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Experteneinschätzung zu MESA- und TESE- Material gefragt

Verfasst: 08 Sep 2014 11:20
von Else13
Sehr geehrte Frau Zeitler,

wie schätzen sie unsere Chancen ein, noch Erfolg durch eine ICSI zu haben? Wir müssen diesen Weg wegen obstruktiver Azoospermie (CBAVD mit zwei Mutationen auf dem CFTR-Gen) bei meinem Mann gehen. Wir haben kryokonservierte MESA- und TESE- Proben. Mit 35 hatte ich die erste Behandlung, mittlerweile bin ich 36.
Die Versuche verliefen wie folgt:

1. Versuch: 6 Eizellen, 4 reif, 1 befruchtet (Befruchtungsrate 25%)
2. V.: 3 Eizellen, 2 reif, 1 befruchtet (Befruchtungsrate 50%)
3. V: Eizellen, 4 reif, 3 befruchtet (Befruchtungsrate 75%!)
4. V: 13 Eizellen, 8 reif, 1 befruchtet (Befruchtungsrate 12,5%)
5. V: 13 Eizellen, 11 reif, 2 befruchtet (Befruchtungsrate 18%)

Die Eizellen hatten alle gute Qualität und die bisher insgesamt 8 Embryonen hatten A und B- Qualität und waren alle zeitgerecht entwickelt (Transfere immer an Tag 2 oder 3). Leider bisher keine Einnistung.

Die Ärzte schieben es auf die Spermien (auch die daraus entstandenen Embryonen wären nicht so gut), man spricht mich immer wieder auf die heterologe Variante an. Alle Untersuchungen bei mir ergaben keine Auffälligkeiten. Laut Biologen sind die Spermien-Proben für MESA und TESE gut, es wurden immer nur motile injiziert.

Wie sind ihre Erfahrungen mit MESA und TESE-Material? Brauchen wir einfach mehr Embryonen, um Erfolg zu haben? Ob ein Frisch- Versuch (zeitgleiche Nebenhodenpunktion) einen Vorteil bringen könnte? Genügend kryokonserviertes Material hätten wir noch…

Ich bedanke mich ganz herzlich für ihre Einschätzung im Voraus!

Else

Verfasst: 13 Sep 2014 11:07
von sonjazeitler
Hallo,

so wie Sie Ihre 5 ICSI-Zyklen beschreiben (auffällig niedrige Befruchtungsrate bei guter EZ-Qualität)
würde man die Einschränkungen eher bei der Spermienqualität vermuten. Es wäre interessant zu wissen, aus welcher Probe Spermien für die 3. ICSI verwendet wurden, da diese zu einem guten Befruchtungsergebnis führten (? MESA oder TESE, rechter oder linker Hoden?).
Etwas widersprüchlich sind die Aussagen zu der Embryonenqualität. Die Ärzte sagen, die Embryonen wären nicht so gut?? gewesen, das Labor sagt alle Embryonen A und B Qualität? Daher lässt es sich nicht beurteilen, in weit die Eigenschaften der EZ eine Rolle spielen.
Ein "Frisch"-Versuch mit Spermien die parallen zur EZ-Entnahme aus den Nebenhoden punktiert werden,
wäre durchaus eine gute Möglichkeit, um höhere Befruchtungsraten zu erzielen. Die Belastung der Spermien durch den Einfrier- und Auftauvorgang fiele weg und man hätte "neue" Spermien aus einem anderen Bereich.
Falls es keine Verbesserung gibt, wäre auch meine Empfehlung, die heterologe Variante in Betracht zu ziehen. (Wenn dann im IVF mit Spenderspermien die Befruchtung der EZ erwartungsgemäß stattfindet, kann ein EZ-Faktor nahezu ausgeschlossen werden.)

Alles Gute
Sonja Zeitler

Verfasst: 13 Sep 2014 18:25
von Else13
Liebe Frau Zeitler,

danke für Ihre Antwort! Zur Befruchtung der Eizellen wurde immer die Hälfte aus MESA, die andere Hälfte aus TESE genommen. Alle Proben stammen aus einem Eingriff am rechten Hoden. Meist war die Befruchtung ausgeglichen. Bei der Befruchtungsrate mit den 75% wurden in 2 Eizellen MESA-Spermien und in 2 Eizellen TESE-Spermien injiziert. Am nächsten Tag waren zwei EZ aus MESA-Spermien befruchtet und dann es gab noch ganz überraschend einen "Spätzünder" aus TESE (der hatte sogar A-Qualität, allerdings an Tag drei nur 6 Zellen, die anderen beiden B-Qualität und 8 Zellen).

Haben Sie Erfahrungswerte, welche Spermien (MESA/TESE) zu einer besseren Befruchtungsrate führen?

Unser Arzt meint, dass das Entwicklungspotenzial der aus TESE- Material entstandenen Embryonen nicht so gut wäre, unabhängig von der Qualität (Laut IVF- Biologen waren alle Eizellen gut und auch die Embryonen sahen ja alle gut aus).


Mit besten Grüßen,
Else

Verfasst: 20 Sep 2014 17:20
von sonjazeitler
Hallo,

für die Entscheidung aus welcher Probe die Spermien für die ICSI ausgewählt werden sollten, richtet man sich meist nach den Werten für Anzahl vorhandener Spermien und dem Anteil gut beweglicher Spermien.
Je günstiger die Werte(nach dem Auftauen !) sind, desto eher würde man diese Probe für die Fertilisierung verwenden.
Das Vorbereiten der Spermienproben und der Einfrier- und Auftauprozess beieinflusst die Qualität die Auftauqualität. In manchen Fällen überstehen TESE-Spermien die Prozedur besser, in anderen Fällen sind die MESA-Spermien besser geeignet. Sehr günstige Voraussetzungen werden mit Spermien aus frischen TESE/MESA-Proben geschaffen.

Wie gut sich die EZ nach der Befruchtung mit TESE/MESA-Spermien weiterentwickeln hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Bei einem Verschluss der Samenleiter ist die Entwicklung der Spermien vollständig abgeschlossen, sie haben ähnliche Eigenschaften wie Spermien aus dem Ejakulat. Die Befruchtungsraten und die Entwicklung der EZ sind ähnlich hoch wie bei dem Einsatz von Ejakulatspermien für ICSI.
Bei Bildungs/Reifestörungen der Spermien sind die Eigenschaften zur Befruchtung teilweise bis stark eingeschränkt, was auch eine eingeschränkte Embryoentwicklung nach sich ziehen kann.Die Entwicklunsraten sind meist niedriger, somit auch die SS-Raten.
Da das Entwicklungspotential der Embryonen erst am 4. oder 5. Kulturtag genauer beurteilt werden kann,
liefert die Aussage "gute Embryonen an Tag 2 oder 3" leider noch nicht viel Information darüber, ob die Embryonen das BC-Stadium erreichen können und dann zu einer SS werden können.

Falls sie einen weiteren Versuch mit "frischen Spermien" wagen werden, wünsche ich Ihnen ein hohe Befruchtungsrate und die Möglichkeit einer BC-Kultur, um einen optimalen ET zu erzielen.

Alles Gute

Sonja Zeitler