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Granozyte - Ich bin skeptisch
Verfasst: 21 Jan 2016 15:38
von Milchschnitte
Hallo zusammen!
Nach 4 erfolglosen IUIs, einer erfolglosen ICSI sowie einem erfolglosen Kryo-Transfer, schlägt mein Arzt nun vor Granozyte zu spritzen, da mir die drei aktivierenden KIR Gene fehlen.
Blutgerinnung und Immunsystem sind in Ordnung.
Spermiogramm meines Mannes ist in Ordnung, die transferierten Eizellen hatten eine gute Qualität, die Befruchtungsrate lag bei 85%.
Bei uns sieht also eigentlich alles gut aus, wenn man von den dubiosen KIR Genen absieht und der wahrscheinlich damit verbundenen fehlenden Einnistung.
Ich möchte in Kürze meine 2. ICSI in Angriff nehmen und frage mich, wieviel Hoffnung ich jetzt auf die Granozyte-Therapie setzen kann.
Klar, es gibt Frauen, die damit schwanger geworden sind. Es gibt aber mindestens genauso viele, wenn nicht sogar viel viel mehr, die ohne Granozyte ein Kind ausgetragen haben. Daher stehe ich dieser Therapie skeptisch gegenüber.
Mein Mann ermutigt mich Granozyte auszuprobieren, aber mir ist das irgendwie zu unsicher. Es ist teuer, es ist nicht wirklich nachgewiesen und die Fehlgeburtenrate ist erhöht.
Andererseits bleibt mir sonst eigentlich nichts mehr. Alles andere hab ich schon durch. Ich könnte die ICSI einfach nochmal ohne Granozyte durchziehen.
Seit vier Jahren versuchen wir schwanger zu werden. Ich geb natürlich die Hoffnung nicht auf und kann ehrlich gesagt nicht so ganz akzeptieren, dass es bei uns nicht auf dem natürlichen Wege klappen will. Und ich hab ein bisschen Angst vor dem Zeitpunkt an dem sich herausstellt, dass es auch mit Granozyte nicht klappt.
Ich weiß, dass es grundsätzlich keine Gelingarantie gibt und dass viele viele Frauen mehr durchgemacht haben als ich und dass man kämpfen muss, um seine Wünsche zu verwirklichen. Aber ich bin grad wahnsinnig skeptisch.
Ging/geht es jemandem ähnlich?
Verfasst: 21 Jan 2016 15:54
von BimBamBum
Hallo du,
mir gehts ähnlich.
Ich soll Grano nehmen (lt. RF) und meine Kiwu weigert sich. Sie meinten, es läge an meinen schlechten Eizellen (obwohl ich Blastos hatte und die Teilung etc. gut war) und RF hätte eh nix gefunden. Und dass obwohl ich zusätzlich Heparin und Prednisolon nehmen soll. Ich bin total verwirrt und irgendwie auch genervt, aber ich tendiere momentan stark dazu es zu probieren. Wir haben keine weiteren Versuche mehr und ich will mir hinterher nicht vorwerfen müssen, was gewesen wäre, wenn ích es genommen hätte.
Liebe Grüße
Verfasst: 21 Jan 2016 17:06
von Zil
Hallo liebe Milchschnitte,
schreibe hier kaum noch, aber ich kann dich sehr gut verstehen. bin auch KIR AA und habe ziemlich lange geglaubt (und mir auch von einigen Ärzten einreden lassen, dass es - auch - an mir liegen könnte). Inzwischen glaube ich meiner letzten Kiwu-Praxis, dass der Grund bei meinem Mann lag. Wegen KIR - ja, da werden immer diese Studien zitiert mit Fehlgeburten, aber ich habe dann mal so ziemlich alles gelesen, was es dazu gibt und auch eine Studie gefunden, in der Inderinnen mit KIR AA weniger FG hatten als andere Frauen... Und ca. 30% der Europäerinnen sind AA! "KIR macht einen nur kirre", sagte mein Kiwu-Arzt.
Also wenn ihr Indikation zur ICSI habt, dann liegt sicher ein etwas schwerwiegenderes Problem bei den Spermien vor, was dann Ursache von fehlender Einnistung, biochemischer SS oder FG sein kann. Natürlich ist dein Alter, AMH und evtl. ein nicht optimales Protokoll auch nicht ganz außen vor zu lassen.
Wegen KIR Granozyte nehmen? Naja, wahrscheinlich nicht so sehr aus bewiesenen medizinischen Gründen als eher damit du nicht denkst, du hättest irgendetwas unversucht gelassen. Da tun wir Frauen leider viel mehr, auch wenn die Ursache beim Mann liegen sollte...
Das hilft dir wahrscheinlich auch nicht wirklich weiter, aber vielleicht sind ein paar gute Überlegungen dabei! Alles Liebe!
Verfasst: 21 Jan 2016 21:17
von Milchschnitte
Liebe Zil,
Du hast mir sehr weitergeholfen, danke. Aktuell würde ich das Granozyte nur nehmen, weil mein Arzt mir dazu rät. Ich hab den Verdacht, dass Granozyte eher die Pharmaindustrie fördert als die Einnistung.
Was kann denn mit den Spermien sein, das die Einnistung verhindert? Und welche Spermien sollen dabei ausschlaggebend sein? Das, was quasi mit der Eizelle verschmilzt ist oder die, die in der Gebärmutter übrigbleiben?
