Leihmutterschaft in Europa - knappes Ergebnis

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Katharinchen
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Beitrag von Katharinchen »

Du wirst nicht wegen Deiner Ansicht abgestempelt. Aber sie ist eben eine persönliche Meinung
und gilt nicht für alle.

Was würdest Du Deiner guten Bekannten, die keine Gebärmutter mehr hat, sagen, wenn sie
Dir anvertrauen würde, dass sie sich jetzt ein Kind wünscht? In den Jahren, in denen sie
behandelt wurde, dachte sie vielleicht nicht daran, weil sie um ihr eigenes Leben gekämpft hat,
aber jetzt würde sie eben gerne ein Kind bekommen.

Könntest Du ihr tatsächlich sagen, dass sie das jetzt so hinnehmen muss, weil Leihmutterschaft
in Deinen Augen Ausbeutung ist und sie froh sein soll, dass sie den Krebs besiegt hat?

Ich denke nicht, dass die Frauen, die sich für eine Tragemutterschaft entschieden haben,
ausgebeutet werden. Sie wissen sehr genau, was sie tun. Sie tragen das Kind eines anderen
Paares aus, das keine Kinder austragen kann. Es ist nicht ihr Kind, das wissen sie von Anfang an.
Ich denke eher, dass für viele Frauen die SS eine einfachere Arbeit ist als die übliche, schlecht
entlohnte Arbeit, die sie sonst verrichten müssten und für die sie weniger Geld bekommen.
Da Tragemütter in der Regel ein oder mehrere eigene Kinder haben, ist ihnen auch sehr klar,
auf was sie sich einlassen. Sie haben bereits eine SS und eine Geburt erlebt. Und die Klinik,
die die Behandlung durchführt, überwacht die SS intensiver, weil sie eine komplikationslose
Abwicklung dieser Geschäftsbeziehung wollen.

Wenn eine Tagesmutter drei Jahre lang das Kind einer anderen Frau täglich für neun Stunden
betreut, damit die Mutter Geld verdienen kann, und das Kind wechselt mit drei Jahren in
eine Kita, dann fragt auch keiner danach, ob sie ausgebeutet wurde, weil sie ja auch eine
Beziehung zu dem Kind hat. Sie hat Geld dafür bekommen, dass sie eine Zeitlang das Kind
einer anderen Frau in Obhut hatte, und das ist ihre Arbeit. Es ist völlig normal, dass sie eine
emotionale Bindung zu dem Kind aufgebaut hat, wenn sie es über so lange Zeit bei sich hatte,
aber beim Übergang in den Kiga interessieren niemanden diese Gefühle. Es wird ganz
selbstverständlich voraus gesetzt, dass sie das Kind ohne Probleme "her gibt".
Niemand käme auf die Idee, hier von Ausbeutung zu sprechen.

Oder bei der Pflegschaft wird davon ausgegangen, dass das Kind nur eine begrenzte Zeit
in der Pflegefamilie ist und dann wieder in die Herkunftsfamilie abgegeben wird. Wie geht
es der Pflegefamilie damit? Ist das Ausbeutung?

Die Tragemutter hat eine ganz ähnliche Arbeit. Sie nimmt eine Zeitlang das Kind in Obhut
und gibt es nach dieser Zeit an die Eltern zurück. Natürlich entsteht dabei eine emotionale
Bindung. Das ist ja auch nichts Schlimmes. Bei der Tagesmutter eines Krabbelkindes und
in der Pflegefamilie ist das auch nichts Kritikwürdiges, es wird sogar erwartet und gewünscht,
weil das Kind diese Bindung für seine Entwicklung braucht. Im Grunde ist die Leihmutterschaft
eine Pflegschaft vor der Geburt, weil die Eltern aus gesundheitlichen Gründen nicht in der
Lage sind, ihrem Kind das für die Entwicklung zu bieten, was es braucht.

