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Geschwister-ICSI negativ

Verfasst: 07 Dez 2015 21:46
von riese76
Hallo Frau Schwekutsch,
mein Mann und ich wissen seit 12/2012, dass wir nur per TESE/ICSI ein Kind zeugen können. Wir haben großes Glück gehabt, denn wir haben bereits einen tollen Sohn. Er ist nun 15 Monate alt. Nun war der Wunsch nach einem Geschwisterchen sehr groß. Wir wagten die ICSI und kassierten ein Negativ. Da ich bei den ersten zwei Versuchen immer schwanger war, war ich wirklich überfordert mit der Situation. Mich hat die Nachricht vollkommen aus den Schuhen gehauen. Ich war fast nicht mehr fähig für meinen Sohn da zu sein. Mich hat das sehr überrascht, dass mich das so fertig gemacht hat. Ich dachte mein kleiner Schatz lenkt mich ab und durch seine Anwesenheit wird es leichter. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe große Angst nicht mehr lebensfroh werden zu können. Obwohl ich es ja gut habe... Habe ein Kind, einen tollen Ehemann und wir sind alle gesund. Wir haben uns aus finanziellen und aus Altersgründen ein Limit gesetzt. Demnach hätten wir nur noch eine ICSI. Ach so, ich bin Low Responser und hatte nur drei Eizellen von denen nur eine befruchtetet wurde. Es macht mich traurig, dass ich auch noch so schlechte Voraussetzungen habe.
Wenn ich das hier so aufschreibe, dann fühle ich mich sehr undankbar.

Verfasst: 07 Dez 2015 22:38
von Kakoli
Liebe Riese
Klar können wir dankbar sein ein gesundes Kind zu haben. Aber liebe ist doch etwas was unbegrenzt zur Verfügung steht. Sobald man den Weg einmal einschlägt sich ein geschwisterchen zu wünschen schmerzt es wenn es nicht klappt. Ich denke eine icsi war schon etwas zu optimistisch gedacht, aber das heißt ja nicht dass man nicht traurig sein darf. Wie du siehst war mein geschwisterweg auch nicht so einfach aber ich bin so froh das nochmal erleben zu können
Ich kann dich total verstehen, mir ging es nach der zweiten icsi so. Das hat aber nichts mit Undankbarkeit zu tun!

:knuddel:

blauäugig

Verfasst: 08 Dez 2015 10:10
von riese76
Hallo kakoli,
danke für deine Antwort. Ja, du hast Recht, das war blauäugig zu glauben, dass wir noch einmal so ein unglaubliches Glück haben werden. Trotzdem habe ich fest daran geglaubt, bis zum Anruf und das hat mich so sehr aus den Socken gehauen. Ich denke sogar darüber nach mir professionelle Hilfe zu holen, weil meine Familie (also die Seite meiner Mutter) mir so viel Unverständnis entgegen bringt. Allerdings weiß ich nicht, wie meine Versicherung das sehen wird, wenn ich hier in Österreich regelmäßig etwas abrechne. Naja, mal sehen.
Wenn ich deinen Weg betrachte, dann weiß ich, was für eine starke Frau du bist. Ich weiß nicht, ob ich das durchgehalten hätte.
Heute geht es mir wieder ein kleines Stückchen besser. Vielleicht schleichen sich ja auch langsam, aber sicher die ganzen Hormone aus meinem Körper und meine Seele kann sich deshalb besser ausbalancieren. Ich habe mich richtig unaufgeräumt gefühlt. Aber natürlich spielt auch unsere seltsame Lebenssituation eine Rolle. Zwei Wohnsitze und die Reiserei kosten auch Kraft.
Insgesamt ordnet sich aber gerade alles. Riesenmann bekommt einen neuen Chef. Bald unterzeichnet er den Entsendungsvertrag, in dem auch der Rückzug geregelt ist. Vielleicht hilft das ja auch beim nächsten Versuch.
In deiner Signatur steht was von Eizellspende. Ich mache mir da auch schon Gedanken drüber. Vielleicht ist das dann auch unser Plan B. Wer weiß.

