Reaktion auf Schwangerschaftsverkündung

Hier antwortet Frau Silke Schwekutsch von www.kindeshalb.de

Moderator: Kindeshalb

Gast

Beitrag von Gast »

Kann ich dir einen Tipp geben ? Du solltest mal eine kleine Auszeit nehmen. Ich denke das alles macht dich total fertig und du machst dir selber den totalen Stress :/
Ich selber gehe mittlerweile dem ganzen Stress aus dem Weg, denn das tut mir einfach nicht gut. Bei dir ist es sicherlich auch so.
Das letzte mal war ich im http://www.posthotel-rattenberg.de/top- ... tress-tage und es war einfach wunderbar. Habe mich sehr entspannen können und mal den Stress vergessen :)

Keine Ahnung ob du genauso drauf reagierst aber ich denke mal weg von dem ganzen tut dir gut.
Benutzeravatar
Kosmee
Rang1
Rang1
Beiträge: 368
Registriert: 06 Dez 2013 10:38

Beitrag von Kosmee »

Hallo Stex,
ein bisschen Ablenkung täte mir sicher gut, allerdings bin ich durch ständige Blutungen quasi an die Stadt und die Klinik gebunden. Reisen ist gerade vollkommen ausgeschlossen.
Außerdem nimmt man seine innerseelischen Sorgen ja auch mit - und da ich gerade keine andere Wahl habe als hier zu bleiben, finde ich es für mich gut, mich damit auseinanderzusetzen und mir im Zweifelsfall Hilfe zu suchen - wie hier oder bei Pro Familia.
Trotzdem danke für den Vorschlag!
Kosmee
gem. KiWu seit 2011: 2 Jahre natürlich + 1x Clomiphen + 2 IUIs + 3 ICSIs in DE + 1 EZS in FI + 1 EZS in CZ = April 2015: endlich schwanger
2. Jan. 2016: Geburt unseres Knödels + unerhörtes Glück: natürliche Schwangerschaft 2018
mein Blog: https://herzwuensche.wordpress.com
sonnenblume2012
Rang2
Rang2
Beiträge: 1115
Registriert: 04 Apr 2012 22:36

hallo

Beitrag von sonnenblume2012 »

Hallo Kosmee,

klingt ungewöhnlich, doch hole Dir den Newsletter von Hermann Scherer, der Verfasser von "Jenseits vom Mittelmaß".
http://www.hermannscherer.de/home/

Ich habe da schon jede Menge zündende Gedankenanstöße bekommen und kann jetzt mit den blöden Kommentaren von seltsamen Mitmenschen viel besser umgehen.

lg Sonnenblume
rebella67
Rang5
Rang5
Beiträge: 13586
Registriert: 10 Jan 2002 01:00

Beitrag von rebella67 »

Kosmee hat geschrieben:...
Jeder ist richtig. Ich auch. Eigentlich selbstverständlich. Und doch gibt es in meinem Leben immer wieder Situationen, in denen ich es nicht fühlen kann. Das sind die Momente, die wehtun, die Augenblicke, in denen jemand etwas zu mir sagt, das augenblicklich schmerzt, und einen Automatismus in mir auslöst, dem ich mich nur mit großer Mühe (und Zeit und Gesprächen) wieder entziehen kann.

....
Wenn sich mein Weg vom Durchschnitt oder auch nur von dem des Gegenübers unterscheidet, dann habe ich sofort Sorge “falsch” zu sein, in Ungnaden zu fallen, verachtet zu werden. Das geht blitzschnell – und schon will ich mich erklären, rechtfertigen, verstanden und mit meinen Entscheidungen okay gefunden werden. Obwohl das gar nicht vonnöten ist. Glücklicherweise. Das scheinen uralte Mechanismen zu sein, die aufgrund ihres Alters eine so große Macht haben. Dennoch ist es mir gelungen, mich – wieder mal – über sie zu wundern, sie anzusehen und mithilfe weiser Gesprächspartner für diesmal zu enttarnen.

