taz-Interviewseite "Ich wollte auch mal" vom 2.7.

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taz-Interviewseite "Ich wollte auch mal" vom 2.7.

Beitrag von Gast »

Heute ist in der taz ein interessantes Interview veröffentlicht worden, dessen Text mit Link (der Artikel ist auch in der Online-Version der taz verfügbar) ich hier einstelle:
taz, 2.7.2008, S. 5
(Online-Fassung: http://www.taz.de/1/leben/alltag/artike ... -auch-mal/)
Wenn beim Kinderkriegen nachgeholfen wird
"Ich wollte auch mal"
1,4 Millionen Menschen sind hierzulande ungewollt kinderlos. Manche wenden sich an die Reproduktionsmedizin. Ein Paar erzählt von seinen Erfahrungen und Empfindungen. VON EIKEN BRUHN PROTOKOLLIERT
Ute Meyer: Für mich war immer klar, dass ich schwanger werde. Als ich 36 war, haben wir aufgehört zu verhüten - und nachdem wir es zwei Jahre erfolglos versucht haben, haben wir es mit künstlicher Befruchtung probiert.
Frank Meyer: Im Nachhinein frage ich mich, ob wir das gemacht hätten, wenn uns vorher klar gewesen wäre, was das bedeutet, und wie niedrig die Chancen sind, dass wir wirklich ein Baby bekommen. Aber wahrscheinlich muss man das ausblenden, sonst macht man es nicht. Wenn es geklappt hätte, wäre im Nachhinein alles egal gewesen. Zum Beispiel der Arzt, der mir auf die Schulter haute mit den Worten: "Ich habe heute sieben Frauen schwanger gemacht, Ihre schaffe ich auch noch."
Ute: Man erträgt einiges, weil man nur an das große Ziel denkt. Bevor es losging, wurde ich künstlich in die Wechseljahre versetzt. Ich hatte an der Gebärmutter kleine Wucherungen, die operiert wurden, das haben einige Frauen. Die Hormone bekam ich hinterher - um die Entzündungsherde auszutrocknen, hieß es.
Frank: Das war keine einfache Zeit. Ich musste ziemlich viel aushalten, weil Ute wegen der Hormone große Stimmungsschwankungen hatte. Parallel musste ich ebenfalls Medikamente nehmen. Meine Spermaprobe war nicht so doll.
Ute: Als ich im Herbst 2005 andere Hormone bekommen habe, die ein schönes Ei heranwachsen lassen sollen, habe ich gedacht: Jetzt sind die Hindernisse weg, jetzt können wir richtig loslegen! Das habe ich eigentlich nach jedem Schritt gedacht.
Frank: Wir haben genau ausgerechnet bekommen, wann wir miteinander schlafen sollten, wann das Ei befruchtungsfähig sein würde. Wir hatten früher schon Tage geplant, an denen sich Sexualität abspielen soll, jetzt ging es um Stunden. Das heißt, dass ich schon mal früher von der Arbeit gekommen bin. Mit Lust hatte Sex zu dieser Zeit nichts mehr zu tun.
Ute: Da haben wir es aber noch sportlich genommen.
Frank: Stimmt, es ging immer noch schlimmer. Anfang 2006 haben wir uns an eine Kinderwunschklinik gewandt.
Ute: Dort ging es zu wie am Fließband, die Wände waren mit Kinderbildern gepflastert. Wie Trophäen. Erklärt hat man uns nichts, man hat uns nur suggeriert: "Das kriegen wir schon hin und Sie nehmen jetzt mal das und das und das ein." Sie wollten es mit Insemination versuchen, ich bekam also wieder Hormone für schöne Eizellen und sollte die Spermien gespritzt bekommen. Wir sind extra nicht in Urlaub gefahren, weil wir aus familiären Gründen nicht sofort loslegen konnten und keinen weiteren Zyklus verstreichen lassen wollten. Im August 2006 war es so weit - dachten wir jedenfalls. Das Ei war groß genug, doch dann kam der Anruf: "Die Spermaprobe können Sie vergessen."
Frank: Mir wurde gesagt, dass die Spermaqualität sehr schwanken kann. Im September war der nächste Versuch. Damals dachte ich, mit der Kanüle, in der meine Spermien drin sind, werden unsere Probleme erledigt.
