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Prednisolon oder sonstiges Cortison
Verfasst: 21 Aug 2015 10:09
von ajamue
Hallo Herr Dr. Peet
Ich hatte bei unserem letzten Versuch eine MA in der 8. Woche. Außer den Hormonen nahm ich nur ASS.
Bei den vorherigen negativen Versuchen nahm ich Prednisolon prophylaktisch, das ich bei positivem Test absetzen sollte.
Nun gab es im Forum eine Diskussion darüber, Cortison bis zur 12. Woche zu nehmen etc.
Nur warum hieß es dann Absetzen nach dem Test?
Ist es sinnvoll Cortison länger zu nehmen um eine Abstoßung o.ä. zu verhindern?
Verfasst: 23 Aug 2015 10:42
von Dr.Peet
Hallo,
es gibt in der Tat Untersuchungen, die bestätigen, dass eine Cortisongabe länger (also zB bis zur 12. SSW. ) erfolgen sollte.
Andere aber zeigen keinen pos. Einfluss auf die Schwangerschaftsrate, besonders, wenn es "einfach so" eingesetzt wird. Es ist ja auch haftungsrechtlich für den Arzt schwierig, Ihnen ein Medikament zu verschreiben, welches nicht vollkommen unbedenklich ist.
So aber Untersuchungen Autoantikörper zeigen, kann die Cortisonbehandlung durchaus pos. wirken. Die positive Wirkung bei Hashimoto und Rheumaantikörpern ist bekannt.
Für ineressierte-eine Studie auf englisch:
Boomsma CM, Macklon NS
Does glucocorticoid therapy in the peri-implantation period have an impact on IVF outcomes?
Curr Opin Obstet Gynecol. 2008 Jun;20(3):249-56.
aus Embryotox.de:
1. Trimenon: Eine Metaanalyse aller bisher veröffentlichten Studien ergibt eine Assoziation zwischen Glucocorticoiden und Spaltbildungen (Gaumenspalten mit oder ohne Lippenbeteiligung) bei nicht erhöhter Gesamtfehlbildungsrate. In mehreren neuen Untersuchungen wurde kein erhöhtes Risiko für Spaltbildungen nach Steroidmedikation im ersten Trimenon gesehen. Insgesamt ist ein leicht erhöhtes Risiko für Gaumenspalten nicht auszuschließen, wenn während der sensiblen Phase zwischen Schwangerschaftswoche acht und elf behandelt wird. Obwohl sich keine sichere Dosis angeben lässt, ist das individuelle Risiko bei 10 mg bis 15 mg/Tag extrem gering.
2.-3. Trimenon / Perinatal: In Abhängigkeit von Therapiedauer, Dosis und Indikation kann es bei Behandlung mit Prednisolon zur intrauterinen Wachstumsretardierung (IUGR), zur Frühgeburt sowie zur vorübergehenden Hypoglykämie, Hypotonie und Elektrolytstörungen beim Neugeborenen kommen. IUGR und geringes Geburtsgewicht können in einigen Fällen jedoch auch Folge der zugrunde liegenden mütterlichen Erkrankung sein. Eine neonatale NNR-Insuffizienz kann selten nach Dauertherapie im letzten Trimenon auftreten.
Empfehlungen zur Schwangerschaft
Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie: Eine indizierte systemische oder lokale Behandlung mit Prednisolon darf auch in der Schwangerschaft erfolgen. Wenn es therapeutisch möglich ist, sollte die Erhaltungsdosis zwischen Woche acht und elf möglichst 10 mg/Tag nicht überschreiten. Notfallbehandlungen und die Therapie einer akuten Krankheitsexazerbation unterliegen keinen Dosisbeschränkungen.
Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft: Bei einer selten erforderlichen, höher dosierten Behandlung über viele Wochen sollte das fetale Wachstum regelmäßig sonographisch überwacht werden. Dauert die Therapie bis zur Geburt, muss eine Nebenniereninsuffizienz des Neugeborenen bedacht und gegebenenfalls behandelt werden.
Besser erprobte Alternativen: Prednisolon und Prednison sind Mittel der Wahl aus der Gruppe der Glucocorticoide für eine systemische Behandlung während der Schwangerschaft.
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Peet
Verfasst: 24 Aug 2015 10:03
von ajamue
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!