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@Dr. Stoll: Frage zu Blastozysten

Verfasst: 30 Aug 2008 20:12
von Kaninchen
Hallo Herr Dr. Stoll

Ich hätte da eine kleine Frage: Man hört und liest immer wieder von Blastozysten und dass man damit bessere (grössere) Chancen hat, schwanger zu werden - ich selber bin da etwas skeptisch, denn was soll in einem Reagenzglas besser sein als in meinem eigenen Körper?

Wie stehen Sie dazu rsp. wie schätzen Sie die Chancen bei Blasto's ein?

Besten Dank und freundliche Grüsse

Kaninchen

Verfasst: 31 Aug 2008 09:19
von tina2003
Hallo,
klar wenn du Blastos beim Transfer zurückbekommst, sind die SS-Chancen schon sehr gross. Ich z.b. habe bei Blastos eine Einnistungsquote von 100% - auch wenn dabei bis jetzt nur ein gesundes Kind herausgekommen ist.
Parallel dazu: ich habe nun die Praxis gewechselt, und mein neuer Doc vertritt die Meinung, dass man bis zur Blasto nur weiterkultivieren sollte, wenn man auch wirklich genügend Eizellen hat. Sind z.b. nur 2 befruchtet, würde er die so schnell wie möglich in die Gebärmutter zurückgeben, da er die Meinung vertritt, keine Nährlösung ist so gut wie das Original in der Gebärmutter...
Ich denke, dass da die Meinungen noch weit auseinander gehen.
Schau an: es gibt Mädels die werden beim TF an Tag 5 nur mit Blastos schwanger (z.b. ich) andere widerum bekommen die bEsten Blastos und es klappt nicht. Ich kenne auch jemand die hat es an Tag 5 mit einem Vielzeller geschafft...
bin gespannt auf die Antwort vom Doc.

Verfasst: 31 Aug 2008 23:35
von cruzeiro
wenn Du Blastos hast, ist die Chance beim ersten Mal 50:50 in der Altersklasse 35 +/- 1 bis 2 Jahre (Quelle: IVF-Broschüre Darmstadt).

Klappt es beim zweiten Mal nicht mit dem positiven SST, dann kann es aber schwierig werden, dann bedarf es weiterführender Diagnostik.

Die Kunst ist es leider, in Deutschland Blastos zu kriegen. Dazu muss ein Biologe in Deutschland aus einer Auswahl von mitunter 20 Eizellen eine Entscheidung innerhalb eines relativ kurzen Zeitfensters bis zur Kernverschmelzung treffen. Ein geradezu absurdes Szenario, wozu der deutsche Gesetzgeber die Biologen da zwingt, d.h. besser gesagt, die Bundesärztekammer mit Sitz in Berlin und ein Staatssekretär im Bundegesundheitsministerium (Quelle: "Der Gynäkologe" Ausgabe 03/2008).

Bei der reinen Zufallsauswahl beträgt die Chance, aus 3 zufällig gezogenen Eizellen im PN-Stadium, von 12 befruchteten, bei einer Wahrscheinlichkeit von 17% für das Vorhandensein von zwei bis zur Blastozyste entwicklungsfähigen Embryonen, gerade einmal 5,4%, dass die zwei tatsächlich "gezogen" wurden (Zufallsexperiment, 3 Kugeln werden gezogen, Ziehen ohne Zurücklegen, 10 rote (keine Blastos am Tag 5), 2 grüne (Blastos am Tag 5)).

In Deutschland müssen die Biologen versuchen, diese schlechte Ausgangsbasis durch genaues Betrachten der Vorkernzellen unter dem Mikroskop zu verbessern. Dies sollte auch gelingen.

In Österreich hingegen liegt definitionsgemäß kein Zufallsexperiment vor, da die Zellen alle weiterkultiviert werden bis zum Tag 5. Hier beträgt die Wahrscheinlichkeit demnach bei 100%, die beiden Blastos zu "ziehen".

Soviel zur Betrachtung rein unter dem Gesichtspunkt der Wahrscheinlichkeitstheorie.

Selbst wenn nun aber Blastos vorliegen, die Einnistung ist dann das nächste spannende Kapitel:

http://www.embryology.ch/allemand/fplac ... ond03.html

http://www.uni-mainz.de/FB/Medizin/Anat ... y/Tage.htm

Cruzeiro