Wenn eine Pflegefamilie ein Baby direkt nach der Geburt bekommt und nach einem, zwei
oder drei Jahren wieder in die Herkunftsfamilie abgeben muss, ist sie sogar verpflichtet,
dem Kind Liebe und Geborgenheit zu geben, weil es ansonsten schwere Schäden davon
tragen und hospitalisiert würde. Kinder, die ohne emotionale Bindung aufwachsen, sind
schwer gestört. Und genauso gehört es auch zur Leihmutterschaft dazu, dass die
Tragemutter das Kind in ihrem Bauch wahr nimmt und in irgendeiner Form mit ihm
kommuniziert, wie eine leibliche Mutter das auch tun würde.
Zuletzt geändert von Katharinchen am 16 Okt 2016 21:45, insgesamt 4-mal geändert.
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

free hat geschrieben:hallo tauriel,ich finde leihmutterschaft sollte weiterhin erlaubt werden.mit rechtlichen grundlagen und einschränkungen um sinnvolle rahmenbedingungen zu schaffen ,die es menschen mit unerfülltem kinderwunsch ermöglicht, ihre eigene familie zu gründen.ich habe nicht das gefühl die tragemutter auszunutzen,da ich ihr auf augenhöhe begegne.ich respektiere den unterschied,aber wir haben eine gleichheit im sozialen leben.wir wissen wie es ist schwanger zu sein und kinder sind ein zentraler punkt in unserem leben.dazu gehört natürlich ein geistiges konzept das meine innere haltung bestimmt.vielleicht kannst du auch irgendwann vorurteilsfrei auf andere zugehen und dich von bewertungen lösen.das wünsche ich dir.lg free
hmm, ich finde diesen post jetzt sehr wertend.
free, du schreibst "vielleicht kannst du auch irgendwann vorurteilsfrei auf andere zugehen und dich von bewertungen lösen." ich kann verstehen, dass tauriel das aergert.
ich jedenfalls lese das so dass du denkst dass du vorurteilsfrei bist und es kommt fuer mich ziemlich hochnaesig rueber.

glaubst du wirklich, dass du frei von vorurteilen bist

lg

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo mondschaf
ich hab hier in diesem Ordner das Gefühl dass du die einzige bist die ein wenig meine Einstellung nachvollziehen kann. Die Aussage von free fand ich auch sehr hochnäsig aber das ist für mich abgehakt. Ich werd definitiv zu diesem Thema keine Stellung mehr nehmen weil ich einen klaren Standpunkt habe und die anderen Schreiberinnen auch. Bevor das ganze eskaliert ziehe ich mich jetzt zurück.
Vielleicht fehlt mürb auch das Verständnis für diesen extremen Kiwu den viele Frauen hier haben
LG
Gast

Beitrag von Gast »

Mondschaf, das hast Du sehr treffend geschrieben! Danke, dem schließe ich mich an - ich empfinde das ganz so, wie Mondschaf es ausgedrückt hat.
Ich teile zwar Deine Meinung nicht, Tauriel, aber ich empfinde diesen sehr wertenden Post Dir gegenüber auch als unpassend. Sehr schade. Kann verstehen, dass Du da keine Lust auf weiteren Austausch und Diskussion zu dem Thema hast.

Hoffe aber auch, dass Du, Free, es anders gemeint hast, als es hier rüberkommt.

LG Aquarium
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Es gibt Möglichkeiten, die Gefühle der austragenden Mütter zu reduzieren. Das passiert z.B. heute dadurch, dass sie nicht Kinder aus ihren eigenen Eizellen austragen, sondern aus fremden. Das empfinde ich als eine sehr sinnvolle Regelung. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn der Staat sagen würde, nur die Frau darf Tragemutter werden, die bereits Kinder hat. Denn diese weiß, was auf sie zukommt. Es empfinden doch auch nicht alle Frauen ihre Schwangerschaften gleich. Und es ist ein Unterschied, unter welcher Voraussetzung eine Schwangerschaft zustande gekommen ist. Ich kann mir das zumindest theoretisch vorstellen, wenn ich eine Tragemutter wäre, dass ich ja die ganze Zeit wüsste, was mit dem Kind wird. Ich würde ihm trotzdem bis zur Geburt meine Gefühle geben. Und ich würde mich wohl freuen, wenn es weiterhin Kontakt in irgendeiner Form gäbe. Das sind aber alles Vorgehensweisen, die sich auch vorher vereinbaren lassen.

