Zellteilung

Für fachliche Fragen an die Spezialistin Frau Zeitler

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Moderator: sonjazeitler

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Eclipse
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Zellteilung

Beitrag von Eclipse »

Hallo Frau Zeitler,

nach über einem Dutzend erfolgloser ICSI-Versuche mit überdurchschnittlichen Befruchtungsraten und sehr guten Embryonen am Tag 3 haben wir wegen meinem zwischenzeitlichen Alter auf Eizellspende umgeschwenkt. Ich habe mir hier durch eine erstmalige Entwicklung der Embryonen bis zum fünften Tag einen Erkenntnisgewinn erhofft, welche Auswirkungen das Sperma meines Mannes hat. Mein Mann ist Alleinverursacher, hat ein ideopathisches OAT3-Syndrom und seine Spermien haben eine DNA-Fragmentation von etwa 50%.

Der erste Versuch mit einer Spende mit eingefrorenen Eizellen brachte eine gewohnt gute Befruchtungsrate (6 von 7 Eizellen befruchtet), aber eine ernüchternde Embryonenentwicklung. Am Tag 5 gab nur eine einzige Morula und der Rest der Embryonen war maximal im 4-Zell-Stadium oder hatte gar nicht erst angefangen sich zu teilen.

Die Klinik wollte es daher nun mit einem Wechsel der Spenderin und einem Frischversuch probieren um die Chancen zu verbessern. Leider gab es trotz ausreichend großer Follikel am Punktionstag nur eine einzige Eizelle. Diese ließ sich befruchten, aber der Transfer wurde wegen der fehlenden Selektionsmöglichkeit auf den dritten Tag vorverlegt. Der gewünschte Informationsgewinn was sich nach dem dritten Tag abspielt ging in diesem Fall also leider verloren.

Am Tag 3 hatte der Embryo bei der Kontrolle morgens gegen 9 Uhr das 7-Zell-Stadium. Der Transfer fand am späteren Nachmittag des dritten Tages statt. Hier war der Embryo dann ein 9-Zeller, Qualität 2, hatte also während etwa eines halben Tages zwei Zellen dazu gewonnen.

Beim Istanbul Consensus Workshop wurde für den Tag 3 die optimale Zellteilungsrate wohl folgendermaßen festgelegt: Tag 3 (68 ± 1 h) 8-Zeller.

Aber wie läuft die Zellteilung generell zeitlich ab? Es macht nach 68 Stunden vermutlich nicht einfach "plopp" und aus einem 4-Zeller entsteht schlagartig ein 8-Zeller, sondern das ist wahrscheinlich ein Prozess? Wie lange dürfen Zellen ohne sich weiter zu teilen "ruhen" oder in welchem Zeitrahmen sollte ein Embryo irgendeine Entwicklung zeigen? Ist es in Ordnung, wenn sich vom früheren Morgen bis zum späteren Nachmittag aus einem 7-Zeller lediglich ein 9-Zeller entwickelt, was zudem ja auch eine etwas asynchrone Zellteilung zu bedeuten scheint?

Für uns wäre Ihre Einschätzung des Verlaufs, des Ergebnisses und der Chancen sehr wertvoll.
Trotz guter Embryonen viele, viele ICSIs negativ oder Fehlgeburt.
1. EZS Frühjahr 18 - gewohnt gute Befruchtungsrate, trotzdem keine einzige Blasto - negativ
2. EZS Sommer/Herbst 18 - wieder keine einzige Blasto - negativ
3. EZS Winter 19 - sSET von einer 4AA-Blasto (die einzige sehr gute Blasto aus 14 befruchteten Eizellen!) - negativ
Kryo aus 3. EZS Frühjahr 2019 - SET einer Blasto mittlerer Qualität - schwanger
Winter 2020 - Geburt unseres Finnland-Import-Babys

Noch eine zeitgerechte Blasto mittlerer Qualität mit einem nicht ganz zeitgerechten Entwicklungsverlauf bis Tag 5 (erst zu schnell, dann zu langsam) und zwei langsame Blastos mit mittlerer Qualität eingefroren. Was tun? Aus ethisch-moralischen Gründen tun wir uns mit dem Verwerfen schwer. Dann bleibt nur das Einsetzen übrig. Da die Qualität eher fraglich ist, ist die Chance eher gering einzuschätzen, worüber ich nicht wirklich so traurig bin. Und trotzdem schwanger...
Geburt unseres zweiten Finnland-Wunders im Frühjahr 2022.
sonjazeitler
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Beitrag von sonjazeitler »

Hallo,

mit Hilfe der Aufnahmen aus timelapse-Inkubatoren konnten viele Informationen
zu den Teilungsvorgängen/Intervallen von menschlichen Embryonen gewonnen werden.
Daraus konnte eine "ideale" Zeitschiene für die Entwicklung von der befruchteten EZ bis zur BC
erstellt werden, der der Großteil der entwicklungsfähigen Embryonen folgt.
Ein kleinerer Anteil der Embryonen weicht mehr oder weniger von diesem Schema ab und
trägt dennoch ein gewisses Potential für die Weiterentwicklung, Einnistung und SS.
Im timelapse-Video

läuft eine Stundenzähler mit und man kann gut erkennen, dass Phasen geringer Aktivität
eine Zunahme/Verdopplung der Zellzahl in relativ kurzen Intervallen folgt.
Ein Embryo an Tag 3 mit 7 bzw. 9 Zellen liegt im Rahmen und ist für einen Transfer geeignet.

Alles Gute
Sonja Zeitler
Eclipse
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Beitrag von Eclipse »

Hallo Frau Zeitler,

vielen Dank für Ihre Antwort und den tollen Link. Super interessant! So etwas habe ich gesucht.

Leider war auch dieser Transfer negativ und der Embryo somit anscheinend auch dieses Mal untauglich.
Trotz guter Embryonen viele, viele ICSIs negativ oder Fehlgeburt.
1. EZS Frühjahr 18 - gewohnt gute Befruchtungsrate, trotzdem keine einzige Blasto - negativ
2. EZS Sommer/Herbst 18 - wieder keine einzige Blasto - negativ
3. EZS Winter 19 - sSET von einer 4AA-Blasto (die einzige sehr gute Blasto aus 14 befruchteten Eizellen!) - negativ
Kryo aus 3. EZS Frühjahr 2019 - SET einer Blasto mittlerer Qualität - schwanger
Winter 2020 - Geburt unseres Finnland-Import-Babys

Noch eine zeitgerechte Blasto mittlerer Qualität mit einem nicht ganz zeitgerechten Entwicklungsverlauf bis Tag 5 (erst zu schnell, dann zu langsam) und zwei langsame Blastos mit mittlerer Qualität eingefroren. Was tun? Aus ethisch-moralischen Gründen tun wir uns mit dem Verwerfen schwer. Dann bleibt nur das Einsetzen übrig. Da die Qualität eher fraglich ist, ist die Chance eher gering einzuschätzen, worüber ich nicht wirklich so traurig bin. Und trotzdem schwanger...
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