Danke, liebe Kosmee. Das hast du wunderbar zusammengefasst. Das ist etwas, was mir auch so geht. In ganz anderen Situationen. Auf jeden Fall ist diese Aussage auch hilfreich für mich.
Liebe Grüße, Rebella
------------------------------------------
Benutzeravatar
Kosmee
Rang1
Rang1
Beiträge: 368
Registriert: 06 Dez 2013 10:38

Beitrag von Kosmee »

Liebe Sonnenblume,
danke für den Link. Bei so was ist man echt auf Empfehlung angewiesen, weil man schöne Links ja meist nur per Tipp oder per glücklichem Zufallsmausklick findet. Habe mich soeben für den Newsletter angemeldet und bin gespannt!

Liebe Rebella,
es freut mich total, dass dich meine Beschreibung anspricht. Da habe ich das Gefühl, wir sitzen im selben Boot oder paddeln zumindest auf dem gleichen, mitunter stürmischen See ;o). Dadurch wird der Weg für jede von uns zwar nicht leichter, aber wenn man sich im anderen ein Stückchen wieder erkennt, fühlt es sich doch irgendwie menschelnd an. Und so wichtig das Gehen des eigenen Weges ist, so wichtig ist auch das Menscheln.
Ich wünsche dir, dass du dich immer besser auf Arbeit einlebst, deinen eigenen Weg gehend und zu deiner Individualität stehend. Ich werde das auch weiter üben (und ab und zu mal auf die Nase fallen - das gehört wohl dazu).

Liebe Grüße, Kosmee
gem. KiWu seit 2011: 2 Jahre natürlich + 1x Clomiphen + 2 IUIs + 3 ICSIs in DE + 1 EZS in FI + 1 EZS in CZ = April 2015: endlich schwanger
2. Jan. 2016: Geburt unseres Knödels + unerhörtes Glück: natürliche Schwangerschaft 2018
mein Blog: https://herzwuensche.wordpress.com
Benutzeravatar
ajamue
Rang3
Rang3
Beiträge: 2712
Registriert: 15 Nov 2013 13:52

Beitrag von ajamue »

Kosmee hat geschrieben:...
Jeder ist richtig. Ich auch. Eigentlich selbstverständlich. Und doch gibt es in meinem Leben immer wieder Situationen, in denen ich es nicht fühlen kann. Das sind die Momente, die wehtun, die Augenblicke, in denen jemand etwas zu mir sagt, das augenblicklich schmerzt, und einen Automatismus in mir auslöst, dem ich mich nur mit großer Mühe (und Zeit und Gesprächen) wieder entziehen kann.
Danke dass du mich dran erinnerst! Damit tue ich mich auch mega schwer. Ich habe immer Gedanken wie "die denken bestimmt, warum will die ein Kind" oder ich habe das Gefühl dass ich anscheinend kein Recht auf ein Kind habe. Ich komme mir immer vor als müsste ich mich rechtfertigen .... das frisst an mir, obwohl ich weiß dass es Quatsch ist.
Liebe Grüße von Ajamue

Versuch Nr. 5 - 16. Oktober - wir sehen einen Herzschlag
18.Januar 20+2 - Baby hat 17,7 cm Kopfumfang, ist ca. 24 cm lang und wiegt ca. 325 Gramm
3.Februar 22+4 - Baby hat 20 cm Kopfumfang und wiegt 513gramm. und... ist ein Mädchen!!!
24. Februar 25×4 Babygirl hat 23cm KU und 730gramm
16. März 26,4 cm KU und 1100gramm
11. April 44cm lang und 1879gramm schwer ist die Mini Maus jetzt
22. April 2440gramm
4. Mai 2450gramm seltsam aber würde passen
19. Mai 2860gramm und alles gut
27. Mai ca. 3000gramm 32cm Kopfumfang und macht keine Anstalten, den Aufenthalt bald zu beenden
15.Juni 0:55 babygirl wird bei 41+4 geboren: 4120g, 54cm und alles dran

Bild
Bild
Bild
Benutzeravatar
Kosmee
Rang1
Rang1
Beiträge: 368
Registriert: 06 Dez 2013 10:38

Beitrag von Kosmee »

Liebe Ajamue,
leider kann man solche langjährig "alt-eingepflanzten" Gedankenautomatismen nicht von jetzt auf gleich ablegen, doch sich ihrer Unstimmigkeit klar zu werden (immer, immer wieder), das ist für mich schon mal ein richtig Mut machender Anfang. Ich freu mich riesig, dass ich mit meiner letzten Antwort noch mal Menschen erreichen konnte.

