Würden Sie eine befruchtete Eizelle adoptieren?

rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich kann die erwähnte Diskussion nicht verlinken, weil sie im geschützten Forum Heterologe Insemination entstanden ist. Wir haben dort gelegentlich auch Mütter von gespendeten Embryonen, weil sie anfang über die HI nachgedacht haben, diese oft auch eine Weile erfolglos praktiziert und dann eben zur Embryonenspende übergegangen sind.

Wir hatten jetzt das erste Mal eine Interessentin für unser Forum, die gern ihre übrigen Embryonen spenden möchte. Wir haben darüber abgestimmt, ob sie im Forum sein darf (es wurde dagegen abgestimmt) und es ist dadurch diese Diskussion aufgekommen.

Vielleicht ist es ganz gut, wenn hier eine eigene Diskussion entsteht, ohne dass ich allzu viel über die dortige Diskussion schreibe. Was mich derzeit jedoch am Meisten daraus bewegt, ist

(1) die Ansicht, dass es für ein Kind leichter sein soll, zu erfahren, dass es aus einer Eizelle eine Spenderin und dem Samen eines Spenders entstanden ist, die sich nicht kennen und die extra für die Eltern ausgewählt wurden, obwohl es doch so viele "übrige" Embryonen gibt. Dies soll nach Ansicht vieler Paare, die eine Embryonenspende annehmen, jedenfalls für das Kind leichter sein als zu erfahren, dass man ein "übriger" Embryo aus einer IVF/ ICSI war. Diesen Gedanken kann ich nicht teilen und mich bewegen da ähnliche Gedanken wie Mondschaf. Ich denke dabei auch an die Meldungen, die vor Jahren schon durch die Medien gingen, die eben gerade das, dass ein Embryo von einer ausgewählten fremden Spenderin und einem ausgewählten fremden Spender an ein Paar bzw. eine Frau übertragen wird, als Schreckensszenario dargestellt haben. Sie haben das Ganze dann immer noch mit der Leihmutter überspitzt und über den Embryo mit 3 Müttern geschrieben. Ich habe dann immer darauf geschrieben, dass das doch Quatsch ist, das hätten wir angesichts der vielen übrigen Embryonen doch gar nicht nötig. - Ich denke dabei auch an mancherlei Aussage von erwachsenen Samenspenderkindern, die teilweise geäußert haben, ein Problem damit zu haben, nicht das Ergebnis körperlicher Liebe ihrer Eltern zu sein. Das waren zugegeben spät aufgeklärte "Kinder", bei denen ja auch der Vertrauensbruch vorlag und die nicht unbedingt vergleichbar sind mit früh aufgeklärten. Jedoch, wenn die das so äußern, wie muss es dann erst sein, das oben beschriebene "Ergebnis" zu sein. Das ist ja noch mal eine Steigerungsform. Im Vergleich zu den Kindern aus der herkömmlichen IVF/ ICSI, die ja immerhin von zwei sich liebenden Menschen abstammen, aus großer Sehnsucht nach einem Kind entstanden sind, dann aber nicht mehr übertragen werden konnten, weil entweder schon der Kinderwunsch erfüllt war oder aber medizinische Gründe vorlagen, dass man nicht mehr ausgetragen werden konnte (auch das gibt es ja). - Jedenfalls kann doch die Meinung, was für das Kind besser ist, nur eine subjektive Meinung sein und von Niemandem heute so recht gewusst werden, weil diese Kinder alle noch zu jung sind, um dazu befragt zu werden.

(2) bin ich gerade schockiert angesichts der derzeitigen Kosten der Embryonenspende in Tschechien. Man kann dort mit besagter Auswahl nach Aussage von einer Frau, die das ja so erlebt hat, bei einem Versuch mit Kosten unter 2.000 € wegkommen, bekommt für den 2. Versuch noch einen Rabatt und den 3. Versuch fast kostenlos. Es werden Erfolgsraten pro Versuch zwischen 60 und 70% versprochen, die möglicherweise realistisch sind, weil ja nur hochfertile Spender ausgewählt werden. Die Betreffenden wollen auch gerade deshalb diese ausgewählten Spender, weil sie damit deutlich höhere Erfolgschancen haben. Und vermutlich wegen dieser guten Erfolgschancen bietet auch kaum eine Klinik gespendete "übrige" Embryonen an. - Und angesichts dieser vergleichsweise geringen Kosten mit hoher Erfolgsgarantie entscheiden sich immer mehr Paare eben auch für diese Variante. Was aus Sicht der Paare verständlich ist. - Aber was ist das für eine Entwicklung? Mal davon abgesehen, dass selbstverständlich auch keinerlei Spenderdaten für die Kinder aufgehoben werden. ...
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich danke dir herzlich für deinen Erfahrungsbericht, Milopatas.

