inhibin (an doc!)

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xenia
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inhibin (an doc!)

Beitrag von xenia »

lieber doc!

mein partner leidet unter azoospermie. die ursache liegt auf dem Y-chromosom (deletion c). unser androloge und der genetiker sagten uns, dass die chancen bei einer hodenbiopsie 50:50 seien, samenzellen zu finden. nun sagte aber mein kiwu-gynäkologe, als er die blutwerte sah, dass wir auf die TESE verzichten können, da der INHIBINwert bei "6" liegt; also viel zu tief.
wer hat recht? was ist inhibin?

1000 dank!

xenia
Andreas Krisp
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Beiträge: 55
Registriert: 15 Okt 2002 19:52

Beitrag von Andreas Krisp »

Hallo,

Anfrage zum Thema Sertoli-cell-only-Syndrom (SCOS)

Bekannt ist, das sogenannte DAZ-Deletionen, die Y-chromosomal vererbt werden mit einer Störung der Samenzellbildung einhergehen können. Der positive Vorhersagewert für die Deletion allgemein ist zwar gering, beträgt jedoch z.B. für den AZFa-Lokus nahezu 100%.

Hormonelle Parameter können zusätzliche Hinweise auf eine produktive Störung der Samenzellbildung geben. Zumindest bei extrem erhöhten Spiegeln von FSH scheint eine Hodenbiopsie überflüssig. Es gibt jedoch durchaus auch Fälle des SCOS, bei denen das FSH normwertig ist...

Ein weiterer Parameter, der einen guten positiven Vorhersagewert betrifft ist Inhibin B, ein Funktionsparameter der Sertoli-Zelle des Hodens (also der sog. Ammenzellen, die die Samenzellen während ihrer Entwicklung umscheiden). Eine exakte Aussage über die Samenzellbildung läßt sich aber, zusammenfassend gesagt, selbst bei Kombination der Parameter FSH und Inhibin B nicht geben.

Bei fokalen Formen des SCOS ist in einigen Fällen eine Testikuläre Spermienextraktion (TESE) geglückt. Aus diesem Grund neigt man grundsätzlich eher dazu eine Hodenbiopsie zu empfehlen. Ich denke, Sie sollten das Für und Wider kritisch mit Ihren behandelnden Ärzten diskutieren und aus diesen Gesprächen Ihr weiteres Vorgehen ableiten (ich möchte Ihnen, wie in anderen Postings erwähnt, per Forum keine Therapiehinweise geben, da ich die Untersuchungsbefunde nur fragmentarisch kenne). Wie Sie aus meinen Ausführungen bemerken, gibt es durchaus für beide Meinungen ihrer behandelnden Ärzte schlüssige Argumente.

Es sollte an dieser Stelle aber auch darauf hingewiesen werden, daß die Diagnose eines totalen SCOS nicht zwangsläufig einen unerfüllbaren Kinderwunsch zur Folge haben muß. Als Stichworte seien hier nur die mögliche Fremdinsemination und eine Adoption genannt.

Viele Grüße aus Marburg
A. Krisp
Dr. med. Andreas Krisp
Klinik für Andrologie und Venerologie
Philipps-Universität Marburg
http://www.med.uni-marburg.de/d-einrich ... dermandro/
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