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ICSI im Ausland + Krankmeldung wegen Psyche

Verfasst: 05 Dez 2013 09:22
von lavinia21
Guten Morgen,

schon längere Zeit bin ich fleißige Mitleserin und habe nun selbst eine Frage an das Forum.

Wie kommt ihr mir der psychischen Belastung, den Medikamenten und v.a. dem zeitlichen Aufwand klar?

Ich selbst bin Lehrerin (Verbeamtung auf Lebenszeit) und ich merke wie ich das alles nicht mehr schaffe. Ich muss um 7 Uhr in der Schule sein, habe keine Gleitzeit, der Stress wächst mit über den Kopf, ich vertrage die Medikamente so gar nicht und überhaupt stehe ich seit der FG völlig neben mir. Die KIWU-Klinik liegt 500 km weit weg und ist schon die nächst gelegene.

Da mein Mann der Alleinverursacher ist (GKV) und ich (PKV+Beihilfe) völlig gesund, werden keine Kosten übernommen. Daher der Schritt nach Tschechien, wo wir uns auch wesentlich besser beraten fühlen als hier in D.

Ich bin nun, aufgrund eines Nervenzusammenbruchs, seit 2 Wochen krank und werde bis Ende Jan. mind. krank sein - wie gesagt die Nerven spielen nicht mit, die Zeit und v.a. bin ich nach 1/2 Tablette Utrogest schon vom Stuhl gefallen.


Eine Antwort, wie ihr es schafft, wäre nett.


LG

Verfasst: 05 Dez 2013 10:03
von alinatina
Hallo Lavinia,

das hört scih ja alles nicht super an.
Ich denke das kommt einfach auf die Person selber an.

Ich arbeite z.B. als Bäckerin, fange nachts um drei Uhr an. (Für 3 Tage in der Woche a 8 Stunden). Nebenher bin ich noch Selbstständig mit einem Online-Shop.

Habe zwei pubertierende Kinder, vor einem Jahr ein Haus gebaut und jetzt im November eine Eizellenspende in Prag. Hier hatte ich eine Woche Urlaub bekommen, aber es wäre eh auf meine freien Tage gefallen.

Wie du siehst auch mir wirds nicht langweilig. Die Medikamente machen mir allerdings auch etwas zu schaffen. Habe Wassereinlagerungen bekommen :(.

So, nun bin ich schwanger und die Überlkeit hat mich fest im Griff.
Aber wie ich das alles hinbekomme? Hmmm ich bin schon immer ein ruhiger, ausgelichener Mensch.

Probiere doch mal die Tage des krankgeschrieben sein in Dich zu gehen. Was macht dich so fertig? Warum liegen Deine Nerven blank. Schreib dir das am besten mal auf.
Entspanne dich beim Lesen, allerdings kein Sachbuch, irgendeine nette Geschichte, die dich etwas ablenken lässt.
Vielleicht steigerst du dich zu sehr in den Kinderwunsch rein.

Ich wünsche dir jedenfalls, dass Du Deine Nerven stabiliesieren kannst. Ich denke das ist auch ganz wichtig für den Kinderwunsch. Probieren gelassen zu sein. Ich weiß, für mich ist das leicht reden, aber es gib auch Kurse wo man so etwas lernen kann.
VG

Verfasst: 05 Dez 2013 10:23
von lavinia21
Hallo,

vielen Dank für deine Antwort.

Zunächst einmal macht mich die Tatsache, dass es auf natürlich Weise nicht klappt, fertig. Mein Mann hat OAT III und seit März wird es immer schlimmer, so dass wir Angst haben, dass es bald nur noch mit TESE geht. Daher hat mich die FG auch so heruntergerissen, weil ich wusste, dass es nun nur durch eine ICSI gehen kann. Die Tatsache, dass wir finanziell alles alleine wuppen müssen (obwohl verheiratet, ich 31 und mein Mann 36 Jahre), kam dann noch dazu.

