Bitte um Beurteilung der Embryonen

Für fachliche Fragen an die Spezialistin Frau Zeitler

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Moderator: sonjazeitler

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Else13
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Bitte um Beurteilung der Embryonen

Beitrag von Else13 »

Liebe Frau Zeitler,

ich hatte gestern einen Tag 4 Transfer von 2 Embryonen. Der eine hatte 10 Zellen, der andere 12 (die beiden unteren im Bild, ohne den Embryo mit dem großen Blastomer oben). Eine Kompaktierung war noch nicht zu erkennen. Ist das ein sehr schlechtes Zeichen? Zudem sehen meine ungeschulten Augen einige Fragmentierungen!? Ich hatte schon manchmal an Tag 3 weiter entwickelte Embryonen (mit beginnender Kompaktierung), das verunsichert mich sehr. Wie beurteilen sie die Embryonen? Haben sie eine Chance? Für die Befruchtung der Eizellen wurden Kryo-MESA-Spermien aufgetaut (mein Mann hat normale Hormonwerte, "nur" eine obstruktive Azoospermie). Ist die verzögerge Entwicklung ein Zeichen, dass die Spermien nicht so richtig mitwirken? Die Befruchtungsraten sind grundsätzlich nicht gut.

Obwohl mir geraten wurde, auch den Dritten zu transferieren, habe ich mich dagegen entschieden. Er hat ein Blastomer, dass sich schon gleich am Anfang nicht mehr geteilt hat. Was hat das zu bedeuten? Habe mal gelesen, dass schlechte Embryonen auch einen negativen Einfluss auf die anderen haben können.

Danke für ihre Einschätzung!

Update: der dritte Embryo mit dem großen Blastomer hat sich wie erwartet nicht weiterentwickelt.
Dateianhänge
Embryonen_Tag4.jpg
- Diagnose obstruktive Azoospermie im März 2013 (CBAVD mit zwei Mutationen auf dem CFTR- Gen)
- MESA und TESE- OP bei Prof. Schwarzer in München: 12x MESA, 12x TESE- Proben
- 1. ICSI im April 2013: negativ, dann Diagnose Hashimoto
- Insgesamt 11 gute Embryonen (Versuche 1-6) haben sich alle nicht eingenistet
Dann im Dez. 2014: NK-Zellaktivität, TH1/TH2-Ratio und NK-Anteil im Endometrium deutlich erhöht. Behandlung in der 7. ICSI mit Intralipid, Cortison und Granocyte.

- ICSI Nr. 7 trotz 3 guter Embryonen wieder ohne Einnistung. Macht es überhaupt noch Sinn, weiter zu machen? Der Professor sagt ja, wir hätten mit ICSI Nr. 7 den allerersten realistischen Versuch gehabt....also nochmal von vorne, 2 Jahre und 6 ICSIs umsonst.
Nach Antibiotikakur NK-Aktivität im unteren Normbereich
- ICSI Nr. 8 auch nix
- ICSI Nr. 9 wieder negativ
- Eine NC-ICSI hat auch nicht geklappt.
NKa wieder deutlich angestiegen, die Bakterientheorie hat nicht gegriffen, doch autoimmuner Hintergrund. Ohne immunmodulierende Medis wird es nicht gehen...
- ICSI Nr. 11: Das erste Mal Blasto-Transfer....endlich schwanger, aber es ist ein MA wegen einer Trisomie 22 :cry:
- ICSI Nr. 12 negativ
- ICSI Nr. 13 negativ
- ICSI Nr. 14 auch keine Erfolgsgeschichte, nur noch TESE da
- nächster Transfer im ERA-optimierten HRT-Zyklus, Embryonen- Pooling läuft. Zusätzlich aktive Immunisierung.
- genug gepoolt: 3 exp. Blastos, eine frühere und drei vitrifizierte 2PNs: das reicht für drei Transfers :-)
Nach 16 ICSIs im Transfer Nr. 15 nochmal die große Chance: hCG an PU+16 429; PU+19 1465; 5+4: Fruchthöhle und Dottersack; 6+2: Herzschlag; ein Mädchen ...<a href="http://www.smilies.4-user.de"><img src="http://www.smilies.4-user.de/include/Ti ... er_313.gif" border="0" /></a>
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sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