Ute: Dabei standen wir immer noch ganz am Anfang. Ich bekam meine Tage, und wir haben die Klinik gewechselt, in einer anderen Stadt. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt, mussten etwas unterschreiben, wo sinngemäß drinstand, wir verstehen, dass die Ärzte nicht zaubern können. Man hat uns gleich gesagt: "Insemination können Sie vergessen." Die Befruchtung sollte außerhalb des Körpers stattfinden. Wegen der Weihnachtsfeiertage mussten wir wieder einmal warten, bis wir mit der ICSI-Behandlung beginnen konnten. Dann gab es ein Riesenpaket mit Medikamenten. Man kommt sich vor wie ein Junkie. Erst die Spritzen, um die Eizellenproduktion anzukurbeln, dann die Auslösespritze für den Eisprung, die zu einer exakt berechneten Uhrzeit dran ist: Sonntag um 23 Uhr, das weiß ich noch genau. Die Spritzen musste mein Mann setzen, ich steche mir nicht in den Bauch. Am Dienstagmittag wurden mir unter Vollnarkose acht Eibläschen entnommen, drei davon stellten sich als befruchtungsfähig heraus.
Frank: Ich durfte währenddessen für die Spermaprobe in einem speziellen Zimmer Platz nehmen. Da stand ein Ledersofa, und es lief ein Film.
Ute: Ich war mir so sicher, dass es jetzt klappt. Aber als wir zu Hause aus dem Bahnhof gingen, kam der Anruf: "Es ist leider nichts befruchtet." Ich hatte das Gefühl, etwas von mir in der anderen Stadt gelassen zu haben. Was machen die mit unseren Eizellen und unserem Sperma?, habe ich gedacht.
Frank: Meine Frau ist weinend zusammengebrochen, und ich habe nur noch funktioniert, habe zugesehen, dass ich sie so schnell wie möglich nach Hause bekomme. Vorwärts leben, rückwärts verstehen, würde ich das nennen.
Ute: Mir war vorher schon geraten worden, mir eine Krankschreibung für die Woche zu besorgen. Es hieß, dass das alle so machen. Aber wie heftig das sein würde, hatte ich mir nicht vorstellen können. Die Hormone fallen nach einer erfolglosen Behandlung rapide ab, es geht dir nur noch dreckig. Seelisch war ich in einem tiefen Loch, ich habe gedacht, ich habe einen Makel. Dass es Frühling wurde, machte es noch schlimmer. Alle Tiere bekommen das hin, nur ich nicht. Es waren immer irgendwelche Frauen schwanger, meine Schwester gerade mit dem vierten Kind. Ich fand das so unfair. Jetzt lasst mich doch mal, ich bin dran, habe ich gedacht. Dennoch habe ich das relativ schnell als Misserfolg weggebucht und weitergemacht.
Frank: Den zweiten Versuch haben wir abgebrochen, weil die Eier zu klein waren. Wenn der gescheitert wäre, hätten wir einen dritten nicht bezahlt bekommen.
Ute: Der war im Mai 2008, kurz vor meinem 40. Geburtstag. Ab 40 zahlt die Kasse nicht mehr. Es war also unser letzter Versuch, die Hormongaben waren noch stärker als zuvor, wir haben wieder Ausreden gefunden, warum man nicht arbeiten kann, wir mussten ja immer in die andere Stadt fahren. Dieses Mal waren es zwar nur zwei befruchtungsfähige Follikel, aber wir bekamen die Nachricht, dass die Befruchtung eingetreten ist. Ab da war für mich alles Roger. Am 11. Mai sollte der Embryonentransfer sein, es war nur einer übrig geblieben, weil der andere irgendwelche Schäden hatte. Während des Transfers lief klassische Musik, es war wie eine Zeremonie, ich hatte das Gefühl, hier passiert etwas ganz Tolles. Auf einem Bildschirm konnten wir verfolgen, wie in einem anderen Raum die befruchtete Zelle in die Kanüle gezogen und anschließend an den Arzt überreicht wurde. Ich hatte das Gefühl, mir wird etwas zurückgegeben, und fühlte mich superschwanger, wie eine Königin. Das Glück dauerte eine Woche. Als ich das Blut im Slip gesehen habe, ist alles zusammengebrochen, der Strohhalm war weg.
Frank: Ich habe noch am Abend vor dem Schwangerschaftstest bei einer Psychotherapeutin angerufen, die Paare mit Kinderwunsch berät. Ich bin überhaupt nicht der Typ für so etwas, aber in dem Moment war mir klar: Das schaffen wir nicht alleine.