Des Weiteren ertrage ich momentan einfach keine anderen Menschen. Und als Lehrerin habe ich täglich lauter Pubertierende vor mir sitzen, die fragen. Meine Schüler sind 15-30 Jahre alt, d.h. die bekommen so einiges mit und fragen. Die Termine sind das Nächste. Wir sitzen für 1 Bsuch in CZ knapp 11 Stunden im Auto und wir müssen öfters hin, da ich eben keinerlei Medis vertrage und mein Mann eben derartige Probleme hat.

So lange ich alleine bin bzw. mit den Hunden, dem Pferd usw. ist alles ok. Aber meine Schüler...das ertrage ich gerade nicht.

LG

Verfasst: 05 Dez 2013 10:31
von Katharinchen
Hallo Lavinia,

Wie wäre es, wenn Du Deinen Wunschtermin in die Ferien legst. Dann kannst Du Dich
ganz entspannt auf die Behandlung vorbereiten und hast nicht den Druck, täglich Deine
Frau stehen zu müssen.

Wir haben Betriebsurlaub, da konnte ich schon ein Dreivierteljahr vorher einen Wunschtermin
angeben. Den Beginn der Behandlung kannst Du dann mit der Pille timen, indem Du sie
ein paar Tage länger oder kürzer nimmst und vier Tage vor Behandlungsbeginn absetzt.
Die Punktion ist dann ca. 14 Tage später, das ist der Termin, um den herum Du Dir ein
bis zwei Wochen Luft lassen kannst in den Ferien, wenn sich doch was verschieben sollte.

Die Reise zur Klinik kann auch mit dem Flugzeug verkürzt werden, wenn sie z.B. in Prag ist.
Das ist auch entspannender als mit dem Auto anzureisen. Ich bin auch schon mit dem Zug
bzw. Bus gefahren, die Verbindungen sind richtig gut, je nachdem wie abgelegen die Klinik ist.

Wegen Deinem Gefühl, dass Dir alles über den Kopf wächst, rate ich Dir, Dir eine
Psychotherapeutin zu suchen, bei der Du mal den ganzen Ballast abwerfen kannst, um
alles neu zu sortieren. Wenn Du "Kassenärztliche Vereinigung" und Dein Bundesland
googelst, kannst Du gezielt unter "Arztsuche" "Psychologische Psychotherapeuten"
suchen.

Außerdem wäre es sinnvoll, wenn Du mal Deine Schilddrüsenwerte kontrollieren lässt.
Wenn die durch die Hormonbelastungen durcheinander geraten ist, können auch
psychische Symptome auftreten, weil der Stoffwechsel zu schnell oder zu langsam
arbeitet und das Befinden beeinträchtigt ist.

Verfasst: 05 Dez 2013 10:59
von lavinia21
Hallo,

meine Werte sind top. Es ist alles völlig in Ordnung (das ist ja das Problem).

Mit dem Flugzeug wäre es fast genauso lang, da wir einfach Fahrzeiten haben. Mit dem Zug dauert es knapp 14-16 Stunden (wir wohnen bei Heidelberg).

Ich bin einfach ein nervliches Wrack. Die Ferien brauche ich zum Korrigieren, da ich an einer Beruflichen Schule arbeite und somit ständig Prüfungen sind. Die muss ich in den Ferien machen, da ich während der Schulzeit schon meine 700 Klassenarbeiten in der Sek II in D+E habe. Außerdem kippe ich bereits bei der Pille vom Stuhl. Ich vertrage nicht mal ne Aspirin.


Wie gesagt, meine SL ist verständnisvoll. Se weiß ja selbst, dass ich i.d.R. viele Aufgaben übernehme, es momentan aber einfach nicht funktioniert.