@BimBamBum aber das ist es doch gerade: Es ist (zumindest für mich) ziemlich unsicher, ob Granozyte etwas bringt. Heparin und Prednisolon nimmst du ja nicht wegen KIR - da werden bei dir wohl noch andere Faktoren wie Blutgerinnung und dein Immunsystem mitspielen. Wenn du von Granozyte überzeugt bist, lass es dir von RF verschreiben.
Im Endeffekt kommt es darauf an, womit man sich am Besten fühlt.
Verfasst: 21 Jan 2016 21:37
von Zil
Hi Milchschnitte,
leider gibt es Ärzte und auch Kiwu-Praxen, die dazu neigen, dass SG positiver darzustellen als es ist, weil man beim Mann halt recht wenig behandeln kann bzw. wenig forscht oder aus anderen Gründen. Oft werden auch nur einige Basiswerte bestimmt. War bei uns am Anfang alles auch so. Und am Schluss kam alles mögliche raus... Es kann halt auch sein, dass die Spermien z.B. die Verschmelzung schaffen, aber die befruchtete EZ ab Tag 3 sich nicht mehr weiterteilt, und das spricht dann z.B. recht deutlich für männlichen Faktor. Oder dass die angeblich so guten Spermien halt doch ziemlich unwahrscheinlich eine Befruchtung schaffen, weil sie langsam, dna-fragmentiert oder sonstwas sind.
Googel doch mal das PDF "Was Sie schon immer über Spermien wissen wollten" von Schweizer Ärzten. Habe ich auch recht früh gemacht. Weder mein Partner noch die meisten Ärzte haben mir geglaubt, was ich mir zusammengereimt habe. Und dann habe ich auch gezweifelt und alle möglichen dämlichen Untersuchungen bei mir machen lassen.
Aber wenn ihr IUI und ICSI hattet, dann ist doch da wahrscheinlich schon eine Einschränkung da? Falls du eure Probleme offenlegen willst. Seid ihr etwa in Augsburg in der Praxis? Da war ich nämlich auch mal... Näheres gerne per PN.
Verfasst: 22 Jan 2016 10:27
von Milchschnitte
Bei uns ist es tatsächlich so, dass keine (bekannten) Einschränkungen vorhanden sind.
Daher am Anfang auch die IUIs. Wenn Einschränkungen vorhanden gewesen wären, hätte ich keine IUIs gemacht und mir die Zeit gespart.
Wahrscheinlich werden wir den Andrologen wechseln, um der Spermienqualität meines Mannes noch ein bisschen näher auf den Grund zu gehen. Der von dir empfohlene Text hat uns da sehr weitergeholfen, danke.
Verfasst: 22 Jan 2016 13:22
von Wunschtante
Gesunde Skepsis ist an dieser Stelle sicher nicht verkehrt. Kennst Du das Buch von Alan Beer "Is your body baby friendly?" - das hat mir sehr geholfen, die Zusammenhänge zu verstehen, die Literatur für mich richtig einzuordnen usw.
Ich habe Granocyte mit KIR AB erfolgreich gespritzt. Aber beim einen funktioniert's, beim anderen nicht.
Übrigens: In Deutschland ist Granocyte besonders teuer. In Frankreich bekommst Du es deutlich günstiger...
Verfasst: 23 Jan 2016 17:45
von DreamgirlLinda
Mir hat RF auch aufgrund KIR AA Granocyte verordnet und ich werde es in ca. 14 Tagen spritzen.
Das Spermiogramm meines Mannes liegt im Normbereich, nicht berauschend, aber auch nicht schlecht.
Wir haben es bei 4 ICSIs bzw. IVFs immer zu Blastos mit guter Quali geschafft und hatten auch immer noch was zum Einfrieren, worauf eine Biologin mal meinte, sie würde nicht von schlechter Eizell- oder Spermienqualität ausgehen.
Dennoch 4 FG´s, nie einen Herzschlag gesehen.
Die Ärzte meinten alle, das sei Pech, schlechte Eizellqualität usw.
Alle Untersuchungen waren ohne Befund. Einzig bei RF kam ein negativer CrossMatch und KIRAA raus.
Das ist jetzt der letzte Strohhalm an den wir uns noch klammern können.
Wir haben aktive Partnerimmunisierung gemacht und ich werde Granocyte spritzen, auch wenn ich weiß, dass es sehr umstritten ist.
Aber ich möchte nicht nach meiner 5. FG sagen müssen: ach, hätten wir es doch mit Granocyte probiert, vielleicht hätte es dann geklappt.
Es ist sehr teuer und man muss es für sich entscheiden, ob man es wagt oder nicht.
Verfasst: 26 Jan 2016 21:58
von Milchschnitte
@Wunschtante Danke für den Buchtipp. Dass man Granozyte in Frankreich günstiger bekommt, weiß ich schon. Ich zweifle nicht so sehr wegen des Preises, sondern wegen der Wirksamkeit und eventuellen Spätfolgen oder der eventuellen Erhöhung der Fehlgeburtenrate. Im Endeffekt ist es so wie du sagst: Bei dem einen hilft es, bei dem anderen nicht.
Ich kann dich @DreamgirlLinda total verstehen und drücke dir die Daumen und wünsche dir viel Kraft für den kommenden Versuch!