Ute: Auch bei der Therapeutin hingen Babyfotos, worüber ich mich erst wahnsinnig geärgert habe. Ich dachte: Was soll ich denn hier? Jetzt bin ich froh, dass wir das gemacht haben. Ich habe mich so wertlos gefühlt, als ob ich durchsichtig wäre, als ob mich niemand sehen würde. Die Therapeutin hat mich gesehen. Sie hat mir geraten, mich als "ungewollt kinderlos" zu bezeichnen, das konnte ich annehmen. Von alleine wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass ich mich so elend fühlen darf, aber sie hat mir klargemacht, dass ich mich nicht von Frauen unterscheide, die eine Fehlgeburt erlitten haben. Das habe ich später auf der Arbeit erzählt, um zu erklären, warum ich in der ganzen Zeit so viel gefehlt habe und es mir so schlecht ging.
Frank: Wir haben nur mit sehr wenigen Leuten gesprochen, bei denen wir dachten, dass es gut aufgehoben ist. Dabei sind Freundschaften zerbrochen. Ein Bekannter sagte zu Ute: "Soll ich mal?"
Ute: Und eine Freundin: "Man soll der Natur nicht ins Handwerk pfuschen."
Frank: Ich glaube, das Thema ist für die meisten sehr weit weg, weil unsere Generation die erste ist, die diese Möglichkeiten hat.
Ute: Es tut weh, darüber zu reden, man ist ja erfolglos geblieben. Dabei gibt es so viele, denen das passiert. Nur wo sind die alle? Auch in der Selbsthilfegruppe sind wir ganz wenige, wahrscheinlich, weil schon die Behandlung so teuer ist, und die Kassen nichts für eine therapeutische Nachbehandlung zahlen. Die Frauen in der Gruppe sind alle so wie ich, haben eine gute Ausbildung und verdienen gutes Geld. Aber das eine Glück, das ich so gerne hätte, kann ich nicht kaufen. Mittlerweile frage ich mich, warum wir uns das eigentlich antun - zehn Stunden Arbeit am Tag.
[Nachspann zu dem Interview:]
UTE und FRANK MEYER, 41 bzw. 45, heißen in Wirklichkeit anders. Sie sind seit sieben Jahren ein Paar und leben in einer norddeutschen Großstadt. Beide arbeiten in einem großen Dienstleistungsunternehmen, sie in leitender Position. Seit sechs Wochen haben sie ein Pflegekind.
[Erläuternder Kasten auf derselben Seite, zwischen das Interview gestellt:]
NACHHELFEN
1,4 Millionen Menschen im Alter zwischen 25 und 59 Jahren in Deutschland sind laut einer Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung ungewollt kinderlos, obwohl sie über ein Jahr lang eine Schwangerschaft versucht haben.
Eine genaue Zahl, wie viele Paare ihrem Kinderwunsch mit Reproduktionsmedizin nachhelfen, gibt es nicht. Rund 60.000 Behandlungen zählte die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe im Jahr 2006, nicht wenige Frauen lassen sich mehrfach behandeln.
Nicht einmal zehn Prozent dieser Behandlungen führten 2006 zum Ziel. Über die individuellen Erfolgsaussichten sagt die Zahl jedoch nichts aus. Je jünger und je weniger Hindernisse bei Frau und Mann bestehen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu bekommen. Keinen Einfluss hat die Psyche auf eine Schwangerschaft: Studien haben gezeigt, dass es völlig egal ist, ob eine Frau gestresst oder entspannt ist.
Die Kosten für die Behandlungen übernehmen die gesetzlichen Versicherungen nur zur Hälfte und nur für Frauen zwischen 25 und 40 Jahren. Je nach Methode und abhängig davon, ob beide Partner behandelt werden, fallen pro Versuch bis zu 1.500 Euro Eigenanteil an.
Am günstigsten sind Inseminationen: Dabei wird meistens die Eizellenproduktion hormonell stimuliert, Spermien per Kanüle injiziert. Weitaus häufiger sind In-vitro-Fertilisationen (IVF) oder Intrazytoplasmatische Spermieninjektionen (ICSI): Bei beiden Methoden findet die Befruchtung außerhalb des Körpers statt. EIB