Ich möchte ausdrücklich sagen, dass sich hier keine Embryonenspendeeltern von mir verletzt fühlen sollen. Ich respektiere eure Entscheidung voll. Ich kann sie nachvollziehen. Ich war auch mal ungewollt kinderlos und ich habe meine Kinder aus IVF mit Spendersamen. Ich möchte hier nur über die Sache diskutieren und freue mich auch über einen Austausch mit euch.
Liebe Grüße, Rebella
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo,

hmm, aus sicht der 'herkömmlichen' adoption möchte ich noch ein paar gedanken beisteuern. im gegensatz zu den überzähligen embryonen, die alle das ergebnis eines kinderwunsches sind und nur nicht mehr ausgetragen werden wollen bzw. dürfen, können bei adoptivkindern unterschiedlichste gründe für die freigabe zur adoption bestehen.

von 'das kind ist eigentlich gewünscht, aber die eltern sind aus welchen gründen auch immer nicht in der lage, es aufzuziehen' bis zu kindern als resultat von vergewaltigung oder sexuellem missbrauch ist hier alles drin.
es gibt also wirklich in manchen 'fällen' große herausforderungen in sachen aufklärung zu bestehen. denn wie erkläre ich einem kind, dass es das ergebnis sexuellen missbrauchs ist, ohne mich zu 100% über den vergewaltiger zu empören, weil das ja immerhin seine gene sind, denen das kind ja auch irgendwie trotz allem vertrauen sollte? im interesse des kindes muss man das einerseits ablehnen, andererseits darf man ihm nicht vermitteln, dass es von verbrechern abstammt - eine gratwanderung, die ich für kaum möglich halte, zumal einen selbst bei solchen themen ja auch starke emotionen überkommen.
aus diesem grund wird ja aber auch im bewerbungsverfahren mit den adoptiveltern in spe geklärt, was sie sich zutrauen und was nicht.

da stelle ich mir die aufklärung für einen menschen, der aus einem aus einem kinderwunsch begründeten, übriggebliebenen embryo entstanden ist, vergleichsweise harmlos vor. :?:

ich überleg mir grad, wie es für mich wär, wenn ich nun quasi das ergebnis einer 'zucht' wäre. mit dieser bezeichnung will ich niemanden verletzen. wenn samen und eizellen von zwei leuten, die sich nie gesehen haben aufgrund der wünsche der eltern zusammengeführt wenrden, hat es für mich ganz persönlich etwas davon. :?: :?: sicher empfinden manche das anders, ich sage nicht, dass es so ist, sondern dass es meine empfindung ist.
instinktiv fänd ich die vorstellung ziemlich befremdlich, technologisch irgendwie.
vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mich zu wenig damit beschäftigt habe. mit solchen gedanken muss man sich ja auch irgendwie anfreunden, das muss wachsen.

macc:
Wie sieht denn da die Aufklärung/ Vorbereitung bei einer Embryo-Spende aus? Gibts das?
hmm, zur embryonenspende hatten wir mal ein beratunggespräch. das fand aber auf unseren wunsch hin statt und war gut (wenngleich wir uns, auch aufgrund des gesprächs, dagegen entschieden haben). in sachen eizellen-spende war ich ziemlich entsetzt, wie schnell ich dahingeschickt werden sollte, so nach dem motto 'ich geb ihnen da mal eine adresse...'.
auch damit möchte ich keinen verletzen, ich bin bestimmt keine gegnerin der eizellenspende, aber etwas mehr beratung um das drumherum, was bedeutet das langfristig für das kind? für Mich? halte ich schon für erforderlich. u.a. damit den kidnern und eltern die schockierten erfahrungen der spät-aufgeklärten aus der adoption, wo es früher üblich war, das thema zu verheimlichen , oder die enttäuschung des DI-kindes erspart bleiben.

rebella:
Mal davon abgesehen, dass selbstverständlich auch keinerlei Spenderdaten für die Kinder aufgehoben werden. ...
hmm, als ergebnis unseres gesprächs - und der doc hat umfassende juristische erfahrungen zur HI - glaub ich das nicht. er ging davon aus, dass man mindestens innerhalb der EU aufgrund des rechtes um kenntnis der genetischen herkunft spenderdaten prinzipiell erklagen kann. wenn die praxen nicht völlig naiv sind, werden sie daher die daten aufheben?

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Mondschaf,

Länder, die an das Transplantationsgesetz gebunden sind, müssten das im Prinzip. Ob das aber in Ländern wie Tschechien wirklich getan wird, da würde ich überhaupt nicht drauf vertrauen. Und ob dann die Daten herausgegeben werden, darauf würde ich schon gar nicht vertrauen. Interessant würde ich es mal finden, wenn hier Embryonenspendeeltern was dazu schreiben, was ihnen zu dem Thema gesagt wurde.

Zu der Sache, was ein Kind vertragen kann und wie es zu schaffen ist, ihm das beizubringen, gebe ich dir völlig Recht, dass es ungleich leichter sein muss, zu wissen, dass man aus einer Embryonenspende stammt als z.B. aus einer Vergewaltigung. Andererseits ist es auch richtig, dass jeder immer nur das tun sollte, was er sich auch zutraut. Wurden aber alle Embryonenspendeeltern vor ihrer Entscheidung überhaupt hinreichend psychologisch betreut, um das wirklich herauszufinden? Ist es überhaupt unter den Psychologen schon klar, was für ein Kind leichter zu verdauen ist?

