Einfluss Spermienqualität?

Für fachliche Fragen an die Spezialistin Frau Zeitler

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Moderator: sonjazeitler

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Eclipse
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Einfluss Spermienqualität?

Beitrag von Eclipse »

Hallo Frau Zeitler,

wir haben in den letzten Jahren fast 20 ICSIs gemacht. Einziger Grund ist OAT3 bei meinem Mann. Ich selbst bin aus gynäkologischer Sicht völlig gesund.

Die Befruchtungsraten bei den ICSIs lagen im Schnitt zwischen 80% und 100%. Die Entwicklung der Embryonen war oft auffallend gut/schnell (mehr als 8-Zellen am dritten Tag), aber bei ein paar Versuchen auch auffallend schlecht (2- oder 3-Zeller am zweiten Tag). Bei den wenigen Versuchen mit Einnistung kam es zu Fehlgeburten wegen genetischer Auffälligkeiten beim Embryo. Bezogen auf die Zahl der befruchteten Eizellen haben sich aber eh lediglich etwa 2% der Embryonen eingenistet.

Wegen meinem zwischenzeitlichen Alter sind wir nun auf Gametenspende umgestiegen. Mein Wunsch war eine Embryonenspende, u.a. weil ich Angst habe, dass die bisherigen Fehlgeburten etwas mit dem miserablen Sperma zu tun haben. Mein Arzt in Deutschland sagte aber, dass das Sperma grundsätzlich nicht schuld ist, da Spermien im Gegensatz zu Eizellen ja ständig neu gebildet werden. So haben wir uns an eine Eizellspende gewagt.

Nun haben wir die Spende gemacht und das Ergebnis wirft bei mir einige Fragezeichen auf. Es wurden Eizellen verwendet, die unbefruchtet vitrifiziert worden waren. Von 10 Eizellen sind 7 aufgewacht. Über die Aufwachrate habe ich nicht viel gefunden, aber das scheint an der unteren Grenze von dem zu liegen, was man erwartet. 6 der 7 Eizellen konnten befruchtet werden. Das ist eine Befruchtungsrate, die für uns mit eigenem Material nicht ungewöhnlich war. Bis dahin also alles noch so weit ok.

Der Entwicklungsverlauf der befruchteten Spendereizellen war dann sehr merkwürdig und sah folgendermaßen aus:
Tag 2: Zwei 2-Zeller. Die restlichen 4 befruchteten Eizellen hatten bis dahin gar nicht erst angefangen sich zu teilen
Tag 3: Aus einem der 2-Zeller war ein 4-Zeller geworden, also in seiner Entwicklung einen Tag hinterher. Der zweite 2-Zeller hatte sich bis dahin nicht weiter geteilt. Dafür war einer der am Tag 2 noch inaktiven befruchteten Eizellen nun auch ein 4-Zeller.
Tag 5: Der erste 4-Zeller hatte sich zur Morula entwickelt, also nach wie vor einen Tag zu langsam. Der 2-Zeller, der sich am dritten Tag nicht weiter geteilt hatte, war nun ein 3-Zeller. Der 4-Zeller, der sich am zweiten Tag noch gar nicht geteilt gehabt hatte, hatte nun eine Zelle verloren und war nur noch ein 3-Zeller.

Zusammenfassung vom Tag 5: ein 3-Zeller, der am Tag 3 noch ein 2-Zeller war, ein 3-Zeller, der zwischen Tag 3 und 5 eine Zelle verloren und sich am Tag 2 noch gar nicht geteilt gehabt hatte und eine Morula. Und dann noch 3 befruchtete Eizellen, die gar nicht in Teilung gegangen waren.

Ein wie wir finden sehr konfuses Ergebnis, zumal es eine Eizellspende war. Wir fragen uns nun, was der Grund für die seltsame Entwicklung der befruchteten Eizellen sein könnte. Ist es wahrscheinlich, dass bei der Spenderin zufällig ein schräger Zyklus mit einer ungeeigneten Charge an Eizellen erwischt wurde, kann es auf das Vitrifizieren zurückzuführen sein oder in wie weit könnte das Sperma doch eine Rolle spielen? Und ist so etwas normal, dass ein Embryo eine Zelle verliert und sich somit rückwärts entwickelt?

Für uns wäre eine Einschätzung sehr wertvoll um uns mit dem weiteren Vorgehen auseinandersetzen zu können.
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

ihre Fragestellung ist sehr komplex und viele Faktoren spielen eine Rolle.
Daher ist es schwierig aus der Ferne eine klare Antwort zu geben.
Grundsätzlich lässt sich jedoch Folgendes sagen:
Der Prozentsatz für Chromosomenfehlverteilungen in Spermien ist wesentlich niedriger
als für Eizellen, so dass die meisten Aneuploidien von der EZ kommen, in wenigen Fällen
über das Spermium
d.h. Chromosomenfehlverteilungen oder Translokationen,
die von der Spermienseite kommen, können zu Fehlentwicklungen beitragen.
Auch der Fragmentierungsgrad der Spermien-DNA wirkt sich je nach
Ausmaß auf die (spätere) Embryoentwicklung aus und ist ein Hinweis bei Aborten.
Der Einfluss der Spermienqualität spielt also schon ein wichtige Rolle.

In der Literatur wird die Auftaurate für SEZ (junge Frauen, nur qualitativ gute EZ werden vitrifiziert)
mit 95 -99 % angegeben. Möglicherweise gab es in dem Zyklus leichte Einschränkungen.
Vielleicht gibt es Vergleichszahlen aus anderen Zyklen dieser Spenderin bzgl.
Auftau-, Befruchtungs- und SS-Raten. Daraus ließe sich eventuell ableiten, ob der eingeschränkte Entwicklungsverlauf
der Embryonen auf die EZ-Qualität oder Spermienfaktoren zurück zuführen ist.
Der Einsatz von nicht vitrifzierten, "frischen" EZ bei einem nächsten Versuch kann
ebenfalls weitere Infos zur Klärung beitragen.

Alles Gute
Sonja Zeitler
Eclipse
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Beitrag von Eclipse »

Hallo Frau Zeitler,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Der Fragmentierungsgrad der Spermien ist bei meinem Mann in der Tat auffällig stark erhöht (er lag bei ca. 50%). Da sagte uns bisher aber ausschließlich der Arzt, der die Untersuchung durchführen ließ, dass das eine wichtige Rolle spielt. Alle anderen Ärzte meinten, die Untersuchung der Fragmentierung der Spermien-DNA wäre Unsinn, das Resultat würde keine Rolle spielen und der Kollege hätte mit der Untersuchung nur Geld verdienen wollen. Daher haben wir auch keine Kontrolluntersuchung des Wertes mehr machen lassen. Aber vermutlich gibt es zwischenzeitlich neuere Untersuchungen über die Wichtigkeit. Ändern lässt sich an dem Wert aber vermutlich eh nichts. Der damals untersuchende Arzt empfahl Entgiftungskuren und die Einnahme von Vitaminen und Antioxidantien. Alle anderen Ärzte haben aber auch da abgewunken und meinten, die Spermienqualität lasse sich nicht durch solche Dinge entscheidend verändern.

Über die Spenderin erhalten wir leider keine der von Ihnen angesprochenen Informationen. Wir dürfen bedauerlicherweise nicht mal das Alter erfahren.

Zusammenfassend interpretiere ich das so, dass es durchaus Sinn macht sich nochmal einen Versuch vorzunehmen um zu schauen, ob dann weniger entwicklungsauffällige Embryonen herauskommen.
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