Ich weiß, dass du es tief in deinem Herzen auch weißt, dennoch will ich es noch mal betonen (denn mir hilft äußerer Rückenwind durchaus, wenn ich selbst ins Zweifeln komme): "Ajamue: Du hast das Recht auf deinen Kinderwunsch wie jeder andere Mensch auch!!!!" :knuddel:

Viele liebe Grüße, Kosmee
gem. KiWu seit 2011: 2 Jahre natürlich + 1x Clomiphen + 2 IUIs + 3 ICSIs in DE + 1 EZS in FI + 1 EZS in CZ = April 2015: endlich schwanger
2. Jan. 2016: Geburt unseres Knödels + unerhörtes Glück: natürliche Schwangerschaft 2018
mein Blog: https://herzwuensche.wordpress.com
Benutzeravatar
milhetmama
Rang3
Rang3
Beiträge: 4632
Registriert: 21 Apr 2012 15:53

Beitrag von milhetmama »

.....sorry das ich reinplatze...

Ich kann diese Leute zu 100% verstehen.
Auch bei mir kommen Sprüche, von wg Einzelkind, weil man sein leben leben will, Urlaub fahren will usw.
Auch wenn man weiß, ich will noch ein Kind, und bis jetzt hat es nicht geklappt.

Ich hoffe zwar noch, aber selbst glauben, dass diese traum noch wahr wird, geht ha auch nicht mehr.
Warum sollen die anderen mehr Hoffnung für mich haben, als ich selbst?

Wenn es doch noch klappt, bin ich die erste die sagt: daran habe ich ja nicht mehr geglaubt.

Wenn man mit den Sprüche kommt, packe ich aus vom feinsten.
Ich sage anfach: wenn meine Kinder nicht im Himmel wären, dann hätte ich jetzt 12!!! Aber ich habe außer einen alle verloren.

Die fragen mich nie nie wieder, und die wissen, dass ich nicht willkürlich keine Kinder mehr bekomme.....

Lg
Meine Wunschkinder:
Timea, 27.10.2008 (nach 8 Versuchen) ❤️
Edina, 25.09.2016 (ebenso nach 8 Versuchen) ❤️

BildMake a ticker
rebella67
Rang5
Rang5
Beiträge: 13586
Registriert: 10 Jan 2002 01:00

Beitrag von rebella67 »

@ Kosmee and Ajamue: :knuddel:
Liebe Grüße, Rebella
------------------------------------------
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Kosmee!

Ich glaube wir sind uns sehr ähnlich. Der Post von dir spricht mir aus der Seele, ich konnte es nur so nicht ausdrücken.

Sehr lange habe ich mich gefragt warum Kinderwunsch in der Öffentlichkeit so ein Tabuthema ist und auch wenn sich das in den letzten Jahren ein kleines bisschen geändert hat, niemand redet wirklich gerne darüber.

Unerfüllter Kinderwunsch hat für so viele immer noch etwas mit Versagen zu tun. Doch warum? Man kann ja schließlich nichts dafür dass der Körper "spinnt" und an jeder anderen Krankheit gibt man sich schließlich auch nicht die "Schuld".

Als ich gestern im Krankenhaus eine alte Lehrerin von mir getroffen habe und sie sah dass ich schwanger bin, war sie zwar sehr erfreut und flippte fast aus, dann meinte sie aber auch dass ich mir, im Vergleich zu meinen Klassenkameradinnen schon "recht viel Zeit gelassen habe".

