag 2002) mitinitiiert. Sie schrieb mir nun folgendes:

"Vielen Dank für Ihre Mail. Ich möchte Ihnen gerne erläutern, warum gerade die Beibehaltung des Stichtages den Betroffenen Hilfe in Aussicht stellt.
Im deutschen Stammzellgesetz wurde 2002 festgelegt, dass der Gesetzgeber keine verbrauchende Embryonenforschung in Deutschland unterstützen möchte. Er hat in diesem Zuge damals den Stichtag auf den 1.01.2002 festgesetzt, womit nur embryonale Zellen eingeführt werden dürfen, deren Herstellung (durch Tötung von Embryonen) in der Vergangenheit vor diesem Stichtag liegen. Dadurch wollte das Parlament die Tötung von Embryonen allein zu Forschungszwecken verhindern, aber gleichzeitig die Grundlagenforschung möglich machen, sofern es keine bessere alternative Forschungsmöglichkeit gibt. Eine Stichtagsverschiebung würde Forschern nun ermöglichen, mit neuen Stammzelllinien aus dem Ausland zu arbeiten, die nach dem Stichtag 1.1.2002 entstanden sind. Das käme unserer Auffassung nach einer Zustimmung verbrauchender Embryonenforschung gleich.
Es gibt immer wieder Forschungsvorhaben, die zu risikoreich sind bzw. Bereiche betreffen, die ethisch oder moralisch nicht vertretbar sind. Daher muss der Ruf nach Forschungsfreiheit immer wieder gegen den gesellschaftlichen Nutzen und ethische Grenzen abgewogen werden. In der embryonalen Stammzellforschung wird ein hochsensibles Thema berührt, welchem dem Schutz der Menschenwürde gerecht werden muss und somit eine Freigabe der Forschung aus wettbewerblichen und ökonomischen Gründen nicht akzeptabel ist. Wettbewerbsfähigkeit ist ein legitimes Ziel der Forschung; sie ist jedoch nur innerhalb der Grenzen ethischen Handelns zu rechtfertigen.
Gerade deshalb spielt die adulte Stammzellforschung eine wichtige Rolle in punkto Stichtagsverschiebung. Bisher hatten Befürworter einer Verschiebung bzw. Abschaffung des Stichtages argumentiert, adulte Stammzellen hätten nicht die gleichen Differenzierungsmöglichkeiten wie embryonale Stammzellen. Nur letztere würden Aussicht auf Anwendung für therapeutische und klinische Zwecke geben. Diese Hoffnung hat sich bisher allerdings nicht bestätigt. Im Gegenteil: eine therapeutische Anwendung ist bislang überhaupt nicht absehbar. Die adulte Stammzellforschung hingegen weist seit vielen Jahren enorme Erfolge auf. Jahrzehntelange Grundlagenforschung sowie die erfolgreiche Anwendung adulter Stammzellen für klinische Studien zeigen auf vielversprechende Therapiemöglichkeiten von Krankheiten, so z.B. den erfolgreichen Einsatz bei Herzinfarktpatienten.
Befürworter einer einmaligen Stichtagsverschiebung übersehen einen wichtigen Punkt: Nach wenigen Jahren wären auch die neuen Linien verunreinigt und beinhalteten die Gefahr zur Tumorbildung. Forscher geben schon jetzt zu, dass ihnen eine einmalige Verschiebung nicht ausreichen würde. Sie würden in wenigen Jahren erneut beim Gesetzgeber an die Tür klopfen und ein weiteres Mal die Verschiebung des Stichtags fordern usw. Wir bekämen die gleiche Debatte wie jetzt.
Zudem ist Grundlagenforschung mit embryonalen Stammzellen vor 2002 nach Aussagen von Stammzellforschern mit den bisherigen Stammzelllinien möglich. Neue genehmigte Projekte für embryonale Stammzellforschung belegen dies. Diese Einschätzungen gehen ebenfalls aus den Erfahrungsberichten der Bundesregierung zum Stammzellgesetz hervor. Daher sehe ich auch hier keinen Grund für eine Stichtagsverschiebung.
Wissenschaftler aus USA und Japan haben in den letzten Monaten durch renommierte Studien gezeigt, wie stark die Forschung ist, die zur Gewinnung von Stammzellen nicht auf die Tötung von Embryonen angewiesen ist. Alternativen zum ethisch umstrittenen embryonalen Gewebe gibt es viele. So z.B. die vielversprechenden Studien zur Entnahme von Stammzellen aus dem Knochenmark, aus Nabelschnurblut, Hoden oder Menstruationsblut. Vor kurzem nun wurden zwei Forschungsstudien vorgestellt, in denen menschliche Körperzellen (Hautzellen) durch Reprogrammierung Eigenschaften embryonaler Stammzellen annahmen. Sie erhielten das Potenzial, sich in unterschiedliche Körperzellen zu entwickeln. Embryonale Stammzellforscher sowie politische Befürworter der Stichtagsverschiebung argumentieren nun, neue embryonale Stammzelllinien seien als Vergleich der Zelleigenschaften notwendig. Die Forscher aus Japan und USA benutzten jedoch embryonale Stammzelllinien, die auch in Deutschland unter den bisherigen Regeln zugelassen sind. Mit diesem Erfolg wird einmal mehr deutlich, dass eine Verschiebung des Stichtages nicht nötig ist. Die Begründungen der Befürworter einer Stichtagsverschiebung werden immer umstrittener. Die Alternativlosigkeit der humanen embryonalen Stammzellen ist spätestens nach diesen Erfolgen nicht mehr gegeben.
Die Forschungsergebnisse bestätigen mich darin, an der bisherigen Stichtagsregelung im Deutschen Stammzellgesetz festzuhalten. Forscherinnen und Forscher können mit den bisher in Deutschland verfügbaren embryonalen Stammzelllinien ausreichend Grundlagenforschung zu betreiben. Die Zukunft liegt in der adulten Stammzellforschung – nicht bei der embryonalen Stammzellforschung.
Fast alle Abgeordneten der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen vertreten meine Position, dass diese „guten Gründe“ nicht vorliegen und dass der Stichtag im Stammzellgesetz nicht geändert werden sollte. Wir setzen uns für die Förderung von Stammzell-Forschungsprojekten ein, mit denen Perspektiven eröffnet werden, eines Tages auf die Verwendung von Eizellen oder die Vernichtung von Embryonen für die Herstellung von embryonalen Stammzellen verzichten zu können. Gleichzeitig leisten gerade diese ethisch unproblematischen Methoden einen wichtigen Beitrag dazu, Betroffenen durch therapeutische Anwendungen schon heute bzw. in absehbarer Zukunft helfen zu können.
Gesetze mit ethischen Inhalten wie zum Beispiel zur embryonalen Stammzellforschung werden im Bundestag fraktionsübergreifend beschlossen – d.h. in der Regel liegen Initiativen verschiedener Gruppen vor, an denen Abgeordnete aller Fraktionen beteiligt sein können (Gruppenanträge). Ich habe zusammen mit Abgeordneten der Union und der SPD die Initiative für einen Gruppenantrag ergriffen, in dem sich die Unterzeichner gegen eine Verschiebung des Stichtages und für die Förderung der erfolgreichen adulten Stammzellforschung aussprechen. Wir haben dafür inzwischen über 150 Stimmen sammeln können.
Selbstverständlich bleibt aber trotzdem allen Abgeordneten von Bündnis90/Die Grünen – genau wie den Abgeordneten aller anderen Fraktionen - die individuelle Entscheidung nach Gewissen frei, welchen Gruppenantrag zum Stammzellgesetz sie unterstützen wollen.
Herzliche Grüße,
Priska Hinz

