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Eine Frage an das IVF Labor
Verfasst: 27 Feb 2003 16:31
von Johanna
Liebes IVF Team,
ist es richtig, dass man schon an der befruchteten EZ noch bevor beide Kerne miteinander verschmolzen sind, dass Potential bzw. die Qualität dieses Embryos bestimmen kann?
Eine weitere Frage die mich beschäftigt ist, führen Sie in Ihrer Praxis die Polkörperchenanalyse durch, bzw. was halten Sie davon?
Danke
Johanna
Verfasst: 04 Mär 2003 15:36
von IVF-Labor
Hallo Johanna,
die Eizellen werden im sog. Vorkernstadium, noch vor der endgültigen Verschmelzung des genetischen Materials, üblicherweise im IVF-Labor beurteilt. Diese Beurteilung ist eine andere, als die der Embryonen an den darauf folgendenden Tagen und kann sich erheblich von dieser unterscheiden. Man versucht dadurch sehr unvollkommen, die Entwicklungsmöglichkeit von Eizellen und Embryonen zu beurteilen. Je länger man dabei die Entwicklung beobachtet und je mehr Informationen gesammelt werden, um so genauer ist diese Beurteilung. Hundertprozentig ist sie allerdings nie, und wir sind nie in der Lage, wirklich vorherzusagen, was geschieht. Immer wieder erleben wir Überraschungen im positiven wie im negativen Sinne.
Die Polkörperanalyse wird an sehr wenigen (zwei: Darmstadt und Bonn?)
Zentren (UNiveritäten!!) in Deutschland durchgeführt. Es werden nur ganz bestimmte Patientengruppen dafür ausgewählt, von denen bekannt ist, daß ein großer Anteil der EZ von Chromosomenstörungen betroffen ist (Frauen >= 37 Jahre, Low Responer, Pat. mit habituellen Aborten). Man braucht mindestens 7 EZ in einem Zyklus, sonst macht die Untersuchung keinen Sinn. Es besteht das Risiko, daß gar kein Transfer stattfindet, da alle EZ betroffen sind.
Da wir in Deutschland nicht die Möglichkeit haben, Embryonen zu untersuchen, halte ich die Polkörperanalyse für eine möglicher Altenative für die oben aufgeführten Patientengruppen. Die Methode besitzt große Nachteile (es wird nur das mütterliche Erbmaterial untersucht, die Untersuchungsmöglichkeiten sind zeitlich und methodisch sehr beschränkt) und es ist keine triviale Methode, die eben mal so einfach gemacht werden kann. Sie setzt sehr viel Erfahrung voraus, ein geeignetes Team aus Reproduktionsmedizinern, -biologen und Genetikern und eine gute Aufklärung und Vorbereitung der Patienten.
Herzliche Grüße
KR