@spaghetti:
bis 40 hat man wahrhaftig genug Zeit Kinder zu bekommen! Zum größten Teil sind die Leute doch selbst schuld wenn ihnen mit 36 dann mal einfällt: "Oh, ich sollte vielleicht mal loslegen und Kinder kriegen". Ja hallo?? Wieso fällt einem sowas nicht schon mit 25 ein??
Ich muss sagen ich bin gelinde gesagt schockiert über eine solche Aussage. Von irgendwelchen unwissenden Personen aus der Gesellschaft ist man ja so etwas gewöhnt. Aber solche Sätze in einem Kinderwunschforum zu lesen? Von jemandem der selber betroffen ist? Oder habe ich den Ironie-tag übersehen?
Nehmen wir mal deine gewählten Voraussetzungen: Mit 25 beschließen Kinder zu bekommen. Der Einfachheit halber nehme ich jetzt mal an, Beide sind gleichalt, obwohl es ja hauptsächlich auf das Alter der Frau ankommt...
Ein Paar beschließt mit 25 Kinder zu bekommen.
Sie "üben" fleißig, aber nach zwei Jahren hat sich leider noch kein Nachwuchs eingestellt.
Inzwischen sind sie 27.
Bei Erwähnung des Kinderwunsches im Bekanntenkreis wird die "Ursache" schnell klar:
Bekannter 1: Na da solltet ihr mit Rauchen aufhören und euch gesünder ernähren
Bekannter 2: Ein bisschen abnehmen, dann klappt das auch
Bekannter 3: Nicht so heiß baden, nicht mehr in die Sauna gehen und luftigere Kleidung tragen (Er)
Bekannter 4: Zu viel Streß - macht mal Urlaub
Unser Paar befolgt die Tipps, aber auch dann klappt es leider immer noch nicht. (Inzwischen werden die Kommentare "Wann wollt ihr eigentlich Kinder bekommen" bzw. "Warum adoptiert ihr nicht einfach" immer mehr)
Inzwischen sind sie 28.
Also spricht die Frau mit ihrem Gyn, dieser empfiehlt Temperaturmessung und Geschlechtsverkehr nach Plan. Da die Chancen hier wie bei "Normalos" bei 30 Prozent liegen, macht unser Paar (inzwischen mit Clearblue Monitor o.ä.) ein Jahr weiter. Da weiterhin nichts passiert, überweist der Gyn die Frau an eine Kinderwunsch-Praxis.
Inzwischen sind sie 29.
Das Paar ist schockiert. Sie sind noch nicht mal 30. Und die einfachste Sache der Welt funktioniert bei ihnen einfach nicht? Nach weiteren Versuchen mit alternativen Sachen (Storchenschnabeltee, Vitamine, ein weiterer langer Urlaub) und langen Gesprächen, in denen sie beschließen das ihnen Kinder wichtig genug sind um diesen Schritt zu gehen, wenden sie sich an eine KiWu-Praxis.
Inzwischen sind sie 31.
Die Ärzte untersuchen beide und finden erst mal keine Ursache. Durch Zyklusmonitoring etc. ist wieder ein Vierteljahr vergangen. Und da anscheinend irgendetwas nicht funktioniert, bekommt die Frau Hormongaben und wird während des Zykluses weiter überwacht. Ein halbes Jahr vergeht und weiterhin bleibt der Erfolg aus. Um die Chancen zu erhöhen greifen die Ärzte (da GVnP schon durch ist) zur IUI. Mehrere Versuche vergehen, es passiert nichts und die Ärzte beschließen auf IVF zurückzugreifen.
Inzwischen sind sie 33.
Damit die Krankenkasse sich beteiligt wird dem Paar spätestens jetzt empfohlen zu heiraten. Nach längeren Gesprächen, beschließen die Zwei sich "zu trauen" und bereiten die Hochzeit vor. Es ist viel zu organisieren. Aber endlich ist der große Tag da, unser Paar heiratet -
Inzwischen sind sie 34.
Danach wird flugs der Antrag bei der KK gestellt, diese nimmt sich auch "nur" ein halbes Jahr Zeit, aber endlich ist es soweit, sie können loslegen. Die Hormongaben sind zwar belastend, aber sie ziehen es durch. Beim zweiten Versuch ein Lichtblick: sie ist ss. Leider verliert sie das Kind in der 8.SSW. Nach Wochen der Trauer wagt das paar die letzten zwei Versuch (einer nachgenehmigt) aber sie haben kein Glück. Da sie sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen können, werden weitere Untersuchungen gemacht, die Genetik abgeklärt etc. Der Entschluss ICSI fällt. (Seit der Hochzeit haben sich übrigens die Fragen nach Nachwuchs stark vermehrt, was den Stress noch erhöht)
Inzwischen sind sie 36.
Nach vier ICSIs mit zwei FG in der 7.SSW ist unser Paar immer noch kinderlos. Einen Versuch müsste die KK noch zahlen.
ABER -
unser Paar ist inzwischen 40 und viel zu alt zum Kinder kriegen. Das hätten sie sich vielleicht etwas früher überlegen können... Ach ja - die Altersgrenze für Adoption hat unser Paar damit ja ebenfalls erreicht...
Unrealistisch?
Werf irgendwo noch ein halbes Jahr Pause wegen einer Myom-OP ein.
Oder wegen einer Eileiter-SS.
Oder einer (späteren) FG (+ individueller Trauerphase)
Oder wegen Immunologischer Behandlung.
Oder weil das Paar Geld für die Behandlung zusammensparen muss.
Oder weil der Körper der Frau eine Pause braucht von den Hormongaben.
Oder wegen Überstimulation
Oder, oder, oder.
Und selbst wenn es zwischendurch klappt - was ist mit Geschwistern?
Du wirst hier im Forum genug Leute finden, die bereits seit Jahren in Behandlung sind.
@all: Sorry für meinen langen Roman, aber das musste ich jetzt mal loswerden.
LG
flederjule
@spaghetti: P.S.:
Ich habe meinen jetzigen Mann mit 30 kennengelernt. Nach (zum Glück) nur einem halben Jahr sind wir in eine KiWu-Praxis gegangen. Ein Vierteljahr später haben wir geheiratet und nun, nach "nur" zwei Jahren Behandlung inkl. drei FG, einer ELSS und einer Myom-OP haben wir das große Glück unsere Zwillinge im Arm halten zu dürfen. Inzwischen bin ich 33 1/2. ABER unsere Familienplanung ist noch nicht abgeschlossen. Eigentlich träumen wir davon einmal mindestens fünf Kinder zu haben. Mal abgesehen von der unwahrscheinlichen Option das nächste Mal Drillinge zu bekommen, kannst du dir jetzt selber ausrechnen, wie alt ich wohl beim letzten Kind sein werde...