Ich habe heute so darauf geantwortet:
"Sehr geehrte Frau Hinz,
vielen Dank für Ihr Antwortschreiben vom 25.3.2008, dessen Text ich in den Blog des „klein-putz“-Forums eingestellt habe (http://www.klein-putz.net/forum/viewtop ... 43#2242643).
Es hat mich gefreut zu sehen, dass Sie sich in Ihrer ausführlicher Antwort bemüht haben, auf mein E-Mail vom 13.2. detailliert einzugehen. Dennoch bin ich nicht mit Ihrer Einschätzung zu den Chancen der embryonalen Stammzellenforschung einverstanden.
Es ist zwar richtig, dass es inzwischen Forscher gibt, die daran zweifeln, ob therapeutische Ansätze möglich sein werden, aber das ist keineswegs die Mehrheitsmeinung in diesem Forschungsgebiet. Auch liegt es in der Natur der Sache, dass letztlich klinische Anwendungen v.a. im Bereich der adulten Stammzellen liegen werden, da ja eine große Hoffnung darin besteht, dass aus eigenen Zellen der Patienten gut verträgliche neue Organe (oder eben im Falle von Unfruchtbarkeit möglicherweise auch Spermien oder Eizellen) gewonnen werden können. Hier wird jedoch von vielen beteiligten Forschern immer wieder der Zusammenhang zwischen Grundlagenforschung und klinischen Anwendungen betont. Sie verweisen nun auf Forschungserfolge, bei denen mit älteren embryonalen Stammzellenlinien gearbeitet wurde. Dies ist zwar ein Beleg dafür, dass auch mit diesen inzwischen z.T. verunreinigten Zelllinien noch gearbeitet werden kann, aber es steht dennoch außer Frage, dass das Festhalten am Importstichjahr 2002 durchaus eine gravierende Behinderung für die Stammzellenforscher darstellen kann. Auch wenn diese Behinderung weitere Forschungen nicht völlig lahmlegt, halte ich es aufgrund der großen Heilungsaussichten, die die Stammzellenforschung bietet, für ethisch nicht vertretbar, diese Hindernisse aufrecht zu erhalten.
Abschließend möchte ich Sie auch bitten, selbst wenn Sie an Ihren Ansichten festhalten, zumindest einmal Ihren Sprachgebrauch zu überdenken. Sie sprechen von der „Tötung von Embryonen“, wenn es um noch keineswegs ausdifferenzierte menschliche Zellhaufen geht, aus denen Stammzellen gewonnen werden sollen, da sie für die Anbahnung einer Schwangerschaft nicht mehr vorgesehen sind. Mit Ihrer Wortwahl wird aber suggeriert, dass es sich um „Baby-ähnliche“ menschliche Lebewesen geht, die für Forschungszwecke „getötet“ werden.
Ihre Wortwahl muss insbesondere von allen Paaren als verletzend und polemisch empfunden werden, die auf dem Wegen der künstlichen Befruchtung hoffen, ein Kind bekommen zu können. Bevor meine Frau und ich einen derartigen Behandlungsversuch (ICSI) unternommen haben, der leider gescheitert ist, haben wir uns sehr genau damit beschäftigt, was medizinisch hier passiert. Es ist einfach unsinnig, von der „Tötung von Embryonen“ zu sprechen, wenn unter mehreren menschlichen 8- oder 16-Zellern nur einer oder zwei für eine künstliche Befruchtung verwendet werden.
Ebenso wenig ist es mir verständlich, dass es ethisch nicht vertretbar sein soll, derartige menschliche Lebewesen dafür zu verwenden, um Forschungsmethoden zu entwickeln, mit denen möglicherweise gravierendes Leid von Menschen gelindert werden kann. Sicherlich sollte mit menschlichem Leben auch in einem frühen Stadium nicht leichtfertig umgegangen werden, und rein ökonomische Interessen reichen als Begründung für derartige Eingriffe nicht aus, aber Heilungsaussichten für Menschen mit gravierenden Krankheiten oder Leiden sollten – sofern man sich nicht auf die Ebene von rational nicht begründbaren Glaubensdogmen abhebt – genug ethisches Gewicht als Rechtfertigung haben.
Mit freundlichen Grüßen"
Berti :kreisch:
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cruzeiro
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Beitrag von cruzeiro »