LG

Verfasst: 05 Dez 2013 18:18
von Mondschaf
hallo lavinia,

zu deiner persönlichen beruflichen belastung kann ich nichts sagen.

ers fällt mir nur auf, dass es berufsgruppen gibt, bei denen ich den eindruck habe, dass das klagen und der fokus auf den negativen seiten des berufes irgendwie mehr dazugehört als bei anderen. :?:

und andere haben - in meinen augen - objektiv ähnlichen stress, vielleicht keine pubertierenden, aber dafür vielleicht trotz 40 h woche nur knapp über hartz IV, permanente angst vor umstrukturierungen und kündigungen, unmögliche vorgesetzte usw. und da gehört das jammern trotzdem nicht so dazu. :?:
damit will ich das subjektiv empfundene leid nicht herunterspielen.
nur vielleicht kann man ja sein umfeld und dessen "kultur" ob tendenziell im berufsumfeld eher die probleme oder die positiven sachen wahrgenommen werden, etwas hinterfragen. :?:

abgesehen davon ist es mit dem kinderwunsch einfach objektiv belastend. ich fand es vor allem schlimm, weil ich nicht wusste, ob ich jahre meines lebens in den sand setze oder es am schluss zum ziel fühlt.

wg. medikamenten fällt mir nur ein, dass es ja auch die mini-ivf/icsi gibt. da werden im natürlichen zyklus eizellen entnommen, logischerweise nur eine oder wenige, aber damit könntest du weitestgehend auf die medikamente verzichten. vielleicht kannst du dich ja dazu mal erkundigen, wenn dein mann und nicht du der verursacher bist, wäre das ja vielleicht eine alternative. :?:
das reduziert allerdings euer problem mit den weiten wegen nicht...

du suchst dir ja bei auslandsbehandlungen im allgemeinen hier einen gyn der das betreut und fährst nur zu den wesentlichen terminen ins ausland. dachte ich jedenfalls. (habe keine erfehrung damit)
damit könntest du einen teil der weiten wege sparen.

du könntest ja auch temporär auf teilzeit gehen.

und nicht zuletzt gibt es ja auch paare, die sich - nicht zuletzt wegen des stresses - von vorneherein gegen kinderwunschbehandlungen entscheiden und einen anderen weg wie ado oder pflege gehen.

liebe grüße

mondschaf

Verfasst: 05 Dez 2013 18:37
von Zil
Hallo Lavinia,

kann Dich gut verstehen. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass Du klagst und die negativen Seiten Deines Berufes überbetonst. Es ist als Lehrerin halt einfach so, dass man Arzttermine eigentlich in die Ferien legen muss, was bei zyklusabhängigen Behandlungen halt blöd ist - oder man muss viele Fehltage in Kauf nehmen, was dann die Arbeit in der Klasse schwierig macht. Meistens hat man ja auch ein gewisses Verantwortungsbewusstsein gegenüber Schülern und Kollegen.

Wahrscheinlich ist es eher so, dass Du zuviel für die Schule machst. Das passiert vielen Lehrern, die noch nicht so lange dabei sind und die ein Riesenengagement haben. Burnout ist keine Ausrede von faulen Lehrern. Bei Dir klingt es danach, was bei der zusätzlichen psychischen Belastung kein Wunder ist. Vielleicht hilft die Ruhe der Krankschreibung jetzt.

Vielleicht ist auch Mini-ICSI eine Idee - in diesem einen Punkt stimme ich Mondschaf zu (das Lehrer-Bashing ist allerdings unschön und am Thema vorbei; leider meint jeder, der mal Schüler war, dass er sich zu Schule äußern kann). Oder Ihr erkundigt Euch doch nochmal in Deutschland nach Praxen mit Selbstzahlertarifen. Es kann doch nicht sein, dass es sooo teuer ist. Oder Ihr findet eine Praxis, die Dir auch ein Problem bescheinigt; dann müsste es mit der Kasse doch klappen. Wenn man ein bisschen sucht, findet man bei jeder Frau irgendetwas...

Alles Gute Dir!

