taz-Interviewseite "Ich wollte auch mal" vom 2.7.

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Gast

Beitrag von Gast »

Rebella,
du hast den Text sehr systematisch auseinander genommen und hast mit deiner Kritik recht.
Als "Jammerlappen" würde ich das Paar aber nun wirklich nicht bezeichnen, und ich habe auch durchaus Verständnis für die Kritik, die seitens des Paares an der Art, wie reproduktionsmedizinische Behandlungen durchgeführt werden, geübt wird.
Wie sehr z.B. eine Frau von der hormonellen Stimulierung belastet wird, ist sehr unterschiedlich, wie ich aus Erfahrungsberichten in meiner Selbsthilfegruppe weiß. Es ist also schon nötig, dass man die Paare auf mögliche psychische Zusatzbelastungen, die zusätzlich zu der möglichen Enttäuschung dazu kommen, vorbereitet.
Auch befremdlicher Umgang von Reproduktionsmedizinern mit ihren Patienten ist wirklich nicht selten - da könnte ich aus eigener Erfahrung wie auch wieder aus meiner SHG berichten. Freilich ist das wohl generell ein Problem in der Ärzteschaft, dass in der Berufsausbildung die psychologische Seite ihrer Arbeit wenig berücksichtigt wird und viele Ärzte sich mehr als "Techniker" verstehen. In der Reproduktionsmedizin kann das natürlich besonders heikel werden, denn da haben es die Ärzte immer auch mit starken Gefühlen zu tun.
Von daher ist das Interview auch nicht völlig verfehlt in seiner Darstellung, aber das Gesamtbild ist einseitig. Es ist sicher richtig, auch die Belastungen zu thematisieren, die mit reproduktionsmedizinischen Behandlungen einhergehen. Wenn sich dann ein Paar entscheidet, von vornherein oder nach erfolglosen Versuchen darauf zu verzichten und lieber eine Pflegeeltern werden zu wollen, ist das völlig in Ordnung. Aber das sollte nicht als die allgemeingültige Lösung des Problems der ungewollten Kinderlosigkeit dargestellt werden.
:gutsnächtle:
wünscht
B.
caster
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Neu!

Beitrag von caster »

Liebe Rebella!

Wir haben das unwahrscheinliche Glück gehabt und gehen nun mit großen Schritten auf den 2. Geburtstag zu.

Als unsere Tochter drei Tage alt war, durften wie sie kennen lernen und nach fünf weiteren Tagen dann mit nach Hause nehmen.

Das Organisatorische ist intwischen gut überstanden, aber ansonsten breite ich mich hier nicht so sehr darüber aus.

Wir sind sehr glücklich!!!!!!!!!!!!

Liebe Grüße

Christina
Wer aufgibt, hat schon verloren.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Christina, das freut mich außerordentlich. Wollt ihr noch ein weiteres Kind?
Liebe Grüße, Rebella
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caster
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Realistisch

Beitrag von caster »

Liebe Rebella,

wir sind realistisch und sehr froh, dass es überhaupt geklappt hat.

Die Chance in unserem Bundesland stand bei etwa 1:19.

So geniessen wir jeden Tag und freuen uns über den Sonnenschein. Zur Zeit sind wir beim Dreirad kaufen für den 2. Geburtstag - eine Staatsaktion!!! Eins gefällt Mama, das andere Papa und das dritte Oma und Opa, dem Kind gefallen alle......

Liebe Grüße

Christina
Wer aufgibt, hat schon verloren.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ja, genießt es mal. Das ist doch wunderschön. Und mit dem Dreirad geht es ja erst los ...
Liebe Grüße, Rebella
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Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Rebella,
schön, dass du deine Kritik auch bei der taz eingestellt hast; dazu hat sich dann noch eine weitere Schreiberin gesellt, auch aus der Betroffenen-Perspektive.
In der Sache gebe ich deiner Kritik, Rebella, ja völlig recht, aber ich würde dazu raten, in Foren, in denen nicht nur Betroffenen schreiben, etwas diplomatischer die Sache zu vermitteln. Ich könnte mir vorstellen, dass jemand Außenstehender, der sich noch nicht so intensiv mit der KiWu-Problematik befasst hat, da über den Grundton deines Postings, aus dem für mich etwas Genervtheit spricht (die ich natürlich verstehen kann), abgeschreckt wird. Wir alle sollten uns mal an die Zeit zurückerinnern, als wir noch nicht von der KiWu-Problematik betroffen waren. Da haben viele von uns aus Unkenntnis auch über Vieles sicher anders gedacht. Es ist ja vollkommen berechtigt, zu kritisieren und ein Umdenken zu fordern, aber dass die Öffentlichkeit da gerade erst am Anfang der Wegstrecke ist, ist auch klar. Wir sollten also nicht die Geduld verlieren: :hoff: (etwas jahreszeitlich unpassend :wink: )
und einen schönen Gruß
von
B.