Das Hauptproblem ist doch hier (mal wieder), dass die Betreffenden mit diesen Fragen allein gelassen werden. Einmal werden sie mit dem finanziellen Problem allein gelassen, so dass sich einige, die sich mit Recht vor Kosten in Höhe von 10.000 € und mehr für eine letztlich erfolgreiche Serie von ICSI´s fürchten, lieber die kombinierte Eizell- und Samenspende für realistischere 2.000 - 4.000 € wählen. Die zweite Falle ist, dass ja wohl selbst psychologische Beratungsgespräche im Hinblick auf Eizell- und Embryonenspende in Deutschland verfolgt werden können (wir hatten das vor einigen Wochen weiter unten in einem Artikel, den ich in diesem Ordner verlinkt habe). Also: Keine hinreichende Reflektion der möglichen psychologischen Tragweite und eine Entscheidung aus dem Bauch, was man wohl eher verkraften kann.

Das dritte Problem ist dann wohl auch die Angebotssituation. Denn echte Embryonenspenden werden nach meinem derzeitigen Stand des Wissens kaum angeboten. (Bitte, wer was Gegenteiliges dazu sagen kann, ich freue mich über derlei Aussagen.) Also, von der Sache her könnte man doch eine echte Embryonenspende sogar schon für wenige 100 Euro, nämlich für die eigene Stimulation, den Transfer und vielleicht eine Vermittlungsgebühr, erhalten. Das jedoch gibt es vermutlich kaum. Nach den Aussagen im anderen Forum jedenfalls werden in Tschechien fast nur kombinierte Eizell- und Samenspenden angeboten, die ja immerhin für Deutsche recht günstig sind, den Kliniken aber womöglich (meine eigene Spekulation) immer noch bessere Erträge bringen bzw. auf alle Fälle die besseren Erfolgsraten.

Für diesen Preis jedoch werden zu Hunderten (oder sogar Tausenden?) tschechische Eizellspenderinnen rekrutiert, die kaum eine Aufwandsentschädigung erhalten. Alles aus reiner Liebe zum Menschen. Und nicht etwa für Frauen, die generell mit eigenen Eizellen nicht schwanger werden können und Wert darauf legen, dass ihr Kind wenigstens die Gene ihres Mannes trägt, sondern damit das Wunschkind der Empfänger für diese bezahlbar bleibt, weil keine echten Embryonenspenden praktiziert werden und weil die Empfänger mangels psychischer Beratung glauben, sich eine echte Embryonenspende nicht zutrauen zu können. :-(
Liebe Grüße, Rebella
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Katharinchen
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Beitrag von Katharinchen »

Die wenigsten Frauen bzw. Paare greifen auf EZSp oder Embryonenspende
zurück, weil sie die Kosten für eine unbekannte Anzahl eigener ICSIs fürchten.

Die kombinierte Eizell- und Samenspende ist nicht unter 5000,- Euro
zu bekommen. Alleine eine EZSp kostet schon 4500,- bis 5000,-. Und für das
Geld kann man auch eine ICSI hier in D machen, daher greift Dein Argument nicht.
Die Chancen liegen auch nicht bei 100 %, daher muss man auch bei einer Spende
mit zwei bis drei Behandlungen rechnen, was dann auch 10.000 bis 15.000,- Euro
kostet.

Die meisten Frauen, die ich im Forum kennen gelernt habe, haben bereits
mehrere ICSIs hinter sich, die erfolglos waren oder mit FGs geendet haben.
Da sind bereits tausende von Euros geflossen und das finanzielle Polster
erheblich geschrumpft.
Im Laufe dieser eigenen Behandlungen sind sie immer älter geworden, und
die Chance auf eine SS ist stark gesunken. Die meisten Frauen, die sich für
EZSp oder Embryonenspende entscheiden, haben die 40 längst überschritten
und nur noch eine geringe bis gar keine Chance auf eine SS.
Von den jüngeren Frauen haben viele aufgrund medizinischer Ursachen wie z.B.
vorzeitige Wechseljahre, gar keine Chance mehr, ein genetisch eigenes Kind zu
bekommen. Es ist unfair, gerade diesen Frauen an den Kopf zu werfen, sie
würden sich vor den Kosten für eigene ICSIs scheuen. So pauschal kommt
dieses Argument bei mir an.

In den tschechischen Kliniken werden die zukünftigen Eltern ganz deutlich
darüber informiert, dass eine Herausgabe der Daten nicht möglich ist.
Niemand trifft die Entscheidung, eine anonyme Spende zu machen, ohne
sich über die Konsequenzen einer späteren Aufklärung Gedanken zu machen.
Und diejenigen, die damit nicht klar kommen, machen ihre Behandlung in
Finnland.

