Rebella: Ja leider sagt er nur seine persönliche Meinung. Die finde ich für einen Theologen aber schon sehr beachtlich. Viele (zumindest bei denen, die öffentlich auftreten) schaffen es leider nicht, eine so differenzierte Meinung zu formulieren. Ich finde auch in erster Linie, die von mir zitierte Passage sehr wichtig. Diese Selbsterkenntnis der großen Religionen würde mir ja schon vollkommen reichen. Sie brauchen sich nicht für IVF, ICSI, PID & CO aussprechen. Sie sollen sich aber einfach aus Belangen heraushalten, die die gesamte Gesellschaft betreffen. Ich möchte mich keinen Gesetzen unterwerfen müssen, die nicht auf den Grundlagen von Menschenrechten, sondern auf theologischen Grundlagen beruhen. Für sich genommen, können die religiösen Gemeinschaften gerne eigene Regeln aufstellen. Aber in der Gesetzgebung eines säkularen Staates haben DÜRFEN sie einfach kein Mitspracherecht haben.
cruzeiro:
Ich bin auch evangelisch (noch jedenfalls) und beschäftige mich schon seit Jahren immer wieder mit einem Kirchenaustritt. Es ist nicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich von dieser Kirche mißverstanden und im Stich gelassen fühlen. Darum hat mich die Position zur IVF ganz besonders interessiert. Und ich muss sagen, dass sie mich noch deutlich mehr enttäuscht, als es die katholische Kirche tut. Der Vatikan bezieht ganz klar Stellung. Von der EKD hingegen bekommt man nur so ein Wischi-Waschi-Geschaffel zu hören. Auf der eine Seite lehnen sie die IVF zwar nicht grundsätzlich ab, aber raten betroffenen Paaren dann doch eher von ab.
Letztendlich hat mich aber ihr massives Einknicken beim Thema "PID" nun in meinem Beschluss bestätigt: Ich werden nun austreten! (mein Kind hätte ich ohnehin nicht taufen lassen, weil ich die Religionsfreiheit für ein wichtiges Grundrecht halten, das ich meinem Kind nicht nehmen möchte)
Auch, wenn die EKD sich nicht konkret gegen die IVF ausspricht, hätte sie mir doch eher von dem Kind in meinem Bauch "abgeraten" und das verursacht für mich einen großen Gewissenskonflikt. Ich kann keiner Gemeinschaft angehören, die mir von der Zeugung meines Kind "abgeraten" hätte.
Bisher habe ich immer auf einen Austritt verzichtet, weil ich auch sehe, dass die EKD in unserem Viertel sehr gute Arbeit im sozialen Bereich leistet und ich das gerne mit meinen Steuergeldern unterstützt habe.
Aber nun geht es nicht mehr nur um mich, sondern um mein Kind! Und da wäre mir eine klare Position wichtig gewesen. Das werde ich auch doch EKD mitteilen, damit sie auch weiß, warum sie ein Mitglied verliert.
So unterschiedlich können die Einschätzungen sein