Am liebsten hätte ich, wie im Style von Milhetmama (übrigens sehr gute Reaktion auf sowas. Glaub ich dass Leute dann nie wieder die Klappe aufmachen :) ) gesagt dass ich schon mit 19 Mutter geworden wäre, wenn es denn geklappt hätte und manche Menschen halt eben medizinische Hilfe zum Kinderkriegen benötigen. Hab's mir dann aber (leider) verkniffen.

Danach war ich irgendwie auch traurig und enttäuscht, machte mir sogar Vorwürfe und Schuldgefühle meiner Tochter gegenüber. Es kamen so Gedanken auf, dass ich früher einfach nicht hart genug für ein Kind gekämpft habe oder dass ich, explizit meine Tochter nach den fehlgeschlagenen ersten IUIs aufgegeben hatte.

Dann als ich den Thread hier gelesen habe fiel mir etwas auf.

Zumindest in unserem Kulturkreis bekommen alle Leute schon als Kinder eingehämmert "Jeder ist seines Glückes Schmied." Demnach lernt man, dass das Leben welches man lebt zu 100% selbst ausgesucht ist und alles im Leben eine "Wahl" darstellt. Deshalb darf man sich auch nicht beschweren wenn man damit nicht zufrieden ist oder gerne etwas anders machen würde oder gar andere für, z.B. ihre Kinder beneidet.

"Du musst ja nur Kinder bekommen, wenn du welche willst." Ist leider immer noch ein weit verbreiteter Irrglaube.
Bei manchen funktioniert das. Manche Leute können, selbst mit Ü40 entscheiden wann sie gerne ss werden möchten, wann das zu geboren werdende Kind Geburtstag haben soll, setzen die Pille ab und im ersten ÜZ klappt es dann auch. Leider weiß die Allgemeinheit so wenig über Reproduktion, dass das noch für viele die Standartposition ist.

Dass es aber Menschen gibt bei denen es auf natürlichem Wege nicht klappt und sogar welche bei denen es nicht mal mit den eigenen Keimzellen klappt passt ja nicht ins Weltbild der Wählbarkeit des maßgeschneiderten Lebens.

Wenn man nun sagt; Nein, ich habe mir nicht "lange Zeit gelassen" sondern es hat leider erst jetzt geklappt ABER wenigstens hat es überhaupt geklappt! Beginnt das Gegenüber unter Umständen mit blöden Diskussionen und unter Umständen kommt man sogar in Rechtfertigungsnot warum man es denn dann nicht hat sein lassen und einfach das Beste aus seinem kinderlosen Leben gemacht hat, um das einen ja so mancher "beneidet".

Das bringt sogar manche Betroffenen dazu zu lügen. Denn wenn man sich alles so wie es ist "ausgesucht" hat, ist man stark, selbstbewusst und nicht angreifbar. Man hat volle Kontrolle über sein Leben, seinen Körper, seine Psyche, und kommt mit jeglichen Schicksalsschlägen super zurecht.

Doch niemand würde sowas absurdes behaupten wenn man eine Person mit krankem oder behindertem Kind sieht. Keiner würde sagen "Sie haben sich also entschieden ein Kind mit Downsyndrom zu bekommen." Außer vielleicht im Bezug auf Abtreibung wegen Behinderung, was ja schon die obszönität dieser Einstellung auf den Punkt bringt.
Niemand würde aber sagen "Sie haben also für eine Krebserkrankung entschieden." Und ja, man kann Krebs nicht mit ungewollter Kinderlosigkeit vergleichen, das Beispiel soll lediglich zeigen dass wir von dieser "jeder ist seines Glückes Schmied" Einstellung weg müssen und aufhören uns dafür zu rechtfertigen warum dieses und jenes im Leben nun so gelaufen ist. Vor allem aber darf oder soll man sich auch deshalb keine Vorwürfe machen. Es gibt keine Kontrolle, nur eine Illusion der Kontrolle.
Antworten

Zurück zu „Fragen an die Pädagogin“