Was ist daran so schlimm, dass Frauen in Tschechien zwei Wochen lang
stimuliert werden und sich dann sechs bis zehn EZ entnehmen lassen,
wofür sie 600,- bis 800,- Euro bekommen. Ich finde diesen Betrag
angemessen für zwei Wochen Aufwand. Ich habe selbst sieben eigene
ICSIs gemacht, bei denen ich mindestens dreimal soviel Hormone gespritzt
habe, um wenigstens am Ende zwei Embryonen zum TF zu haben.
Alleine die Kosten dafür lagen pro ICSI bei ca. 2500,- Euro.
Soviel wird für die Stimulation der Spenderinnen sicher nicht aufgewendet,
um die Kosten-Nutzen-Rechnung in der Waage zu halten.
Daher bin ich davon überzeugt, dass die gesundheitlichen Risiken der
Spenderinnen nicht so bedrohlich sind, wie das gerne behauptet wird.

Übrigens ist Tschechien ein sehr modernes Land mit einer ganz klar
strukturierten Gesetzgebung, an die die Kliniken sich auch halten.
"In Ländern wie Tschechien ...." das kommt rüber, als wäre es ein
Entwicklungsland, in dem nur arme Menschen leben, die auf unsere
Almosen angewiesen sind. Und es suggeriert, dass dort rechtliche
Zustände wie im Mittelalter herrschen würden. Ohne Formulare, Unterschriften,
Bluttest und Personalausweis läuft da gar nichts. Fehlt nur eine Unterschrift,
wird die Behandlung nicht gemacht. Daher bin ich überzeugt davon, dass
dort die Patientenakten und Spenderdaten tatsächlich nach gesetzlichen
Vorgaben behandelt werden und die Aufbewahrungsfristen eingehalten werden.

Mal ehrlich: ich finde es anmaßend, dass Ihr Euer Urteil über dieses Thema
fällt, ohne umfassende Informationen zu haben.

Und ja, ich stehe dazu, dass ich ein Kind ohne jegliche Vorgeschichte wollte.
Ich wollte kein Kind, das übrig geblieben ist. Dass das hier als "Zucht" verurteilt
wird, erstickt jegliche sachliche Diskussion im Keim, denn Eure Meinung steht
fest, und Euer Urteil über uns ist gefällt.

Es ist ein Segen für die Kinderwunschpaare, dass es viele Wege gibt, den
Kinderwunsch zu erfüllen, aber es ist traurig, dass sie nicht unkommentiert
und wertfrei nebeneinander existieren können, sondern sich jede Partei
für die selbst gewählte Methode ereifert und die anderen Wege herabwürdigt.
Schade.
Viele liebe Grüße von
Katharinchen
---------------------------------------

Kinderwunsch seit 1999
1. Behandlung Juli ´07: negativ
.
.
.
.
.
.
8. Behandlung November ´09: positiv, MA bei 8+2 :cry:
.
10. Behandlung August ´10: negativ
1. Kryo-Behandlung Oktober ´10: P O S I T I V
Geburt bei 38+3
2. Kryo-Behandlung Oktober ´12: negativ
11. Behandlung März ´13: negativ
Abschied vom Wunsch nach einem Geschwisterchen.
Es ist gut so, wie es ist.


Bild


Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. (Václav Havel, * 05.10.1936; † 18.12.2011)
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Katharinchen,

ich möchte gern einiges richtig stellen, wo ich glaube, dass du mich falsch verstanden hast. Ich habe nämlich mit allen Paaren Mitgefühl und Verständnis, die eine Embryospende annehmen. Hätten mich die Umstände dorthin gebracht, hätte ich das ganz genauso gemacht. Ich mache mir hier nur Gedanken um die gesellschaftliche Entwicklung, deren Opfer einige von euch vielleicht sind oder werden.

Du schreibst: "Die kombinierte Eizell- und Samenspende ist nicht unter 5000,- Euro
zu bekommen."

Warum schreiben dann 2 Frauen im anderen Forum übereinstimmend, dass man z.B. bei GENNET für einen Embryo 700€ (2 Embryonem = 1.400 €) bezahlt und darin schon sämtliche Kosten für die Untersuchungen und Behandlungen enthalten sind? Nur Medikamente kommen noch extra, wovon man ja in dem Fall nicht so viele braucht. Wenn man nach 2 Zyklen bei GENNET nicht schwanger wird, bekommt man sogar noch einen 3. Zyklus kostenlos. Das heißt, man kommt unter 2.000 € für einen Versuch weg, mit vielleicht 3.000 € - 3.500 € für 2 Versuche oder auch für 3. Auch einige andere tschechische Kliniken haben ähnlich gute Angebote. Wenn du magst, schicke ich dir die Liste.


Zitat: "Die meisten Frauen, die ich im Forum kennen gelernt habe, haben bereits mehrere ICSIs hinter sich, die erfolglos waren oder mit FGs geendet haben. Da sind bereits tausende von Euros geflossen und das finanzielle Polster erheblich geschrumpft.
Im Laufe dieser eigenen Behandlungen sind sie immer älter geworden, und die Chance auf eine SS ist stark gesunken. Die meisten Frauen, die sich für EZSp oder Embryonenspende entscheiden, haben die 40 längst überschritten und nur noch eine geringe bis gar keine Chance auf eine SS. ..."