Schlechte Bedingungen für Leihmütter/ Tragemütter sind eigentlich noch etwas ganz anderes. Zum Beispiel sind oft deren Familien nicht hinreichend abgesichert für den Fall, dass die Mutter einen gesundheitlichen Schaden davonträgt. Es müsste eine bessere Versicherungssituation geben. Es müsste oft klarer sein, was im Fall einer Mehrlingsschwangerschaft oder eines behinderten Kindes passieren soll. Die Leihmutter darf meines Erachtens nicht zur Beendigung der Schwangerschaft genötigt werden. Auch sind die zukünftigen Eltern (logischerweise) oft ganz hipp, was gerade mit ihrem Kind ist. Sie wollen auch gern bei der Geburt dabei sein. Aber manchmal will das die Leihmutter nicht. Hier muss ihre Privatsphäre respektiert werden. - In manchen Ländern haben es die Frauen, die fremde Kinder austragen, sehr schwer mit ihrem Umfeld. Sie verlassen in den letzten Monaten der Schwangerschaft ihre Familien und verbringen die Zeit an einem entfernten Ort. Manchmal werden sie auch dazu gezwungen. Das sind natürlich keine zu akzeptierenden Verhältnisse. Wir brauchen für die Frauen ein wertschätzendes Umfeld. ... Es gäbe zu dem Thema noch mehr zu sagen. ...
Liebe Grüße, Rebella
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Menama
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Beitrag von Menama »

Hallo,
mich macht diese Petition und Abstimmung wahnsinnig wütend. Aus Gründen, die hier noch gar nicht, oder nur am Rande angesprochen wurden.
In bald zwanzig Jahren in mehr oder weniger typischen Ländern für EZS und Leihmutterschaft in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion habe ich sehr oft von Freundinnen, Kolleginnen, auch Bekannten den Satz gehört: "Wenn ich könnte, würde ich jetzt Eizellen (oder auch eine Niere) spenden / ein Kind als Leihmutter austragen / ein paar Monate als Animierdame nach Dubai gehen, etc" Manche haben es auch gemacht, viele scheiterten an Alters- und Gesundheitsgründen. Grund für die Überlegung zu diesem Schritt waren meist Krankheiten, Unfälle im Familienkreis, die zu unbezahlbaren Arzt- und Medikamentenrechnungen und Verdienstausfällen geführt hatten, außerdem korrupte Bildungssysteme, in denen die Ausbildung der Kinder eben nur über Bestechung gesichter werden konnte - Situationen, die wir uns in unseren durch Krankenversicherung, Sozialleistungen und Korruptionsbekämpfung gesicherten Leben gar nicht vorstellen können. Insofern: Ja, ich denke auch, dass Eizellspende und Leihmutterschaft Frauen ausbeutet. Da hilft für mich auch ein individuelles "Auf-Augenhöhe-Begegnen", wie free es postuliert, nichts. Es bleibt strukturelle Gewalt. (Ich habe das eine trotzdem getan und dass ich nie über Leihmutterschaft nachgedacht habe, liegt auch eher an meinen finanziellen als an meinen moralischen Grenzen)
Was mich wütend macht: Die Europaparlamentarier, die nun Frauen schützen wollen, hätten es durch Beitrittsverhandlungen und Assozierungsabkommen in der Hand, die soziale Situation in diesen Ländern erheblich zu verbessern. Es interessiert sie aber nicht. Sie kürzen Gelder, oder schlimmer noch, scheren sich nicht darum, in welchen korrupten Kanälen sie versickern. Stattdessen vergreifen sie sich medienwirksam an den Schwächsten: Frauen, die durch ungewollte Kinderlosigkeit auf der einen und durch den Zwang, die Familie zu unterstützen, auf der anderen Seite keinen anderen Ausweg mehr sehen. Man will vermeiden, dass sich ukrainische oder georgische Frauen als Leihmütter ausbeuten lassen? Dann erhöhe man als erstes den Druck auf die Einführung eines sozialen Gesundheits- und Bildungssystems. Anständige Bezahlung für akademisches und medizinisches Personal, das dann keine Bestechungsgelder mehr zum Überleben braucht, wäre schon mal ein Schritt zu "fair gehandelten" Eizellen und Leihmüttern.
Aber dann würde man in diesen Ländern auch weniger billige Arbeitskräfte für die EU-Industrie finden und die Brüsseler Bordelle hätten auch Nachschubprobleme. Gott bewahre.
So weit mein Wort zum Sonntag(abend),
Mena
Zuletzt geändert von Menama am 17 Okt 2016 04:46, insgesamt 1-mal geändert.
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free
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Beitrag von free »

