Was sagt ihr euren Kindern?

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Bright Berry
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Was sagt ihr euren Kindern?

Beitrag von Bright Berry »

Hallo,
ich bin gerade in der Phase, mich mit einer anonymen EMS anzufreunden, da eine offene für uns leider nicht machbar ist.
Mich würde interessieren, was ihr euren Kindern sagt bzw. sagen werdet, besonders bei der anonymen Spende.
Also nicht, ob oder wann ihr aufklärt, sondern wie ihr es erklärt.
Was würdet ihr sagen, wenn das Kind nach den Spendern fragt und mehr wissen möchte?

Mir macht das Ganze immer noch Bauchschmerzen, weil ich nicht weiß, was ich antworten würde. Und ich bin ein Mensch, der vorher alles zigmal durchdenken muss und die Dinge nicht einfach auf sich zukommen lassen kann.

Ich mach mir Sorgen, dass ein Kind damit eventuell nicht zurecht kommt, absolut nichts über seine genetische Abstammung erfahren zu können. Weder etwas über die Spendereltern noch ob es eventuell irgendwo Halbgeschwister gibt.
Wenn ich ganz ehrlich bin, würde ich mich selbst in so einer Situation damit nicht so gut fühlen. :(
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ajamue
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Beitrag von ajamue »

Hallo Bright Berry

es gibt bereits Kinder-Bücher über Aufklärung, die man zu Hilfe nehmen kann.
Ich denke das kann man nicht wirklich planen und es wird sich eher aus Situationen heraus ergeben wenn die Kinder anfangen zu fragen wo die Babies herkommen.

Vielleicht erkundigst du dich mal bei www.pthorn.de Sie ist Spezialistin für Familien mit Spenderkindern.
Wir hatten bei ihr eine Beratung und das war besonders für meinen Mann sehr hilfreich.
Liebe Grüße von Ajamue

Versuch Nr. 5 - 16. Oktober - wir sehen einen Herzschlag
18.Januar 20+2 - Baby hat 17,7 cm Kopfumfang, ist ca. 24 cm lang und wiegt ca. 325 Gramm
3.Februar 22+4 - Baby hat 20 cm Kopfumfang und wiegt 513gramm. und... ist ein Mädchen!!!
24. Februar 25×4 Babygirl hat 23cm KU und 730gramm
16. März 26,4 cm KU und 1100gramm
11. April 44cm lang und 1879gramm schwer ist die Mini Maus jetzt
22. April 2440gramm
4. Mai 2450gramm seltsam aber würde passen
19. Mai 2860gramm und alles gut
27. Mai ca. 3000gramm 32cm Kopfumfang und macht keine Anstalten, den Aufenthalt bald zu beenden
15.Juni 0:55 babygirl wird bei 41+4 geboren: 4120g, 54cm und alles dran

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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Bright Berry,

wenn Kinder von Anfang an darüber Bescheid wissen, dann ist häufiger das Interesse an den Spendern nicht so groß. Bei unseren Jungs zumindest ist das so. Die wissen es seit dem Alter von 7 bzw. 8, sind jetzt 12 und 16 und haben kein Interesse am Spender.

Ich wäre von Anfang an immer ehrlich und würde auch schon dem jüngeren Kind auf Nachfrage erklären, dass wir das nicht wissen. Vielleicht kann man Vergleiche bringen. Das Samenkorn einer Pusteblume wird vom Wind auch irgendwohin gepustet und schlägt Wurzeln. Ohn dass die daraus wachsende Blume eine Ahnung hat, wo sie herkam. Für jüngere Kinder braucht man vielleicht solche Vergleiche.

Unsere haben. allerdings nie danach gefragt. Also habe ich keine praktischen Erfahrungen, wie eine solche Geschichte wirkt.

Dem älteren Kind würde ich sagen, dass ich mir das auch gewünscht hätte.

Zudem würde ich direkt in der Klinik fragen, ob es Halbgeschwister in Familien gibt, die ebenfalls eine Spende dieser Frau erhalten haben.

Darüber hinaus halte ich es auch nicht für vollkommen ausgeschlossen, dass sich in Tschechien in den nächsten 20 Jahren doch noch was ändert.

Hätten wir eine Eizellspende aus Tschechien empfangen, würde ich mich mit anderen betroffenen Familien zusammentun und nach einer Lösung suchen entweder für eine Änderung in Tschechien oder für eine systematische Suche nach ehemaligen Spenderinnen.