Dass das in vielen Fällen so ist, habe ich nicht in Frage gestellt. Und dass man dann zur Embryospende wechselt, auch nicht. Ich verstehe es nur nicht recht, dass es eine kombinierte Eizell- und Samenspende unbedingt sein muss.

Ich habe auch niemandem etwas an den Kopf geworfen und niemandem gesagt, er würde sich vor bestimmten Kosten scheuen. Ich weiß nur allzu gut, dass das eigene Budget begrenzt ist und dass man ja gezwungen ist, eine bezahlbare Variante zu fahren. Das ist kein Vorwurf, das ist einfach so.


Zitat: "Niemand trifft die Entscheidung, eine anonyme Spende zu machen, ohne
sich über die Konsequenzen einer späteren Aufklärung Gedanken zu machen."

Aus meiner Erfshrung aus dem Forum Heterologe Insemination weiß ich, dass sich gewiss viele Menschen Gedanken machen, dass die Tragweite und das Bewusstsein für mögliche Konsequenzen für das Kind aber noch recht wenig verbreitet ist. Ich unterstelle einfach, dass das bei den Embryonenspendeeltern ganz ähnlich ist. Alle wollen nur das Beste für ihr Kind - ganz unbenommen. Aber Viele glauben heute immer noch, das Beste wäre, das Kind erfährt überhaupt nichts davon. - Was dann werden kann, damit habe ich mich sehr eingehend beschäftigt. Siehe z.B. auch www.spenderkinder.de .


Zitat: "Und diejenigen, die damit nicht klar kommen, machen ihre Behandlung in Finnland."

Ich weiß bisher nichts über die Behandlungsbedingungen in Finnland. Magst du darüber etwas schreiben?

Zitat: "Was ist daran so schlimm, dass Frauen in Tschechien zwei Wochen lang stimuliert werden und sich dann sechs bis zehn EZ entnehmen lassen, wofür sie 600,- bis 800,- Euro bekommen. Ich finde diesen Betrag angemessen für zwei Wochen Aufwand. Ich habe selbst sieben eigene ICSIs gemacht, bei denen ich mindestens dreimal soviel Hormone gespritzt habe, um wenigstens am Ende zwei Embryonen zum TF zu haben."

Du hast die Hormone für dich selbst genommen. Wenn man das aber für andere Menschen tut, ist es schon etwas anders zu bewerten. Ich bin ja nicht gegen die Eizellspende. Ich möchte schon, dass es diese weiterhin für die nötigen Fälle gibt. Ich würde sie nur nicht so gern als Massenangebot sehen wollen. Mit einem gewissen Risiko ist das letztlich doch immer verbunden. Es kann auch psychische Konsequenzen haben. Sehr traurig z.B. für die Spenderin, wenn sie später selbst keine Kinder bekommt. Man kann Vieles machen, aber wir selbst stellen doch unser Handeln auch immer ins Verhältnis zu dem möglichen Nutzen. - Wissen denn die Spenderinnen (und Spender) überhaupt, dass aus ihren Gameten keine reine Eizell- oder Samenspende wird, sondern eine Kombination aus beidem?


Zitat: "Übrigens ist Tschechien ein sehr modernes Land mit einer ganz klar strukturierten Gesetzgebung, an die die Kliniken sich auch halten. "In Ländern wie Tschechien ...." das kommt rüber, als wäre es ein Entwicklungsland, in dem nur arme Menschen leben, die auf unsere
Almosen angewiesen sind. ..."

Sorry, vielleicht habe ich mich hier dumm ausgedrückt. Ich wollte damit nur darauf abzielen, dass in Tschechien eben doch so einiges möglich ist, was bei uns nicht geht. Ich habe auch gelesen, dass man dort durchaus nett und freundlich ist und die Paare sich gut aufgehoben fühlen. Das will ich gar nicht in Frage stellen. Die Tatsache aber allein, dass die Daten nicht herausgegeben werden sollen, zeigt doch, dass zumindest da irgendwas nicht stimmt.


Zitat: "Mal ehrlich: ich finde es anmaßend, dass Ihr Euer Urteil über dieses Thema fällt, ohne umfassende Informationen zu haben."

Ich habe noch kein abschließendes Urteil. Ich bin doch gerade noch auf Informationsbeschaffung und diskutiere das hier.


Zitat: "Und ja, ich stehe dazu, dass ich ein Kind ohne jegliche Vorgeschichte wollte. Ich wollte kein Kind, das übrig geblieben ist."