Aquarium hat geschrieben:Hoffe aber auch, dass Du, Free, es anders gemeint hast, als es hier rüberkommt.
nein,ich merke nur an euren reaktionen, ich komme nicht auf den punkt.mit vorurteilen meine ich, wenn in europa über tragemutterschaft diskutiert wird,oft indien und osteuropa und die ausbeutung deren frauen heran gezogen wird.die ausbeutung der frauen in diesen ländern ist sicherlich nicht von der hand zu weisen und warum sollte auch nicht darüber geredet werden.aber deshalb muss ich nicht gleich alle formen der leihmutterschaft als ausbeutung verurteilen.in dem vorschlag von frau sutter ging es ja gerade um die einheitliche rechtliche regelung der einzelnen tragemutterschaft-arrangement in den europäischen staaten.also die gleichstellung der daraus entstandenen kinder und die regelung der leihmutterschaftsverträge.die begründung der ablehner war ja,frau sutter öffnet mit dieser gesetzeslage die "hintertür"zur legalisierung.mein wunsch besteht weiterhin in einem vorurteilsfreien umgang der tragemutterschaft in europa.aber da bedarf es sicherlich noch viel mehr aufklärung.ich wünsche allen eine gute nacht lg free
Zuletzt geändert von free am 19 Nov 2016 22:15, insgesamt 1-mal geändert.
free
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Beitrag von free »

Mondschaf hat geschrieben:glaubst du wirklich, dass du frei von vorurteilen bist
nö und schon gar nicht am Anfang meiner Suche nach einer Möglichkeit zur Eizellspende und Tragemutterschaft.da hatte ich auch diese vorurteile ausbeutung und egoistisch zu sein im kopf.ich bin doch in deutschland geboren und aufgewachsen und auch von dieser konservativen haltung geprägt worden.erst wenn ich wieder eine zeit in Dänemark bei meinem mann lebe,merke ich wie furchtbar deutsch ich bin.deshalb wünsche ich ja tauriel,sie könne vielleicht ihre vorurteile ablegen um auch neu diskutieren zu können.
Zuletzt geändert von free am 19 Nov 2016 22:16, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

Beitrag von Gast »

Das ist unglaublich arrogant, Free!
An anderer Stelle den Gutmenschen geben und den moralischen Zeigefinger gegen humorvolle Beiträge erheben, aber hier gerne doppelt vor den Kopf schlagen.
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo liebe Aquarium,
ich glaub dass es nichts bringt da gross weiter zu diskutieren. Free hält sich scheinbar für unfehlbar in all ihren Ansichten und urteilt über mich ohne mich zu kennen.
Von daher werde ich mit Sicherheit keine Vorurteile ablegen, da ich keine Lust habe mit Frauen wie Free da weiter zu diskutieren.
Genau das ist es was ich am Anfang dieser Diskussion meinte. Es ist hier im Forum teilweise sehr schwierig andere Standpunkte zu vertreten. Wenn man nicht dem Mainstream hier folgt hat man Vorurteile ...Alles klar...Das nennt man dann hier wohl "Fertility Correctness"
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