Ich empfand diese taz-Seite etwas zweischneidig, weshalb ich folgenden Leserbrief verfasst habe und dazu auch als Kommentar an die Online-Ausgabe verschickt habe. Da es wie so häufig nicht sicher ist, ob er erscheint, stelle ich auch diesen Text hier ein; vielleicht möchte ja noch jemand das Interview in der taz-Online-Ausgabe kommentieren? Der Link ganz oben führt auch zu dem Kommentar-Button.
Hier nun also mein Leserbrieftext:
"Grundsätzlich ist es begrüßenswert, dass die taz mit der Interviewseite vom 2.7.08 unter der Überschrift „Ich wollte auch mal“ ein von ungewollter Kinderlosigkeit betroffenes Paar seine Behandlungserlebnisse in ausführlicher Weise darstellen lässt. In einigen der beschriebenen Situationen werden sich sicher viele Paare, die ähnliche Behandlungen haben durchführen lassen, wiederfinden. Allerdings scheint es mir, dass durch die redaktionelle Umrahmung des Interviews die „Lehre“ vermittelt werden soll, dass reproduktionsmedizinische Behandlungen zumeist unsinnig sind und betroffene Paare doch besser nach Alternativen wie einer Pflegeelternschaft suchen sollten.
Mit dieser im „Subtext“ der „protokoll“-Seite enthaltenen „Moral von der Geschicht’“ wird man jedoch dem Problem der ungewollten Kinderlosigkeit nicht gerecht. Stattdessen wären folgende Maßnahmen dazu geeignet, die Situation der Betroffenen zu verbessern:
1. Ein offener Umgang der Gesellschaft mit dem wachsenden Problem der ungewollten Kinderlosigkeit - hier tragen die Medien immerhin in letzter Zeit manches zur Veränderung bei. Gerade die taz hat hier eine besondere Verantwortung, weil im grün-alternativen Milieu ähnlich wie in kirchlich geprägten Kreisen zahlreiche Vorurteile bestehen.
2. Eine Überarbeitung der gesetzlichen Bestimmungen, die die ungewollte Kinderlosigkeit betreffen. Zu nennen sind hier insbesondere: die Rücknahme der Kostenerstattungskürzungen durch die Krankenkassen sowie eine Modernisierung des restriktiven Embryonenschutzgesetzes, die eine reproduktionsmedizinische Behandlung nach dem heutigen Forschungsstand auch in Deutschland wieder ermöglicht und damit die Erfolgsaussichten einer Behandlung erhöh. Ich verweise hier auf den Forderungskatalog der „Aktion Kinderwunsch“(http://www.aktionkinderwunsch.de).
3. Eine stärkeres Augenmerk auf die psychosozialen Probleme, die mit ungewollter Kinderlosigkeit verbunden sind. Eine entsprechende begleitende Beratung durch Psychologen oder in Selbsthilfegruppen sollte eigentlich die Regel und nicht die Ausnahme für Paare sein, die mit der Diagnose ungewollter Kinderlosigkeit konfrontiert werden. So könnten Betroffene auch besser dazu angeleitet werden, selbst zu entscheiden, ob oder ggf. wie lange eine reproduktionsmedinische Behandlung versucht oder ob alternative Wege verfolgt werden sollen."
Gast