Jeder darf und sollte auch zu seinem Weg stehen. Schon deshalb, weil man ja mit seiner Geschichte mit seinen Kindern zusammen alt wird. Darf ich dich trotzdem fragen, ob du dir dazu mal eine professionelle psychologische Beratung geholt hast? Was wurde dir da gesagt? Mich interessiert das nämlich gerade, was wohl die Familientherapeuten dazu sagen.
Liebe Grüße, Rebella
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free
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Beitrag von free »

liebe rebella,700 euro für einen embryo und 1400 euro für zwei embryonen bei gennet,das ist der preis für gespendete kryokonservierte embryos.das was katharinchen beschreibt ,ist der preis für einen kompletten ivf- zyklus mit gespendeten eizellen +gespendete spermien(4900 euro+150 euro) ich werde dieses mal dieses programm wählen(ivf-zyklus mit gespendeten eizellen+gespendete spermien).ich habe lange gebraucht um mich dieser komplettspende innerlich anzunähern und es geht auch nur,weil die spenderin ,nach meinem frühabort anfang des jahres, sich bereit erklärt hat,noch einmal zu spenden. die gespendete spermien sollen einen dritten frühabort verhindern.gespendete kryokonservierte embryonen würde ich nicht wählen in tschechien,da ich kaum angaben zu merkmalen der spender erhalte.da beschränkt sich das auf alter+blutgruppe und das ist mir zu wenig.über unsere spenderin weiß ich die augenfarbe,grösse,interessen,studium,hobby,lieblingsfarbe,lieblingsbuch und sie lacht gerne(freu mich).diese angaben und ein tagebuch und videoaufzeichnungen mit der fahrt nach prag(tipp einer forumsteilnehmerin)sollen die aufklärung dann erleichtern.aber so richtig glücklich bin ich nicht mit dieser entscheidung.innere konflikte bleiben.ich weiß,die meisten merkmale(wie grösse,gewicht,intelligenz und persönlichkeitsfaktoren)werden durch mehrere gene determiniert,also es bleibt eine "persönlichkeitsspende" und somit eine adoption,auch wenn ich das kind 9 monate austrage.eine offene spende wäre da schon entlastend für beide seiten.und es quält mich unserer spenderin nicht danken zu können,denn ich bin ihr unendlich dankbar für diese spende.was mich aber optimistisch stimmt und somit auch zur entscheidungsfindung dieser komplettspende geführt hat,ist das wissen,dass dieser schwere weg ,mit seinen höhen und tiefen und die unaufhörliche liebe ,dieses kind selbstbewusst und optimistisch machen wird.
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Katharinchen
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Beitrag von Katharinchen »

Hallo Rebella,

Eine gute Psychotherapeutin begleitet ihre Klientin auf ihrem Weg und
unterstützt sie beim Abwägen der vielen Faktoren, bis sich eine Entscheidung
herauskristallisiert, die für die Klientin richtig ist. Und wenn das
Embryonenspende ist, dann ist es eben so. Die Meinung der Therapeutin ist
nachrangig. Meine Therapeutin fand die EZSp irgendwie befremdlich, aber sie
hat verstanden, dass das der richtige Weg für mich war, daher hat sie mich
darin bestärkt. Eine Therapeutin, die ihre Meinung in den Vordergrund ihrer
Arbeit stellt und der Klientin ihr Vorhaben ausreden will, weil sie selbst ein
Problem damit hat, arbeitet unprofessionell. Nur wenn sie Zweifel bei der
Klientin spürt, ist es ihre Aufgabe, da weiter zu forschen.

Familientherapeuten arbeiten oft nach dem systemischen Ansatz, mit dem
man bestehende Strukturen abbilden und bearbeiten kann. Was irgendwann
mal in der Pubertät des Kindes sein wird, kann man mit dem systemischen
Ansatz nicht vorwegnehmen. Wenn das System gut funktioniert und sich
alle Personen an dem Platz befinden, an dem sie sich "richtig" fühlen,
dann gibt es nichts zu therapieren. Für mich persönlich gehört dazu, dass
auch die Spender einen Platz im System haben, in welcher Form auch immer.
Ganz ignorieren kann man die Tatsache, dass weitere Menschen im
Zeugungsprozess eingebunden waren, nicht für die Ewigkeit. Verdrängen
klappt nicht, aber verschweigen muss auch kein Problem sein, wenn die
Eltern es für sich geklärt haben. Auch hier ist es sehr individuell, was für
die einzelnen Familien richtig ist.

Daher kann ich mit der Frage, was ethischer oder weniger ethisch ist, nichts
anfangen. Das ist im Grunde der gleiche Ansatz, den die Kirche vertritt, und
der ist bevormundend und erstickt neue Entwicklungen im Keim. Gesellschaft
lebt von Entwicklung und Fortkommen. Neues und Unbekanntes hat schon
immer die Menschen in Angst und Panik versetzt, aber diejenigen, die sich
geöffnet haben, sind oft die Gewinner dieser Entwicklung. Ich sehe mich nicht
als Opfer sondern als Gewinner dieser Entwicklung.