hier noch mal der Link zu einem guten Einführungsbeitrag:

http://www.krause-schoenberg.de/SB2_men ... nfuehrung1

Zitat:

"Ob es gelingen kann, auch adulte Stammzellen durch einen „Jungbrunnen“ zu schicken, sie so weit „rückzuprogram­mieren“, dass sie die Fähigkeiten embryonaler Stammzellen erlangen können, ist nach neuesten Meldungen zwar möglich. Die Versuche waren wohl aber nur deshalb erfolgreich, weil parallel Grundlagenforschung an embryonalen Stammzellen durchgeführt wurde, um die dort wirksamen biologischen Vorgänge zu verstehen und die Erkenntnisse dann an adulten Stammzellen anzuwenden."

Das entspricht deiner Argumentationslinie, Berni, oder?

Cruzeiro
3 Jahre KiWu in D
2006 / 2007 Untersuchungen in D
EmbSchG in D *mecker* => ab nach A zur ersten IVF
09/2007 in A - Bregenz (Zech) - Langes Protokoll
25.09.2007 PU, ICSI (IMSI - Teratozoospermie),
12.10.2007 SST positiv
01.11.2007 3. US 8 mm gr. Frucht m. DS, Herztöne m. 142 spm
30.11.2007 Frühscreening: alles o.k., "Krümel" misst jetzt 52 mm
08.02.2008 Großer US (21W4D): alles i.O. und - es wird ein Mädchen!
08.03.2008 3D-US - sehr knuddelig
05.06.2008 SC

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--------------------------------------------------------
27.08.2009 Spontan-SS SST positiv
14.09.2009 1. US 19 mm gr. Frucht m. DS, Herztöne m. 136 spm
27.10.2009 Frühscreening: alles o.k., wir bekommen einen Jungen!
21.12.2009 Großer US - alles proper
17.02.2010 3D/4D Ultraschall - hat Spass gemacht
19.04.2010 SC

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cruzeiro
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Beitrag von cruzeiro »

Berti hat geschrieben:aber andererseits gibt es ja auch viele aus der LINKEN, die du wohl unter Gutmenschen-Verdacht stellen würdest. Auch können (Gut-)menschen umdenken, wie z.B. Renate Schmidt, die kürzlich ihre Position gewandelt hat und nun auch eine für mehr Freiheit bei der Stammzellenforschung eintritt.
da habe ich wohl die letzten Kommuniques aus dem Saarbrücker Palast der Sozialen Gerechtigkeit noch nicht mitgekriegt, O.L. ein Anhänger der Stammzellforschung?

Renate Schmidt ist kein "Gutmensch", die fand' ich schon immer klasse.

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