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DNA-Fragmentation

Verfasst: 04 Mai 2009 18:04
von curly6
Hallo Frau Dr. Eue

1. was wird bei der von Ihnen häufig empfohlenen Untersuchung der DNA-Fragmentation untersucht?

2. Wann raten Sie zu dieser Untersuchung?

3. Gibt es einen Therapieansatz, wenn die Untersuchung ein "schlechtes" Ergebnis bringt?


Danke und viele Grüße

C.

Verfasst: 06 Mai 2009 17:06
von Dr. Eue
Hallo,

bei der DNA - Fragmentationsanalyse stellt man fest, wie hoch der Anteil derjenigen Spermien ist im gesamten Ejakulat, die Einzelstrangbrüche in ihrem Erbmaterial haben. Man weiß, dass diese Spermien schlechter befruchten und wenn sie befruchten, dann zu Embryonen führen, die sich entweder schlecht teilen und dann gar nicht erst zu einer SS führen oder gehäufte Aborte zur Folge haben. Damit ist auch schon gesagt, wen diese Methode zu empfehlen ist: den Patienten mit einer gewissen Anzahl erfolgloser IVF - Versuche, denen mit relativ schlechten Embryonen und denen mit gehäuften Aborten oder Implantationsversagen (schöne, zeitgerechte Embryonen, aber keine SS).

Außerdem dient der Test dazu, unsinnige Versuche zu vermeiden. Eine IUI hat z.B. mit einem hohen DFI (DNA-Fragmentationsindex) keinen Sinn, dann sollte möglichst direkt zu einer ICSI übergegangen werden.
In Nordeuropa wird die Methode vor jeder Behandlung durchgeführt und von der Kasse gezahlt mit o.g. Überlegung.
Besonders empfehlenswert ist der test auch für Männer, die Schadstoffen ausgesetzt sind (Düngemittel, Chemikalien usw.)

Therapieansatz: s.o. - schnelle ICSI, wenn DFI > 60 wäre eine Fremdsamenbehandlung angeraten.

MfG.

Dr. Eue

Verfasst: 06 Mai 2009 20:03
von curly6
Guten Abend Frau Dr. Eue,
Danke für die ausführliche Antwort.
Wissen Sie ob der Test von deutschen Privatkassen bezahlt wird?

C.

Verfasst: 07 Mai 2009 14:52
von Dr. Eue
Ist mir nicht bekannt, aber bei Privatkassen hängt auch immer viel von Kulanz und Länge der Mitgliedschaft etc. ab. Also auf jeden Fall versuchen. Wenn man auch argumentiert, dass man Kosten sparen würde mit dem Test, um unsinnige Therapien zu vermeiden, könnte ich mir schon vorstellen, dass die PK zahlt. Einen Versuch ist es wert.

Viel Erfolg.


Dr. Eue

Verfasst: 07 Mai 2009 19:26
von Gast
Hallo Frau Dr. Eue,
gehört eine reziproke- Translokation (49% Spermien mit einem unbalanciertem Chromosomensatz t(1;19)(p13.3;p13.3)) auch zu einem hohen DFI?
Sie schreiben, dass die Therapieform ICSI und bei über 60 Fremdsperma ratsam ist. Ist damit die Prozentangabe gemeint? Wir haben wirklich alles versucht: 7 ICSIs teilweise mit PKD. Es hieß ja zu "nur" 49%. 50% wären ja demnach normal gewesen. Bei der ersten IVF kam es nicht einmal zu einer Befruchtung. Manchmal frage ich mich, warum es nicht einmal zur Einnistung kam? Das Spermiogramm war allerdings auch allgemein nicht gut. Ich frage mich manchmal auch, ob wir vielleicht noch weiter hätten versuchen sollen? Oder ist die Chance auf SS wirklich sehr gering?
Ich bin jetzt ss nach einer AID- Therapie.

Verfasst: 10 Mai 2009 12:20
von Dr. Eue
Hallo Ruby,
nein bei einer Translokation sind Genabschnitte zwischen den Chromosomen ausgetauscht, das erfaßt man mit einem DNA - Fragmenationsindex nicht, das sollte man mit Hilfe der PKD entdeckt haben, wenn man gezielt danach gesucht hat.
Der DFI ist ein Quotient, daher auch keine %-Zahl. Er ergibt sich aus dem Anteil normaler doppersträngiger DNA und der gebrochenenen Einzelstrang - DNA. Wenn der Anteil gebrochener einzelsträngiger DNA sehr hoch ist, ist auch der Quotient hoch. Wenn er über 60 liegt, gibt es dann die Empfehlung AID.

Ich kenne Ihre gesamte Geschichte ja nicht, aber so wie Sie es beschreiben, klingt es sehr vernünftig, dass Sie eine AID gemacht haben. Ich denke, nach 7 x ICSI muß man seine Grenzen auch überdenken und überlegen, was sinnvoll ist. Freuen Sie sich auf Ihr Kind, ich wünsch Ihnen, dass Sie iene gute SS haben. Versuchen Sie, nicht zu viel zu grübeln, was gewesen wäre wenn....

Alles Gute.

MfG

Dr. Eue