Es weiß sowieso niemand, wie die Kinder in der Pubertät drauf sind. Es gibt
heute so viele Jugendliche, die auf Abwege geraten und Identitätskrisen
haben, und von denen sind sicher die wenigsten aus einer EZSp oder
Embryonenspende entstanden. Es muss also noch viele andere Einflüsse
geben, die das Leben eines Pubertierenden aus der Bahn werfen können
als die Umstände seiner Zeugung. Eine gestörte Identitätsfindung auf eine
EZSp oder Embryonenspende zurückzuführen ist monokausal und hilft
den Kindern nicht. Wenn das Kind genügend Halt und Geborgenheit in
seiner Familie hat und mit Problemen nicht alleine gelassen wird, dann
hat es eine gute Chance, auftretende Zweifel und Unsicherheiten gut zu
verarbeiten und mit der Tatsache klar zu kommen, dass seine Gene einen
fremden Ursprung haben.

Die Diskussion über Aufklärung oder nicht keimt immer wieder mal im
EZSp-Bereich auf, weil Unsicherheiten bestehen. Es ist nicht so, dass die
Entscheidung dafür auf die leichte Schulter genommen wird und über die
späteren Konsequenzen nicht nachgedacht wird. Aber es kann auch richtig
sein, die Kinder nicht aufzuklären, wenn das der richtige Weg ist für die
jeweilige Familie. Es gibt sicher viele Familien, die ein Geheimnis hüten
und es auch mit ins Grab nehmen. Das war schon immer so und wird
immer so sein. Was richtig ist, kann man nur für sich selbst entscheiden.

Die EZSp in Finnland ist nicht anonym wie in Tschechien. Die Kinder können
nach dem 18. Geburtstag die Identität der Spenderin erfahren.

In Tschechien ist einiges möglich, was hier nicht möglich ist, weil hier ein
strengeres Embryonenschutzgesetz gilt. Aber ganz ohne Gesetze und Regeln
geht es auch dort nicht. Es dürfen z.B. nur Behandlungen bis zum 49.
Geburtstag der Empfängerin durchgeführt werden. In anderen Ländern
werden auch darüber hinaus noch Behandlungen gemacht.

Woher die gespendeten Kryo-Embryonen stammen, weiß ich nicht, ich glaube aber,
dass ein Teil aus abgebrochenen Zyklen stammen, in denen die Empfängerinnen
abgesprungen sind, oder dass sie aus überzähligen EZ stammen, wenn mehr als
10 EZ bei der Spenderin gewonnen werden konnten. Das ist aber nur eine
Vermutung.

Ich glaube, die wenigsten Embryonen, die in Tschechien als Spende angeboten
werden, sind übrige Embryonen, die frei gegeben wurden. Wenn sie extra hergestellt
werden für die Empfänger, dann ist es vermutlich so, dass es extra Punktionen gibt,
bei denen die gewonnenen EZ der Spenderin mit Spenderspermien befruchtet
und eingefroren werden, um sie gezielt anbieten zu können. Mit sechs Embryonen aus
einer PU, die die Empfänger für je 700,- Euro bekommen, kann die Klinik dann über
4000,- Euro einnehmen, also soviel wie bei einer EZSp, bei der eine Spenderin und
ein Spender auf ein Empfängerehepaar kommt. Das Angebot richtet sich nach der
Nachfrage.

Wieviel Aufklärung hierbei geschieht, weiß ich nicht. Für mich wäre der Gedanke,
dass mein Kind noch ein paar Geschwister aus derselben Petrischale irgendwo
auf der Welt hat, die die gleiche Herkunft wie mein Kind haben, erst mal
gewöhnungsbedürftig.

Diese Embryonenspende unterscheidet sich daher von einer Spende tatsächlich
übrig gebliebener Embryonen, die aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr
von ihren Eltern abgeholt werden.

Vielleicht kann dazu noch jemand mit Erfahrung was schreiben. Ich habe mich
damit nicht beschäftigt und kenne mich daher nicht aus. Was ich oben geschrieben
habe sind Vermutungen, die für mich naheliegen.
Viele liebe Grüße von
Katharinchen
---------------------------------------

Kinderwunsch seit 1999
1. Behandlung Juli ´07: negativ
.
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8. Behandlung November ´09: positiv, MA bei 8+2 :cry:
.
10. Behandlung August ´10: negativ
1. Kryo-Behandlung Oktober ´10: P O S I T I V
Geburt bei 38+3
2. Kryo-Behandlung Oktober ´12: negativ
11. Behandlung März ´13: negativ
Abschied vom Wunsch nach einem Geschwisterchen.
Es ist gut so, wie es ist.


Bild


Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. (Václav Havel, * 05.10.1936; † 18.12.2011)
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Danke erstmal, Kathrinchen. Ich schreib noch was drauf, krieg es nur gerade nicht hin.
Liebe Grüße, Rebella
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo katharinchen,

schade, dass du meinen beitrag wohl nicht richtig gelesen hast. diese formulierung gebrauche ich ungern, oft zweifle ich durchaus daran, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe, sprich, das was ich meine, auch so geschrieben habe, dass kein spielraum für fehlinterpretationen bleibt. in diesem falle glaube ich aber, mich sehr präzise ausgedrückt zu haben. du kannst mich gerne korrigieren, wenn du nach einem gründlichen erneuten lesen meines posts immer noch der ansicht sein solltest, dass ich hier irgendwen verurteile. dann bitte ich dich aber um eine genaue info, welchem abschnitt meines posts du das entnommen hast.

