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Die richtige Kinderwunschpraxis

Verfasst: 09 Okt 2009 02:25
von Moderator-HI
Die richtige Kinderwunschpraxis

Mit der Kinderwunschpraxis ist es wie mit allen Ärzten: die Chemie sollte stimmen. Und da es sich hier um eine recht intime Angelegenheit handelt und man – falls es nicht gleich klappt – dort womöglich viel Zeit verbringen wird, ist es doppelt wichtig, sich gut aufgehoben zu fühlen. Und nicht jede Praxis passt zu jedem Kinderwunschpaar. In einem Erstgespräch kann man die Praxis kennenlernen. Hierbei sollte man auf folgende Dinge achten:
Das Bauchgefühl ist mit eines der wichtigesten Kriterien. Man sollte darauf achten, dass die HI in der Praxis nicht nur ein ungeliebtes Stiefkind ist. An Inseminationen wird nicht so viel verdient, wie an IVFs. Der Arzt sollte sich jedoch genauso intensiv um ein gutes Behandlungsschema bemühen und möglichst nicht nach 3 erfolglosen Inseminationen bereits empfehlen auf eine HIVF umzuschwenken (es sei denn natürlich es liegen medizinische Gründe dafür vor). Überhaupt sollte man das Gefühl haben, zwar gut beraten zu werden, die wichtigen Entscheidungen jedoch letztlich selber treffen zu dürfen. Weiterhin sollte die Praxis von sich aus versuchen den Mann mit einzubeziehen. Manche Praxen lassen z.B. auf Wunsch den Mann bei der Insemination assistieren (z.B. die Spritze mit den Spermien „abdrücken“). Fragen sollten verständlich beantwortet und nicht abgetan werden. Sonderwünsche sollten zumindest angehört werden. Weiterhin sollte ein gewisses Maß an Intimsphäre gewahrt werden. Gespräche sollten am Schreibtisch stattfinden und nicht nebenher während einer Behandlung oder Untersuchung auf dem Gynstuhl. Und da eine Kinderwunschbehandlung manchmal sehr belastend werden kann, ist es schön wenn auch ein wenig Empathie gezeigt wird. Manche Praxen bieten auch psychosoziale Beratungen an.
Bisher hat sich häufig gezeigt, dass User, die bereits zu Anfang ein schlechtes Gefühl bezüglich einer Praxis hatten, dort auch wenig Erfolg hatten. Es lohnt sich also, so lange zu suchen, bis man etwas findet, was zu einem passt.

Zum Thema Kosten siehe auch weiter oben. In seriösen Praxen wird das Thema Kosten im Erstgespräch angesprochen und Kostenvoranschläge, häufig in schriftlicher Form erstellt. Gute Praxen informieren von sich aus, welche Kosten man selber tragen muss und welche Kosten die Krankenkasse übernimmt. Manche Praxen bieten außerdem Ratenzahlungen für finanzschwache Paare an.
Für die Wahl des richtigen Kinderwunschzentrums? ist außerdem auch das Thema Samenbank wichtig. Nicht jedes Kinderwunschzentrum akzeptiert alle Samenbanken. Passt eine der Banken, mit denen mein Kinderwunschzentrum zusammenarbeitet zu meinen Wünschen? Lässt mir meine Praxis da freie Wahl? Weiterhin sollte man klären, wie die Zusammenarbeit zwischen Praxis und Samenbank funktioniert. Um welche Dinge muss ich mich selber kümmern?

Die medizinische Kompetenz ist für den Laien häufig schwer zu beurteilen! Man kann aber nach den Erfolgsquoten der Praxis und dem Ranking im IVF-Register? fragen. Hierbei sollte man fragen, wieviele Schwangerschaften eintreten und wieviele Paare pro angefangenen Zyklus letztlich mit einem Kind nach Hause gehen. Eine ausführliche Vorgeschichte (Anamnese) sollte erhoben werden und evtl. vorliegende Vorbefunde gesichtet werden. Gibt es ein 0–8-15-Schema, oder wird ein individuell auf mich zugeschnittenes Behandlungsschema erstellt? Überlegt sich die Praxis nach mehreren Fehlversuchen ein neues Konzept? Schaut sie auch nach nicht rein gynäkologischen Gründen für Fehlschläge (Schilddrüse etc.)?

Für die HI ungeheuer wichtig ist eine gute Praxis-Organisation. Eisprünge richten sich nicht nach Öffnungszeiten oder Wochentagen. Die meisten Frauen sind außerdem berufstätig und müssen die Termine (durchaus 2–3 pro Zyklus und das womöglich über mehrere Monate hinweg) irgendwie in ihren Berufsalltag einpassen. Starre Zeiten zu denen Ultraschalle und Inseminationen stattfinden können dabei zum großen Hindernis werden, denn man wird sich nicht immer für alle Behandlungen so kurzfristig Urlaub nehmen können. Schön ist daher, wenn die Untersuchungen und Behandlungen auch nach Feierabend, in der Mittagspause und an Wochenenden möglich (u.U. sehr wichtiger Punkt!) sind. Wenigstens am Samstag sollte eine Insemination möglich sein. Schön ist es auch, wenn es einen mir zugeordneten Arzt gibt und man nicht immer wieder alles von vorne erzählen muss. Ist dies nicht der Fall, kann man ruhig mal fragen, wie die Kommunikation zwischen den Ärzten sichergestellt wird. Die ganze Akte werden die Kollegen wohl kaum jedes Mal lesen wollen. Außerdem sollten Telefonkontakte möglich sein, wenn dringende Fragen auftreten („Ich hab erst übermorgen Termin, aber mein LH-Test ist heute schon positiv, was tun?“). Wie flexibel ist die Terminvergabe? Kann ggf. auch mein Haus-Gyn das Zyklusmonitoring übernehmen, falls der Fahrtweg weit ist oder ich das möchte?

Schließlich gibt es noch Extras die bei der Entscheidung für eine Praxis auch eine Rolle spielen können: Manche Praxen bieten begleitende Angebote wie Akupunktur? oder bestimmte Naturheilverfahren? an oder sind besonders gut auf endokrinologische (z.B. Schilddrüse) oder immunologische (Einnistungsstörungen) Sonderfälle eingerichtet. Inzwischen gibt es auch in vielen Praxis eine Kooperation mit psychosozialen Beratern. Man sollte ruhig danach fragen, wenn man mitten in der Behandlung das Gefühl hat, dass einem alles über den Kopf wächst.

Nicht zuletzt kann man im Forum nach Erfahrungen mit speziellen Kinderwunschzentren fragen.

Mit freundlcher Genehimigung von unserem Partnerforum Wunschkinder.net und der Autorin Julisonne