In jedem Fall würde ich an Treffen mit anderen Familien aus anonymer Eizellspende teilnehmen. Dort merken die Kinder, dass sie damit nicht allein sind.
Liebe Grüße, Rebella
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Bright Berry
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Beitrag von Bright Berry »

Lieben Dank für eure Kommentare, da sind gute Tipps dabei.
Es wäre natürlich toll, wenn es doch irgendwann in Tschechien möglich wäre, an die Daten zu kommen.
Ich stell mir vor, wie ich mich als so ein Spenderkind fühlen würde. Ich persönlich hätte mit der deutschen Methode nicht so das Problem, also dass man praktisch ein übrig gebliebener Embryo einer IVF eines anderen Paares war und dass es irgendwo eine Art "zweite Familie" gibt, mit der man verwandt ist und man die Möglichkeit hätte, die Identität zu bekommen. Was man dann daraus macht, bleibt einem ja noch überlassen, aber ich hätte ein gutes Gefühl damit, die WAHL zu haben.

Im Gegensatz dazu würde ich mich recht seltsam fühlen, von zwei wildfremden Personen, die sich selbst nicht mal kannten, regelrecht "zusammengekreuzt" worden zu sein, nur weil sie zufällig die passende Haarfarbe hatten. Tut mir leid, das klingt sehr hart, aber irgendwie ist es bei der EMS ja doch so.

Ich habe Angst, dass mir ein Kind später mal Vorwürfe machen könnte, dass ich die anonyme Spende gewählt habe und es selbst keine Wahl, keine Chance mehr hat, einen Teil seiner Identität, die Herkunft seiner Gene kennenzulernen. Ich denke, in der Kindheit kann man das noch gut mit Geschichten oder solchen Beispielen wie der Pusteblume erklären. Aber was ist mit 16, 18 oder als Erwachsener? Wenn ich Berichte von Spenderkindern lese (die mittlerweile alle erwachsen sind), so sind eigentlich fast alle unzufrieden mit der Anonymität. :(

Ich finde die Entscheidung noch sehr schwierig, würde aber gern, wenn ich diesen Schritt gehe, voll und ganz dahinter stehen können. :-?
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Die Entscheidung ist auch schwierig. Und die Überlegungen, die du triffst, hätte ich auch. Habt ihr es denn beim Deutschen Netzwerk Embryonenspende versucht?

Ich hatte ein paar diesbezügliche Diskussionen mit Empfängern von Embryonenspenden. Diese sahen jedoch durchaus auch Vorteile in der kombinierten Spende. Es ist immer alles unter diversen Aspekten zu sehen.

Letztlich hätte es genau euer Kind nicht gegeben, wenn nicht dieser Weg gegangen worden wäre.

Unsere Kinder sind aus Samenspenden und da wurde der Spender ja auch aufgrund äußerlicher Merkmale ausgewählt. Es war nicht unsere Idee, wir hätten lieber nach inneren Merkmalen gewählt, aber so war es eben. Unsere Kinder haben kein diesbezügliches Problem. Sie sagen, sie sind froh, dass sie leben.

Die organisierten erwachsenen Spenderkinder haben fast alle den Vertrauensbruch erlebt, dass man sie nicht rechtzeitig darüber aufgeklärt hat. Das ist noch mal ein ganz anderer Hammer.
Liebe Grüße, Rebella
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free
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Beitrag von free »

hallo bright berry,in der tat ist die studienlage bei einer spende mit absoluter anonymität von beiden seiten sehr,sehr dünn.aufgrund dessen vermeiden zum jetzigen zeitpunkt seriöse reproduktionskliniken diese situation.bei anonymen spenden mit nur einem unbekannten spender lässt sich andeuten,dass sich diese kinder ganz normal entwickeln.vorausgesetzt,die anonyme spende wird gut vor- und nachbereitet.(psycho-soziale beratung der eltern,offener umgang mit der spende u.s.w.)ich habe mich so unwohl bei meiner ersten und letzten komplettspende gefühlt,dass es mich fast psychisch ausgehebelt hat.ich konnte diese schuldgefühle aufgrund der bewussten entscheidung zur absoluten anonymität nicht verdrängen.ich fühlte mich so schlecht,dass ich keinen innerlichen zugang zum embryo fand.dann kam hinzu,dass ich bei meiner damaligen frauenärztin kein verständnis für meine innere not vorfand.der abort danach tat sein weiteres dazu.wenn du dich so unwohl bei einer kompletten anonymen spende fühlst,kann ich dir nur raten nach alternativen zu suchen.es gibt auch offene embryo-spenden.liebe grüsse free
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo bright berry,