Beitrag von Gast »

Gerade sehe ich, dass in der Online-taz mein Kommentar nun zu lesen ist:
http://www.taz.de/1/leben/alltag/artike ... ntare/1/1/
Leserbriefe habe ich ja schon erfolglos in Sachen Repro-Medizin u.ä. an die taz geschickt. Schön, dass ich diesmal wenigstens in der Online-Ausgabe zum Zug komme. :wink:
Also, probiert es doch auch mal... *dd*
B.
caster
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Gründlicherer Artikel

Beitrag von caster »

Hallo Berti!
Du hast mit deinem Leserbrief völlig recht!
Der Artikel konzentriert sich ja nur auf das Paar. Gut finde ich, das die Belastungen realistisch dargestellt werden.

Aber was die gesellschaftspolitische Einordnung betrifft, fand ich den SPIEGEL-Artikel von vor etwa 3-4 Wochen besser. Titelthema war "Tausendmal berührt...." - etwas reißerisch, aber OK vom Inhalt her. Da wurde auch auf verschiedene Punkte sehr genau und gut informiert eingegangen.

Ich weiss nicht, ob man der Artikel noch online lesen kann, wäre ja mal interessant.

Liebe Grüße


Christina
Wer aufgibt, hat schon verloren.
Gast

Beitrag von Gast »

Die Spiegel-Titelstory vor einigen Wochen war leider nicht online-verfügbar, allerdings ein interessantes Interview mit dem Reproduktionsmediziner Kentenich. Hier der Link:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 95,00.html
Da ich es verpasst hatte, den Spiegel im Mai zu kaufen, hat mir freundlicherweise jemand aus dem Forum eine PDF-Version zugeschickt.
Ich muss auch sagen, dass das sehr erfreulich war, dass auf diese Weise das Thema in einem Magazin mit ca. 1 Mio Auflage dargestellt wird.
Rebella ist da skeptischer, aber ich habe schon den Eindruck, dass das Bild über ungewollte Kinderlosigkeit in der Öffentlichkeit sich wandelt.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Christina,

den Artikel im Spiegel findest du hier:


http://wissen.spiegel.de/wissen/dokumen ... llen=&vl=0

http://wissen.spiegel.de/wissen/dokumen ... llen=&vl=0


Lieber Berti,

schön, dass du den Leserbrief geschrieben hast. Ich werde auch noch einen hinterher schicken. Online-Leserbriefe werden übrigens fast immer veröffentlicht. Nur dann, wenn sie gegen bestimmte Grundsätze verstoßen (Beleidigung oder so), hält man sie zurück.

Einen inhaltlichen Fehler haben sie gemacht. "Nicht einmal zehn Prozent dieser Behandlungen führten 2006 zum Ziel." - Das ist natürlich falsch. Etwa 20% der Behandlungen führen zum Ziel. Da konnte mal wieder einer das D.I.R. nicht richtig lesen.

Was zwar im besagten Fall zugetroffen haben kann, aber doch wahrscheinlich absichtlich heraus gestellt war, ist das Alter des Paares. "Als ich 36 war, haben wir aufgehört zu verhüten - und nachdem wir es zwei Jahre erfolglos versucht haben, haben wir es mit künstlicher Befruchtung probiert." Sowas gibt es zwar immer wieder, ist aber nicht repräsentativ für die Masse. Dann noch die typische Karrierefrau. Das wird ja am Ende heraus gestellt.

Ich frage mich, wollten die nun einen Artikel machen, der darüber schreibt, dass frau doch vor 36 an Kinder denken sollte oder wollten die einen Artikel schreiben, der die IVF ins schlechte Licht rückt.

"Ich habe heute sieben Frauen schwanger gemacht, Ihre schaffe ich auch noch." - Das ist wohl eher die Aussage eines Wald- und Wiesen- Gynäkologen. Ich glaube kaum, dass ernsthafte Reproduktionsmediziner so lachse Bemerkungen machen.

"die Wände waren mit Kinderbildern gepflastert. Wie Trophäen." - Ist das nun falsch? Sollten sie die Fotos nicht aufhängen? Darf die Klinik nicht stolz auf die gezeugten Kinder sein? Dürfen die Eltern dieser Kinder nicht sagen: Schaut, wir haben es trotz aller Niederlagen doch noch geschafft! ??? In jeder gynäkologischen Praxis hängen doch Babyfotos. ...