Verfasst: 08 Dez 2015 13:48
von Hasenfrau
Liebe Riese!
Es tut mir sehr leid, dass der Versuch mit einem Negativ endete - das ist schlimm, gerade wenn man - wie ich seinerzeit auch - fest daran glaubt dass es mit einem Geschwisterchen ganz leicht klappen wird.
Ich weiß nicht wie das in Ö geregelt ist, aber hier darf man mit Überweisung des Hausarztes bis zu (ich glaube) 5 Sitzungen bei einem Therapeuten in Anspruch nehmen. Oftmals reicht das schon aus um drn Blick auf die Dinge zu schärfen oder zu verändern. Ich habe nach dem 8. ET diese Hilfe in Anspruch genommen, und sonst wäre unser Mini wohl nicht da.
Das ist aber nichts das jetzt entschieden werden muss. Lass alles erstmal sacken und guck in einigen Tagen wie es dir geht.
Ich drück dich

Verfasst: 08 Dez 2015 16:56
von Kakoli
das traurige ist ja beim geschwisterversuch ist, dass man wenig verständig erntet
die noch kein kind haben, finden meist, dass es ein luxusproblem ist
und die anderen meinen, da man bereits ein kind hat und gerade weil man so einen schweren weg hatte, soll man froh sein, überhaupt eins zu haben

das durfte ich mir zumindest anhören

warum die bei denen es "so" klappt auch noch ein Anrecht auf ein 2. haben und ich nicht, habe ich nicht so recht verstanden

muss gerade unterbrechen, Hund will raus *mecker*

Verfasst: 08 Dez 2015 18:15
von Hasenfrau
Ja, da hast du Recht, Kakoli.
Mir stand aber auch ganz stark ein schlechtes Gewissen im Weg weil ich ein 2. Kind wollte aber Frauen kannte, die noch viel länger als ich für Nr. 1 versuchten. :-(
Und mit jedem Versuch tickt die biologische Uhr auch noch mal lauter.

Verfasst: 09 Dez 2015 21:00
von JanaT
Hallo, ich kann dich gut verstehen. Auch wir haben einen Sohn (3,5) Dank Icsi und Wünschen uns seid Dez. 2013 ein Geschwisterchen. Nach 5 erfolglosen icsis. Bin ich ziemlich am Ende. War auch schon bei einer Psychologin. Denken auch über EZ spende nach. Ich bin mir nur nicht sicher ob es richtig ist. Ich meine ein genetisches und ein ezspende Kind. Ich befürchte Aufklärung wäre falsch. Was meint ihr dazu?
Liebe Grüße Jana

Verfasst: 12 Dez 2015 22:27
von riese76
Vielen Dank für eure Gedanken. Ihr sprecht mir aus der Seele.
Mein Problem mit der psychologischen Unterstützung ist nicht eine zu finden, sondern sie in Deutschland abzurechnen. Ich bin in Deustchland mit erstem Wohnsitz gemeldet. Bin auch oft dort, aber gerade jetzt bin ich mal längere Zeit in Österreich. Da bin ich mir nicht sicher, wie die Versicherung das sieht, wenn ich wochenlang Rehnungen produziere und dann einreiche. Naja, aber das ist ein nebensächliches Problem.

Ich bin schon einen guten Schritt nach Vorne gekommen. Ich kann schon wieder an andere Dinge denken und mit meinem Sohn spielen. Darüber freue ich mich sehr. Ich habe mir, meinem Sohn und meinem Mann versprochen, dass wir auch eine glückliche Familie werden können, wenn unser Wunschkind nicht zu uns kommt. Ich habe das in einen Brief gefasst, den ich an unser Wunschkind geschrieben habe.