zur Beurteilung der Embryoqualität werden hpts. 2 Kriterien herangezogen:
a) Der Verlauf der Entwicklung von Tag 1 bis Tag....
b) Der Entwicklungsstand an Tag ...


zu a)
In der täglichen Laborroutine wird der Entwickungsstand der Embryonen an jedem Tag dokumentiert.
So kann man erkennen, ob die Teilung gleichmäßig + konstant vorangeht oder Unregelmäßigkeiten auftreten.
Durch die Kultivierung in einem Inkubator mit timelapse-Kamera kann man noch genauer erkennen, ob die einzelnen Teilungsabschnitte ein gewisses Zeitfenster einhalten und ein Embryo ein gutes Entwicklungspotential hat.
Wenn die Entwicklung eines Embryo konstant, ohne lange Pausen voran geht und dann das BC-Stadium erreicht ist das in sich schon ein gutes Zeichen, selbst wenn dies verzögert verläuft und/oder erst an Tag 6 zu erkennen ist.

zu b)
Eine zeitgerechte Embryoentwicklung gibt für Tag 4 nach Pkt. 12-16 Zeller oder kompaktierte Zellen vor.

So liegt der eine Embryo im Rahmen, der zweite zeigt eine leicht verzögerte Entwicklung.
Beide Embryonen sind gleichmäßig, mit geringem Grad an Fragmentierung.
Der dritte Embryo hätte zwar nicht"gestört", hätte aber auch nicht zur Erhöhung der Chancen beitragen können.
d.h. die beiden Embryonen haben Chancen sich zu implantieren
aber
leider kann ich nach 8 erfolglose ICSI-Zyklen mit geringer Befruchtungsrate und eingeschränkter Entwicklungsrate nur dazu raten, für die weitere Planung der Behandlung Alternativen mit einzubeziehen. Möglicherweise kann so zwischen dem Einfluss der Spermienqualität und der Eigenschaften der EZ differenziert werden.

Alles Gute
Sonja Zeitler
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Else13
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Beitrag von Else13 »

Tausend Dank für ihre Einschätzung Frau Zeitler! Sie leisten hier unglaublich tolle Arbeit!

Es ist in unserem Fall so, dass die ersten 6 ICISs nach der Einschätzung eines Profs gar keine Chance auf eine Einnistung hatten, da meine Immunologie sehr auffällig war. Leider erst so spät erkannt, da man das Problem bei uns anfangs nur auf männlicher Seite gesehen hat. Die immunologischen Werte sind jetzt in Ordnung, somit stehen wir am Anfang realistischer Chancen und müssen jetzt mit der " normalen Statistik einer 37-jährigen" leben, wie es der Prof ausdrückt. Alternativen (Spenderspermien) haben wir trotzdem im Kopf.

Ich habe noch die Rückmeldung bekommen, dass von 9 reifen Eizellen wohl nur 4 richtig gut waren - ist das schon ein Zeichen, dass sich das Alter bemerkbar macht? Oder kommt das vor bei hoher Stimulation? Auch wenn die Befruchtungsraten nicht umwerfend sind, wurden die Embryonen (Tag 2 und Tag 3, jetzt erstmals Tag 4) bisher immer ganz gut bewertet (A und B und zeitgerecht). Von natürlichen bzw. leicht modifizierten Zyklen rät man mir ab, weil der Spermienfaktor zu dominant ist und eine gewisse Menge EZ notwendig ist.


Nochmals ein großes Dankeschön an sie!!
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