"Aber wie heftig das sein würde, hatte ich mir nicht vorstellen können. Die Hormone fallen nach einer erfolglosen Behandlung rapide ab, es geht dir nur noch dreckig." - Aber doch nicht nur wegen der Hormone. Doch hauptsächlich deshalb, weil es nicht geklappt hat. Das ist doch nun die Behandlung nicht direkt dran schuld. Wer sich frei dafür entscheidet, muss leider mit dieser Möglichkeit rechnen. Der Ton dieses Textes zeigt mir jedoch nicht, dass er informieren will. Ich lese nur: Böse böse!

"war ich in einem tiefen Loch, ich habe gedacht, ich habe einen Makel." - Das doch aber nicht wegen der Kinderwunschbehandlung, sondern weil das Wunschkind immer nochnicht da ist. Die Kiwu-Behandlung gibt einem die Chance, dieses Makel-Gefühl zu beenden.

Hier wurde wieder der Behandlung der schwarze Peter zugeschoben, statt die Probleme des Paares auf die ungewollte Kinderlosigkeit zurück zu führen. Schade.
Liebe Grüße, Rebella
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cruzeiro
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Beitrag von cruzeiro »

was für Jammerlappen haben denn da ein Interview gegeben :argh: . Cruzeiro
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25.09.2007 PU, ICSI (IMSI - Teratozoospermie),
12.10.2007 SST positiv
01.11.2007 3. US 8 mm gr. Frucht m. DS, Herztöne m. 142 spm
30.11.2007 Frühscreening: alles o.k., "Krümel" misst jetzt 52 mm
08.02.2008 Großer US (21W4D): alles i.O. und - es wird ein Mädchen!
08.03.2008 3D-US - sehr knuddelig
05.06.2008 SC

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27.08.2009 Spontan-SS SST positiv
14.09.2009 1. US 19 mm gr. Frucht m. DS, Herztöne m. 136 spm
27.10.2009 Frühscreening: alles o.k., wir bekommen einen Jungen!
21.12.2009 Großer US - alles proper
17.02.2010 3D/4D Ultraschall - hat Spass gemacht
19.04.2010 SC

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Beitrag von rebella67 »

Cruzeiro, wer weiß, ob das wirklich JKammerlappen waren. Wie meine persönliche Erfahrung mit dem Tagesspiegel im Dezember deutlich zeigte, drehen sich viele Journalisten ihre Geschichte selbst zurecht und brauchen nur ein bisschen lebendiges Futter dazu. Angeworben haben sie sie bestimmt mit: "Suche Paar um die 40, das sich seinen Kinderwunsch erfüllen will"
Liebe Grüße, Rebella
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cruzeiro
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Beitrag von cruzeiro »

absolut. So wird es wohl gewesen sein. "Führungskräfte", so wie sie da beschrieben werden, können sie jedenfalls nicht sein, die sollten normalerweise nicht ihr Gehirn ausschalten, sobald sie die Firma ihres Brötchengebers verlassen und dann tollpatischig-naiv in die Hallen der Reproduktionsindustrie schreiten. Es ist halt mal wieder Stoff und Futter für die Klischee-Prozeduren, die in vielen Köpfen wabern.

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caster
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Danke!

Beitrag von caster »

Liebe Rebella!

Danke für den Link!. Hab hier ja in letzter Zeit nur wenig mit gelesen. Unsere Adoptivtochter wird nun schon bald zwei und ist ein richtiger Wirbelwind.

Die Klage liegt übrigens immer noch bei Gericht, vielleicht können wir ja anderen KIWU-Paaren helfen.

Liebe Grüße

Christina
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Beitrag von rebella67 »

Christina, ich wusste gar nicht, dass ihr eine Adoptivtochter habt. Wie lange ist sie schon bei euch? Schön, dass ihr so doch noch eine Familie werden konntet. Und schön, dass ihr die Klage trotzdem nicht habt fallen lassen.
Liebe Grüße, Rebella
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