duz bschreibst:
Dass das hier als "Zucht" verurteilt
wird, erstickt jegliche sachliche Diskussion im Keim, denn Eure Meinung steht
fest, und Euer Urteil über uns ist gefällt.
ich hatte geschrieben (wörtliches zitat)
ich überleg mir grad, wie es für mich wär, wenn ich nun quasi das ergebnis einer 'zucht' wäre. mit dieser bezeichnung will ich niemanden verletzen. wenn samen und eizellen von zwei leuten, die sich nie gesehen haben aufgrund der wünsche der eltern zusammengeführt wenrden, hat es für mich ganz persönlich etwas davon. sicher empfinden manche das anders, ich sage nicht, dass es so ist, sondern dass es meine empfindung ist.
instinktiv fänd ich die vorstellung ziemlich befremdlich, technologisch irgendwie.
ich habe damit meine persönliche empfindung wiedergeben, dass es für mich so wäre. ich habe deutlich darauf hingewiesen,
ich sage nicht, dass es so ist, sondern dass es meine empfindung ist.
ich respektiere deinen wunsch nach einem sozusagen von (fremd)familiärer vorgeschichte möglichst wenig belastetem kind und halte diesen wunsch auch für legitim. bis zu einem gewissen grad kann ich das emotional sogar nachvollziehen, glaube ich.

genau aus dem grund möchten viele, eventuell sogar die mehrheit aller adoptiveltern, ja auch ein baby adoptieren und kein älteres kind.

gleichzeitig bitte ich dich, meine empfindungen zu respektieren.

ich habe ein recht, dass für mich so zu empfinden, wie ich es beschrieben habe. kein recht hätte ich, über die gefühle und wünsche anderer zu urteilen.

genau aus dem grund, dass hier je nach den werten, persönlicher veranlagung usw. ungewollt kinderloser sehr viele möglichkeiten denkbar - oder eben auch nicht denkbar - sind, entscheiden sich die menschen sehr unterschiedlich, wie wir alle hier wissen. man ein paar lehnt schon die assisierte befruchtung ab. dann gibt es paare, die diesen weg gehen und anschließend eizellenspende, HI oder embronenspende machen. andere können sich das auch nach reiflichem nachdenken überhaupt nicht vorstellen und entscheiden sich für adoption, wieder andere für pflege. andere bleiben lieber ganz kinderlos.

du schreibst:
Aber es kann auch richtig
sein, die Kinder nicht aufzuklären, wenn das der richtige Weg ist für die
jeweilige Familie. Es gibt sicher viele Familien, die ein Geheimnis hüten
und es auch mit ins Grab nehmen. Das war schon immer so und wird
immer so sein. Was richtig ist, kann man nur für sich selbst entscheiden.
hmm, ich stamme selbst aus einer (aus anderen gründen) ziemlich verkrachten familie und wollte an dieser stelle enfach risikominimierung beitreiben.
weil wenn es klappt, das geheimnis mit ins grab zu nehmen, ist ja (vielleicht) alles gut - systemische therapeuten würden vielleicht annehmen, dass sich das geheimnis doch irgendwie auf die familie auswirkt. vielleicht weil man es unbewusst eben doch irgendwie preisgibt, sei es, weil kommentare wie 'die tollen lockigen haare hast du von deiner oma' eben wegbleiben.
wie auch immer, für mich - und wieder für mich ganz persönlich - wär das risiko, dass das kind es doch irgendwie erfährt, zu groß - das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich ein plappermaul bin und dazu neige, zu sagen, was mir in den sinn kommt. ;-)

dazu gibt es wohl erfahrungen aus dem adoptionsumfeld. als ein grund, wieso viele ältere adoptionen gescheitert sind, wird heute gesehen, dass man die tatsache der adoption eben früher eher verschwiegen hat und die kinder wenn überhaupt sehr spät und nicht immer von den eltern, sondern oft zufällig, davon erfuhren.
leider fehlen dazu statisiken bzw. es ist auch sicher unredlich, komplexe situationen mit einem faktor begründen zu wollen. wenn eine adoption verheimlicht wurde, das kind es spät erfährt und anschließend sein vertrauen zu den adoptiveltern verliert, kann das sicher zu einem scheitern der adoption beitragen. andererseits gibt es auch leibliche kinder, die sich mit ihrer familie verkrachen. es kann also auch unzählig viele andere gründe geben.

dennoch halte ich die überlegung im prinzip für plausibel und denke, dass man solche erfahrungen auf verwandte fragestellungen übertragen und daraus lernen kann.
es kann einem paar (oder auch einem single) gerne überlassen bleiben, ob sie aufklären oder nicht, zwingen kann man da keinen.
es sollte aber im rahmen der behandlung das gespräch mit den eltern über das thema aufklärung und mögliche konsequenzen für die familie gesucht werden.
da habe ich eben durchaus erlebt, dass diese aufklärung nicht immer erfolgt.

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

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„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

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