P.S.: Und Caster viel Spaß beim Dreiradkauf :D
Gast

Beitrag von Gast »

Übrigens ist der taz-online-Kommentar von Anja Weiss heute auch als Leserbrief in der gedruckten taz erschienen - immerhin.
Ich stelle ihn gerade mal hier ein:
"Ihr Artikel beschreibt vieles, was mein Mann und ich selbst erlebt haben. Dafür vielen Dank. Allerdings hatten wir professionelle ÄrztInnen, die keine unrealistischen Hoffnungen weckten. Und wir sind offen mit dem Thema umgegangen, so dass wir feststellen konnten, wie viele unserer FreundInnen und Bekannten ungewollt kinderlos sind.
Allerdings ist Ihr Artikel unnötig entmutigend. Auch bei der natürlichen Befruchtung haben ältere Frauen eine durchschnittliche Chance von 10% oder weniger. Die Erfolgschancen einer medizinischen Behandlung sind daher nicht mit den Chancen einzelner Versuche gleichzusetzen. Schätzungsweise können 50% der ungewollt Kinderlosen durch die medizinische Behandlung leibliche Kinder bekommen.
Und es wäre wichtig, auf die gesellschaftliche Verursachung der Kinderlosigkeit einzugehen. Frauen wird suggeriert, sie könnten die strukturelle Unvereinbarkeit von Kind und Beruf individuell lösen, z.B. indem sie sich erst beruflich etablieren und dann (ab 35) Kinder bekommen. Ungewollte Kinderlosigkeit ist in ganz erheblichem Ausmaß vom Alter abhängig und mit dieser individuellen Lösungsstrategie für einen gesellschaftlichen Konflikt in vielen Fällen vorprogrammiert."

Das ist sicherlich der am diplomatischsten formulierte Text :wink:, wenngleich er mir etwas zu sehr auf das Alterproblem abhebt. Man sollte ja auch mal dazu sagen, dass das Alter von Paaren, die reproduktionsmedizinische Behandlungen machen, einfach auch deshalb etwas erhöht gegenüber den übrigen Paaren in der Familiengründungsphase ist, weil sie ja gewöhnlich auch erst auf natürlichem Weg versucht haben, Kinder zu bekommen. Ich kenne nicht den Altersdurchschnitt von "Erstgebärenden" in KiWu-Praxen und demgegenüber den allgemeinen Altersdurchschnitt, aber ein Unterschied von ca. 2-3 Jahren könnte sich einfach daraus erklären.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Berti, ich beantworte deine Frage mal mit einem Auszug aus der Liste der häufigsten Irrtümer, die ich mal zusammen getragen habe.

Zitat: "Bei Erstvorstellung in der Sterilitätssprechstunde liegt das Alter der ungewollt kinderlosen Frau im Mittel bei 30,8 Jahren. Der Kinderwunsch reicht im Durchschnitt 4,5 Jahre zurück. Das Alter bei erstmalig aufkommendem Kinderwunsch liegt bei 26,2 Jahren. Ein Unterschied in Abhängigkeit von der somatischen Sterilitätsursache lässt sich nicht aufzeigen. Ein erstmaliger Kinderwunsch nach dem 35. Lebensjahr kam nur bei 2,7% der Sterilitätspatientinnen auf." [ I. Kowalcek, G. Buhrow und G. Huber in: ?Das Alter: Ein Beispiel für Frauenkonstruktionen in der Reproduktionsmedizin?, http://dx.doi.org/10.1007/s00444-003-0409-z ]

Zum Vergleich: Das Alter der Erstgebährenden in der BRD liegt etwas über 29 Jahre im Durchschnitt.
Liebe Grüße, Rebella
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Gast

Beitrag von Gast »

Danke,
wiedermal gilt:
Nicht verzagen
Rebella fragen :lol: :gutsnächtle:
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