das ist in der tat eine schwierige entscheidung.
wir hatten uns für nicht-anonyme embryonenspende interessiert, aber die kann man nur in wenigen ländern machen. in england gibt es wartelisten, da wäre ich dann schon in rente gewesen ;-)

letztlich haben wir uns wegen der anonymität dagegen entschieden.
eventuell können die kinder die daten später einklagen, aber wir konnten uns mit der ganzen sache nicht anfreunden - klagen zu müssen um eventuell die spender zu erfahren und wenn man pech hat, gibt es vorher einen computer-crash und alles ist weg.
Ich persönlich hätte mit der deutschen Methode nicht so das Problem, also dass man praktisch ein übrig gebliebener Embryo einer IVF eines anderen Paares war und dass es irgendwo eine Art "zweite Familie" gibt, mit der man verwandt ist und man die Möglichkeit hätte, die Identität zu bekommen. Was man dann daraus macht, bleibt einem ja noch überlassen, aber ich hätte ein gutes Gefühl damit, die WAHL zu haben.

Im Gegensatz dazu würde ich mich recht seltsam fühlen, von zwei wildfremden Personen, die sich selbst nicht mal kannten, regelrecht "zusammengekreuzt" worden zu sein, nur weil sie zufällig die passende Haarfarbe hatten. Tut mir leid, das klingt sehr hart, aber irgendwie ist es bei der EMS ja doch so.
das kann ich nachvollziehen. die spende eines rest-embryos hätte ich einem kind mit einem guten und überzeugten gefühl erklären können, so eine "kreuzung" eher nicht (auch wenn ich kein problem damit habe, dass sich andere für diesen weg entscheiden).

mir fällt als gegenargument nur ein, dass es ja durchaus auch genetisch eigene kinder gibt, die ihre väter nicht kennen, weil es eine kurze sache war.
ob nun ein one night stand eine schönere herkunft als so eine künstliche "kreuzung" sind, bleibe dahingestellt...

das soll keine wertung sein, es ist etwas, was jeder für sich selbst entscheiden muss.

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
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erdbeer.marmelade
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Beitrag von erdbeer.marmelade »

Hallo Bright Berry,

ich denke mir, dass Du Dir viele Gedanken machst und dass Du Deine Kinder davon überzeugen kannst, dass Du Dich nicht leichtfertig für diesen Weg entschieden hast, sondern weil es eben der für Euch einzig machbare war / ist. Ich glaube das das wichtigste ist, dass man frühzeitig aufklärt, damit es keinen Vertrauensbruch gibt und dass die Kinder verstehen, warum Ihr diesen Weg gegangen seid.

Sicherlich ist es mit der anonymen Spende nicht ideal, aber vielleicht entwickeln sich in den nächsten 20 Jahren auch Möglichkeiten, die Spender über die DNA herauszufinden. :?:

Ich finde das Märchen von Kosmee "die Perle" auch ganz hilfreich. Sicherlich kann man das auch ausweiten auf eine doppelte Spende.

Liebe Grüße,
Erdbeere
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free
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Beitrag von free »

ich mag kunstmärchen und zur aufklärung von erwachsenen sicherlich gut geeignet.aber zur aufklärung von kleinkindern aus einer anonymen spende halte ich kunstmärchen für völlig ungeeignet.sie verstehen noch keine metapher.kognitiv sind sie nur in der lage gut und böse zu unterscheiden und brauchen dazu klare und einfache strukturen.auch haben sie ihre eigene phantasie.was wir erwachsene schön empfinden,kann auf kinder bedrohlich wirken.
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free
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Beitrag von free »

hallo bright berry,ich kann dir die aufklärungsreihe "offen gesprochen" sehr ans herz legen.mir gibt dieser ratgeber mehr sicherheit im umgang mit der aufklärung und ich habe das gefühl nicht mehr mit ganz so" leeren händen "dazustehen. http://www.famart.de/shop/ratgeber/offe ... en-band-1/ Dieser Ratgeber richtet sich im englischen Original sowie in der Übersetzung des DI-Netzes e.V. an alle Eltern, die ihre Familie mit Hilfe von Gametenspende (Samenspende, Eilzellenspende, Embryonenspende) gegründet haben, sowie an diejenigen, die darüber nachdenken. Wenn Sie planen, Ihrem Kind über seine Anfänge zu erzählen, oder wenn Sie daran denken, dies zu tun, dann soll dieser Ratgeber Ihnen dabei helfen. Er schreibt jedoch keinen einzig “richtigen Weg” vor. Denn jedes Elternpaar ist anders und findet seinen eigenen Weg, wann und wie es mit der Aufklärung beginnt und wie es diese weiter vertieft.
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