Verfasst: 05 Dez 2013 18:39
von rebella67
Liebe Lavinia,

mir fällt auf, dass ihr extra deshalb nach Tschechien fahrt, weil ihr euch dort besser beraten fühlt. Bei solchen Pauschalaussagen werde ich immer stutzig. Es gibt doch hier und da Ärzte, die gut oder auch nicht so gut beraten. Auch in Heidelberg und näherer Umgebung.

Vielleicht könnt ihr das noch mal überprüfen, ob nicht dich ein etwas näherer Arzt infrage kommt. Oft hängen mit der Wahl Tschechien auch Vorurteile gegen deutsche Kinderwunschkliniken zusammen.

Das zumindest könnte euch einen großen Teil von euerm Streß nehmen.

Re: ICSI im Ausland + Krankmeldung wegen Psyche

Verfasst: 05 Dez 2013 19:04
von Katharina1972
lavinia21 hat geschrieben:Guten Morgen,


Da mein Mann der Alleinverursacher ist (GKV) und ich (PKV+Beihilfe) völlig gesund, werden keine Kosten übernommen. Daher der Schritt nach Tschechien, wo wir uns auch wesentlich besser beraten fühlen als hier in D.


LG
Hallo Lavinia,
ich meine ich hätte irgendwo gelesen, dass die Beihilfe einen Teil der Kosten wie die gesetzliche KV übernimmt, also unabhängig vom Verursacher. Weiß allerdings nicht, ob das auf jedes Bundesland zutrifft. Frag doch mal bei Deiner Beihilfestelle nach.
VG
Katharina

Verfasst: 05 Dez 2013 19:50
von Mondschaf
zil:
Lehrer-Bashing
ich habe diese meinung zu (manchen) lehrern NICHT, weil ich mal schüler war.

sondern weil ich freunde und bekannte in sehr vielen berufsgruppen habe und zudem spricht man ja mal mit leuten, mit denen man über ihren beruf zu tun hat. und weil ich dort tatsächlich einen sehr unterschiedlichen, teilweise berufsgruppenspezifischen umgang mit der arbeit bemerke, der mir schon etwas verallgemeinerbar erscheint.
z.b. habe ich mehrfach ärzte im kh bemitleidet, weil sie bereits eine sehr lange schicht hatten als ich kam. da kam durchwegs die antwort "ach, so schlimm ist das nicht, das geht hier ja noch, es gibt ärzte, die viel schlechtere arbeitsbedingungen hatten".
natürlich gibt es sicher ärzte, die jammern und ich kenne auch tolle lehrer, die - in meinen augen realistisch - die die vorteile und natürlich auch die - ebenfalls vorhandenen nachteile und spezifischen belastungen ihres berufes sehen.
Es ist als Lehrerin halt einfach so, dass man Arzttermine eigentlich in die Ferien legen muss, was bei zyklusabhängigen Behandlungen halt blöd ist - oder man muss viele Fehltage in Kauf nehmen, was dann die Arbeit in der Klasse schwierig macht.


hmm, manche arbeitnehmer arbeiten standardmässig von z.b. 9:00 - 18:00. da ist es mit den terminen mindestens ebenso schwierig...
es ging mir auch nicht um lehrer-bashing. sondern ich denke, dass die kultur der umgebung einen auch in den emotionen und den damit verbundenen belastungen beeinflussen kann.
es erscheint mir schon einleuchtend, dass mich eine arbeit in einem umfeld, in dem (fast) alle sich für sehr belastet halten einen stärker mitnimmt als eine arbeit in einem umfeld, wo die meisten eher froh sind, diesen job überhaupt gekriegt zu haben. :?:
ich wollte also keinen 'bashen' sondern nur eine überlegung anstellen, was eventuell zu einer positiveren sichtweise und damit positiveren emotionen führen kann. in sachen unerfülltem kinderwunsch ist es sehr schwer wenn nicht gar unmöglich, da was positives zu empfinden, aber wenn der beruf einen auch noch so runterzieht, ist es ja doppelt schwierig.

lg

mondschaf