Liebes Wunschkind,
Du bist unser 2. Wunschkind und es wäre zu schön, wenn du zu uns finden könntest. Wir haben schon einen wunderbaren großen Bruder für dich. Er würde sich bestimmt sehr über ein Brüderchen oder Schwesterchen freuen. Er ist ein richtig lieber Kerl und deshalb glaube ich, wird er auch ein guter, großer Bruder sein.
Roland, dein Vater und ich haben uns immer schon Kinder gewünscht, aber wussten lange nicht, dass es für uns nicht so einfach sein würde, wie für andere Eltern. Trotzdem wollen wir nicht aufgeben. Die Chancen sind nicht sehr hoch, dass du noch zu uns finden wirst, denn wir werden nur noch eine ICSI versuchen. Es ist viel zu anstrengend für die ganze Familie und kostet wirklich viel Geld. Nicht, dass du uns das nicht Wert wärest, nein, das nicht, aber wir wollen trotz unseres Wunsches gute Eltern bleiben und das kann man auf Dauer nicht sein, wenn man immer nur von Kinderwunschbehandlung zu Kinderwunschbehandlung denkt.
Seit wir Johannes, deinen Bruder kennen, wissen wir gar nicht mehr, wie wir es so lange ohne ihn aushalten konnten. Es ist so schön ihn aufwachsen zu sehen, auch wenn es manchmal sehr anstrengend ist. Genauso, glaube ich, wird es sein, wenn du da bist. Wir wüssten nicht mehr, wie wir ohne dich sein könnten.
Leider können wir dich nicht einfach bestellen und du wirst uns geliefert. Wir müssen hoffen, dass du uns findest und auch zu uns willst. Wir wollen für dich gute Eltern sein. Wir wollen gerecht sein und dich genauso behandeln wie Johannes. Wir wollen mit dir spielen und mit dir in den Urlaub fahren. Du würdest unsere Familie komplett machen. Du wärest ein genauso großes Glück, wie Johannes es auch war und ist.
Solltest du nicht zu uns finden, so möchten wir dir alles Gute wünschen. Wir hoffen, dass du eine gute Familie findest und ein glückliches Leben führen wirst. Wir wollen versuchen für unsere Familie nicht zu sehr um dich zu trauern und auch ohne dich glücklich zu werden. Das wird nicht leicht werden, da unser Wunsch nach dir so groß ist, aber wir haben es Johannes versprochen, denn er hat Eltern verdient, die für ihn da sind und ihm Glück und Geborgenheit bieten.
So wollen wir in den nächsten Versuch starten, mit verhaltener Zuversicht und dem Blick nach Vorne in eine gute Zukunft.

Liebes Wunschkind, wir werden dich immer lieb haben.
Bis bald.
Deine Eltern

Verfasst: 13 Dez 2015 04:37
von JanaT
Hallo Riese, dein Brief spricht mir aus der Seele. Auch wenn wir gerade wegen unserem Sohn nicht aufgeben können. Er ist zu uns gekommen und wir sind vergleichsweise alt ( ich 40 / Papa 50) und ich kann den Gedanken nicht ertragen ihn eines Tages allein zu lassen. Dieser Gedanke macht mir das Herz so schwer. Auch ich ernte viel Unverständnis. Aber ich bin nicht undankbar im Gegenteil ! Das Leben ist so unfair. Lg

Geschwisterchen

Verfasst: 13 Dez 2015 12:22
von riese76
Liebe Jana, ihr seit ähnlich alt wie wir. Ich bin 39 und mein Mann im Januar 50. Allerdings werden wir nur noch diesen Versuch machen. Ich bewundere euch, dass ihr schon so viele Versuche gemacht habt und trotzdem noch weiter machen wollt. Ich bin jetzt schon ziemlich geschwächt. Du musst sehr stark sein, das bewundere ich.
Ich weiß nicht, ob es richtig ist, so früh aufzugeben, aber ich habe Angst, dass mein Sohn zu sehr leidet. [/quote]